(Tripolis) Der Islamische Staat (IS) bekannte sich zur Entführung von drei Christen im Osten Libyens. Bei den Entführten handelt es um einen koptischen Ägypter und zwei Christen aus Nigeria und Ghana. Eine Bekennererklärung wurde von Dschihadisten im Internet verbreitet zusammen mit Fotos von den Pässen der drei Entführten.
Örtliche libysche Quellen berichten laut Asianews, daß die drei Christen in der Gegend von Noufliayh entführt wurden, einer Hochburg der Islamisten südöstlich der libyschen Stadt Sirte.
Inzwischen wurde die Entführung auch von einem Sprecher der Milizen bestätigt, die der international anerkannten libyschen Regierung ergeben ist, die seit 2014 ihren Sitz in Tobruk hat. Die Entführung erfolgte im fließenden Grenzgebiet zwischen dem Gebiet, das vom Islamischen Staat kontrolliert wird, jenem der Regierung in Tobruk und dem der von den Muslimbrüdern geführten Gegenregierung in Tripolis.
Vier italienische Arbeiter bei Mellitah entführt
Gestern wurden auch vier italienischen Arbeiter in der Nähe des Lagers des Erdölunternehmens ENI in der Gegend von Mellitah entführt, die dort für eine italienische Baufirma tätig sind. Sie sollen in Zuaia im Nordwesten Libyens entführt worden sein, als sie von Tunesien an ihre Arbeitsstelle zurückkehren wollten. Die Stadt Zuaia wird von islamistischen Milizen kontrolliert, die der Gegenregierung in Tripolis nahestehen. Laut libyischen Angaben stehe die Identität der Entführer noch nicht fest. Die Gegend wird von der Muslimbruderschaft konrtolliert.
Am vergangenen 19. April veröffentlichte der Islamische Staat (IS) die Hinrichtung von 28 äthiopischen Christen. 12 waren an der Mittelmeerküste enthauptet, weitere 16 mit einem Kopfschuß hingerichtet worden.
Bereits im Februar hatten die Dschihadisten ein Video im Internet verbreitet, das die Hinrichtung von 21 koptischen Christen zeigt.
Seit dem Sturz von Oberst Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 durch eine von den USA, Frankreich und Italien geführte internationale Militärallianz mit Unterstützung libyscher Rebellen, ist das Land im Chaos versunken. Nach der Auflösung der staatlichen Ordnung sind islamistische Gruppen in das Vakuum vorgestoßen, Muslimbrüder, Salafisten und der Islamische Staat (IS). Libyen ist in mehrere Teile zerfallen mit zwei Regierungen und zwei Parlamenten. Hinzu kommt das vom Islamischen Staat ausgerufene „Emirat Libyen“ und Gebiete, die von örtlichen Clans kontrolliert werden. Im vergangenen Juni eroberten die IS-Islamisten die Stadt Sirte in etwa auf halbem Weg zwischen Tripolis im Westen und Tobruk im Osten.
Text: Paix Liturgique/Giuseppe Nardi
Bild: Una Fides