(Brüssel) Papst Franziskus bekam von Boliviens Staatspräsident Evo Morales Hammer und Sichel mit Christus geschenkt. Geschaffen wurde das „Werk“ einer „Protestkunst“, so der Papst, vom marxistischen Jesuiten und Befreiungstheologen Pater Luis Espinal SJ. Daß Espinal Marxist war, bestätigte Papst Franziskus auf dem Rückflug aus Lateinamerika nach Rom. Dennoch sah sich das Kirchenoberhaupt von der offenkundigen Provokation nicht beleidigt. Die christlichen Opfer des Marxismus erwähnte der Papst nicht. Stattdessen bezeichnete er den Marxisten Espinal als „besonderen“ Menschen. Eine naive oder eine dreiste Verharmlosung des Marxismus?
Wenn Hammer und Sichel dem Papst als Orden um den Hals gehängt werden können und sich dieser keineswegs beleidigt fühlt, warum sollen dann nicht linksradikale Gruppen in einer Kirche tagen?
Kommunistische Partei Belgiens lud europäische und lateinamerikanische radikale Linke in Kirche
Am vergangenen 11. Juni fand ein Treffen der lateinamerikanischen und europäischen radikalen Linken in der belgischen Nationalbasilika des Heiligen Herzens am Kuckelberg statt, benannt nach der Gemeinde Koekelberg bei Brüssel. Die Grundsteinlegung zur Basiliek van Koekelberg erfolgte 1905 zum 75. Jahrestag der Unabhängigkeit Belgiens. 1952 erhob sie Papst Pius XII. zur Basilica minor.
Zum seltsamen Treffen am 11. Juni hatte die marxistisch-leninistische Partij van de Arbeid (PvdA) Belgiens geladen. Sie hält zwei der 150 Sitze in der belgischen Abgeordnetenkammer.
Entstanden ist die zur kommunistischen Internationale gehörende PvdA in den 1960er Jahren aus dem Katholiek Vlaams Hoogstudentenverbond (KHV) an der Katholischen Universität Löwen. Womit schillernde Querverbindungen von Anfang an Pate standen. Der PvdA-Gründer Ludo Martens, zuvor Leiter der KHV-Verbandszeitschrift in Löwen, baute Kontakte zu allen kommunistischen Regimen seiner Zeit auf. Der kommunistische Agitator betätigte sich zudem als Stalin-Verehrer. Kritik am bereits 1953 gestorbenen sowjetischen Diktator tat Martens als „faschistische Propaganda der USA“ ab. Die PvdA ist der belgische Ableger der Kommunistischen Internationale, der auch die Kommunistischen Parteien Chinas, Vietnams und Kubas angehören. Länder, in denen die Christen schwerer Verfolgung ausgesetzt sind.
Che Guevara-Tochter, Vizepräsidenten von Kuba und Venezuela und viele geballte Fäuste
In der Basilika versammelten sich linksradikale und linkspopulistische lateinamerikanische Staats- und Oppositionsführer mit europäischen Gesinnungsgenossen. Zu hören waren bei dem Treffen mit politischen Reden und politischen Liedern unter anderem die Tochter von Che Guevara, einem linksextremen Idol, Miguel Diaz-Canel, der Vize-Präsident Kubas, Jorge Arreaza, der Vize-Präsident Venezuelas und Rafael Correa, der Staatspräsident Ecuadors, sowie die griechische Parlamentsabgeordnete Anastasia Gkara. Zu sehen waren in der Kirche zudem viele gestreckte linke Arme mit geballter Faust, einem der zentralen Symbole des Kommunismus. Körpersprache und Verhaltensweise der Versammelten brachten zum Ausdruck, daß die radikale Linke und das Gotteshaus nicht zusammenpaßten.
Anlaß für das Treffen war der zeitgleich stattfindende Gipfel zwischen der Europäischen Union (EU) und den Ländern der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC). Laut Eigendefinition versammelten sich in Brüssel „1.500 Vertreter von Volksbewegungen“.
„Ein Mißbrauch eines christlichen Gotteshaus“ für die politischen Zwecke einer antichristlichen Ideologie“, so Christianophobie.
Mißbrauch der Nationalbasilika für politische Kundgebung
Obwohl 1905 begonnen, konnte der Kirchenbau erst 1970 fertiggestellt werden. Heute handelt es sich um die fünftgrößte Kirche der Welt. Betreut wird die Basilika von Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria (OMI), für deren Gemeinschaft ein eigenes Gebäude errichtet wurde. Ursprünglich im Stil der gotischen Kathedralen geplant, wurde die Kirche aber im Stil des französischen Art déco verwirklicht. Dieselbe politische Linke, die nun in der Basilika eine Versammlung abhielt, organisierte nach dem Zweiten Weltkrieg heftige Proteste gegen den Kirchenbau.
Die Gemeinde Koeckelberg zählte 1846 knapp 2.200 Einwohner, von denen 97,9 Prozent Flamen, 1,5 Prozent Wallonen und 0,5 Prozent Deutsche waren. 1947 hatte der Ort bereits 15.000 Einwohner, von denen nur mehr 39,9 Prozent Flamen, 0,3 Prozent Deutsche, aber 59,8 Prozent Wallonen waren. 1999 bezeichneten sich 87 Prozent als französischsprachig.
Die auf einer Anhöhe errichtete Basilika bietet einen Ausblick über ganz Brüssel. Wer den Linksradikalen die Erlaubnis erteilte, nicht in irgendeiner Kirche, sondern in der Nationalbasilika Belgiens eine politische Versammlung abzuhalten, ist nicht bekannt. Auch nicht, welche obskuren Kontakte es zwischen der kommunistischen Partei Belgiens und Teilen der katholischen Kirche geben muß.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Christianophobie/Wikicommons