Der Jesuit auf dem Papstthron – Von zwei Katastrophen in einer Person (3. Teil/​3 – Schluß)


Der Jesuit auf dem Papstthron – Von zwei Katastrophen in einer Person

von Wolf­ram Schrems*

Anzei­ge

Gestern, 9. Juni, erreich­te mich in der Nacht die trau­ri­ge Nach­richt, daß P. Seve­rin Leit­ner, ehe­ma­li­ger Novi­zen­mei­ster, Regens des Col­le­gi­um Cani­sia­num und Pro­vin­zi­al der öster­rei­chi­schen Jesui­ten, amtie­ren­der Bera­ter des Jesui­ten­ge­ne­rals und Assi­stent für Zen­tral- und Ost­eu­ro­pa, am Sonn­tag, 7. Juni, bei einer Berg­tour in Ita­li­en töd­lich verunglückte.

El Jesuita
El Jesui­ta

Ich kann­te P. Leit­ner, war ihm aber nie direkt unter­stellt. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren traf ich ihn das eine oder ande­re Mal zufäl­lig auf der Stra­ße und wech­sel­te eini­ge freund­li­che Worte.

Er hat­te geist­li­chen Schliff und mensch­li­ches Format.

Leit­ner war einer der­je­ni­gen Jesui­ten, die offen­sicht­lich ein dis­zi­pli­nier­tes geist­li­ches Leben füh­ren und auf die­sem Sek­tor auch her­vor­ra­gen­de Wei­sung geben kön­nen, gleich­zei­tig aber kirch­lich und poli­tisch weit „links“ ste­hen, sich inten­siv in der Nähe „pro­gres­si­sti­scher“ Bischö­fe auf­hal­ten und über „kon­ser­va­ti­ve“ Bischö­fe abfäl­lig spre­chen. Die­se Gespal­ten­heit fand ich immer ver­wir­rend. Sie ist für die Situa­ti­on vie­ler in der Gesell­schaft Jesu bezeich­nend, die – zumin­dest nach mei­ner per­sön­li­chen „Unter­schei­dung der Gei­ster“ – durch­aus bonae vol­un­ta­tis sind.

Schließ­lich muß man hier den Druck der Wei­sun­gen der Ordens­obe­ren berück­sich­ti­gen. Auch P. Leit­ner sei­ner­seits muß­te in pro­ze­du­ra­len und inhalt­li­chen Fra­gen gehorchen.

Die Lie­be zur Wahr­heit erlaubt aber so und anders kei­ne vor­geb­lich „pie­tät­vol­le“ Ausflucht:

Da der Tod Augen­blick der letz­ten Bilanz ist, muß man sich in aller Auf­rich­tig­keit fra­gen, was vom Wir­ken P. Leit­ners geblie­ben ist bzw. blei­ben wird. Die letz­ten zwan­zig, fünf­und­zwan­zig Jah­re waren jeden­falls kei­ne Blü­te­zeit der öster­rei­chi­schen Ordensprovinz.

Mit der Bit­te an die geschätz­te Leser­schaft um ein Memento.

R. I. P.

Zum Abschluß der Serie nun eine fina­le Aus­wer­tung der der­zei­ti­gen Situa­ti­on von Papst­tum und Jesuitenorden.

Ein kurzes Resümee der gesamten Gedankenführung

Auf­grund per­sön­li­cher Erfah­run­gen wuß­te ich mich anläß­lich der Wahl eines Jesui­ten zum Papst und einer unwahr­haf­ti­gen, zuwei­len schmeich­le­ri­schen Bericht­erstat­tung („el Jesui­ta“) ver­pflich­tet, ein kri­ti­sches Wort zum Zustand des Jesui­ten­or­dens zu sagen. Aus­ge­hend von einer Kon­tra­stie­rung igna­tia­ni­scher Vor­ga­ben mit dem Ver­hal­ten von Papst Fran­zis­kus und ver­schie­de­nen Ein­zel­be­ob­ach­tun­gen aus der jüng­sten Geschich­te des Jesui­ten­or­dens und unter Berück­sich­ti­gung des zer­stö­re­ri­schen Wir­kens zwei­er „pro­mi­nen­ter“ Jesui­ten und eines weni­ger pro­mi­nen­ten Ex-Jesui­ten in den Exkur­sen sind wir bei einem kri­ti­schen grund­sätz­li­chen Schluß­re­sü­mee angelangt.

Die Serie hat dabei nicht den Zweck, Kri­tik um der Kri­tik wil­len zu üben, son­dern der Wahr­heit die Ehre zu geben und den Fort­schritt im Glau­ben zu beför­dern. [1]Daher will ich die­se Serie auch nicht über Gebühr aus­ufern las­sen. Das Wesent­li­che ist gesagt. Um die Anre­gung eines Lesers auf­zu­grei­fen: Ich kon­sul­tier­te Malachi Mar­tins ver­nich­tend kri­ti­sches … Con­ti­n­ue rea­ding

Was heißt „papsttreu“? – Eine autobiographische Vorbemerkung

Robert Kardinal Bellarmin SJ
Robert Kar­di­nal Bell­ar­min SJ

In den 90er Jah­ren habe ich eine star­ke Feind­se­lig­keit von Jesui­ten gegen Papst Johan­nes Paul II. erlebt. [2]Das bezieht sich mei­ner Erin­ne­rung nach aber vor allem auf „west­li­che“ Jesui­ten, beson­ders auf deutsch­spra­chi­ge. Ich hat­te in den 90er Jah­ren papst­treue und mensch­lich vor­bild­li­che Jesui­ten … Con­ti­n­ue rea­ding Man hat­te ihm nicht „ver­zie­hen“, daß er 1981, als der Ordens­ge­ne­ral P. Pedro Arru­pe durch einen Schlag­an­fall regie­rungs­un­fä­hig gewor­den war, zwei Jesui­ten als per­sön­li­che Ver­trau­ens­leu­te (näm­lich die Patres Pao­lo Dez­za, spä­ter Kar­di­nal, und Giu­sep­pe Pit­tau, spä­ter Erz­bi­schof) als Kom­mis­sa­re ein­setz­te und erst 1983 einer Neu­wahl zustimm­te. Obwohl die­ses Vor­ge­hen rechts­kon­form war und dem Selbst­ver­ständ­nis des Jesui­ten­or­dens als beson­de­rer Papst­gar­de voll­kom­men ent­sprach, trug es dem Papst unver­hoh­le­ne Feind­schaft ein. „Jesui­ten sind kei­ne Papa­li­sten“, wie man mir damals sag­te – soweit erin­ner­lich war es der eben Ver­stor­be­ne. Und wie schon im letz­ten Unter­teil erwähnt, war auch die Moral­theo­lo­gie des Pap­stes (Veri­ta­tis sple­ndor, 6. August 1993) ein beson­de­res Haßobjekt.

Für jeman­den wie mich, der sich als „papst­treu“ ver­stand, war das ver­wir­rend und skandalisierend.

In Zei­ten jedoch, in denen nicht ein­mal mehr der Papst selbst papst­treu ist, muß man sei­ne Hal­tung überdenken.

Für mich hat das zu einer stär­ke­ren Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen Per­son und Amt geführt (zur Mög­lich­keit eines häre­ti­schen Pap­stes hat sich übri­gens der hl. Kar­di­nal Robert Bell­ar­min aus der Gesell­schaft Jesu aus­führ­li­cher geäu­ßert). „Papst­treu“ kann daher nicht hei­ßen, alle per­sön­li­chen Bock­sprün­ge eines Pap­stes gut­zu­hei­ßen oder mit­zu­voll­zie­hen. Es kann nur hei­ßen, am Glau­ben der Kir­che aller Zei­ten fest­zu­hal­ten – denn der Papst ist des­sen Die­ner, nicht des­sen Herr. Die­se Erkennt­nis wur­de durch Stu­di­en von Kir­chen­vä­ter­tex­ten, älte­ren lehr­amt­li­chen Doku­men­ten und kir­chen­ge­schicht­li­chen Wer­ken, beson­ders auch durch Rober­to de Matt­eis Abhand­lung Apo­lo­gia del­la Tra­di­zio­ne, geför­dert.

Nein, wir sind kei­ne Papalisten.

Ande­rer­seits wäre ein Papst vom For­mat eines Pius IX. oder Pius X. schon sehr erfreulich.

Ein Daraufblick auf über zwei Jahre Papst Franziskus – Was sofort auffällt

Was bei dem plan- und ziel­los wir­ken­den Pon­ti­fi­kat sofort auf­fällt, ist die völ­li­ge Ver­nach­läs­si­gung dok­tri­nä­rer und phi­lo­so­phi­scher Klar­heit. Ein­zel­ne rich­ti­ge und wich­ti­ge Aus­sa­gen sind in einem Meer der Kon­fu­si­on ertränkt.

Robert Spae­mann und Mar­tin Mose­bach haben als katho­li­sche Lai­en und Intel­lek­tu­el­le die inhalt­li­che Kon­fu­si­on des Pap­stes rich­ti­ger­wei­se kritisiert.

Ein Papst muß Klar­text reden. Er muß die Wahr­heit unzwei­deu­tig ver­kün­den und ver­tei­di­gen. Er muß die Irr­tü­mer benennen:

Error cui non resi­sti­tur, appro­ba­tur et veri­tas, quae mini­me defen­sa­tur, opp­ri­mit­ur. Ein Irr­tum, dem nicht wider­stan­den wird, wird gut­ge­hei­ßen und die Wahr­heit, die nur schwach ver­tei­digt wird, wird unter­drückt. [3]Zit. nach: Rober­to de Mat­tei, Apo­lo­gia del­la Tra­di­zio­ne – Poscritto a Il Con­ci­lio Vati­ca­no II. Una sto­ria mai scrit­ta, Lin­dau, Turin 2011, S. 37. Aber noch etwas ande­res gilt: Sanc­tiores aures … Con­ti­n­ue rea­ding

Wie ich im ersten Teil der Serie geschrie­ben habe, muß ein Jesu­it das Amt, das er über­nimmt, in der ihm eige­nen Logik ver­wal­ten. Ein Papst muß nun ein­mal als Leh­rer und Hir­te agie­ren. Per­sön­li­che Vor­lie­ben sind dabei hintanzustellen.

Und was noch auffällt: die ambivalente Persönlichkeit

Igna­ti­us bil­de­te Men­schen her­an, die über­na­tür­li­che und natür­li­che Tugen­den auf außer­or­dent­li­che Wei­se ent­fal­ten soll­ten – „zur grö­ße­ren Ehre Got­tes“ und zum Wohl und Heil ihrer selbst und aller, mit denen sie zu tun bekommen.

Lie­bens­wür­dig­keit und Dis­kre­ti­on gehö­ren auch dazu (vgl. Gal 5,22f). Zöli­ba­t­ä­re sind in einem stär­ke­ren Aus­maß ver­sucht, gewis­se Nach­läs­sig­kei­ten in Selbst­er­zie­hung und Rück­sicht­nah­me zu ent­wickeln. Jung­ge­sel­len­haf­te Rüpel­haf­tig­keit, Form­lo­sig­keit und Ego­ma­nen­tum sind nahe­lie­gen­de Versuchungen.

Die igna­tia­ni­sche Päd­ago­gik und ordens­in­ter­ne For­ma­ti­on sind dar­auf ange­legt, die­se Fehl­ent­wick­lun­gen zu verhindern.

Papst Fran­zis­kus ver­mit­telt aber genau den Ein­druck, als hät­te die­se For­ma­ti­on nicht recht gegrif­fen: Die Aus­strah­lung ist zwei­deu­tig, ver­gli­chen mit Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI. nicht wirk­lich sym­pa­thisch, das Lächeln wirkt for­ciert, Begrü­ßungs­ge­sten wir­ken oft komisch, das Abher­zen von Kin­dern über­schrei­tet jeg­li­ches ver­nünf­ti­ge Maß.

Gleich­zei­tig ist er mit den Fran­zis­ka­nern der Imma­cu­la­ta bru­tal und unge­recht umge­gan­gen. Sei­ne Kopf­wä­sche für die Mit­ar­bei­ter der Kurie im Advent des Vor­jah­res ver­rät – vor­sich­tig gesagt – ein unaus­ge­gli­che­nes Tem­pe­ra­ment. Papst Fran­zis­kus ver­brei­tet Ver­un­si­che­rung und Angst. Kar­di­nä­le und Bischö­fe wer­den ohne gerech­te Vor­gangs­wei­se ihrer Posten ent­ho­ben. Die Fami­li­en­syn­ode ist eine ein­zi­ge gro­ße Intri­ge, Geschäfts­ord­nungs­ver­stö­ße ein­ge­schlos­sen – unter dem Vor­sitz und der Regie des Papstes.

Hier zeigt sich eine pro­ble­ma­ti­sche Persönlichkeit.

Anbiederung an die Mächtigen

Kardinal Bergoglio mit Rabbi Avril bei einer B'nai B'rith-Veranstaltung in der Kathedrale von Buenos Aires
Kar­di­nal Berg­o­glio mit Rab­bi Avril bei einer B’nai B’rith-Ver­an­stal­tung in der Kathe­dra­le von Bue­nos Aires

Die Besin­nung über die zwei Ban­ner (Exer­zi­ti­en­buch 136ff) kon­tra­stiert den Bereich Chri­sti und den Bereich des Satans.

Papst Fran­zis­kus kennt das natür­lich von sei­nen eige­nen Exerzitien.

Gleich­zei­tig bie­dert sich der Papst aber bei den Mäch­ti­gen der Welt an. Sein inten­si­ver Kon­takt zu der ein­fluß­rei­chen jüdi­schen Loge B’nai B’rith aus sei­ner Zeit in Bue­nos Aires ist noto­risch. [4]Wört­lich heißt B’nai B’rith „Söh­ne des Bun­des“. Da seit 2000 Jah­ren bereits der Neue und Ewi­ge Bund in Kraft ist, der aber von den Juden evi­den­ter­wei­se abge­lehnt wird, fragt man sich nach der … Con­ti­n­ue rea­ding

Ein Rab­bi­ner, näm­lich Abra­ham Skorka, gehört offen­bar zu sei­ner Entou­ra­ge in San­ta Marta.

War­um?

Der blas­phe­mi­sche Vor­schlag des dama­li­gen israe­li­schen Staats­prä­si­den­ten Shi­mon Peres, der Papst möge doch Gene­ral­se­kre­tär einer Art Ver­ein­te Reli­gio­nen der Erde wer­den (o. ä.), wur­de nicht mit Ent­rü­stung zurückgewiesen.

Im Gegen­teil öff­net sich der Papst einer radi­kal säku­la­ren Agen­da, die von UN-Gene­ral­se­kre­tär Ban Ki-Moon und Bevöl­ke­rungs­pla­ner Jef­frey Sachs betrie­ben wird, näm­lich der Welt­be­völ­ke­rungs­re­duk­ti­on im Zei­chen des angeb­li­chen men­schen­ge­mach­ten Klimawandels.

Wie oben gesagt: Wer den Irr­tum nicht radi­kal zurück­weist, unter­stützt ihn.

Es ist völ­lig aus­ge­schlos­sen, daß der hl. Igna­ti­us das gut­ge­hei­ßen hätte.

Resümee

Ich den­ke, es ist hier­mit gründ­lich genug dar­ge­legt, daß die schlimm­sten Pro­phe­zei­un­gen über eine Apo­sta­sie der Gott­ge­weih­ten tat­säch­lich ein­ge­tre­ten sind. Es hat wenig Sinn, irgend­wel­che Lai­en­funk­tio­nä­re oder Pasto­ral­as­si­sten­ten für Lit­ur­gie­miß­bräu­che ver­ant­wort­lich zu machen, wenn die Ver­fäl­schung der Lit­ur­gie von ganz oben ange­ord­net wor­den ist. Es hat wenig Sinn, einen Dorf­pfar­rer wegen Laxis­mus zu maß­re­geln, wenn eine Eli­te der Kir­che, näm­lich der Jesui­ten­or­den, die Moral­theo­lo­gie gründ­lich zer­stört hat. Es hat auch wenig Sinn, sich über Drit­te-Welt-Akti­vi­sten mit ihrem lächer­li­chen Pathos zu echauf­fie­ren, wenn der Mar­xis­mus über die Befrei­ungs­theo­lo­gie von höch­sten Stel­len in die Kir­che inji­ziert wor­den ist. Die Jesui­ten selbst haben in Latein­ame­ri­ka mit gewalt­a­ffi­nen Ideo­lo­gien gezündelt.

Der von 1965 bis 1981 regie­ren­de Ordens­ge­ne­ral Pedro Arru­pe (1907 – 1991) hat gemäß Malachi Mar­tin den Orden von den katho­li­schen und ursprüng­lich igna­tia­ni­schen Wur­zeln mehr oder weni­ger voll­stän­dig abge­schnit­ten und enor­me Ver­wir­rung gestif­tet. Sein blin­der Opti­mis­mus und sein über­stei­ger­tes Selbst­be­wußt­sein haben gro­ßen Scha­den ange­rich­tet. [5]Der Voll­stän­dig­keit hal­ber muß man anfü­gen, daß P. Arru­pe in gewis­ser Hin­sicht auch der Inspi­ra­ti­on von Papst Paul VI. folg­te. Die­ser hat­te anfäng­lich eben­falls einem völ­lig irrea­len Opti­mis­mus … Con­ti­n­ue rea­ding

Eine Kon­ti­nui­tät mit dem Ordens­grün­der besteht – über die rein for­ma­le Abfol­ge sei­ner Nach­fol­ger als Ordens­ge­ne­rä­le hin­aus – dem­nach nicht. Igna­ti­us war katho­lisch und – selbst­ver­ständ­lich – „vor­kon­zi­li­ar“. Der erfah­re­ne Ver­wal­ter und nüch­ter­ne Offi­zier hät­te die weit­schwei­fi­gen und zwei­deu­ti­gen Kon­zils­tex­te mit ihrer revo­lu­tio­nä­ren Ten­denz abge­lehnt. Sie hät­ten ihm und sei­ner Socie­tas Jesu kei­ner­lei Moti­va­ti­on für mis­sio­na­ri­sches Han­deln geboten.

Er lehr­te, daß man sich in der Vor­gangs­wei­se der Ver­kün­di­gung den Adres­sa­ten anpas­sen müsse.

Aber es muß sich selbst­ver­ständ­lich immer um die­sel­be Bot­schaft handeln!

Die­se ist inhalt­lich bestimmt und hängt nicht von einer bestimm­ten Zeit­epo­che ab.

Was folgt aus dem Gesagten?

Unsere Liebe Frau von Fatima
Unse­re Lie­be Frau von Fatima

Erstens folgt eine star­ke Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen Per­son und Amt auf Sei­ten der Gläu­bi­gen: Der Papst ist nur unfehl­bar, wenn er ex cathe­dra eine dog­ma­ti­sche Aus­sa­ge tätigt. Im Nor­mal­be­trieb kann man erwar­ten, daß er sich um das Wohl und Heil der ihm anver­trau­ten Gläu­bi­gen küm­mert. Loya­li­tät gegen­über dem Inha­ber des Petrus­am­tes muß in schwer­wie­gen­den Fäl­len eine vor­ge­ord­ne­te Loya­li­tät gegen­über den Inhal­ten des über­lie­fer­ten Glau­bens einschließen.

Zwei­tens sind die kirch­li­chen Oppor­tu­ni­sten, Kar­rie­ri­sten und Hof­schran­zen, ein­schließ­lich der kom­mer­z­ori­en­tier­ten katho­li­schen Medi­en­schaf­fen­den, im Inter­es­se des Glau­bens und der Wahr­heit gut bera­ten, jeg­li­che Eupho­rie um Papst Fran­zis­kus sofort ein­zu­stel­len: „El Jesui­ta“ ist eine Wunsch­vor­stel­lung, die Pra­xis sieht – wie aus­führ­lich gezeigt – anders aus. Die Schmei­che­lei nützt nie­man­dem. Nur die Wahr­heit macht frei.

Und drit­tens ist es auf Sei­ten der kirch­li­chen Auto­ri­tä­ten aller­höch­ste Zeit, das Ver­steck­spiel um das Drit­te Geheim­nis von Fati­ma zu been­den. Die Men­tal­re­ser­va­tio­nen, Aus­flüch­te und Lügen müs­sen ein Ende haben. Die vom Him­mel gewähr­te Schon­frist ist seit 1960 erkenn­bar am Ablau­fen. Papst Fran­zis­kus hat sich bezüg­lich Fati­ma von Kar­di­nal Loris Capo­vil­la, dem ehe­ma­li­gen Sekre­tär von Papst Johan­nes XXIII., infor­mie­ren las­sen. Er weiß, was zu tun wäre (genau­so wie übri­gens der eme­ri­tier­te Papst Bene­dikt XVI.).

Tut er es ange­sichts der der­zei­ti­gen dra­ma­ti­schen Lage von Kir­che und Welt nicht, wird der Jesu­it auf dem Papst­thron als der mise­ra­bel­ste Papst in die Kir­chen­ge­schich­te eingehen.

A. M. D. G.

 .

*MMag. Wolf­ram Schrems, Linz und Wien, katho­li­scher Theo­lo­ge, Phi­lo­soph, Katechist

Die voll­stän­di­ge Reihe:

Bild: Lumen/​Wikicommons/​Montage Archiv/​Pagina Catolica

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1 Daher will ich die­se Serie auch nicht über Gebühr aus­ufern las­sen. Das Wesent­li­che ist gesagt. Um die Anre­gung eines Lesers auf­zu­grei­fen: Ich kon­sul­tier­te Malachi Mar­tins ver­nich­tend kri­ti­sches Buch The Jesuits - The Socie­ty of Jesus and the Betra­y­al of the Roman Catho­lic Church (New York, 1987), zumin­dest in Tei­len. Dadurch füh­le ich mich in mei­nen Beob­ach­tun­gen und Schluß­fol­ge­run­gen bestä­tigt. Mar­tins Aus­füh­run­gen zu Teil­hard de Char­din sind sogar noch um eini­ges schär­fer. Um Mar­tin aus­führ­li­cher ein­zu­be­zie­hen, ande­rer­seits aber auch auf die Kri­tik bezüg­lich sei­ner eige­nen, durch­aus schil­lern­den Per­son ein­zu­ge­hen, bedürf­te es noch unver­hält­nis­mä­ßig umfang­rei­cher und im Zusam­men­hang nicht not­wen­di­ger Aus­füh­run­gen. Die von mir kon­sul­tier­ten Wer­ke (aus sei­ner letz­ten, „tra­di­tio­na­li­sti­schen“ Lebens­pha­se) erschei­nen mir jeden­falls recht­gläu­big und in jeder Hin­sicht glaubwürdig.
2 Das bezieht sich mei­ner Erin­ne­rung nach aber vor allem auf „west­li­che“ Jesui­ten, beson­ders auf deutsch­spra­chi­ge. Ich hat­te in den 90er Jah­ren papst­treue und mensch­lich vor­bild­li­che Jesui­ten slo­we­ni­scher und kroa­ti­scher Natio­na­li­tät kennengelernt.
3 Zit. nach: Rober­to de Mat­tei, Apo­lo­gia del­la Tra­di­zio­nePoscritto a Il Con­ci­lio Vati­ca­no II. Una sto­ria mai scrit­ta, Lin­dau, Turin 2011, S. 37. Aber noch etwas ande­res gilt: Sanc­tiores aures ple­bis quam corda sacer­do­tum (ebd., 27f). Das ist ein Zitat des hl. Hila­ri­us von Poi­tiers in sei­ner Schrift Con­tra Auxen­ti­um gegen die Aria­ner, bzw. gegen die aria­ni­schen Prie­ster: „Die Ohren des gläu­bi­gen Vol­kes sind hei­li­ger als die Her­zen der Prie­ster.“ Hila­ri­us woll­te damit sagen, daß die Gläu­bi­gen auch die Pre­digt eines aria­nisch gesinn­ten Prie­sters im katho­li­schen Sinn ver­ste­hen. Denn ihre Gesin­nung ist lau­te­rer als die der von ver­steck­ten Agen­da und Men­tal­re­ser­va­tio­nen ver­dor­be­nen Prie­ster mit ihren zwei­deu­ti­gen Pre­dig­ten. Das ist auch heu­te ein weit­ver­brei­te­tes Phä­no­men: Vie­le Gläu­bi­ge hören auto­ma­tisch das Beste aus der Pre­digt eines zwei­fel­haf­ten Prie­sters oder Bischofs. Das ist zwar einer­seits gut für die geist­li­che Erbau­ung, aber ande­rer­seits ris­kant, denn der Gläu­bi­ge kann leicht auf einen fal­schen Weg geführt werden.
4 Wört­lich heißt B’nai B’rith „Söh­ne des Bun­des“. Da seit 2000 Jah­ren bereits der Neue und Ewi­ge Bund in Kraft ist, der aber von den Juden evi­den­ter­wei­se abge­lehnt wird, fragt man sich nach der Berech­ti­gung die­ser Eigenbezeichnung.
5 Der Voll­stän­dig­keit hal­ber muß man anfü­gen, daß P. Arru­pe in gewis­ser Hin­sicht auch der Inspi­ra­ti­on von Papst Paul VI. folg­te. Die­ser hat­te anfäng­lich eben­falls einem völ­lig irrea­len Opti­mis­mus gefrönt. Als er dann den Jesui­ten Wei­sun­gen im Sin­ne der katho­li­schen Recht­gläu­big­keit gab, kam das zu spät und war nicht mehr glaub­wür­dig. Wegen Hum­a­nae vitae wur­de er nicht zuletzt von den Jesui­ten mas­siv kritisiert.
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