Der Papst in Sarajewo – Brüder stärken – interreligiöser Dialog


Bosnien-Herzegowina: (gelb) katholische Kroaten, (grün) moslemische Bosniaken, (rot) orthodoxe Serben
Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na: (gelb) katho­li­sche Kroa­ten, (grün) mos­le­mi­sche Bos­nia­ken, (rot) ortho­do­xe Serben

(Rom) „Ich kom­me nach Sara­je­wo, um die Katho­li­ken in ihrem Glau­ben zu stär­ken und um den inter­re­li­giö­sen Dia­log und das fried­li­che Zusam­men­le­ben zu unter­stüt­zen.“ Dies sag­te Papst Fran­zis­kus in einer Video­bot­schaft im Vor­feld sei­nes Pasto­ral­be­suchs in Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na, der am kom­men­den 6. Juni statt­fin­den wird. Wie Vati­kan­spre­cher Pater Lom­bar­di erklär­te, ste­he der Besuch in kei­nem Zusam­men­hang mit den angeb­li­chen Mari­en­er­schei­nun­gen im her­ze­go­wi­ni­schen Med­jug­or­je. Der Papst wer­de in Sara­je­wo nicht zum Phä­no­men Med­jug­or­je Stel­lung neh­men, so Lombardi.

Anzei­ge

Die Katho­li­ken sol­len „Zeu­gen des Glau­bens und der Lie­be Got­tes sein“. Dazu möch­te das katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt den inter­re­li­giö­sen Dia­log zwi­schen Chri­sten und Mos­lems „unter­stüt­zen“ und zum fried­li­chen Zusam­men­le­ben „ermu­ti­gen“. Das sind die Zie­le, die Papst Fran­zis­kus für sei­nen Sara­je­wo-Besuch nennt. Die Video-Bot­schaft wur­de in Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na bekanntgemacht.

Das Mot­to des Papst­be­suchs lau­tet „Der Frie­den sei mit euch“. Der Papst for­der­te die Katho­li­ken auf, sich mit ihm im Gebet zu ver­ei­nen, damit der Besuch „die erhoff­ten Früch­te für die Kir­che und gesam­te Gesell­schaft bringe“.

„Mei­ner­seits berei­te ich mich vor, zu euch zu kom­men als Bru­der, als Frie­dens­bo­te, um euch allen – allen! – mei­ne Wert­schät­zung und mei­ne Freund­schaft aus­zu­drücken. Ich möch­te jedem Men­schen, jeder Fami­lie, jeder Gemein­schaft die Barm­her­zig­keit, die Zärt­lich­keit und die Lie­be Got­tes verkünden.“

Papst Fran­zis­kus wird am Sams­tag, den 6. Juni die bos­ni­sche Stadt Sara­je­wo besu­chen. Sie ist Regie­rungs­sitz von Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na, einem Staat, der seit 1995 in zwei Teil­staa­ten zer­fällt. Die Zwei­tei­lung ist eine Fol­ge des eth­nisch-reli­giö­sen Krie­ges zwi­schen 1991 und 1995, der mit dem Zer­fall des kom­mu­ni­sti­schen Jugo­sla­wi­ens aus­brach. Eine wei­te­re Fol­ge ist, daß die 1994 gegrün­de­te kroa­tisch-mos­le­mi­sche Föde­ra­ti­on Bos­ni­en und Her­ze­go­wi­na und die ortho­do­xe Ser­bi­sche Repu­blik (Repu­bli­ka Srps­ka) von der inter­na­tio­na­len Staa­ten­ge­mein­schaft wider Wil­len in einen gemein­sa­men Staat gezwun­gen wur­den. Auch die katho­lisch-kroa­ti­sche und die mos­le­misch-bos­nia­ki­sche Bevöl­ke­rung wur­den in eine unge­lieb­te Föde­ra­ti­on gezwängt.

Papst Fran­zis­kus besucht fak­tisch die­ses katho­lisch-mos­le­mi­sche EU-Pro­tek­to­rat. Die höch­ste poli­ti­sche Instanz und damit der eigent­li­che Ent­schei­dungs­trä­ger ist der „Hohe Reprä­sen­tant“ der UNO. Sei­ne Ein­set­zung und Zustän­dig­keit erfolgt durch EU, USA und Ruß­land. Seit 2009 beklei­det ein öster­rei­chi­scher Diplo­mat, der Kärnt­ner Slo­we­ne Valen­tin Inz­ko, die­ses Amt.

Die katho­li­schen Kroa­ten führ­ten mehr­fach Kla­ge, daß sie gegen­über den Bos­nia­ken benach­tei­ligt sei­en (sie­he Die igno­rier­te Dis­kri­mi­nie­rung der katho­li­schen Kroa­ten in Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na). Das eth­nisch-reli­giö­se Ver­hält­nis in der Föde­ra­ti­on beträgt etwa 70 Pro­zent Bos­nia­ken und 30 Pro­zent Kroa­ten bei ten­den­zi­el­ler Ver­schie­bung zugun­sten der Bos­nia­ken. Unter die­sen fin­det, laut Beob­ach­tern, seit dem Bür­ger­krieg eine beacht­li­che Reis­la­mi­sie­rung statt. Sowohl die Tür­kei als auch Sau­di-Ara­bi­en ver­su­chen durch den Bau von Moscheen, die Errich­tung von Medres­sen und Hilfs­lei­stun­gen Ein­fluß unter die­sen euro­päi­schen Mos­lems zu gewin­nen (sie­he Isla­mi­sie­rung Bos­ni­ens – Tür­kei ver­sucht pro-tür­ki­schen Lob­by­isten auf­zu­bau­en).

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: RotW

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!