Kardinal Sarah beklagt schwindenden Glauben und Sakramentenverständnis


Robert Kardinal Sarah
Robert Kar­di­nal Sarah

(Rom) Kar­di­nal Robert Sarah, seit einem hal­ben Jahr Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung beant­wor­te­te Ende Mai Fra­gen aus dem Publi­kum, als er am Päpst­li­chen Insti­tut Johan­nes Paul II. für Stu­di­en zu Ehe und Fami­lie an der Vor­stel­lung der neu­en Schrif­ten­rei­he zur Fami­lie „Fami­glia, lavo­ri in cor­so“ teilnahm.

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„Wenn man die Eucha­ri­stie als gemein­sa­mes Essen betrach­tet, von dem nie­mand aus­ge­schlos­sen sein darf, dann ver­liert man den Sinn für das Myste­ri­um.“ So lau­te­te eine der Ant­wor­ten des afri­ka­ni­schen Kar­di­nals, der eine inten­si­ve Rei­se­tä­tig­keit ent­fal­tet und mit kla­ren Wor­ten Rede und Ant­wort steht.

Die Schrif­ten­rei­he zur Fami­lie wur­de mit Blick auf die bevor­ste­hen­de Bischofs­syn­ode über die Fami­lie her­aus­ge­ge­ben. Geplant ist, alle „hei­ßen“ The­men, wie Homo­se­xua­li­tät, Sexua­li­tät, Schei­dung, künst­li­che Befruch­tung, Eutha­na­sie, Abtrei­bung und Zöli­bat anzu­spre­chen. Die ersten drei Bän­de wur­den nun vor­ge­legt. Die ersten bei­den stam­men von Dozen­ten des Insti­tuts, das bei der Bischofs­syn­ode 2014 nicht für den Kreis der Con­sul­to­ren berück­sich­tigt wor­den war. Ein Umstand, der eini­ges Stau­nen und Kri­tik aus­ge­löst hat­te. Der Band „Eucha­ri­stie und Schei­dung: Ändert sich die Dok­trin?“ wur­de von José Gra­na­dos vor­ge­legt. Er wur­de inzwi­schen zum Con­sul­tor für den zwei­ten Teil der Bischofs­syn­ode ernannt. Band Zwei: „Unter­schied­li­che Fami­li­en: Unvoll­stän­di­ger Aus­druck des­sel­ben Ide­als?“ stammt von Ste­phan Kam­pow­ski. Der drit­te Band: „Was denkt Jesus über die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen?“ wur­de von Luis Sanchez Navar­ro, Pro­fes­sor für Neu­es Testa­ment an der Uni­ver­si­tät San Dama­so von Madrid verfaßt.

„Wenn man bedenkt, daß sogar im Taufritus das Worte ‚Glaube‘ nicht mehr erwähnt wird“

„Der Westen legt sich eige­ne Illu­sio­nen zurecht“, so Kar­di­nal Sarah bei der Buch­prä­sen­ta­ti­on. Alle Pro­ble­me hän­gen mit dem Glau­ben zusam­men: „Wenn man bedenkt, daß sogar im Tauf­ri­tus das Wort ‚Glau­be‘ nicht mehr erwähnt wird, wenn die Eltern gefragt wer­den, was sie von der Kir­che Got­tes für ihr Kind erbit­ten, dann ver­steht man die Trag­wei­te des Pro­blems.“ Die Fra­ge sei kei­nes­wegs banal, so der Kar­di­nal Sarah.

Die Ant­wort des Kar­di­nals erin­nert an Wor­te von Papst Bene­dikt XVI. bei einer Begeg­nung mit Prie­stern einer sub­ur­bi­ka­ri­schen Diö­ze­se im Som­mer 2006. Zum Unter­schied von Kar­di­nal Sarah beklag­te damals der Papst eine Fehl­ent­wick­lung. „Ist es nor­mal, daß ein Papst einen so ern­sten Man­gel fest­stellt, ohne für des­sen Behe­bung zu sor­gen? Ist die­ser mit Paul VI. begon­ne­ne ‚Ver­zicht‘ nor­mal, der sich inzwi­schen in Will­kür ver­wan­delt hat?“, frag­te die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne römi­sche Inter­net­sei­te Chie­sa e post­con­ci­lio.

Bereits Benedikt XVI. zeigte denselben Mangel auf – ohne ihn zu beheben

Taufe SakramentDie Kri­tik von Papst Bene­dikt XVI. und Kar­di­nal Sarah erfolgt vor dem Hin­ter­grund, daß auf die Fra­ge, was die Eltern für ihr Kind von der Kir­che erbit­ten, in mei­sten Fäl­len nur mehr ant­wor­ten: „Die Tau­fe“. Im alten Ritua­le hieß es: „Den Glau­ben“. Der Unter­schied liegt auf der Hand. Im alten Ritua­le wur­de im wei­te­ren gefragt: „Und dar­um erbit­tet ihr den Glau­ben?“ „Damit es das ewi­ge Leben habe.“

Die Eltern müs­sen auf die Fra­ge im aktu­el­len Ritua­le des Neu­en Ritus nicht ant­wor­ten „Die Tau­fe“. Sie könn­ten auch sagen: „Die Gna­de Chri­sti“; „Das ewi­ge Leben“; „Die Auf­nah­me in die Kir­che“, „Daß es ein Kind Got­tes wird“. Wenn sie den­noch die erst­ge­nann­te Ant­wort geben, dann hängt das auch mit der Tauf­vor­be­rei­tung zusam­men. Das Ver­ständ­nis für das Taufsa­kra­ment, das nicht irgend­ei­ne „Sache“ ist, sofern bei den Eltern nicht wirk­lich vor­han­den, wäre durch den Tauf­prie­ster bereits vor der Tau­fe zu schär­fen. Dar­in liegt eine mis­sio­na­ri­sche Bedeu­tung. Andern­falls besteht die Gefahr, daß die Tau­fe zu einem „schö­nen Fami­li­en­fest“ ver­kommt, das von den Eltern des Täuf­lings als Dienst­lei­stung in einer Pfar­rei geor­dert wird und nach ihren Wün­schen von­stat­ten zu gehen hat.

„Ja, aber“ fördert minimalistisches Verständnis

Durch die Tau­fe wird ein Mensch in den mysti­schen Leib Chri­sti auf­ge­nom­men. Neben der Gna­de des Glau­bens befreit sie vor allem von der Ursün­de. Bene­dikt XVI. hat noch kurz vor sei­nem unver­ständ­li­chen Amts­ver­zicht eine Ände­rung des Tauf­ri­tus vor­ge­nom­men (sie­he Ände­rung des Tauf­ri­tus – Letz­te Ent­schei­dung Bene­dikts XVI.), aller­dings bei die­ser Gele­gen­heit nicht die von ihm eini­ge Jah­re zuvor fest­ge­stell­te, hier erwähn­te dimi­nu­tio korrigiert.

Das Ritua­le Roma­num bie­tet, als Wesens­merk­mal unse­rer Zeit, die Mög­lich­keit zu ver­schie­de­nen For­mu­lie­run­gen, Aus­nah­men, Abwei­chun­gen, Ergän­zun­gen durch die jewei­li­ge Bischofs­kon­fe­renz. „Die­ses Ja-Aber scheint mehr eine mini­ma­li­sti­sche Ver­kür­zung des Tauf­ver­ständ­nis­ses geför­dert zu haben als den Glau­ben, der kaum mehr Erwäh­nung fin­det, wie Kar­di­nal Sarah aktu­ell beklag­te“, so Mes­sa in Lati­no.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Chie­sa e postconcilio/​MiL

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1 Kommentar

  1. Dank sei Robert Kar­di­nal Sarah für sei­nen Ein­satz und Enga­ge­ment in Bezug auf die Syn­ode über
    die Ehe und Fami­lie im Herbst. Durch das Bekannt­ma­chen der Schrift­rei­he über die Fami­lie und
    Ehe “ Fami­glia, lavo­ri in cor­so “ wird ein wich­ti­ger Bei­trag gelei­stet, der zeigt, dass recht­zei­tig zur
    besag­ten Syn­ode sich eine Gegen­wehr eta­bliert. Natür­lich muss man bezwei­feln, dass die progre-
    ssi­ven Kar­di­nä­le und Bischö­fe die­se Schrif­ten lesen und zur Kennt­nis neh­men. Trotz­dem sind das
    die rich­ti­gen Schrit­te die auch ent­spre­chen­de gute Früch­te brin­gen werden.
    Zum Tauf­ri­tus kann man sagen, dass Bene­dikt XVI. hier und ande­res ange­mahnt hat. Aus unbe-
    kann­ten Grün­den jedoch nicht durch­ge­setzt hat. Er hat das den Bischofs­kon­fe­ren­zen überlassen,
    Die­se sind dar­über erha­ben und haben nichts getan, wie bei den Wandlungsworten.

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