(Rom) Der größere der beiden US-amerikanischen Dachverbände katholischer Frauenorden, die Leadership Conference of Women Religious (LCWR) wurde 2012 von Papst Benedikt XVI. unter kommissarische Verwaltung gestellt, weil es erhebliche Zweifel an seiner Rechtgläubigkeit gab. Ziel der kommissarischen Verwaltung war es, den Dachverband wieder auf katholische Wege zu führen. Während die kommissarische Verwaltung andauert, schloß die Glaubenskongregation die „doktrinelle“ Überprüfung ab. Nun haben die betroffenen Ordensfrauen erstmals offiziell Stellung genommen. Eine Stellungnahme, die einiges klärt, aber nicht letzte Klarheit schafft.
Die Presseerklärung ist von den Verantwortlichen der LCWR unterzeichnet, der rund drei Viertel der US-Ordensfrauen angehören. Unterzeichnet haben die amtierende Vorsitzende Sharon Holland, die künftige Vorsitzende Marcia Allen, die ehemalige Vorsitzende Carol Zinn und die Geschäftsführerin Joan Marie Steadman. Die Erklärung spricht von einem „positiven Ergebnis“ der vatikanischen Untersuchung.
Glaubenskongregation beendete „doktrinelle Überprüfung“
Im vergangenen April hatte der Heilige Stuhl bekanntgegeben, daß die „doktrinelle Überprüfung“ der LCWR abgeschlossen wurde. Gemeinsam war vereinbart worden, daß zumindest 30 Tage lang keine Seite eine offizielle Erklärung abgibt.
Glaubenspräfekt Kardinal Gerhard Müller hatte damals gesagt, daß die LCWR ihre Aufgabe zur Unterstützung der Mitgliedsorden geklärt habe und künftig „eine Sicht des Ordenslebens fördert, die auf die Person Jesu Christi ausgerichtet und in der Tradition der Kirche verwurzelt ist“. Ein Hauptgrund für die Überprüfung durch die Glaubenskongregation war eine Vorerhebung, die zum Schluß gekommen war, daß die LCWR von der „christologischen Mitte“ abgeirrt war.
Die nunmehrige Erklärung der LCWR-Führung nimmt mit keinem Wort zu den Eingriffen Stellung, die im Gefolge der vatikanischen Untersuchung eingeleitet wurden. Dazu gehören neue Statuten. Die Erklärung bestätigt jedoch, daß die LCWR-Aktivitäten künftig „auf Jesus Christus und die Lehre der Kirche ausgerichtet sein werden“.
Irritierte Schwestern
2012 reagierten die Rebellenschwestern hochirritiert und sprachen von „falschen Anschuldigungen“, als Rom ernst machte. Jahrelang hatte die LCWR zweifelhafte Tagungen mit zweifelhaften Referenten und noch zweifelhafteren Aussagen organisiert. LCWR-Schwestern sprachen sich für ein Recht auf Tötung ungeborener Kinder aus, für die Anerkennung der Homosexualität, propagierten einen lesbischen Feminismus, leugneten Gaubensdogmen oder ließen sich für linke politische Aktionen verhaften. In manchen Klöstern wurde Priestern der Zutritt verweigert, weil die Ordensfrauen einen männerlosen Gottesdienst feiern wollten. LCWR-Vertreterinnen fabulierten davon, „über Jesus hinauszugehen“.
Die damalige Irritation ist selbst der neuen Erklärung noch anzuhören, denn der Dialog sei „schwierig“ gewesen: „Die Entscheidung am Tisch zu bleiben und den Dialog rund um Themen fortzusetzen, die für uns als Ordensfrauen von großer Bedeutung sind, hatte ihren Preis.“ Gleichzeitig spricht die Erklärung von „tiefem Zuhören“ und „respektvollem Dialog“ zwischen der Glaubenskongregation und den amerikanischen Bischöfen auf der einen Seite und der LCWR auf der anderen Seite. Der Dialog habe zu einem „besseren Verständnis“ beigetragen. Ein Ergebnis dieses „Dialogs“ ist, auf Anweisung der Glaubenskongregation, eine grundlegende theologische Überarbeitung der LCWR-Publikationen.
Ob die rebellischen Schwestern tatsächlich dazugelernt haben, erscheint nicht gesichert. Die Ordensfrauen äußern in der Erklärung auch die Hoffnung, daß diese Konfrontation mit dem Vatikan und den amerikanischen Bischöfen die „Schaffung zusätzlicher Räume innerhalb der katholischen Kirche ermutigen“ möge, um über theologische und pastorale Probleme zu diskutieren.
Biologische Frage?
Die Glaubenskongregation scheint der LCWR jedoch nicht mehr so viel Gewicht beizumessen. Das Durchschnittsalter der LCWR-Ordensfrauen, von denen sich mehr als einige im liberalen Sumpf verirrt haben, liegt fast bei 74 Jahren. Zahlreiche LCWR-Mitgliedsorden sind akut vom Aussterben bedroht.
Viele amerikanische Bischöfe fördern bereits seit längerem den zweiten Dachverband Council of Mayor Superiors of Women Religious (CMSWR). Während der LCWR rapide schrumpft, wächst der zweite Dachverband. In ihm schlossen sich in den 1990er Jahre glaubens- und romtreue Ordensgemeinschaften zusammen, die den progressistischen Kurs der LCWR nicht mehr mittragen wollten. Eine Neugründung, die vom damaligen Glaubenspräfekten Joseph Kardinal Ratzinger aktiv gefördert wurde. Das Durchschnittsalter der CMSWR-Schwestern liegt bei 35 Jahren. Manche Bischöfe scheinen den Konflikt mit den häretisierenden und rebellischen Ordensfrauen deshalb auch als biologische Frage zu betrachten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican Insider/Fr. Z’s Blog
Die Glaubenskongregation tut gut daran, diese „Schwestern“ weiter im Auge zu behalten. wie folgende esoterischen Gesinnungskapriolen aus dem „Programmheft der Jahresversammlung 2013“ des LCWR zeigen:
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„Religiöses Leben definiert sich traditionell als radikale Nachfolge Jesu. Doch dies ist begleitet von einem bestimmten Verständnis des Christus im Rahmen einer bestimmten Kosmologie. Mit Betonung der Evolution, des Bewusstseins und des Sich-Herausbildens wollen wir die Bedeutung einiger Aspekte dieses neuen Verständnisses des Kosmos für das religiöse Leben hervorheben.“
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An besagter Hauptversammlung war Sr. Ilia Delio Hauptrednerin. Ihr Vortrag behandelte das Thema: „Religiöses Leben am Rande des Universums“. (!?)