Noch einmal zum „Fall Volpi“ und den Franziskanern der Immakulata


Papst Franziskus und Kommissar Volpi
Papst Fran­zis­kus und Kom­mis­sar Volpi

(Rom) Nach­dem der Histo­ri­ker Rober­to de Mat­tei den Arti­kel „Ära Vol­pi“ bei Fran­zis­ka­nern der Imma­ku­la­ta zu Ende – Was wird Hei­li­ger Stuhl nun tun? ver­öf­fent­licht hat­te, tauch­te auf der Inter­net­sei­te der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta eine selt­sa­me Erklä­rung auf, die mit „Pater Fidenzio“ unter­zeich­net ist.

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Dar­in erklärt der Apo­sto­li­sche Kom­mis­sar, am 29. April einen Schwä­che­an­fall erlit­ten zu haben, doch habe sei­ne „Gene­sung“ begon­nen und er sei „wie­der im Begriff“, sei­ne nor­ma­le Arbeits­tä­tig­keit auf­zu­neh­men. Vor allem aber heißt es, er habe wie­der „die vol­le Aus­übung sei­ner Lei­tungs­funk­tio­nen“ im Orden übernommen.

Die „Erklärung“ von „Pater Fidenzio“

„Aus Respekt vor sei­ner Per­son und zur Wah­rung sei­ner Pri­vat­sphä­re ver­bie­tet es sich uns, nähe­re Infor­ma­tio­nen zum wirk­li­chen Gesund­heits­zu­stand zu ver­öf­fent­li­chen. Wir kön­nen aber erneut bestä­ti­gen, daß sich Pater Vol­pi auf­grund sei­nes Schlag­an­falls in einer Reha-Kli­nik befin­det und der­zeit weder phy­sisch noch psy­chisch imstan­de ist, irgend­wel­che Auf­ga­ben wahr­zu­neh­men.“, so Rober­to de Mat­tei zur Erklärung.

Die ordens­ei­ge­ne Inter­net­sei­te ist eine Domä­ne von Pater Alfon­so Bru­no, dem Kopf jener Hand­voll Dis­si­den­ten, die sich 2011 gegen Ordens­grün­der Pater Ste­fa­no Maria Manel­li stell­ten, nach­dem der Orden vom neu­en zum über­lie­fer­ten Ritus gewech­selt hat­te. Nach­dem die Ordens­kon­gre­ga­ti­on mit einem Schlag die gesam­te Ordens­lei­tung abge­setzt und den Kapu­zi­ner Fidenzio Vol­pi als Apo­sto­li­schen Kom­mis­sar ein­ge­setzt hat­te, wur­de Alfon­so Bru­no vom Kom­mis­sar zu des­sen rech­ter Hand ernannt und als Gene­ral­se­kre­tär des Ordens ein­ge­setzt. Er ist damit ordens­in­tern der gro­ße Nutz­nie­ßer des Kahlschlags.

Die erstaun­lich vie­len Pres­se­er­klä­run­gen und Kla­ge­dro­hun­gen gegen Kri­ti­ker der kom­mis­sa­ri­schen Ver­wal­tung gehen auf ihn zurück. Erklä­run­gen, die jedoch sel­ten in sei­nem Namen ver­öf­fent­licht wur­den, son­dern im Namen des Kom­mis­sars. Es wird daher nicht aus­ge­schlos­sen, daß auch die jüng­ste Erklä­rung aus der Feder von Pater Alfon­so Bru­no und nicht des gesund­heit­lich schwer ange­schla­ge­nen Kom­mis­sars stammt.

Schlaganfall könnte unerwartet Karten neu mischen

Der uner­war­te­te Schlag­an­fall von Kom­mis­sar Vol­pi könn­te die gesam­ten Kar­ten rund um den Orden neu mischen und die Posi­ti­on von Alfon­so Bru­no gefähr­den. Die Erklä­rung scheint von die­ser Sor­ge gelei­tet und daher dar­auf abzu­zie­len, Sta­bi­li­tät und Kon­ti­nui­tät zu signalisieren.

Ob dem so sein wird, ent­schei­det aller­dings die Ordens­kon­gre­ga­ti­on. Da Papst Fran­zis­kus der kom­mis­sa­ri­schen Ver­wal­tung aus­drück­lich zuge­stimmt und der abge­setz­ten Ordens­lei­tung jede Rekurs­mög­lich­keit ver­wei­gert hat­te, ist davon aus­zu­ge­hen, daß es Kon­sul­ta­tio­nen zwi­schen Kar­di­nal­prä­fekt Joà£o Braz de Aviz und dem Papst geben wird.

Dem Vati­kan ste­hen meh­re­re Mög­lich­kei­ten offen. Die kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung könn­te been­det und ein Gene­ral­ka­pi­tel zur Neu­wahl einer Ordens­lei­tung ein­be­ru­fen wer­den. Da eine kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung in der Regel min­de­stens drei Jah­re dau­ert und der Kom­mis­sar das Gene­ral­ka­pi­tel ein­be­ruft und über des­sen Ver­lauf wacht, ist damit nicht zu rech­nen. Kom­mis­sar Vol­pi wur­de im Juli 2013 ernannt. Sei­ne Amts­zeit dau­er­te nur 20 Mona­te. Aller­dings eine aus­rei­chend lan­ge Zeit, um den Orden schwer zu schä­di­gen, zah­len­mä­ßig zu dezi­mie­ren, des­sen Cha­ris­ma zu ersticken und zahl­rei­che Klö­ster zu schließen.

„Wird die Ordenskongregation von der Absicht ablassen, den Orden zu liquidieren?“

Die Ordens­kon­gre­ga­ti­on könn­te einen neu­en Kom­mis­sar ernen­nen, der bis auf wei­te­res die Kon­trol­le über den Orden aus­übt. Im Vati­kan könn­te man aber auch einen drit­ten Weg wäh­len und Kom­mis­sar Vol­pi still­schwei­gend im Amt belas­sen, auch wenn er sei­ne Auf­ga­be nicht oder nur mehr ein­ge­schränkt wahr­neh­men könn­te. Nomi­nell wäre Pater Vol­pi wei­ter­hin der Ordens­obe­re, tat­säch­lich wür­den jedoch ande­re in sei­nem Namen den Orden lei­ten. Gene­ral­se­kre­tär Alfon­so Bru­no wäre damit end­gül­tig der star­ke Mann des Ordens. Eine Kon­stel­la­ti­on, wie sie fak­tisch bereits seit Beginn der kom­mis­sa­ri­schen Ver­wal­tung herrscht. Hin­ter allen Ent­schei­dun­gen Vol­pis war mehr oder weni­ger die Hand­schrift Alfon­so Bru­nos zu erkennen.

Wie auch immer sich die Ordens­kon­gre­ga­ti­on in die­sem für das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus emble­ma­ti­schen Kampf gegen einen blü­hen­den, weil glau­bens­treu­en und alt­ri­tu­el­len Orden ent­schei­den soll­te, die „Ära Vol­pi“ ist jeden­falls zu Ende. „Das wirk­li­che Fra­ge, die sich für die Nach-Vol­pi-Zeit stellt, ist eine ande­re: Wird die Ordens­kon­gre­ga­ti­on an ihrer Absicht fest­hal­ten, die Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta und die Fran­zis­ka­ne­rin­nen der Imma­ku­la­ta zu liqui­die­ren? Oder wird sie von die­ser Absicht ablas­sen und sich der kata­stro­pha­len Ergeb­nis­se die­ser Ope­ra­ti­on bewußt wer­den?“, so Rober­to de Mattei.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Ripo­ste Catholique

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