(Rom) Nicht überall gibt es einen Meßort imüberlieferten Ritus in unmittelbarer Nähe. Das Coordinamento Nazionale Summorum Pontificum (CNSP) in Italien berichtete jüngst von den Schwierigkeiten in der italienischen Adriaregion Abruzzen.
In der Bischofsstadt Teramo wirkte der altrituelle Orden der Franziskaner der Immakulata, der in der Seelsorge birtuell tätig war. Am vergangenen 11. Februar mußten die verbliebenen Brüder auf Anweisung des Apostolischen Kommissars, Pater Fidenzio Volpi, das Kloster verlassen.
2007 hatte Diözesanbischof Michele Seccia die Franziskaner der Immakulata in seine Diözese gerufen und ihnen das kurz zuvor wegen Nachwuchsmangel aufgelassene Dominikanerkloster der Stadt übergeben. Seither betreuten sie gemäß Motu proprio Summorum Pontificum von Papst Benedikt XVI. die Gläubigen im überlieferten Ritus.
Kommissar Volpi nahm Gläubigen ihren Meßort
Im August 2013 wurde die Ordensleitung abgesetzt und Kommissar Volpi übernahm im Auftrag der Ordenskongregation und mit Billigung von Papst Franziskus die Kontrolle über den Orden. Seine Amtszeit ist ein Wüten gegen den überlieferten Ritus und die traditionsverbundene Spiritualität des Ordens. Der Kommissar hob eine ganze Reihe von Klöstern auf, darunter auch jenes von Teramo (siehe Kommissar schließt Kloster der Franziskaner der Immakulata von Teramo). Seither sind die Gläubigen ihres Meßortes beraubt. Diese „Kollateralschäden“ (CNSP) kümmerten den Kommissar offenbar nicht.
Schließlich fand sich ein Priester, der nur vorübergehend der Diözese Teramo-Atri ausgeliehen ist. Pikanterweise handelt es sich bei Don Gaston Munoz Meritello um einen Argentinier. Er ist Kaplan der Pfarrei Castelnuovo Vomano. Von Teramo sind es etwa 25 Kilometer auf halbem Weg zum Meer. Von der Adriastadt Vasto im Süden sind es allerdings schon fast zwei Stunden Autofahrt. Es geht noch weiter. In den Abruzzen und in Molise sind es die Gläubigen des überlieferten Ritus gewohnt, weite Strecken zurücklegen zu müssen. Mehrere Bischöfe zeigten auch unter Benedikt XVI. offen ihre Abneigung gegen den Alten Ritus.
Der inzwischen emeritierte Erzbischof von Campobasso-Boiano in Molise, Armando Dini, entzog den Franziskanern der Immakulata im Herbst 2005, und damit noch vor der Promulgation des Motu proprio Summorum Pontificum, den Marienwallfahrtsort zur Schmerzhaften Mutter von Castelpietroso. Der Grund: Weil sie zuviel Wert auf eine würdige Zelebration der heiligen Liturgie im Neuen Ritus legten. Die Zelebration im überlieferten Ritus machte sich der Orden erst 2008 zu eigen. Die Entfernung der Franziskaner der Immakulata begründete der Erzbischof offiziell in einem Schreiben an Klerus und Gläubige mit „Notwendigkeiten“.um die „Neuevangelisierung“ im Erzsbistum zu verstärken.
Winzige Kapelle in der Abgeschiedenheit
In der Pfarrkirche darf der Kaplan nicht zelebrieren, dafür in einer kleinen Kapelle eines abgelegenen Ortsteils. Die Gläubigen sind froh, daß es überhaupt möglich ist. Die Zelebration der Heiligen Messe beginnt um 17 Uhr. „Die kleine Andreaskirche ist winzig, aber sehr alt. Alles wirkt sehr schlicht, um nicht zu sagen ärmlich. Die Kirchenbänke sind der wunderschöne Beweis, daß hier schon viele Generationen von Gläubigen gekniet und gebetet haben. So bescheiden und klein alles sein mag, doch sobald die Zelebration beginnt, erstrahlt das heilige Meßopfer auch hier in größter Würde“, so der Berichterstatter.
„Eine Notlösung“ sagen die Gläubigen des örtlichen Coetus und meinen damit die Abgeschiedenheit und das Fassungsvermögen von gerade einmal 20 Gläubigen. In Teramo hatte sich eine beachtliche Gemeinde gebildet. Als die Franziskaner der Immakulata abziehen mußten, wurden die Schlösser von Kirche und Sakristei ausgetauscht. Eine unfreundliche Geste.
Dankbar sind die Gläubigen hingegen Don Gaston. Er ist einer von zwei argentinischen Priestern der Diözese.
„Ränder der Kirche“ kaum irgendwo greifbarer
Den Bischof hat mit dem Papstwechsel die pastorale Aufgeschlossenheit etwas verlassen. Er bat die Gläubigen um Geduld, damit er eine „neue Lösung“ finden könne. „Eine ziemlich einmalige Situation“, kommentierte Messa in Latino. „Der Bischof sucht eine neue Kirche, obwohl die bisherige Kirche leersteht“. Die Franziskaner der Immakulata mußten gehen, die alte Dominikanerkirche von Teramo stehe aber noch immer an ihrem Platz: „Jetzt steht sie ungenützt und zugesperrt“, sagen die Gläubigen, die aber zu verstehen geben, daß sie mit geduldigem Vertrauen hoffen und warten, daß der Bischof sie ruft. „Inzwischen nehmen diese treuen Gläubigen lange Autofahrten in Kauf“, so Messa in Latino. „Auch darin liegt ein Auftrag: die kleine Flamme nicht erlöschen zu lassen.“
„Eine Handvoll Katholiken, die aus der Stadt in das unwegsam-abgeschiedene Unterholz abgedrängt wurden, weil für sie kein Platz in den immer leereren Kirchen der Stadt ist. Der Slogan von den ‚Rändern der Kirche‘, den jemand verbreitet hat, ist kaum irgendwo konkreter greifbar als in dieser winzigen Landkapelle“, so Messa in Latino.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: CNSP