Aprilscherz und Ernst – Karfreitagsprozessionen in Paris und München


Papst Franziskus segnete im April 2014 das Lampedusa-Kreuz
Papst Fran­zis­kus seg­ne­te im April 2014 das Lampedusa-Kreuz

(Paris/​München) Vom April­scherz zurück zum Ernst. Wie eine Rei­he von Lesern sofort erkann­te, han­del­te es sich bei der Mel­dung über das Ver­bot der Kar­frei­tags­pro­zes­sio­nen um einen April­scherz. Der fran­zö­si­sche Blog Salon beige woll­te mit dem Scherz auf eine latent bis offen gezeig­te Aver­si­on der fran­zö­si­schen Regie­rung gegen das Chri­sten­tum hin­wei­sen. Ein in einen Scherz ver­pack­tes ern­stes Thema.

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Laut Anga­ben meh­re­rer Pari­ser Pfar­rei­en wer­den auch in die­sem Jahr die Kar­frei­tags­pro­zes­sio­nen wie­der ord­nungs­ge­mäß stattfinden.

Damit zurück zum Ernst. Am mor­gi­gen Kar­frei­tag wird Kar­di­nal Rein­hard Marx, ein­fluß­reich­ster Unter­stüt­zer der Kas­per-The­sen unter den Diö­ze­san­bi­schö­fen, die Kar­frei­tags­pro­zes­si­on in Mün­chen lei­ten. Dabei wird er das soge­nann­te „Lam­pe­du­sa-Kreuz“ tra­gen, das auf der ita­lie­ni­schen Mit­tel­meer­in­sel ange­fer­tigt wur­de, um auf das „Schick­sal der Asyl­su­chen­den“ auf­merk­sam zu machen. Dies gab die erz­bi­schöf­li­che Pres­se­stel­le gestern bekannt.

Kardinal Marxens politisch-korrekte Karfreitagsprozession

Im Juli 2013 war die Insel Lam­pe­du­sa ins Ram­pen­licht gerückt, als Papst Fran­zis­kus sei­ne erste Aus­lands­rei­se dort­hin unternahm.

Das „Lam­pe­du­sa-Kreuz“ ist aus zwei Plan­ken von Schif­fen gefer­tigt, mit denen Ein­wan­de­rer aus Nord­afri­ka auf die Insel kamen. Die zu Ita­li­en gehö­ren­de Insel Lam­pe­du­sa vor der Küste Tune­si­ens ist erster Ziel­ort von Migran­ten­schif­fen, die heu­te vor allem von Liby­en aus star­ten, um ille­ga­le Ein­wan­de­rer nach Euro­pa zu brin­gen. Von Lam­pe­du­sa wer­den die Ankömm­lin­ge von der ita­lie­ni­schen Regie­rung nach einer ersten Auf­nah­me auf Sizi­li­en oder den euro­päi­schen Kon­ti­nent verbracht.

Das 60 kg schwe­re Kreuz wur­de vom Tisch­ler Fran­co Tuc­cio aus Lam­pe­du­sa gefer­tigt und im April 2014 Papst Fran­zis­kus auf dem Peters­platz gezeigt und von die­sem geseg­net. Es soll das Sym­bol eines „spi­ri­tu­el­len Staf­fel­lau­fes“ wer­den. „Wer immer es anfor­dert, soll es bekom­men“, sag­te Emma­nu­e­le Vai, Direk­tor der Stif­tung Casa del­lo Spi­ri­to e del­l’Ar­te, die die Akti­on unterstützt.

„Lampedusa-Syndrom“

Kardinal Marx und das Kreuz
Kar­di­nal Marx und das Kreuz

Kar­di­nal Marx führt damit einen „Kreuz­weg der Völ­ker“ an, „der von ver­schie­de­nen Sprach- und Volks­grup­pen“ gestal­tet wer­de, so das Pres­se­amt der Erz­diö­ze­se Mün­chen-Frei­sing. Das Mot­to der Kar­frei­tags­pro­zes­si­on lau­tet „Ich war fremd und obdach­los, und ihr habt mich auf­ge­nom­men“. Sie soll die „oft lebens­be­droh­li­che Flucht von Asyl­su­chen­den“ in den Mit­tel­punkt stellen.

In Ita­li­en spre­chen Kri­ti­ker von einem „Lam­pe­du­sa-Syn­drom“, das in die poli­ti­sche Dis­kus­si­on ein­ge­führt wor­den sei. Dabei wür­den Flucht und Flücht­lin­ge mit Migra­ti­on und Migran­ten durch­ein­an­der­gemengt und das Extrem­bei­spiel in See­not gera­ten­der Ein­wan­de­rer­boo­te vor Lam­pe­du­sa gene­ra­li­siert und zu einem Sym­bol sti­li­siert, das zur Tabui­sie­rung der Ein­wan­de­rungs­dis­kus­si­on nach Euro­pa diene.

In Wirk­lich­keit sei­en See­not-Tra­gö­di­en – Gott sei Dank – selbst vor Lam­pe­du­sa eine Sel­ten­heit. Zudem erfol­ge nur ein win­zi­ger Teil der Ein­wan­de­rung nach Euro­pa über den See­weg bei Lam­pe­du­sa. Es sei daher unan­ge­mes­sen, den Ein­druck zu erwecken, Lam­pe­du­sa zum Syn­onym für die mil­lio­nen­haf­te Ein­wan­dung nach Euro­pa zu machen.

„Der Kardinal ist immer am Puls der Zeit und der Staatskanzlei“

Kar­di­nal Marx legt damit den Akzent am Kar­frei­tag auf ein poli­tisch-kor­rek­tes The­ma. „Der Kar­di­nal ist immer am Puls der Zeit und der Staats­kanz­lei“, mein­te ein baye­ri­scher Dom­herr, der unge­nannt blei­ben will, mit einem zwei­deu­ti­gen Lächeln. „Er hat schwer am Kreuz zu tra­gen“ in Anspie­lung auf das Gewicht des Lampedusa-Kreuzes.
Die Pius­bru­der­schaft sprach im Zusam­men­hang mit dem Papst-Besuch auf Lam­pe­du­sa von 2013 von einer „schräg-pro­gres­si­ven Sim­pli­fi­zie­rung“ einer kom­ple­xen Frage.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Fami­glia Cristiana

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3 Kommentare

  1. Wenn nur die­ses unsäg­li­che „Lam­pe­du­sa-Kreuz“ auch ein April­scherz wäre !!
    Was ist ein Kreuz ohne den Cor­pus Christi?
    Ein lee­res Symbol,nichts weiter.
    Übri­gens ist das lee­re Kreuz die Auf­fas­sung der Evangelikalen,sie sagen„unser“ Jesus ist auferstanden!

  2. Die­ses asym­me­tri­sche DREI-Lat­ten Gestell soll das Hei­li­ge Kreuz dar­stel­len an dem unser Herr und Erlö­ser gehan­gen hat?

    Das Gewicht die­ser Höl­zer soll­te unse­rem gewich­ti­gen Kar­di­nal kein Mühe bereiten

  3. Alle Ver­stän­di­gen wis­sen längst, dass die mei­sten See­not­fäl­le getürkt sind.
    Kurz vor dem Errei­chen des Fest­lan­des wird das Schiff bewusst zer­stört um das fäl­li­ge post­wen­den­de Zurück­schicken der ille­gal Ein­rei­sen­den unmög­lich zu machen. Es han­delt sich in Wirk­lich­keit um ein mas­sier­tes, fre­ches Ein­drin­gen in unser Sozi­al­sy­stem. Nur die Aller­we­nig­sten wer­den zu Recht Asyl erhalten.
    Für alle gilt: Weg­lau­fen ist kei­ne Lösung. Den Bür­ger­krieg been­den, sich aus­söh­nen, dem Nach­barn die Hand rei­chen, die Ärmel hoch­krem­peln und gemein­sam die Hei­mat wie­der auf­bau­en. Dar­an führt kein Weg vorbei.
    Ein­zig und allein dabei zu hel­fen ist sinn­voll. Alle ande­re Unter­stüt­zung ist kontraproduktiv.
    Hier bei uns mit dem Plan­ken­kreuz her­um­zu­mar­schie­ren ist völ­lig deplat­ziert und ver­äp­pelt die Gläubigen.

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