„Wer einen von diesen Kleinen zum Bösen verführt…“ – Argentiniens transsexuelle Stricher in Rom


Handel und Prostitution mit Transsexuellen
Han­del und Pro­sti­tu­ti­on mit Transsexuellen

(Rom) Männ­li­che Jugend­li­che, fast noch Kin­der wur­den in Argen­ti­ni­ens Armen­vier­tel mehr oder weni­ger frei­wil­lig „ange­wor­ben“ und in eine Ein­rich­tung nach Bue­nos Aires gebracht. Mit der Kom­pli­zen­schaft eini­ger Ärz­te wur­den sie schwe­ren hor­mo­nel­len Behand­lun­gen und Ein­grif­fen der pla­sti­schen Chir­ur­gie unter­zo­gen. Der Grund: Die Pro­duk­ti­on von trans­se­xu­el­len Pro­sti­tu­ier­ten. Sobald das „Pro­dukt“ nach einer Pro­be­zeit in Argen­ti­ni­en für aus­rei­chend erfolg­ver­spre­chend befun­den wur­de, erfolg­te die Ver­brin­gung nach Ita­li­en, wo es als Stri­cher auf dem Pro­sti­tu­ti­ons­markt ein­ge­setzt wurde.

Anzei­ge

Elf Per­so­nen wur­den nun von einer Son­der­ein­heit der ita­lie­ni­schen Cara­bi­nie­ri von Frasca­ti bei Rom im Dienst der Anti­ma­fia­be­hör­de ver­haf­tet. Die lan­ge Ankla­ge­li­ste lau­tet unter ande­rem auf Bil­dung einer kri­mi­nel­len Ver­ei­ni­gung zum Zweck des Men­schen­han­dels, der ille­ga­len Ein­wan­de­rung, der in Ita­li­en ver­bo­te­nen Pro­sti­tu­ti­on und des Dro­gen­han­dels, wie La Repubbli­ca berichtete.

Route eingeschleuster Transsexueller über Paris

Die Haupt­rou­te, über die die Trans­se­xu­el­len aus Argen­ti­ni­en nach Ita­li­en ver­bracht wur­den, sah fast immer einen Zwi­schen­stop in Paris vor. In Rom wur­den die Neu­an­kömm­lin­ge direkt am Flug­ha­fen abge­holt und in die Nie­der­las­sung der Orga­ni­sa­ti­on in und bei Rom gebracht. Von dort aus wur­de der Ein­satz der Stri­cher koor­di­niert und vor allem kontrolliert.

Aus­ge­löst wur­den die Ermitt­lun­gen durch die Anzei­ge eines jun­gen argen­ti­ni­schen Stri­chers, der im trans­se­xu­el­len Pro­sti­tu­ier­ten­mi­lieu im Süden Roms ein­ge­setzt wor­den war. Die auf­ge­nom­me­nen Ermitt­lun­gen brach­ten eine seit min­de­stens zehn Jah­ren in und um Rom täti­ge kri­mi­nel­le Ver­ei­ni­gung ans Licht. Eben­so­lan­ge wer­den argen­ti­ni­sche Stri­cher, die zu Trans­se­xu­el­len mutiert wur­den, ille­gal ins Land geschleust. Die gesam­te Orga­ni­sa­ti­on, ein­schließ­lich der Stri­cher, stand unter der „tota­len Kon­trol­le“ eines Boss, der „Mamà “ genannt wurde.

Hormonbomben, plastische Chirurgie, Drogen, Alkohol, Vergewaltigung

Im Zuge der poli­zei­li­chen Erhe­bun­gen wur­den die per­sön­li­chen Geschich­ten hin­ter den kri­mi­nel­len Hand­lun­gen bekannt. Die Geschich­ten von Kin­dern, die aus pre­kä­ren sozia­len, mehr noch pre­kä­ren fami­liä­ren Ver­hält­nis­sen stam­men und mit Ver­spre­chun­gen rekru­tiert wer­den oder den Erzie­hungs­be­rech­tig­ten abge­kauft wer­den. Sie wur­den in Bue­nos Aires in einem bekann­ten Hotel im Stadt­teil Paler­mo unter­ge­bracht. Immer kon­trol­liert. Laut allen Aus­sa­gen hiel­ten sich meist 30–40 Jun­gen gleich­zei­tig in der Ein­rich­tung auf.

Durch kri­mi­nel­le Ärz­te, die zur Orga­ni­sa­ti­on gehö­ren, wur­den sie radi­ka­len Hor­mon­be­hand­lun­gen ohne Rück­sicht auf die Gesund­heit unter­zo­gen, um sie zu femi­ni­sie­ren. Bei jenen, bei denen die Hor­mon­be­hand­lung am deut­lich­sten anschlug, folg­ten Ein­grif­fe der pla­sti­schen Chir­ur­gie. In der Zwi­schen­zeit wur­de durch Alko­hol und Dro­gen in einem strikt männ­li­chen Umfeld eine Ent­hem­mung zu homo­se­xu­el­len Hand­lun­gen geför­dert, häu­fig durch Ver­füh­rung und not­falls durch Vergewaltigung.

„Hotel Gondolin“ – Produktion transsexueller Stricher

Nach einer Pro­be­zeit auf dem Stri­cher­markt von Bue­nos Aires wur­den die „Besten“ nach Ita­li­en eingeschleust.

Sobald die Son­der­ein­heit die Spur nach Argen­ti­ni­en ent­deckt hat­te, erbrach­te die Zusam­men­ar­beit mit der argen­ti­ni­schen Poli­zei wei­te­re Puz­zle­stei­ne zur Auf­deckung des kri­mi­nel­len Gefü­ges. In Argen­ti­ni­en war bereits 2005 ein Doku­men­tar­film über die Pro­duk­ti­on männ­li­cher Trans­se­xu­el­ler gedreht wor­den. Das Hotel, in dem die Jun­gen zu Stri­chern für den Homo­markt ver­wan­delt wur­den, heißt „Hotel Gon­do­lin“. So auch der Name des Doku­men­tar­films von Fer­nan­do López Escri­vá, der Ein­gang in den ita­lie­ni­schen Ermitt­lungs­akt gefun­den hat.

Völlige Abhängigkeit vom Boss namens „Mamà “

Die Stri­cher wur­den in „völ­li­ger Abhän­gig­keit“ gehal­ten, so La Repubbli­ca unter Beru­fung auf Ermitt­ler. Das Geld wur­de im Auf­trag von Boss „Mamà “ vom jeweils unter­ge­ord­ne­ten Zuhäl­ter ver­wal­tet. Die Stri­cher hat­ten kei­ne Frei­heit. Die für die ein­zel­nen Stra­ßen zustän­di­gen Zuhäl­ter bestimm­ten den genau­en Ein­satz, Ort, Uhr­zeit und die Min­dest­sum­me, die jeder Stri­cher zu „ver­die­nen“ hatte.

Unge­hor­sam wur­de mit psy­chi­scher und not­falls auch schwe­rer phy­si­scher Gewalt geahn­det. Teil der Abhän­gig­keit war der Dro­gen­kon­sum. Alle aus­ge­forsch­ten trans­se­xu­el­len Stri­cher der Orga­ni­sa­ti­on erwie­sen sich als dro­gen­ab­hän­gig. Der Kon­sum von Koka­in sei ein häu­fig von den Kun­den gewünsch­ter Teil vor Beginn der homo­se­xu­el­len Hand­lun­gen. Das Koka­in wur­de im Auf­trag von Boss „Mamà “ von den Zuhäl­tern geliefert.

Roms transsexuelles Rotlichtmilieu

2009 sorg­te bereits ein­mal das trans­se­xu­el­le Rot­licht­mi­lieu Roms für Auf­se­hen. Damals muß­te Pie­ro Mar­raz­zo, der lin­ke Regie­rungs­chef der Regi­on Lati­um, zurück­tre­ten. Es war ein Espres­sungs­skan­dal bekannt gewor­den, bei dem sich her­aus­stell­te, daß der ver­hei­ra­te­te Poli­ti­ker und Fami­li­en­va­ter regel­mä­ßi­gen homo­se­xu­el­len Sex mit einem latein­ame­ri­ka­ni­schen trans­se­xu­el­len Stri­cher hat­te. Bei den „Tref­fen“ waren auch Dro­gen im Spiel. Der Regie­rungs­chef hat­te sich wöchent­lich im Dienst­wa­gen von sei­nem Fah­rer zur Woh­nung des Trans­se­xu­el­len brin­gen las­sen. Straf­recht­lich blieb Mar­raz­zo unbe­schol­ten. Die Erpres­sung war durch „untreue“ Cara­bi­nie­ri erfolgt, die Dro­gen dien­ten nur dem Eigen­be­darf und ein Miß­brauch von Dienst­wa­gen und Fah­rer sei nicht gege­ben gewe­sen, da der Gesetz­ge­ber kei­ne nähe­re Rege­lung für den Gebrauch getrof­fen hat­te, so die Richter.

2010 konn­te der Jour­na­list Mar­raz­zo wie­der sei­ne Arbeit beim staat­li­chen Rund­funk RAI auf­neh­men, wo er bereits vor sei­ner poli­ti­schen Kar­rie­re tätig war, zunächst für die gemäß infor­mel­lem Pro­porz sozia­li­stisch quo­tier­te RAI 2 und dann nach dem Zusam­men­bruch des Ost­blocks für die kom­mu­ni­stisch bzw. dann links­de­mo­kra­tisch quo­tier­te RAI 3. Wegen zu gerin­ger Ein­schalt­quo­ten wur­de sei­ne Sen­dung jedoch bald abge­setzt. Seit­her ist er als „Bera­ter“ hin­ter den Kulis­sen des Staats­rund­funks tätig.

Die neue Ope­ra­ti­on der Cara­bi­nie­ri ist noch im Gan­ge. Der Son­der­ein­heit wur­den 100 Beam­te zuge­wie­sen. Die Ermitt­lun­gen kon­zen­trie­ren sich vor allem auf die Stadt und Pro­vinz Rom.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Repubbli​ca​.tv (Screen­shot)

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