20 Tote bei Doppel-Attentat auf Kirchen in Pakistan – „Christen verängstigt“


Pakistans Christen in Trauer
Paki­stans Chri­sten in Trauer

(Laho­re) Bei dem Dop­pel-Atten­tat von Laho­re sind „min­de­stens 20 Men­schen“ getö­tet wor­den. Ein Inter­view mit Cecil Chaudhry, Direk­tor von Ius­ti­tia et Pax der Katho­li­schen Kir­che in Pakistan.

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Am Tag nach dem dop­pel­ten Atten­tat auf zwei Kir­chen, eine katho­li­sche und eine pro­te­stan­ti­sche, in Laho­re sind Paki­stans Chri­sten „ver­äng­stigt, ent­setzt und zor­nig“. Zwei Selbst­mord­at­ten­tä­ter haben sich wäh­rend der Sonn­tags­got­tes­dien­ste am Ein­gang der Kir­chen in die Luft gesprengt. Sie haben ein Blut­bad ange­rich­tet und das Haus Got­tes geschändet.

„Mindestens 20 Tote“

Die Regie­rung spricht von 15 Toten und 78 Ver­letz­ten. Cecil Chaudhry, der Direk­tor der paki­sta­ni­schen Kom­mis­si­on Ius­ti­tia et Pax der Katho­li­schen Kir­che sagt hin­ge­gen: „Es sind min­de­stens 20 Tote zu bekla­gen, wahr­schein­lich mehr. Die Zahl der Toten wird wohl noch stei­gen. Vie­le der Ver­letz­ten rin­gen mit dem Tod.“ Das Dop­pel-Atten­tat hät­te noch schlim­mer aus­fal­len kön­nen. In den bei­den Kir­chen hiel­ten sich zum Zeit­punkt der Explo­sio­nen Hun­der­te Gläu­bi­ge auf. Allein in der katho­li­schen Kir­che mehr als 1.500. Den Atten­tä­tern gelang es jedoch nicht, in das Kir­chen­in­ne­re zu gelangen.

Die Sicherheit

Die katho­li­sche Johan­nes­kir­che und die angli­ka­ni­sche Chri­stus­kir­che befin­den sich unweit von­ein­an­der im christ­li­chen Stadt­teil Youha­n­a­bad (Johan­nes­stadt), wo rund 130.000 Chri­sten leben. „Es ist dem frei­wil­li­gen Sicher­heits­dienst der Chri­sten zu ver­dan­ken, daß die Selbst­mord­at­ten­tä­ter nicht in die Kir­chen gelan­gen konn­ten. Sie haben ihren Dienst mit dem Leben bezahlt“, so Chaudhry. Vor der katho­li­schen Kir­che kam es zu einer Schie­ße­rei, als die christ­li­chen Sicher­heits­män­ner den Atten­tä­ter stop­pen woll­ten. Die Explo­si­on erfolg­te dadurch vor der Kirche.„In der pro­te­stan­ti­schen Kir­che gelang­te der Atten­tä­ter bis in die Vor­hal­le, ehe ihn der Sicher­heits­dienst auf­hal­ten konn­ten. Alle fünf, vier Män­ner und eine Frau, die den Kir­chen­ein­gang bewach­ten, kamen ums Leben. Dadurch wur­den vie­le Men­schen­le­ben gerettet.“

Cricket

„Die staat­li­chen Sicher­heits­maß­nah­men müs­sen ent­schie­den ver­bes­sert wer­den. Die Poli­zei hat uns nicht beschützt.“ Das sei ein Grund, wes­halb unter den Chri­sten gro­ße Ver­är­ge­rung über die Poli­zei herrscht, „beson­ders unter der Jugend“ so Chaudhry. Laut Ius­ti­tia et Pax “waren die Sicher­heits­maß­nah­men wäh­rend der Angrif­fe auf ein Mini­mum redu­ziert, weil die mei­sten Poli­zi­sten ein Cricket-Spiel ver­folg­ten, anstatt ihrer Pflicht nach­zu­kom­men und die Kir­chen zu bewa­chen. Wären sie nicht nach­läs­sig gewe­sen, hät­ten vie­le Chri­sten nicht ihre Ange­hö­ri­gen verloren.“

Taliban

Die Atten­ta­te wur­den am gest­ri­gen Sonn­tag auch von Papst Fran­zis­kus beim Ange­lus in Rom ver­ur­teilt. Zur Urhe­ber­schaft bekann­te sich die paki­sta­ni­sche Tali­ban­grup­pe Jamaat ul-Ahr­ar. Der Spre­cher der Isla­mi­sten­mi­liz erklär­te: „Wir wer­den solan­ge wei­ter angrei­fen, bis die Scha­ria in Paki­stan ein­ge­führt wird.“ Nach den Atten­ta­ten kam es im gan­zen Land zu Protesten.

Die Min­der­hei­ten schützen

„Die Jugend ist zor­nig und ist auf die Stra­ße gegan­gen, um zu pro­te­stie­ren. Jeder wuß­te, es hät­te auch ihn tref­fen kön­nen.“, so Chaudhry. Am spä­te­ren Abend reagier­ten meh­re­re Tau­send jun­ge Chri­sten in Laho­re mit Ran­da­len auf die Atten­ta­te. „Nach dem Atten­tat auf die Schu­le in Pes­ha­war kün­dig­te die Regie­rung einen Sicher­heits­plan an. Die Atten­ta­te von Laho­re zei­gen jedoch, daß er erwei­tert wer­den muß, damit Angrif­fe auf Kir­chen unter­bun­den wer­den. Die reli­giö­sen Min­der­hei­ten müs­sen geschützt wer­den. Die Angrei­fer müs­sen wis­sen, daß sie sich damit gegen den Staat stel­len. Die Jugend fühlt eine Ohnmacht.“

Junge Märtyrer

Das Dop­pel-Atten­tat von gestern erin­nert an das ver­hee­ren­de Atten­tat auf die Aller­hei­li­gen­kir­che von Pes­ha­war im Jahr 2013. Damals wur­de mehr als 100 Chri­sten ermor­det. Auch Laho­re hat in der Ver­gan­gen­heit bereits Ver­fol­gung und Angrif­fe gegen die Chri­sten erlebt. „Die Chri­sten sind ver­schreckt. Sie fürch­ten um ihre Sicher­heit. Wer garan­tiert uns, daß es nicht zu wei­te­ren sol­cher Atten­ta­te kommt?“, so Cecil Chua­dry von Ius­ti­tia et Pax Paki­stan.

Bischof Seba­sti­an Shah von Laho­re besuch­te am Nach­mit­tag die bei­den Kir­chen, die Toten, die Ver­letz­ten in den Kran­ken­häu­sern und sprach den Hin­ter­blie­be­nen Trost zu. Die Stra­ßen waren von Tau­sen­den Chri­sten über­füllt. Der Bischof for­der­te sie zum Gebet auf: „Ehren wir die jun­gen Mär­ty­rer, die es mit ihrem Leben ver­hin­dert haben, daß die Atten­tä­ter das Haus Got­tes betre­ten konnten“.

Erz­bi­schof Joseph Coutts von Karat­schi gab im Namen der Paki­sta­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz eine offi­zi­el­le Erklä­rung ab. Dar­in for­der­te er die mos­le­mi­sche Mehr­heit des Lan­des auf, „sich an der Sei­te ihrer christ­li­chen Brü­der gegen den Extre­mis­mus zu stellen“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Asianews

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2 Kommentare

  1. . „Die Chri­sten sind ver­schreckt. Sie fürch­ten um ihre Sicher­heit. Wer garan­tiert uns, daß es nicht zu wei­te­ren sol­cher Atten­ta­te kommt?“

    Bei uns ist das Mor­den doch auch schon seit Jahr­zehn­ten im Gan­ge, nur noch nicht in so gro­ßem Stil und so offen­sicht­lich, wird ja von Poli­tik und Lügen­pres­se per­ma­nent ver­tuscht und von Kir­che geför­dert. Das Schlim­me bei uns ist, dass die noch nicht moham­me­da­ni­sche Regie­rung (oder ist sie es inzwi­schen doch schon) uns die­se „Sit­ten“ aufzwingt.

    Lau­ra-Marie

    http://​www​.pi​-news​.net/​2​0​1​5​/​0​3​/​t​r​i​e​r​-​s​c​h​u​e​l​e​r​i​n​-​e​r​s​t​o​c​h​e​n​-​u​n​d​-​v​e​r​b​r​a​n​n​t​/​#​m​o​r​e​-​4​5​2​785

    Da kann ein Papst noch so lan­ge aus sei­nem Fen­ster jam­mern: „Die Ver­fol­gung der Chri­sten muss ein Ende fin­den!“ Bloß nichts beim Namen nen­nen. Wenn es nicht raus­ge­schmis­se­nes Geld wäre, wür­de ich jeden Sonn­tag per­sön­lich nach Ita­li­en flie­gen, um wäh­rend des Ange­lus auf den Peters­platz zu kot­zen (aber viel­leicht mache ich das, wenn er hei­lig gespro­chen wird, damit ist ja zu sei­nen Leb­zei­ten noch zu rechnen).

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