Das verschwundene Vorwort von Benedikt XVI.


Verschwundenes Vorwort von Benedikt XVI
Ver­schwun­de­nes Vor­wort von Bene­dikt XVI

(Rom) Den Ver­tei­di­gern der katho­li­schen Ehe- und Fami­li­en­leh­re weht der­zeit ein rau­her Wind ins Gesicht. Druck, der auf Ver­le­ger aus­ge­übt wird, die deren Bücher zur Ver­tei­di­gung des Ehe­sa­kra­ments her­aus­ge­ge­ben haben. Bücher zur Ver­tei­di­gung der katho­li­schen Ehe- und Moral­leh­re, die auf dem Weg zu den Syn­oda­len im Vati­kan ver­schwin­den. Öffent­li­che Angrif­fe gegen Kar­di­nä­le, die sich dem von Papst Fran­zis­kus gebil­lig­ten Kas­per-Vor­schlag wider­set­zen, um ihr Anse­hen zu beschä­di­gen. Abset­zun­gen und Entfernungen.

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Wie­viel dabei vor­aus­ei­len­der Gehor­sam Unter­ge­be­ner und wie­viel direk­ter Auf­trag von oben ist, läßt sich nicht leicht sagen. Vie­les weist jedoch auf eine ent­schlos­se­ne Kom­man­do­zen­tra­le rund um Papst Fran­zis­kus hin. Man hat ein Ziel vor Augen und will es errei­chen im Okto­ber 2015. Im Hin­ter­grund erhöht die rei­che deut­sche Kir­che ihren Druck auf Rom. Kar­di­nal Rein­hard Marx ließ aus­rich­ten, daß Deutsch­land im Allein­gang die kirch­li­che Pra­xis ände­re, soll­te Rom sich mit sei­ner Syn­ode noch ein­mal sträu­ben wie im Okto­ber 2014. Marx als Schat­ten­papst in Mün­chen? Im argen­ti­ni­schen Rom will man ja, wären da nicht die lästi­gen „Kon­ser­va­ti­ven“, die sich dem Fort­schritt nicht fügen wollen.

Zu ihnen gehört auch der afri­ka­ni­sche Kar­di­nal Robert Sarah. Der fran­zö­si­sche Ver­lag Fay­ard leg­te in die­sen Tagen ein Gesprächs­buch von Kar­di­nal Sarah vor. Dar­in fin­det sich die Aus­sa­ge: „Die Idee, das Lehr­amt in eine hüb­sche Schach­tel zu räu­men und damit von der pasto­ra­len Pra­xis zu tren­nen, die dann je nach Umstän­den Moden und Lei­den­schaf­ten ent­wickeln kann, ist eine Form von Häre­sie, von patho­lo­gi­scher Schi­zo­phre­nie. Ich bekräf­ti­ge fei­er­lich, daß die Kir­che von Afri­ka sich jeder Form von Auf­leh­nung gegen das Lehr­amt Chri­sti und der Kir­che wider­set­zen wird.“

Ein Buch mit einem Rätsel

Ein Buch, das ein Rät­sel auf­gibt. Der Ver­lag hat­te es mit einem „Vor­wort des eme­ri­tier­ten Pap­stes Bene­dikt XVI.“ ange­kün­digt und bereits die Front­sei­te des Buches ver­öf­fent­licht (sie­he Bild). Bene­dikt XVI. ist aber nun ver­schwun­den. Das Buch wur­de ohne ein Vor­wort von ihm ver­öf­fent­licht. „Mit aller Wahr­schein­lich­keit hat­te Bene­dikt XVI. ein Vor­wort geschrie­ben, das für das Buch vor­ge­se­hen war, andern­falls hät­te die Titel­sei­te mit der Buch­an­kün­di­gung nicht so gestal­tet und für die Wer­bung benützt wer­den kön­nen“, so Benoit et moi. War­um das Vor­wort zurück­ge­zo­gen wur­de, bleibt ein Rät­sel. „Wel­che poli­tisch kor­rek­te Gedan­ken gewan­nen im Ver­lag Fay­ard die Ober­hand, um die Ver­öf­fent­li­chung eines Vor­wor­tes des eme­ri­tier­ten Pap­stes im neu­en Buch für unklug zu erach­ten?“, so Benoit et moi ver­bun­den mit der Hoff­nung, daß Kar­di­nal Sarah das von Bene­dikt XVI. ver­faß­te Vor­wort öffent­lich macht.

Die Grün­de für das ver­schwun­de­ne Vor­wort müs­sen natür­lich nicht beim fran­zö­si­schen Ver­lag lie­gen. Was vor­erst bleibt, ist der Ver­dacht, daß Druck und Ein­schüch­te­rung Schu­le machen gegen jene, deren Ver­tei­di­gung der katho­li­schen Glau­bens­leh­re und Ord­nung als „Angrif­fe“ gegen den Papst denun­ziert werden.

Kar­di­nal Sarah wirk­te 22 Jah­re als Erz­bi­schof von Con­a­kry in Gui­nea. Er weiß mit schwie­ri­gen Situa­tio­nen umzu­ge­hen, ohne gleich die Ner­ven zu ver­lie­ren. Sein Vor­gän­ger war neun Jah­re von den damals in Gui­nea herr­schen­den Kom­mu­ni­sten inhaf­tiert wor­den. 2001 berief ihn Papst Johan­nes Paul II. nach Rom und mach­te ihn zum Sekre­tär der Kon­gre­ga­ti­on für die Evan­ge­li­sie­rung der Völ­ker. 2010 ernann­te ihn Papst Bene­dikt XVI. zum Vor­sit­zen­den des Päpst­li­chen Rats Cor Unum und kre­ierte ihn im sel­ben Jahr zum Kar­di­nal. Papst Fran­zis­kus mach­te ihn Ende 2014 zum neu­en Prä­fek­ten der römi­schen Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on. Auf der Suche nach einem Nach­fol­ger für den Ratz­in­ge­ria­ner Kar­di­nal Cani­zares spra­chen die Her­kunft und sein Ein­satz im Rah­men des kirch­li­chen Hilfs­werks für den Schwarz­afri­ka­ner mit ern­stem Gesichts­aus­druck. Aus­schlag­ge­ben­der scheint gewe­sen, daß Papst Fran­zis­kus nach der ver­ba­len Ent­glei­sung von Kar­di­nal Wal­ter Kas­per bei der Syn­ode, sich um Gesten des guten Wil­lens gegen­über Schwarz­afri­ka bemüh­te. Der Vor­sitz im Päpst­li­chen Rat Cor Unum ist seit­her vakant, was die beab­sich­tig­ten Zusam­men­le­gun­gen von Päpst­li­chen Räten im Zuge der Kuri­en­re­form erleichtert.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Benoit et moi (Bild­mon­ta­ge)

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