Unbekanntes Turkmenistan – Strategische Partnerschaft mit China


Turkmenistan: durchgesickerte Volkszählungsdaten
Turk­me­ni­stan: durch­ge­sicker­te Volkszählungsdaten

(Asch­ga­bat) Turk­me­ni­stan ist fast so groß wie Frank­reich. Die ehe­ma­li­ge Sowjet­re­pu­blik ist seit 25 Jah­ren ein unab­hän­gi­ger Staat. Trotz der regel­mä­ßi­gen Durch­füh­rung von Volks­zäh­lun­gen wur­den bis­her kei­ne Ergeb­nis­se ver­öf­fent­licht. Zuletzt fand 2012 eine amt­li­che Zäh­lung statt. Eini­ge Ergeb­nis­se sind nun durchgesickert.

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Die Regie­rung hält amt­li­che Zah­len über die Gesamt­be­völ­ke­rung, die eth­ni­sche und reli­giö­se Zusam­men­set­zung unter Ver­schluß. Seit die Sowjet­uni­on zer­fal­len ist, wur­den kei­ne aktu­el­len Zah­len ver­öf­fent­licht, obwohl – zuletzt 2012 – amt­li­che Volks­zäh­lun­gen durch­ge­führt wer­den. Turk­me­ni­stan schot­te­te sich nach dem Ende des Kom­mu­nis­mus unter den zen­tral­asia­ti­schen Staa­ten am stärk­sten ab. Das Land gehört zwar der GUS an, hält sich jedoch von jeg­li­cher Form mul­ti­la­te­ra­ler Abkom­men und Ver­pflich­tun­gen fern. Aus die­sem Grund wird es oft als letz­ter „Sowjet­staat“ der ehe­ma­li­gen Sowjet­uni­on bezeichnet.

Eine turk­me­ni­sche Inter­net­sei­te konn­te nun eini­ge der geheim­ge­hal­te­nen Volks­zäh­lungs­er­geb­nis­se von 2012 ver­öf­fent­li­chen. Dem­nach hat Turk­me­ni­stan „nur“ knapp 4,8 Mil­lio­nen Ein­woh­ner und nicht die von der Regie­rung behaup­te­ten „etwa 5,5 Millionen“.

Weniger Einwohner

85,6 Pro­zent gehö­ren dem Staats­volk der Turk­me­nen an. 5,8 Pro­zent sind Usbe­ken, 5,1 Pro­zent Rus­sen, wäh­rend sich der ver­blei­ben­de Rest auf eine Viel­zahl ande­rer Natio­nen verteilt.

Die Anga­ben wur­den inzwi­schen unter Wah­rung ihrer Anony­mi­tät von eini­gen Regie­rungs­ver­tre­tern gegen­über Chro​no​-tm​.org bestä­tigt. Die Regie­rung betrach­tet die Zah­len als „sehr sen­si­bel“. So „sen­si­bel“, daß seit 25 Jah­ren gar kei­ne ver­öf­fent­licht wurden.

Grund für die­se Geheim­nis­tue­rei sei eine „natio­na­len Inter­es­sen“ geschul­de­te Außen­po­li­tik. Die Regie­rung kön­ne man­gels amt­li­cher Volks­zäh­lungs­er­geb­nis­se je nach Bedarf „fle­xi­bel“ Zah­len nen­nen. So wer­de die Zahl der Ange­hö­ri­gen eth­ni­scher Min­der­hei­ten mini­miert, wenn es dar­um gehe, sich die „Ein­mi­schung“ ande­rer Staa­ten zu ver­bie­ten. Umge­kehrt wür­de die Zahl eth­ni­scher Min­der­hei­ten auf­ge­bla­sen, wenn es dar­um gehe, von Nach­bar­staa­ten Inve­sti­tio­nen zu erhalten.

So erklär­te im Janu­ar 2015 ein turk­me­ni­scher Ver­tre­ter bei einer UNO-Kon­fe­renz in Genf, daß „rund neun Pro­zent“ der Bevöl­ke­rung Turk­me­ni­stans Usbe­ken sei­en, nur 2,2 Pro­zent Rus­sen und 0,4 Pro­zent Kasa­chen. Offen­sicht­lich fal­sche Anga­ben, die Ash­ga­bat dien­ten, von Usbe­ki­stan Inve­sti­tio­nen im Berg­bau zu erhal­ten. Das gel­te auch für die Anga­ben zur Gesamtbevölkerung.

100 Prozent Beschäftigung, neun Prozent Christen

Turkmenistan: Zeugen Jehovas wegen Wehrdienstverweigerung vor Gericht
Turk­me­ni­stan: Zeu­gen Jeho­vas wegen Wehr­dienst­ver­wei­ge­rung vor Gericht

Laut den durch­ge­sicker­ten Anga­ben befin­den sich 45 Pro­zent, des gesam­ten Ver­mö­gens in der Hand von vier Pro­zent. 60 Pro­zent der Men­schen leben hin­ge­gen in einem Haus, das nicht ihnen gehört.

Wie Asia­news schreibt, sei­en wei­te­re Regie­rungs­an­ga­ben offen­kun­dig falsch. Die Regie­rung behaup­tet, daß 100 Pro­zent der Män­ner und 90 Pro­zent der Frau­en eine Arbeit hätten.

Nichts ist über die Volks­zäh­lungs­er­geb­nis­se zur Reli­gi­ons­zu­ge­hö­rig­keit bekannt. 90 Pro­zent der Bevöl­ke­rung, so die all­ge­mei­ne Nen­nung, beken­ne sich zum Islam. Die gro­ße Mehr­heit davon sind Sun­ni­ten. Es gibt aber auch eine schii­ti­sche Minderheit.

Heu­te gel­ten noch neun Pro­zent der Bevöl­ke­rung als Chri­sten. Die mei­sten von ihnen sind rus­sisch-ortho­dox. Ihr Anteil nahm nach dem Zusam­men­bruch der Sowjet­uni­on ab, als vie­le Rus­sen nach Ruß­land zurück­kehr­ten. Die Regie­rung reagiert aggres­siv gegen nicht „regi­strier­te“ Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten. Zeu­gen Jeho­vas wer­den wegen ihrer Mili­tär­dienst­ver­wei­ge­rung ver­folgt und zu Gefäng­nis ver­ur­teilt. Grund­sätz­lich keh­ren Regie­rungs­stel­len gegen­über Chri­sten die Staats­macht hervor.

„Strategische Partnerschaft“ mit China und Rußland

Turk­me­ni­stan ist im ver­gan­ge­nen Mai eine „stra­te­gi­sche Part­ner­schaft“ mit der Volks­re­pu­blik Chi­na ein­ge­gan­gen. Dank chi­ne­si­scher Inve­sti­tio­nen will Turk­me­ni­stan der Volks­re­pu­blik ab 2016 40 Mil­li­ar­den Kubik­me­ter Gas lie­fern. Turk­me­ni­stan nimmt auch am rus­sisch-chi­ne­si­schen Pro­jekt einer neu­en „Sei­den­stra­ße“ teil. Abkom­men unter­zeich­net Asch­ga­bat nur bila­te­ral. Die Lie­fe­run­gen nach Chi­na glei­chen den Rück­gang der Gas­lie­fe­run­gen nach Ruß­land aus, die von 65 Mil­li­ar­den auf zehn Mil­li­ar­den Kubi­keter gefal­len sind. Die Zusam­men­ar­beit mit Ruß­land beschränkt sich auf den Ener­gie­be­reich. Jede wei­ter­ge­hen­de Koope­ra­ti­on mit ande­ren Staa­ten lehnt Turk­me­ni­stan ab. Chi­na beginnt jeden­falls sei­ne Füh­ler stark nach Zen­tral­asi­en auszustrecken.

Text: Asianews/​Giuseppe Nardi
Bild: Asianews

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3 Kommentare

  1. Bei den vie­len stra­te­gi­schen Part­ner­schaf­ten die sich in die­ser Welt bil­den habe ich immer so ein ungu­tes Gefühl. Ich glau­be die beste Part­ner­schaft die ein Katho­lik haben kann ist der Herr unser Gott. Und wenn die aller­se­lig­ste Jung­frau aus Kulanz­grün­den unse­ren Schutz über­neh­men soll­te wer­den wir die stra­te­gi­schen Part­ner­schaf­ten die­ser Welt irgend­wie über­ste­hen und das Ziel errei­chen. Aber enge könn­te es schon werden.
    Per Mari­am ad Christum.

  2. Turk­me­ni­stan schot­tet sich ab wie auch Bur­ma und ande­re Staa­ten sich abschot­ten, auch Viet­nam usw. Das sind ande­re Völ­ker und muß nicht unbe­dingt ver­kehrt sein.

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