(Rom) Das Amt für die liturgischen Feiern des Papstes veröffentlichte den Kalender für die Zelebrationen des Papstes bis zum Zweiten Sonntag nach Ostern. Für die Tage des Triduum Sacrum werden alle Zelebrationen von der Chrisammesse im Petersdom am Vormittag des Gründonnerstags bis zum Apostolischen Segen Urbi et Orbi am Ostersonntag um 12 Uhr mittags genannt. Nicht angeführt ist die Messe vom Letzten Abendmahl am Abend des Gründonnerstags, mit der das Triduum Sacrum liturgisch beginnt. Der Kalender wurde in der Mittwochsausgabe des Osservatore Romano abgedruckt (siehe Bild unten).
Vatikanisten spekulieren über „spektakuläre“ Fußwaschung 2015
Unter Vatikanisten wurden bereits Wetten abgeschlossen, wem Papst Franziskus in diesem Jahr „spektakulär“ die Füße waschen werde.
Die Messe am Abend des Gründonnerstags ist von konstitutiver Bedeutung für die Katholische Kirche und inhaltlich von konzentrierter Dichte. Es wird der Fußwaschung gedacht, die der Herr an den Aposteln vornahm. Ein Zeichen dafür, daß die apostolische Sukzession immer ein demütiges Dienen sein muß. Um dies zum Ausdruck zu bringen, wuschen Päpste Kardinälen und Bischöfen die Füße als direkte Nachgereihte.
Das ist aber nur ein Element. Am selben Abend wird der Einsetzung des Allerheiligsten Altarsakraments gedacht und, damit untrennbar verbunden, der Einsetzung des Weihepriestertums durch Jesus Christus. Diese doppelte Einsetzung bildet den Mittelpunkt der Gründonnerstagsliturgie und ist auf das Engste mit der Kirche als geweihtem Sakralraum verbunden. Das verlangt, daß die Heilige Messe in Coena Domini von den Oberhirten in ihrer Bischofskirche mit dem gläubigen Volk zelebriert wird. 2014 rief eine Initiative katholischer Medien die Bischöfe auf, an diesem Abend ihre Kathedralen nicht zu verlassen, um an anderen Orten zu zelebrieren.
Diese Initiative hatte einen Grund und mußte gleichzeitig wegen dieses Grundes ins Leere fallen, da es der Papst selbst war, der seine Bischofskirche, die Lateranbasilika verließ. Einige medienaffine Bischöfe kündigten an, dem päpstlichen „Vorbild“ folgen zu wollen.
Achsenverschiebung weg von der heiligen Eucharistie hin zur Fußwaschung
2013 besuchte Papst Franziskus ein Jugendgefängnis bei Rom. Er zelebrierte dort unter Ausschluß des gläubigen Volkes in einer Mehrzweckhalle und wusch jungen Gefangenen die Füße, darunter auch Mädchen und Moslems. Eine menschlich sympathisch wirkende, liturgisch aber höchst umstrittene Geste. Ungeklärt ist bis heute, ob der Papst ebenso undifferenziert die Heilige Kommunion spendete. Das Presseamt des Heiligen Stuhls nahm dazu nicht Stellung.
2014 wiederholte Papst Franziskus „seinen“ Weg und zelebrierte die Missa in Coena Domini in einer Behinderteneinrichtung bei Rom. Dort wusch er er Behinderten die Füße. Wiederum unter Ausschluß des gläubigen Volkes, aber nicht der Öffentlichkeit. Die Medien berichteten eifrig über den päpstlichen Ausflug, während die Bischofskirche von Rom, die Lateranbasilika im zweiten Jahr hintereinander verwaist blieb. Damit verfestigte Franziskus eine Achsenverschiebung in der Wahrnehmung weg von der heiligen Eucharistie hin zur Fußwaschung, die zudem einer Umdeutung unterworfen wurde. Damit stellt sich auch die Frage nach dem eucharistischen Verständnis.
Päpstlicher Aktionismus
Die vatikanischen Medien paßten sich bereitwillig dem päpstlichen Aktionismus an und berichteten 2014 schon im Vorfeld, der Papst werde Behinderten „unterschiedlichen Glaubens, Volkszugehörigkeit und Alters“ die Füße waschen.
Die Lücke im heute vom Osservatore Romano veröffentlichten Kalender der päpstlichen Zelebrationen legt nahe, daß Papst Franziskus für die Messe vom Letzten Abendmahl auf der Suche nach einem exklusiven, aber medienträchtigen Kontext für die demütige Fußwaschung ist. Unter den Vatikanisten gibt bereits einige hochquotierte Vorstellungen. Wegen der vatikanischen Geheimhaltung auch ziemlich irritierende.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: AciPrensa/Osservatore Romano/Pagina Catolica