„Das Heer Mohammeds ist erwacht“ – Etliche Tote, 45 zerstörte Kirchen: Der Preis der Satire


Brennende Kirchen in Niger
Bren­nen­de Kir­chen in Niger

(Nia­mey) Für den Abdruck der Moham­med-Kari­ka­tur auf der Titel­sei­te des links­ra­di­ka­len Sati­re­blat­tes Char­lie Heb­do war ein hoher Preis zu bezah­len. Ein Preis, den ande­re zu zah­len hat­ten, nicht die Blat­ter­ma­cher in Paris. Wäh­rend der Westen, beson­ders das Frank­reich des „repu­bli­ka­ni­schen Mar­sches“ von Hol­lan­de dar­auf beharrt, den reli­giö­sen Glau­ben ande­rer mit Füßen tre­ten zu wol­len, wird anders­wo die Rech­nung für den media­len Spott mit Men­schen­le­ben prä­sen­tiert. Eine Rech­nung, die auf Tau­sen­de Kilo­me­ter Distanz begli­chen wird mit dem Blut jener, deren ein­zi­ge „Schuld“ es ist, Chri­stus zu beken­nen. Das töd­li­che Zusam­men­wir­ken von Isla­mis­mus und Rela­ti­vis­mus könn­te kaum bru­ta­ler zum Aus­druck kommen.

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In einer Bot­schaft an die Nati­on, die am 17. Janu­ar ver­brei­tet wur­de, gab Nigers Staats­prä­si­dent Maha­ma­dou Issou­fou bekannt, daß in den Resten der nie­der­ge­brann­ten Kir­chen der Haupt­stadt Nia­mey vier ver­brann­te Lei­chen gefun­den wur­den. Einen fünf­ten Toten gab es in Zin­der, wo am ver­gan­ge­nen Frei­tag eine wil­de Kund­ge­bung gegen Char­lie Heb­do außer Kon­trol­le geriet. Ins­ge­samt sind es min­de­stens zehn Tote. Mit einem Stein­ha­gel gin­gen die mos­le­mi­schen Pro­te­stie­rer gegen die Poli­zei vor. Zwei wei­te­re Kir­chen wur­den in Mara­di nie­der­ge­brannt, eine in Gou­ré, drei in … Allein in der Haupt­stadt wur­den zwölf von vier­zehn katho­li­schen Kir­chen „pro­fa­niert, geplün­dert und völ­lig zer­stört“, wie Erz­bi­schof Michel Car­ta­té­guy mit Trä­nen in den Augen berich­te­te. „Alles ist ver­brannt, es gibt nichts mehr, alles liegt in Trüm­mern und Asche“, so der Erz­bi­schof gegen­über Radio Vati­kan. Ins­ge­samt sind 128 Ver­letz­te zu bekla­gen. 189 Per­so­nen wur­den festgenommen.

Islamisten-Transparent: „Ich opfere meinen Vater und meine Mutter für unseren Propheten“

Ins­ge­samt wur­den 45 Kir­chen gestürmt, zer­stört und in Brand gesteckt. Dazu noch fünf Hotels und 36 Gast­stät­ten sowie das Wai­sen­haus einer christ­li­chen Schu­le. Die Zah­len der Gewalt zei­gen eine ein­deu­tig anti­christ­li­che Stoß­rich­tung. Bibeln wur­den auf offe­ner Stra­ße zer­ris­sen und ver­brannt. Nie­der­las­sun­gen fran­zö­si­scher Unter­neh­men ver­wü­stet und fran­zö­si­sche Fah­nen ver­brannt. Die fran­zö­si­sche Bot­schaft for­der­te alle Fran­zo­sen aus­drück­lich auf, ihre Häu­ser nicht zu verlassen.

Die Kathe­dra­le der Haupt­stadt konn­te mit gro­ßer Mühe durch einen Poli­zei­cor­don gegen angrei­fen­de Isla­mi­sten gesi­chert wer­den. Obwohl die Behör­den ein Ver­samm­lungs­ver­bot aus­ge­spro­chen hat­ten, ver­such­ten an die tau­send Mos­lems die Bischofs­kir­che zu stür­men. Sie führ­ten Spruch­bän­der mit sich, auf denen zu lesen war: „Das Heer Moham­meds ist erwacht“ und „Ich opfe­re mei­nen Vater und mei­ne Mut­ter für unse­ren Propheten“.

Oder ist das Leben nur Satire?

„Wer die Chri­sten ver­folgt, hat nichts ver­stan­den“, ver­such­te Staats­prä­si­dent Issou­fou die Wogen zu glät­ten. Innen­mi­ni­ster Has­so­u­mi Massou­dou gab bekannt, daß unter den Demon­stran­ten Fah­nen der nige­ria­ni­schen Isla­mi­sten­mi­liz Boko Haram auf­ge­taucht sind. Die Opfer in Niger (17 Mil­lio­nen Ein­woh­ner, davon 80 Pro­zent Mos­lems) so wie in ande­ren isla­mi­schen Staa­ten haben kei­ne per­sön­li­che Schuld. Sie haben kei­nen Anteil an jenen, die Reli­gi­ons­ver­ach­tung als „Recht“ behaup­ten, trotz allem und trotz aller. Ob die vie­len Toten das Gewis­sen jener berüh­ren, die mit ihren Blei­stif­ten in der Luft her­um­fuch­teln? Ob jemand die Chri­sten Nigers um Ver­zei­hung bit­tet oder zumin­dest mit ihnen mit­fühlt, die ihre Toten bewei­nen und vor den Trüm­mern der zer­stör­ten Kir­chen kla­gen? Oder ist für man­che das Leben wirk­lich nur eine Satire?

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Koa​chi​.com (Screen­shot)

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