Wenn der Papst „eins mit der Faust“ gibt, einen Buddha-Tempel besucht und über Assisi IV spricht


Papst Franziskus auf dem Flug auf die Philippinen
Papst Fran­zis­kus auf dem Flug auf die Philippinen

(Colom­bo) Wäh­rend des Flugs von Sri Lan­ka auf die Phil­ip­pi­nen führ­te Papst Fran­zis­kus ein 45minütiges Gespräch mit den im Flug­zeug mit­rei­sen­den Jour­na­li­sten. Der Papst ver­ur­teil­te dabei die Moham­med-Kari­ka­tu­ren des links­ra­di­ka­len Sati­re­blatts Char­lie Heb­do, sag­te, es gebe Gren­zen für die Mei­nungs­frei­heit und zeig­te sich begei­stert über die Absicht des sin­ga­le­si­schen Staats­prä­si­den­ten, „Har­mo­nie“ im Volk zu schaffen.

Meinungsfreiheit „darf nicht beleidigen“

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„Es gibt eine Gren­ze, jede Reli­gi­on hat Wür­de“, sag­te das katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt heu­te wört­lich zu Jour­na­li­sten. „Jede Reli­gi­on, die das mensch­li­che Leben, die mensch­li­che Per­son ach­tet, kann ich nicht ein­fach zum Gespött machen“, so Fran­zis­kus. Die unein­ge­schränk­te Reli­gi­ons­aus­übung sei neben der Mei­nungs­frei­heit ein gleich­wer­ti­ges Grund­recht: „alle bei­de sind fun­da­men­ta­le Men­schen­rech­te“. Es irre sich aber, wer meint, Mei­nungs­frei­heit bedeu­te ein­fach, daß man sagen kön­ne, was man wol­le. Mei­nungs­frei­heit beinhal­te viel­mehr „die Pflicht, das zu sagen, was man für das Gemein­wohl für för­der­lich hält“. Mei­nungs­frei­heit müs­se daher eine „Frei­heit ohne Belei­di­gen“ sein. Natür­lich kön­ne man auf einen Affront nicht mit Gewalt reagie­ren, man dür­fe aber auch nicht pro­vo­zie­ren“, so Papst Franziskus.

„Doktor Gasbarri kriegt eins mit der Faust“

Alberto Gasparri
Päpst­li­cher Rei­se­mar­schall Alber­to Gasbarri

Der Papst zeig­te daher Ver­ständ­nis, wenn Men­schen auf per­sön­li­che Belei­di­gun­gen oder Belei­di­gun­gen ihrer Reli­gi­on auch hef­tig reagie­ren. „Wenn Dok­tor Gas­bar­ri, der mein Freund ist, mei­ne Mut­ter belei­digt, kriegt er eins mit der Faust“, sag­te Papst Fran­zis­kus scherz­haft über den seit Okto­ber 2005 amtie­ren­den päpst­li­chen Rei­se­mar­schall Alber­to Gas­bar­ri. Dann ergänz­te der Papst, daß man „im Namen der Reli­gi­on nicht ver­letz­ten, nicht Krieg füh­ren und nicht töten darf“. Das „Töten im Namen der Reli­gi­on“ ver­ur­teil­te der Papst mit Blick auf das Atten­tat von Paris mit Nach­druck. Er sprach aber nicht nur von Paris, son­dern auch von den Selbst­mord­at­ten­ta­ten, zu denen Kin­der miß­braucht wer­den. Das sei nur eine ande­re von schreck­li­chen For­men, den Men­schen zum „Ska­ven“ zu machen.

Der beste Weg auf Gewalt zu ant­wor­ten „ist die Sanft­mut“. Gleich­zei­tig bestä­tig­te der Papst, daß die Sicher­heits­vor­keh­run­gen für sei­ne Per­son nach dem Atten­tat von Paris erhöht wur­den. Besorgt sei er aber nicht um sich, son­dern um die Gläu­bi­gen, soll­te ihm etwas zusto­ßen. Er selbst pfle­ge im Umgang mit Bedro­hun­gen eine „Por­ti­on Leichtsinn“.

Überraschungsbesuch im Buddha-Tempel und Assisi IV

Papstbesuch-im-Buddha-Tempel
Über­ra­schen­der Papst­be­such-im Buddha-Tempel

Auf sei­nen über­ra­schen­den Besuch am Ende sei­nes zwei­ten Besuchs­ta­ges auf Sri Lan­ka in einem Bud­dha-Tem­pel ange­spro­chen, sag­te der Papst, das habe sich so erge­ben. Es habe sich um einen Höf­lich­keits­be­such gehan­delt. Er woll­te die Höf­lich­keit zurück­ge­ben, die ihm der Vor­ste­her des Tem­pels erwie­sen hat­te, der ihn bei sei­ner Lan­dung am Flug­ha­fen begrüßt habe. Es sei aber auch eine Aner­ken­nung für den „Wert der Inter­re­li­giö­si­tät“ gewe­sen, der sich pla­stisch zum Bei­spiel im Hei­lig­tum von Mad­hu zei­ge, das ein Ort der Begeg­nung und des Gebets nicht nur für Katho­li­ken sei.

Gefragt, wel­che Mög­lich­kei­ten es gebe, die ande­ren Reli­gio­nen gegen den Ter­ro­ris­mus ein­zu­bin­den, und ob das even­tu­ell mit einem Tref­fen im Stil von Assi­si statt­fin­den könn­te, ant­wor­tet der Papst: „Es gibt Leu­te, die dafür arbei­ten“ im Umfeld ande­rer Glau­bens­rich­tun­gen, wo eine gewis­se „Unru­he“ wegen des um sich Grei­fens des Ter­ro­ris­mus herrsche.

Was er von Wahr­heits- und Ver­söh­nungs­kom­mis­sio­nen hal­te, wie eine auf Sri Lan­ka aktiv ist, wur­de der Papst gefragt. Fran­zis­kus ant­wor­tet, daß er eine sol­che in Argen­ti­ni­en unter­stützt habe und alle „aus­ge­wo­ge­nen Anstren­gun­gen“ welt­weit unter­stüt­ze, die „dabei hel­fen, sich zu eini­gen“ und nicht Ver­gel­tung suchen. Der Papst zeig­te sich „beein­druckt“ von den Wor­ten des neu­ge­wähl­ten sin­ga­le­si­schen Staats­prä­si­den­ten und des­sen Absicht, „Har­mo­nie im Volk zu schaf­fen“, denn das sei „mehr als Frie­den und Versöhnung“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Radio Vaticana/​OR/​Asianews (Screen­shot)

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