USA wollen weitere 5.000 Kouachis bewaffnen und ausbilden – Wie viele Christen werden durch sie sterben?


Die Attentäter von ParisKom­men­tar von Andre­as Becker

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(Paris/​Aleppo) Am ver­gan­ge­nen Sonn­tag mar­schier­ten sie, die Staats- und Regie­rungs­chefs, durch die Stra­ßen von Paris. Ein unwirk­lich erschei­nen­des Sze­na­rio. Die Mäch­ti­gen ganz vor­ne, weit­räu­mig abge­schirmt, auf Distanz zum Volk, abge­ho­ben für ein gestell­tes Bild. Die Cho­reo­gra­phie schien gera­de­zu ins Bild set­zen zu wol­len, wer das Sagen hat, und wer auf Knopf­druck zu fol­gen, sich zu empö­ren, zu demon­strie­ren, zu applau­die­ren hat. Alles auf Knopf­druck, wie es eine immer Met­ter­nich ähn­li­cher wer­den­de Obrig­keit will. Und wie es will­fäh­ri­ge Leit­me­di­en im Auf­trag die­ser Obrig­keit dem Volk mitteilen.

Da mar­schier­ten sie also, neben­ein­an­der, ein­ge­hängt, Hol­lan­de, Mer­kel, Netan­ja­hu, Jun­cker, Ren­zi und vie­le ande­re mehr. Empö­rung, Wut, schwar­ze Anzü­ge, Trau­er, Staats­trau­er für die Opfer isla­mi­sti­scher Atten­tä­ter … Doch Halt! Man möch­te den Film anhal­ten, auch per Knopf­druck, aller­dings mit der Fern­be­die­nung am Fernsehgerät.

Trauerzug mit Politikern in Paris

Die Politiker in Paris
Die Poli­ti­ker in Paris: ein insze­nier­tes Bild (in den Medi­en wur­de gezeigt, als gin­gen sie den Mas­sen vor­aus, in Wirk­lich­keit gab es nur einen abge­schirm­ten Foto­ter­min auf einer Neben­stra­ße weit­ab vom Volk…)

Da stimmt doch etwas nicht. Sind das nicht die­sel­ben, jene, die da mit auf­ge­setz­ter Betrof­fen­heit vor­ne­weg durch Paris schrei­ten, als wür­den sie des Vol­kes Gefüh­le zur Schau stel­len, par­don, zum Aus­druck brin­gen, die­sel­ben, die seit Jah­ren den isla­mi­sti­schen Ter­ro­ris­mus im Nahen Osten finan­zie­ren, aus­bil­den, bewaff­nen und damit erst groß gemacht haben?

Soll­te der füg­sa­me Bür­ger mit der Fern­be­die­nung in der Hand da etwas miß­ver­stan­den haben? Hat er abwe­gi­ge Gedan­ken? Oder däm­mert ihm etwas? Könn­te es sein, daß er sich gera­de mit­ten im fal­schen Film befin­det? Oder befin­det er sich mit­ten in einer rea­len Mani­pu­la­ti­on, die aus ihm eine Mario­net­te an den Fäden von Strip­pen­zie­hern macht?

Da zogen sie gera­de durch die Stra­ßen von Paris, ein­träch­tig, thea­tra­lisch, medi­en­wirk­sam cho­reo­gra­phiert. Der Islam ist fried­lich. Char­lie Heb­do ist Aus­druck unse­rer euro­päi­schen Wer­te. Pegi­da ist Böse. Bezah­le Dei­ne Steu­ern, sei füg­sam und bewe­ge Dich nur in obrig­keit­lich vor­ge­ge­be­nen Bah­nen. Otto­nor­mal­ver­brau­cher wie­der­holt man­tra­haft die hyp­no­ti­sie­rend von den Leit­me­di­en vor­ge­sag­ten Vorgaben.

Die Erklärung von Pentagonsprecher John Kirby

Zur sel­ben Zeit bestä­tigt Pen­ta­gon­spre­cher Admi­ral John Kir­by, daß die USA und sei­ne inter­na­tio­na­len Ver­bün­de­ten, dazu gehö­ren auch Deutsch­land, Frank­reich, Isra­el, kurz­um, alles, was in Paris im Trau­er­marsch vor den Augen und für die Augen des Vol­kes dahin­schrei­tet, wei­te­re 5.000 „gemä­ßig­te“ syri­sche Mili­zio­nä­re im bewaff­ne­ten Kampf aus­bil­den wer­den. Beginn: Früh­ling 2015.

Washing­ton will die prak­ti­sche Durch­füh­rung der Aus­bil­dung in enger Zusam­men­ar­beit mit der Tür­kei, Katar und Sau­di-Ara­bi­en ver­wirk­li­chen. „Wir set­zen unse­re Zusam­men­ar­beit mit Anka­ra fort, um mit gemein­sa­men Kräf­ten die gemä­ßig­ten Kräf­te der syri­schen Oppo­si­ti­on zu for­men und aus­zu­rü­sten“, so Admi­ral Kir­by, der hin­zu­füg­te, daß auch Riad und Doha Teil der Grup­pe sind und „ad hoc“ Infra­struk­tu­ren zur Ver­fü­gung stel­len werden.

Rekrutierung und militärische Ausbildung

U-General Nagata
US-Gene­ral Nagata

Der tür­ki­sche Außen­mi­ni­ster Ahmet Davu­to­g­lu erklärt zeit­gleich in Anka­ra, daß “die end­gül­ti­ge Über­ein­kunft über das Pro­gramm sehr nahe ist“. Die Auf­ga­be, die geeig­ne­ten Kämp­fer aus­zu­mu­stern und die Aus­bil­dung zu lei­ten, wur­de Gene­ral Micha­el Naga­ta über­tra­gen, dem Kom­man­deur des Spe­cial Ope­ra­ti­ons Com­mand Cen­tral (SOCCENT), das in den ver­gan­ge­nen Mona­ten dazu Gesprä­che mit der „gemä­ßig­ten“ syri­schen Oppo­si­ti­on führ­te. SOCCENT hat sein Haupt­quar­tier in Flo­ri­da und die ope­ra­ti­ve Zen­tra­le in Katar.

An die­ser Stel­le ist eine klei­ne Rück­blen­de not­wen­dig und dar­an zu erin­nern, daß al-Qai­da gewis­ser­ma­ßen über Nacht aus der Bericht­erstat­tung über den Nahen Osten ver­schwand, als die USA und Ver­bün­de­te 2011 die Assad-Regie­rung in Syri­en stür­zen wollten.

Die Freie Syrische Armee

Islamischer Staat (IS)
Isla­mi­scher Staat (IS)

Damals tauch­te die Freie Syri­sche Armee auf (FSA), die – laut Anga­ben Washing­tons – für Demo­kra­tie und west­li­che Frei­heit kämp­fe. Die­se „gemä­ßig­ten Kräf­te“ wur­den vom Westen finan­ziert, unter­stützt und bewaff­net, direkt und mehr noch über Katar, Sau­di-Ara­bi­en und die Tür­kei. Die „demo­kra­ti­schen“ pro­west­li­chen Mili­zio­nä­re kämpf­ten gegen Assad, aber sie kämpf­ten auch gegen die Chri­sten. Und sie kämpf­ten nicht für Frei­heit und Demo­kra­tie, son­dern für die Wie­der­errich­tung des isla­mi­schen Kali­fats und die Scha­ria. Die ent­spre­chen­den Mel­dun­gen wur­den zunächst unter­drückt und geleug­net. So gelang­ten sie erst ver­zö­gert und über Neben­ka­nä­le in die west­li­che Öffent­lich­keit. Als die Berich­te über Mas­sa­ker an Chri­sten und ande­ren immer bru­ta­ler wur­den, begann es man­chen zu däm­mern, ob die neue Freie Syri­sche Armee nicht viel­leicht die alte al-Qai­da unter neu­em Namen und einem selt­sa­men Sei­ten­wech­sel sein könn­te? Absurd?

Sagen wir es anders, näm­lich „gemä­ßig­ter“. Der Groß­teil der „gemä­ßig­ten“ syri­schen Oppo­si­ti­on kämpft längst für den Isla­mi­schen Staat (IS) und ande­re al-Qai­da-Able­ger des Nahen Ostens wie die al-Nus­ra-Bri­ga­de. Und gar nicht so böse Zun­gen behaup­ten, die Freie Syri­sche Armee sei von Anfang an eine sun­ni­tisch-isla­mi­sti­sche Kampf­trup­pe gewe­sen, die sich der Westen zum Sturz von Assad als Hilfs­trup­pe ange­heu­ert hat­te. Al-Qai­da stellt die Kämp­fer, der Westen bewaff­net, die ara­bi­schen Öl-Emi­ra­te finan­zie­ren. Eine ver­we­ge­ne ména­ge a troà­s.

Wen interessieren die Christen?

Denn, wen inter­es­sie­ren schon die Chri­sten des Nahen Ostens? Char­lie Heb­do haben sie jeden­falls nicht inter­es­siert. Und wen inter­es­siert es schon, ob im Nahen Osten Demo­kra­tie herrscht oder das Gesetz der ver­brann­ten Erde? Selbst die Chri­sten des Westens wis­sen wenig von ihren nah­öst­li­chen Brü­dern. In der begrenz­ten Vor­stel­lungs­welt der mei­sten West­ler ist der Nahe Osten mos­le­misch und ein klei­ner Teil jüdisch. Aber christlich?

Das Chri­sten­tum wur­de im neu­en Wer­te­ka­non des Westens zudem zur „Pri­vat­sa­che“ erklärt, wes­halb die Chri­sten zwar stark an Zahl, aber lethar­gisch im Han­deln sind. Anders aus­ge­drückt: Die Chri­sten wur­den in den ver­gan­ge­nen 50 Jah­ren so dome­sti­ziert, daß sie drauf und dran sind, ihre Iden­ti­tät zu ver­lie­ren. Wie soll­ten sie also noch ande­ren Chri­sten zu Hil­fe kom­men können?

Der Blick kehrt wie­der nach Paris zurück und zu den im Trau­er­flor auf­tre­ten­den Poli­ti­kern. Wie war das nun also? Poli­ti­ker, die da mit Trau­er­mie­ne vor­bei­zie­hen, haben den Isla­mi­schen Staat erst zu dem gemacht, was er heu­te ist. Man könn­te eben­so­gut sagen, sie haben den Isla­mi­schen Staat und die al-Nus­ra-Bri­ga­de erst kre­iert, denn ohne Waf­fen, Geld und Logi­stik wür­den sie kaum mehr als eine Hand­voll gesti­ku­lie­ren­der Bedui­nen am Lager­feu­er sein. Ja, genau, jener Isla­mi­sche Staat, in dem auch die Brü­der Kouachi gekämpft haben, die für das Atten­tat auf die Redak­ti­on von Char­lie Heb­do ver­ant­wort­lich sind.

Die Financiers der Islamisten beim Trauerzug der islamistischen Opfer …

Das heißt, die Poli­ti­ker finan­zier­ten und bewaff­ne­ten jene, die das Atten­tat began­gen haben? Und sie wol­len wei­te­re 5.000 Kouachis bewaff­nen und mili­tä­risch aus­bil­den? Abu Bakr al-Bagh­da­di, der neue „Kalif“ soll in Mos­ul zwi­schen 30.000 und 50.000 Kämp­fer zusam­men­ge­zo­gen haben, gab der Abge­ord­ne­te Mowa­feq Rubaie von der ira­ki­schen Regie­rungs­ko­ali­ti­on bekannt. Im ver­gan­ge­nen Juni, als Abu Bakr die Kon­trol­le über Mos­ul über­nahm, ver­füg­te er dort nur über drei- bis fünf­tau­send Mann. Der Groß­teil sei­ner neu­en Kämp­fer sind ira­ki­sche Sun­ni­ten. Die mitt­le­re und höhe­re Kom­man­do­ebe­ne des IS aber ist inter­na­tio­nal. Mos­ul ist der Sitz des „Kali­fats“ im Irak, so wie Raq­qa in Syri­en. Wie vie­le Men­schen, wie vie­le Chri­sten wer­den die neu­en 5.000 Kouachis ermor­den? Finan­ziert, bewaff­net und aus­ge­bil­det mit Steu­er­gel­dern jener Men­schen, die in Paris in poli­tisch kor­rek­tem Abstand zu den Poli­ti­kern mar­schier­ten. Oder soll­te man sagen: mit­mar­schie­ren durf­ten? Ist das den Bür­gern bewußt? Wol­len sie das? Es darf, ja es muß bezwei­felt werden.

Sie leisten „vor Ort gute Arbeit“

Armenisch-katholische Kirche der Hl. Rita in Aleppo bombardiert
Arme­nisch-katho­li­sche Kir­che der Hl. Rita in Alep­po bombardiert

Am 9. Janu­ar 2015, am Tag nach dem Atten­tat von Paris, wur­de von der al-Nus­ra-Bri­ga­de die katho­lisch-arme­ni­sche Kir­che der Hei­li­gen Rita von Alep­po bom­bar­diert. Zwei Stun­den nach Abschluß der Hei­li­ge Mes­se schlu­gen die Gra­na­ten ein. Im Dezem­ber 2012 hat­te der fran­zö­si­sche Außen­mi­ni­ster Lau­rent Fabi­us erklärt: „Ich ver­ste­he nicht, war­um die USA ent­schie­den haben, die Grup­pe Jabath al-Nus­ra auf die Liste ter­ro­ri­sti­scher Orga­ni­sa­tio­nen zu set­zen, denn vor Ort haben sie gute Arbeit gelei­stet. Der Chef der syri­schen Koali­ti­on [Freie Syri­sche Armee] ist der­sel­ben Meinung.“

Der „west­li­che“ Aspekt des nah­öst­li­chen Isla­mi­sten­mor­dens mag nur einer unter meh­re­ren sein. Er ist jedoch bedrückend und ist auch zu benen­nen. Denn dadurch hat­te der sonn­täg­li­che Trau­er­zug von Paris mit den groß ins Bild gesetz­ten Poli­ti­kern nicht nur etwas Insze­nier­tes, weil Gelenk­tes an sich, son­dern auch etwas Heuch­le­ri­sches. Und die­sel­ben Obrig­kei­ten schimp­fen über mon­täg­li­che Abend­spa­zier­gän­ge fried­li­cher Brü­ger. Die sind zumin­dest authentisch …

Text: Andre­as Becker
Bild: Ora Pro Siria/20min.ch (Screen­shot)

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