2015 Seligsprechung von Erzbischof Romero in Anwesenheit des Papstes?


Seligsprechung Oscar Arnulfo Romeros?
Selig­spre­chung Oscar Arnul­fo Romeros?

(San Sal­va­dor) Wird 2015 zum Jahr von Oscar Arnul­fo Rome­ro? „Füh­ren­de Krei­se der Kir­che El Sal­va­dors sind sich sicher, daß 2015 ‚el año‘ für die Selig­spre­chung von Oscar Arnul­fo Rome­ro, den 1980 ermor­de­ten Erz­bi­schof von San Sal­va­dor sein wird. Sie fra­gen sich nicht mehr, ob es zur Selig­spre­chung kom­men wird, son­dern dis­ku­tie­ren bereits die Details, wo und wie die Zere­mo­nie statt­fin­den sol­le und wer ihr vor­ste­hen wer­de“, so der Blog Super Mar­ty­rio, der dem Selig­spre­chungs­ver­fah­ren von Erz­bi­schof Rome­ro (1917–1980) gewid­met ist.

Am Sil­ve­ster­tag wur­de von Cana­le 21 ein Inter­view mit dem Weih­bi­schof von San Sal­va­dor, Msgr. Gre­go­rio Rosa Cha­vez aus­ge­strahlt. Cana­le 21 ist ein Medi­en­netz­werk aus drei Fern­seh­sen­dern und einem Dut­zend Radio­sen­der, das von einem sal­va­do­ria­ni­schen Unter­neh­mer palä­sti­nen­si­scher Abstam­mung geschaf­fen wur­de. Weih­bi­schof Cha­vez sag­te, daß alles getan wor­den sei, was zu tun gewe­sen sei. Wört­lich begrün­de­te er die bal­di­ge Selig­spre­chung: auch „der Papst ist von der Hei­lig­keit von Msgr. Rome­ro über­zeugt und ist sich sicher, daß der Schritt zu set­zen ist… Die gute Nach­richt ist, daß sie kommt“.
Weih­bi­schof Cha­vez, der im bischöf­li­chen Gym­na­si­um von San Miguel Rome­ros Mit­ar­bei­ter war, ver­wies auf die für Sep­tem­ber geplan­te Rei­se von Papst Fran­zis­kus in die USA und nach Mexi­ko. Von dort sei es nur ein „Sprung“ nach San Sal­va­dor, und „für Rome­ro“ könn­te ihn der Papst viel­leicht auch machen.
Car­los Colo­ra­do, der Autor von Super Mar­ty­rio ist sich bereits sicher, daß Papst Fran­zis­kus per­sön­lich die Selig­spre­chung in San Sal­va­dor vor­neh­men wer­de: „Sehr wahr­schein­lich wird die Ankün­di­gung dafür in der Zeit zwi­schen Mit­te Febru­ar und Mit­te März erfol­gen“. Ein „geeig­ne­ter Moment“ könn­te auch das Kar­di­nals­kon­si­sto­ri­um vom 12.–15. Febru­ar in Rom sein, so Colorado.

Seligsprechungsverfahren unter Benedikt XVI. angehalten

Gläubige erinnern am Petersplatz an Erzbischof Romero
Gläu­bi­ge erin­nern am Peters­platz an Erz­bi­schof Romero
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Der Blog rief gleich­zei­tig zu einer Nove­ne für einen posi­ti­ven Abschluß des Selig­spre­chungs­ver­fah­rens auf. Eine Nove­ne zu den Hei­li­gen Drei Köni­gen, die am 29. Dezem­ber, dem Gedenk­tag des Hei­li­gen Tho­mas Becket begann. Super Mar­ty­rio schrieb dazu: Becket sei der „letz­te (1170) am Altar ermor­de­te Bischof vor Romero“.

Die Selig­spre­chung des sal­va­do­ria­ni­schen Erz­bi­schofs war unter Papst Bene­dikt XVI. auf Eis gelegt wor­den. Die genau­en Grün­de dafür sind nicht bekannt. Es wird dar­über spe­ku­liert, ob es grund­sätz­li­che Beden­ken gab oder ob er eine poli­ti­sche Ver­ein­nah­mung der Gestalt Rome­ros ver­hin­dern woll­te. Der Erz­bi­schof wur­de von einem rech­ten Mili­tär erschos­sen und wur­de des­halb zur Iko­ne der poli­ti­schen Lin­ken vor allem außer­halb El Sal­va­dors, wo über die inne­re Lage des zen­tral­ame­ri­ka­ni­schen Lan­des kaum Kennt­nis­se vor­han­den sind, dafür aber um so kon­se­quen­ter eine Rechts-Links-Scha­blo­ne ange­legt wird. In Ita­li­en geben zahl­rei­che von lin­ken Kom­mu­nal­ver­wal­tung nach Erz­bi­schof Rome­ro benann­te Stra­ßen, Plät­ze und öffent­li­che Gebäu­de Zeug­nis vom Ver­such einer poli­ti­schen „Selig­spre­chung“.

Damit trat gleich­zei­tig mit Rome­ros Ermor­dung die Gefahr auf, daß für die Kano­ni­sie­rung weni­ger der per­sön­li­che Tugend­grad ent­schei­dend sei, son­dern vor allem die „rich­ti­ge“ Ver­ort­bar­keit des Betrof­fe­nen durch bestimm­te poli­ti­sche Krei­se. Es waren in Euro­pa die­sel­ben Links­krei­se, die Geld für die Car­denal-Brü­der und das san­di­ni­sti­sche Regime in Nika­ra­gua sam­mel­ten, die Erz­bi­schof Rome­ro für sich rekla­mier­ten. Zumin­dest nach sei­ner Ermordung.

Romero: „Sie werden mich töten, ich weiß nicht, ob die Rechten oder die Linken“

Die Lage in El Sal­va­dor und die Posi­ti­on der Kir­che war jedoch wesent­lich dif­fe­ren­zier­ter, als eine gefil­ter­te lin­ke Iko­no­gra­phie im fer­nen Euro­pa. Erz­bi­schof Rome­ro schien sich in einer Vor­ah­nung sicher zu sein, ermor­det zu wer­den. Er war sich aller­dings nicht sicher, ob er von lin­ken oder von rech­ten Geg­nern getö­tet wer­de (sie­he den Bericht Oscar Rome­ro, 30 Jah­re nach sei­nem Mar­ty­ri­um – „Sie wer­den mich töten, ich weiß nicht, ob die Rech­ten oder die Lin­ken“).

Eine Aus­sa­ge Rome­ros, die kaum Erwäh­nung fin­det, weil sie nicht in ein Schwarz-Weiß-Sche­ma pas­sen will. Ob man sich in Euro­pa in eben­sol­chem Maße an ihn erin­nern wür­de, wenn er von einem lin­ken Kom­man­do hin­ge­rich­tet wor­den wäre? Mit Sicher­heit wür­de man anders an ihn erin­nern und in ande­ren Krei­sen, auch inner­halb der Katho­li­schen Kirche.

Eine Mah­nung, sich dif­fe­ren­zier­ter mit der Gestalt von Erz­bi­schof Oscar Arnul­fo Rome­ro zu befas­sen. Dar­in liegt viel­leicht auch der Grund, wes­halb Papst Bene­dikt XVI. von einer Selig­spre­chung Abstand nahm oder sie zumin­dest für einen spä­te­ren, weni­ger poli­tisch auf­ge­la­de­nen Zeit­punkt zurück­stell­te. Wel­che Hal­tung nahm Erz­bi­schof Rome­ro wirk­lich zur Befrei­ungs­theo­lo­gie ein? Wird sei­ne Kri­tik an der Mili­tär­dik­ta­tur mit einer Zustim­mung zur Befrei­ungs­theo­lo­gie verwechselt?

Seit der Wahl von Papst Fran­zis­kus ver­stum­men die Stim­men nicht, die eine unmit­tel­bar bevor­ste­hen­de Selig­spre­chung ankün­di­gen. Weil er Latein­ame­ri­ka­ner ist? Weil eine „kli­ma­ti­sche“ Über­ein­stim­mung zwi­schen Rome­ro und Berg­o­glio ange­nom­men oder zumin­dest behaup­tet wird? Oder weil die­se Über­ein­stim­mung zwi­schen den poli­ti­schen Pro­mo­to­ren des Rome­ro-Geden­kens und dem neu­en Papst besteht oder von Erste­ren ein­fach unter­stellt wird?

Im April 2013, kurz nach­dem Papst Fran­zis­kus die Wie­der­auf­nah­me des Selig­spre­chungs­ver­fah­rens bekannt­ge­ben ließ, warn­te Gene­ral­vi­kar Jesus Del­ga­do von San Sal­va­dor vor einer „poli­ti­schen Instru­men­ta­li­sie­rung“ von Erz­bi­schof Romero.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Super Martyrio/​Giovaniemissione

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