Bekommt traditionsverbundene Diözese Albenga einen Kommissar?


Bischof Oliveri von Albenga-Imperia
Bischof Oli­veri von Albenga-Imperia

(Albenga/​Rom) Die „barm­her­zi­ge Kur“, die Papst Fran­zis­kus dem Orden der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta und dem abge­setz­ten Bischof Roge­l­io Livi­e­res von Ciu­dad del Este ange­dei­hen läßt, könn­te sich gegen einen wei­te­ren Kir­chen­ver­tre­ter rich­ten, der man­chen Kir­chen­krei­sen als zu tra­di­ti­ons­freund­lich gilt. Die Rede ist von Bischof Mario Oli­veri von Alben­ga-Impe­ria an der ita­lie­ni­schen Rivie­ra. Bischof Oli­veri, Jahr­gang 1944, wur­de de fac­to unter kom­mis­sa­ri­sche Auf­sicht gestellt, da ihm Papst Fran­zis­kus in der Funk­ti­on eines Weih­bi­schofs einen Bischofs­ko­ad­ju­tor zur Sei­te stellte.

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Da die Diö­ze­se Alben­ga-Impe­ria nahe der fran­zö­si­schen Gren­ze liegt, könn­te der Vor­wurf, der dem Bischof gemacht wird, auch so wie­der­ge­ge­ben wer­den: „qui veut noy­er son chien, l’ac­cu­se de la rage“. Offi­zi­el­le Vor­wür­fe gibt es kei­ne. Es scheint jedoch mit sei­ner Tra­di­ti­ons­freund­lich­keit zu tun zu haben und vor allem mit einem „Fehl­tritt“ im Zusam­men­hang mit den Fran­zis­ka­nern der Imma­ku­la­ta, den man in Rom nicht zu ver­zei­hen scheint.

Wachsende Zahl an Priesteramtskandidaten

Die Diö­ze­se Alben­ga-Impe­ria zeich­net sich unter Bischof Oli­veri unter ande­rem durch eine wach­sen­de Zahl von Semi­na­ri­sten aus. Da die Diö­ze­se tra­di­ti­ons­freund­lich gelei­tet wird und die Prie­ster­aus­bil­dung in die­sem Sinn gestal­tet ist, wer­den Prie­ster­be­ru­fun­gen auf der Suche nach einem katho­li­schen Semi­nar auch aus ande­ren Diö­ze­sen ange­zo­gen. Die Diö­ze­se Alben­ga-Impe­ria, zu der nur zehn Pro­zent der Katho­li­ken Ligu­ri­ens gehö­ren, hat mehr Semi­na­ri­sten als das gan­ze rest­li­che Ligu­ri­en zusammen.

Das glei­che Phä­no­men erleb­te die eben­falls von einem tra­di­ti­ons­freund­li­chen Bischof gelei­te­te Diö­ze­se Ciu­dad del Este in Para­gu­ay. Der Bischof wur­de inzwi­schen von Papst Fran­zis­kus abge­setzt. Die Zei­chen erken­nen, heißt eine belieb­te Paro­le unse­rer Zeit, doch die­se Zei­chen wer­den nicht erkannt. Man­che wür­den sagen, sie wer­den durch­aus erkannt, aber nur um sie zu besei­ti­gen. Ange­sichts der gäh­nen­den Lee­re manch ande­ren Semi­nars führ­te die Blü­te von Alben­ga bereits in der Ver­gan­gen­heit in ande­ren Diö­ze­sen zu eini­gem Unmut.

„Doktrinelle und liturgische Verfolgung des clergé réfractaire

„Geben wir uns kei­nen Illu­sio­nen hin. Man wird schon irgend­ei­nen Grund fin­den. Der wah­re Grund aber ist eine dok­tri­nel­le und lit­ur­gi­sche Ver­fol­gung, die dar­auf abzielt, den cler­gé réfrac­tai­re zu tref­fen, der sich den Neue­run­gen wider­setzt, wie es bereits zur Zeit der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on war“, so Mes­sa in Lati­no.
Die Ent­schei­dung zur Ernen­nung eines Koad­ju­tors sei heu­te gefal­len, mel­de­te die ligu­ri­sche Tages­zei­tung Il Seco­lo XIX. Das täg­li­che Bul­le­tin des Vati­kans berich­tet aller­dings noch nichts davon.

Bischof Mario Oli­veri wur­de in der ligu­ri­schen Diö­ze­se Acqui gebo­ren, 1968 dort zum Prie­ster geweiht und inkar­di­niert. Die Dis­ser­ta­ti­on des an der Late­ran­uni­ver­si­tät pro­mo­vier­ten Kir­chen­recht­lers wur­de im Vati­kan­ver­lag ver­öf­fent­licht. Nach der Aus­bil­dung an der Diplo­ma­ti­schen Aka­de­mie des Hei­li­gen Stuhls war er von 1972 bis 1990 im Diplo­ma­ti­schen Dienst tätig. Im sel­ben Jahr erfolg­te die Ernen­nung zum Bischof von Alben­ga-Impe­ria. Er wur­de von Papst Bene­dikt XVI. zum Mit­glied der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on und des Inter­na­tio­na­len Rats für die Kate­che­se der Kle­rus­kon­ge­gra­ti­on ernannt.

„Fehltritt“ den Orden der Franziskaner der Immakulata verteidigt zu haben

Bischof Oli­veri gelang­te in die Schlag­zei­len, weil er 2008 in der Kon­ka­the­dra­le von Impe­ria anläß­lich der ewi­gen Gelüb­de von sie­ben Fran­zis­ka­ne­rin­nen der Imma­ku­la­ta im über­lie­fer­ten Ritus zele­brier­te. Das sorg­te für erheb­li­ches Medi­en­in­ter­es­se, da er der welt­weit erste Bischof war, der nach dem Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum öffent­lich ein Pon­ti­fi­kal­amt vom Thron zelebrierte.

Der Bischof gewähr­te den Fran­zis­ka­nern der Imma­ku­la­ta groß­zü­gi­ges Nie­der­las­sungs­recht und über­trug ihnen die Betreu­ung meh­re­rer Kir­chen und Wall­fahrts­or­te. Als der Orden im Juli 2013 unter kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung gestellt wur­de und den Prie­stern die Zele­bra­ti­on im über­lie­fer­ten Ritus zunächst kate­go­risch ver­bo­ten und seit­her nur unter größ­ten Ein­schrän­kun­gen erlaubt ist, griff Bischof Oli­veri zu Papier und Feder und schick­te ein Schrei­ben nach Rom, mit dem er sich schüt­zend vor den Orden stell­te. Er unter­stüt­ze mit sei­nem Schrei­ben den Antrag der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta in sei­ner Diö­ze­se, auch wei­ter­hin im Alten Ritus zele­brie­ren zu dür­fen und ver­wies dabei auf die seel­sorg­li­che Betreu­ung der Gläu­bi­gen an den drei Meß­or­ten. In den Augen man­cher in Rom war das ein schwer­wie­gen­der „Fehl­tritt“.

Mit Jah­res­en­de 2013 wur­den von Kom­mis­sar Vol­pi alle drei Nie­der­las­sun­gen in der Diö­ze­se Alben­ga-Impe­ria geschlos­sen. Mes­sa in Lati­no sprach damals von „Ver­gel­tungs­ak­ti­on“, weil der Bischof es „gewagt hat­te, die Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta zu verteidigen“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Acci­on Litugrica

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