(Rom) Der Kardinalgroßpönitentiar der Katholischen Kirche, Mauro Kardinal Piacenza mahnt die Kirche: „Wenn die Kirche die Lehre nicht pflegt, kommt sie nicht voran“.
In einem Gespräch mit Radio Vatikan über die Bischofssynode sagte der noch von Kardinal Giuseppe Siri zum Priester geweihte Kurienkardinal: „Die Kirche muß auf zwei Bereiche ständig besonders achten. Einerseits muß sie die Menschen im Glauben bewahren und stärken, die bereits im Stand der Gnade, also drinnen sind, und andererseits muß sie immer zu denen draußen gehen. Wenn sie sich drinnen nicht stärken würde, könnte sie nicht hinausgehen.“
Und weiter: „Häufig sieht man diese Dichotomie in den Medien, manchmal leider auch bei Kirchenvertretern: so als sei die inhaltliche Frage, der doktrinelle Aspekt etwas Mürrisches im Vergleich zum lachenden Bild des ‚man öffnet sich …‘“
„Wenn wir keine gesunden Menschen hätten, wenn die Ärzte nicht gesund wären, könnten sie die Kranken nicht heilen. Daher ist immer zu bedenken, daß man das Eine nicht tun kann, wenn man das Andere verliert“, so der Großpönitentiar.
„Die Priorität“, das sei immer zu vergegenwärtigen, „liegt dabei in der durch die Jahrhunderte und Jahrtausende unveränderten Bewahrung des depositum fidei“, so Kardinal Piacenza. Von dieser Position aus, „geht die Lehre, die nicht eine abstrakte Wahrheit ist, sondern eine Person ist, Jesus Christus, immer allen entgegen“.
Der Kardinal aus Genua war der erste Präfekt einer Kongregation an der Römischen Kurie, der von Papst Franziskus nicht im Amt bestätigt wurde. Am 21. September 2013 wurde der Kardinal auf den Ehrenposten eines Großpönitentiars versetzt. Seit 2011 ist Kardinal Piacenza Vorsitzender der Stiftung päpstlichen Rechts Kirche in Not.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: laperfettaletizia
Kardinal Piacenza im Jahre 2011 anl. der Kleruskongregation in Los Angeles.
Er warnte bereits damals vor dem „Schalwerden des Salzes“ innerhalb der Kirche:
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„Auf dem unruhigen Weg der Gesellschaft taucht oft im Denken der Christen die Frage auf: ‚Wer ist der Priester in der Welt von heute? Ist er ein Marsmensch? Ist er ein Außerirdischer? Ist er ein Fossil? Wer ist er?’
Die Säkularisierung, der Gnostizismus, der Atheismus in seinen verschiedenen Formen, reduzieren den Raum des Heiligen immer mehr, sie saugen den Inhalten der christlichen Botschaft das Blut aus.
Die Technik- und Wohlstandsmenschen, die Menschen, die vom Fieber des Scheins gepackt sind, spüren eine extreme geistliche Armut. Sie sind Opfer einer schweren existentiellen Angst und erweisen sich unfähig, die grundlegenden Probleme des geistlichen, familiären und sozialen Lebens zu lösen.
Die gesunde Lehre, aber auch die historische Überlieferung zeigen uns, daß die Kirche imstande ist allen Angriffen zu widerstehen, allen Attacken, die von den politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Mächten gegen sie ausgeführt werden. Sie kann aber nicht der Gefahr standhalten, die dem Vergessen dieses Jesuswortes entspringt: ‚Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt.“ Jesus selbst sagt uns, was die Folge dieses Vergessens ist: ‚Wenn das Salz aber schal wird, wie wird sich die Welt vor dem Verfall bewahren?‘ (Mt 5,13–14)
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Vorankommen tut sie längst nicht mehr, es geht nur noch um das Ausmaß des Schrumpfungsprozesses.
Das stimmt mE ja nicht… schauen Sie sich mal die Wachstumsraten der traditionellen Priestergemeinsschaften an… das ist die Zukunft der Kirche!
„Die Priorität… liegt dabei in der durch die Jahrhunderte und Jahrtausende unveränderten Bewahrung des depositum fidei“ so Kardinal Piacenca. Von dieser Position aus geht die Lehre, „die nicht eine abstrakte Wahrheit ist, sondern eine Person ist, Jesus Christus, immer allen entgegen.“
„Unsere Theologie“ ’sagte er‘ (Erzbischof Lefebvre) „ist nicht rein verstandesmäßig, ihr Gegenstand ist nämlich eine Person: unser Herr Jesus Christus, der Gott ist, eine lebende menschgewordene Theologie…“ (Tissier de Mallerais: Marcell Lefebvre, S. 610).
Für mich, eine einfache Gläubige, ist das die größte Tragik in der katholischen Kirche: Diese beiden Würdenträger, vertreten nur noch eine winzige Minderheit von Katholiken, vor allem von katholischen Priestern.
Zwischen Erzbischof Lefebvre und Kardinal Piacenta scheinen Welten zu liegen, was das Alter anbetrifft und vor allem der kirchliche Werdegang. Doch diese Sicht bleibt an der Oberfläche.
Ohne den Glaubensabfall mit und nach dem 2. Vatikanischen Konzil mit den schmerzlichen Brüchen würden beide Seite an Seite gehen und die zentrale Wahrheit des katholischen Glaubens verkünden.
Die immer bedroht ist von zwei Gefahren: Einer dogmatischen Starrheit, die immer dann droht, wenn unser Herr nicht mehr im Mittelpunkt des Gebetslebens steht. Wenn die hl. Messe nicht mehr gebetsmäßig weiter wirkt, dass Leben des Gebetes prägt. Oder des Relativismus, wenn das Dogma nicht mehr die Grundlage des Glaubens bildet.
Erzbischof Lefebvre, ein Thomist, Dogmatiker durch und durch, war ein ganz großer Liebender: „…wir erreichen es nie, das Geheimnis unseres Herrn Jesus Christus auszuschöpfen, dieses große Geheimnis seiner göttlichen Person und auch seiner menschlichen Wirklichkeit, (…) die Unermeßlichkeit seines Wissens, seiner Liebe. Gerade das müssen wir predigen..“
„Je älter ich werde,“ ’schrieb er an einen seiner Priester‘, umso mehr glaube ich, daß gerade das Gebet des Herzens die Seele umwandelt und sie in den Zustand des beständigen Aufopferns versetzt. In dieses müssen die mündlichen und geistigen Gebete einmünden. – Wenn die Betrachtung ein liebender Blick auf den gekreuzigten und verherrlichten Jesus ist,“ ‚erklärte er weiter‘ „dann trägt sie die Seele in die Hände Gottes, um seinen heiligen Willen zu erfüllen.“
Der liebende Blick auf den gekreuzigten und verherrlichten Jesus ist keine Gebetsform, die von seinen geistlichen Söhnen gepredigt, gefördert, verteidigt wird. Sie verteidigen das Dogma, ihre Liebe gehört der allerseligsten Jungfrau Maria. Sie sind nicht mehr bereit, die eucharistische Anbetung zu pflegen, sie funktionieren sie um zum Rosenkranzgebet vor der Monstranz.
Kardinal Piacenca vertritt in der Konzilskirche eine absolute Außenseiterposition gerade unter Priestern. Weil er Dogmatker UND Liebender ist.
Mögen die Ecclesia-Dei-Priester ihn sich zum Vorbild nehmen, da ihnen der Zugang zu Erzbischof Lefebvre durch die Trennung versperrt ist.