„Das ist Verrat!“ – Interview von Kardinal Raymond Burke über die Bischofssynode


Kardinal Raymond Burke: "Das ist Verrat"
Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke: „Das ist Verrat“

(Rom) Kar­di­nal Ray­mond Leo Bur­ke gefällt der Welt kaum oder gar nicht. Und er gefällt, wenn das mög­lich wäre, noch weni­ger der Kir­che, die der Welt gefällt. Ande­rer­seits hat der 66 Jah­re alte Ame­ri­ka­ner aus Rich­land Cen­ter in Wis­con­sin alles getan, um auf katho­li­sche Wei­se die zu sehr der Lau­heit zuge­neig­ten christ­li­chen Gewis­sen auf­zu­schrecken. Er nimmt am Marsch für das Leben teil, er sagt, daß Poli­ti­kern, die Abtrei­bungs­ge­set­ze unter­stüt­zen die Kom­mu­ni­on zu ver­wei­gern ist, er kri­ti­siert den schnel­len Vor­marsch der Homo-Agen­da, er läßt Papst Fran­zis­kus aus­rich­ten, daß die Ver­tei­di­gung der nicht ver­han­del­ba­ren Wer­te nicht eine den päpst­li­chen Lau­nen unter­wor­fe­ne Mode ist, er unter­stützt den über­lie­fer­ten Ritus … Und er betont immer wie­der zum Leid­we­sen der neu­en Refor­ma­to­ren: „Über die Glau­bens­wahr­heit wird nicht abgestimmt“.

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Jüngst schrieb er am Sam­mel­band „In der Wahr­heit Chri­sti blei­ben. Ehe und Kom­mu­ni­on in der Katho­li­schen Kir­che“ (Ech­ter Ver­lag, 2014) mit, der sich offen gegen die „barm­her­zi­gen“ Öff­nun­gen von Kar­di­nal Wal­ter Kas­per über die Fami­lie und die Kom­mu­ni­on für die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen stellt. Es erstaunt daher nicht, wenn die von Berg­o­glio beab­sich­ti­gen Umbau­ten der Römi­sche Kurie vor­se­hen, daß der Kar­di­nal vom Amt des Prä­fek­ten der Apo­sto­li­schen Signa­tur auf den Ehren­rang eines Kar­di­nal­pa­tron des Sou­ve­rä­nen Mal­te­ser­or­dens exi­liert wer­den soll. Unter­des­sen aber hat der scharf­sin­ni­ge Kir­chen­recht­ler, Sohn der länd­li­chen USA, auf der Bischofs­syn­ode über die Fami­lie die Rol­le des eigent­li­chen Gegen­spie­lers, des Kat­echon über­nom­men gegen die der mens papa­le zuge­schrie­be­nen und nie demen­tier­ten „Wen­de“. Wie sagt die alte mehr­spra­chi­ge Hei­li­ge Schrift, die offen auf dem Lese­pult sei­nes Arbeits­zim­mer steht, auf der Sei­te des Ekkle­sia­stes: „Alles hat sei­ne Stun­de (…) es gibt eine Zeit zum Schwei­gen /​ und eine Zeit zum Reden“ (Koh 3,1.7).

„Über die Glaubenswahrheit wird nicht abgestimmt“

Inter­view von Ales­san­dro Gnocchi

Was sieht man jen­seits des Medi­en­ne­bels, der die Syn­ode umgibt?

Es wird eine besorg­nis­er­re­gen­de Ten­denz sicht­bar, weil eini­ge die Mög­lich­keit behaup­ten, eine Pra­xis anzu­wen­den, die sich von der Glau­bens­wahr­heit ent­fernt. Obwohl es offen­sicht­lich sein müß­te, daß man auf die­sem Weg nicht wei­ter­ge­hen kann, ermu­ti­gen vie­le zum Bei­spiel gefähr­li­che Öff­nun­gen in der Fra­ge der Gewäh­rung der Kom­mu­ni­on an wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ne. Ich sehe nicht, wie man das unver­än­der­li­che Ver­ständ­nis der Unauf­lös­lich­keit der Ehe mit der Mög­lich­keit der Zulas­sung jener zur Kom­mu­ni­on ver­ein­ba­ren könn­te, die in einer unge­ord­ne­ten Situa­ti­on leben. Hier stellt man direkt in Fra­ge, was unser Herr gesagt hat, als er lehr­te, daß ein Mann, der sich von sei­ner Frau schei­den läßt und eine ande­re Frau hei­ra­tet, Ehe­bruch begeht.

Laut den Refor­ma­to­ren ist die­se Leh­re zu hart geworden.

Sie ver­ges­sen, daß der Herr jenen die Hil­fe der Gna­de ver­heißt, die geru­fen sind, die Ehe zu leben. Das bedeu­tet nicht, daß es nicht Schwie­rig­kei­ten und Lei­den gibt, aber daß es immer eine gött­li­che Hil­fe geben wird, um ihnen zu begeg­nen und bis zum Schluß treu zu sein.

Es scheint, daß Sie einen Min­der­hei­ten­stand­punkt vertreten …

Vor eini­gen Tagen habe ich eine Fern­seh­sen­dung gese­hen, in der Kar­di­nal Kas­per sag­te, daß man auf dem rich­ti­gen Weg zu Öff­nun­gen sei. Mit weni­gen Wor­ten: die 5,7 Mil­lio­nen Ita­lie­ner, die die­se Sen­dung ver­folg­ten, muß­ten den Ein­druck gewin­nen, daß die gan­ze Syn­ode auf die­se Linie mar­schiert und daß die Kir­che drauf und dran ist, ihre Ehe­leh­re zu ändern. Das aber ist, schlicht und ein­fach, nicht mög­lich. Vie­le Bischö­fe ergrei­fen das Wort, um zu sagen, daß Ände­run­gen nicht zuläs­sig sind.

Das geht aber aus dem täg­li­chen Brie­fing des vati­ka­ni­schen Pres­se­am­tes nicht her­vor. Das beklag­te auch Kar­di­nal Müller.

Ich weiß nicht, wie das Brie­fing gedacht ist, mir scheint aber, daß etwas nicht gut funk­tio­nie­ren kann, wenn die Infor­ma­ti­on so mani­pu­liert wird, daß nur eine Mei­nung her­vor­ge­ho­ben wird, anstatt getreu die unter­schied­li­chen, dar­ge­leg­ten Stand­punkt wie­der­zu­ge­ben. Das besorgt mich sehr, weil ein beträcht­li­cher Teil der Bischö­fe die Idee der Öff­nun­gen nicht akzep­tiert, aber nur weni­ge wis­sen davon. Man spricht nur von der Not­wen­dig­keit, daß die Kir­che sich der Welt öff­net, wie Kar­di­nal Kas­per im Febru­ar ver­kün­de­te. In Wirk­lich­keit ist sein Stand­punkt zum The­ma Fami­lie und der Kom­mu­ni­on für wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ne nicht neu. Er wur­de bereits vor 30 Jah­ren dis­ku­tiert. Seit Febru­ar bekam er neu­en Auf­trieb und man ließ ihn schuld­haft sich aus­brei­ten. Aber das alles muß ein Ende haben, weil es dem Glau­ben schwe­ren Scha­den zufügt. Bischö­fe und Prie­ster sagen mir, daß nun vie­le wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ne die Zulas­sung zur Kom­mu­ni­on ver­lan­gen, weil das Papst Fran­zis­kus ja will. In Wirk­lich­keit, stel­le ich fest, daß er sich in die­ser Fra­ge bis­her nicht geäu­ßert hat.

Es scheint aber offen­kun­dig, daß Kar­di­nal Kas­per und jene, die auf sei­ner Linie sind, mit der Unter­stüt­zung des Pap­stes sprechen.

Das schon. Der Papst hat Kar­di­nal Kas­per zum Syn­oda­len ernannt und hat es zuge­las­sen, daß die Debat­te auf die­sen Gelei­sen wei­ter­fährt. Aber wie sag­te ein ande­rer Kar­di­nal: der Papst hat sich noch nicht geäu­ßert. Ich erwar­te sei­ne Stel­lung­nah­me, die nur in Kon­ti­nui­tät mit der Leh­re der Kir­che aller Zei­ten sein kann. Eine Leh­re, die sich nicht geän­dert hat, weil sie sich nicht ändern kann.

Eini­ge Prä­la­ten, die die über­lie­fer­te Leh­re ver­tre­ten, sagen, soll­te der Papst Ände­run­gen vor­neh­men, wür­den sie die­se akzep­tie­ren. Ist das nicht ein Widerspruch?

Ja, das ist ein Wider­spruch, weil der Papst der Stell­ver­tre­ter Chri­sti auf Erden und damit der erste Die­ner der Glau­bens­wahr­heit ist. Da ich die Leh­re Chri­sti ken­ne, kann ich nicht erken­nen, wie man mit einer dok­tri­nel­len Erklä­rung oder einer pasto­ra­len Pra­xis, die die Wahr­heit igno­riert, die­se Leh­re zu ändern glaubt.

Trägt der vom Papst auf die Barm­her­zig­keit geleg­te Akzent als der wich­tig­ste, wenn nicht sogar ein­zi­ge Leit­ge­dan­ke der Kir­che nicht auch zur Illu­si­on bei, man kön­ne eine von der Leh­re los­ge­lö­ste Pasto­ral praktizieren?

Es brei­tet sich die Idee aus, es kön­ne eine barm­her­zi­ge Kir­che geben, die sich nicht um die Wahr­heit küm­mert. Die Idee belei­digt mich zutiefst, daß angeb­lich bis heu­te die Bischö­fe und Prie­ster nicht barm­her­zig gewe­sen sei­en. Ich bin in einer länd­li­chen Gegend der USA auf­ge­wach­sen und ich erin­ne­re mich, als ich Kind war, daß es in unse­rer Pfar­rei ein Paar von einer Farm nahe der unse­ren gab, das zur Mes­se in die Kir­che kam, aber nie die Kom­mu­ni­on emp­fing. Als ich grö­ßer wur­de, frag­te ich mei­nen Vater nach dem Grund, und er erklär­te mit gro­ßer Natür­lich­keit, daß sie in einem unge­ord­ne­ten Stand leb­ten und es akzep­tier­ten, nicht die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen zu kön­nen. Der Pfar­rer war sehr freund­lich mit ihnen, sehr barm­her­zig und setz­te sei­ne Barm­her­zig­keit dafür ein, daß das Paar wie­der in ein mit dem katho­li­schen Glau­ben über­ein­stim­men­des Leben zurück­kehrt. Ohne Wahr­heit kann es kei­ne wah­re Barm­her­zig­keit geben. Mei­ne Eltern haben mir bei­gebracht: wenn wir die Sün­der lie­ben, müs­sen wir die Sün­de has­sen und alles tun, um die Sün­der dem Bösen zu ent­rei­ßen, in dem sie leben.

In Ihrem Arbeits­zim­mer befin­det sich eine Herz-Jesu-Sta­tue. In Ihrer Kapel­le befin­det sich über dem Altar eine Herz-Jesu-Dar­stel­lung. Ihr bischöf­li­cher Wahl­spruch lau­tet Secund­um Cor Tuum. Ein Bischof kann also Barm­her­zig­keit und Leh­re vereinen …

Ja, an der uner­schöpf­li­chen und unab­läs­si­gen Quel­le der Wahr­heit und der Lie­be, und damit des glor­rei­chen durch­bohr­ten Her­zens Jesu, fin­det der Prie­ster die Weis­heit und die Kraft, die Her­de in der Wahr­heit und der Lie­be zu füh­ren. Der Pfar­rer von Ars bezeich­ne­te den Prie­ster als die Lie­be des Hei­lig­sten Her­zens Jesu. Der Prie­ster ver­eint mit dem Hei­lig­sten Herz Jesu wird nicht der Ver­su­chung erlie­gen, der Her­de etwas ande­res zu sagen, als die Wor­te Chri­sti, die uns unver­gäng­lich durch die Kir­che wei­ter­ge­ge­ben wer­den. Er wird nicht der Ver­su­chung erlie­gen, die Wor­te der gesun­den Leh­re durch eine wir­re und leicht dem Irr­tum ver­fal­len­de Spra­che ersetzen.

Aber die Refor­ma­to­ren behaup­ten, daß die Lie­be für die Kir­che dar­in besteht, der Welt hinterherzulaufen.

Das ist der Angel­punkt in den Über­le­gun­gen jener, die die Leh­re oder die Dis­zi­plin ändern wol­len. Das besorgt mich sehr. Man sagt, daß die Zei­ten sich so stark ver­än­dert haben, daß man nicht mehr von Natur­recht und der Unauf­lös­lich­keit der Ehe spre­chen kön­ne … Aber der Mensch hat sich nicht geän­dert. Er ist wei­ter­hin der, wie Gott ihn erschaf­fen hat. Sicher, die Welt hat sich säku­la­ri­siert, aber das ist nur ein Grund mehr, um klar und laut die Wahr­heit zu ver­kün­den. Es ist unse­re Pflicht, aber um es tun zu kön­nen, muß man, wie Johan­nes Paul II. in Evan­ge­li­um vitae lehrt, die Din­ge beim Namen nen­nen. Wir kön­nen nicht eine min­de­stens zwei­deu­ti­ge Spra­che ver­wen­den, um der Welt zu gefallen.

Klar­heit scheint für die Refor­ma­to­ren kei­ne Prio­ri­tät zu sein, wenn sie sich zum Bei­spiel nicht im Wider­spruch sehen, obwohl sie sich dafür ein­set­zen, daß die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen zur Kom­mu­ni­on zuge­las­sen wer­den sol­len unter der Bedin­gung, die Unauf­lös­lich­keit der Ehe anzuerkennen.

Wenn jemand ehr­lich die Unauf­lös­lich­keit der Ehe ver­tritt, dann kann er nur den unge­ord­ne­ten Stand in Ord­nung brin­gen, in dem er sich befin­det, oder sich der Kom­mu­ni­on ent­hal­ten. Da gibt es kei­ne Mittelwege.

Auch nicht den der soge­nann­ten „ortho­do­xen Scheidung?“

Die ortho­do­xe Pra­xis der oiko­no­mia oder der zwei­ten oder drit­ten Buß­ehe ist sowohl histo­risch als auch aktu­ell sehr kom­plex. Auf jeden Fall hat die Katho­li­sche Kir­che die­se Pra­xis, die sie seit vie­len Jahr­hun­der­ten kennt, nie ange­wandt, Kraft der Her­ren­wor­te, an die das Evan­ge­li­um nach Mat­thä­us erin­nert (19,9).

Soll­te man die­se Öff­nung gewäh­ren, wer­den dann nicht vie­le ande­re folgen?

Natür­lich. Jetzt sagt man, daß das nur in eini­gen Fäl­len gewährt wür­de. Wer aber die Men­schen nur ein wenig kennt, weiß, gibt man in einem Fall nach, gibt man auch in allen ande­ren nach. Wenn die Ver­bin­dung wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ner als recht­mä­ßig zuge­las­sen wird, wer­den die Tore zu allen Ver­bin­dun­gen auf­ge­sto­ßen, die nicht nach dem Gesetz Got­tes sind, weil der kon­zep­tio­nel­le Schutz­wall besei­tigt sein wird, der die gute Leh­re und die gute Pasto­ral, die sich davon ablei­ten, beschützte.

Die Refor­ma­to­ren spre­chen häu­fig von einem Jesus, der bereit sei die Sün­de zu tole­rie­ren um den Men­schen ent­ge­gen­kom­men zu kön­nen. War das wirk­lich so?

Ein sol­cher Jesus ist eine Erfin­dung ohne jede Ent­spre­chung in den Evan­ge­li­en. Es genügt an den Zusam­men­prall mit der Welt im Johan­nes­evan­ge­li­um zu den­ken. Jesus war der größ­te Geg­ner sei­ner Zeit und ist es auch heu­te. Ich den­ke an das, was er zur Frau sag­te, die beim Ehe­bruch erwischt wur­de: „Auch ich ver­ur­tei­le dich nicht. Geh und sün­di­ge von jetzt an nicht mehr“ (Joh 8,11).

Die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen zur Kom­mu­ni­on zulas­sen, unter­gräbt das Ehe­sa­kra­ment, aber auch das Sakra­ment der Eucha­ri­stie. Ist das nicht eine Abir­rung, die das Herz der Kir­che trifft?

Im Ersten Brief an die Korin­ther, im Kapi­tel 11 lehrt der hei­li­ge Pau­lus, daß der, der die Eucha­ri­stie im Stand der Sün­de emp­fängt, sich schul­dig am Herrn macht und sich das Gericht zuzieht. Zur Kom­mu­ni­on gehen bedeu­tet, daß man sich in Gemein­schaft mit Chri­stus befin­det, also ihm ent­spricht. Vie­le hal­ten dem die Idee ent­ge­gen, die Eucha­ri­stie sei nicht das Sakra­ment der Voll­kom­me­nen, aber das ist ein fal­sches Argu­ment. Kein Mensch ist voll­kom­men und die Eucha­ri­stie ist das Sakra­ment jener, die dafür kämp­fen und rin­gen per­fekt zu sein getreu dem, was Jesus selbst ver­langt: „Ihr sollt also voll­kom­men sein, wie es auch euer himm­li­scher Vater ist“ (Mt 5,48).
Auch wer dar­um kämpft, die Voll­kom­men­heit zu erlan­gen, sün­digt, gewiß, und wenn er sich im Stand der Tod­sün­de befin­det, kann er nicht die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen. Um es wie­der tun zu kön­nen, muß er sei­ne Sün­de beich­ten, bereu­en und den festen Vor­satz haben, sie nicht mehr zu bege­hen. Das gilt für alle, ein­schließ­lich die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschiedenen.

Heu­te wird die Teil­nah­me an der Eucha­ri­stie fast nicht mehr als sakra­men­ta­le Hand­lung gese­hen, son­dern wie eine sozia­le Pra­xis. Sie bedeu­tet nicht mehr Gemein­schaft mit Gott, son­dern Aner­ken­nung durch eine Gemein­schaft. Liegt dar­in die Wur­zel des Problems?

Es ist wahr, es brei­tet sich immer mehr die­se pro­te­stan­ti­sche Idee aus. Und das gilt nicht nur für die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen. Man hört häu­fig sagen, daß in beson­de­ren Momen­ten wie der Erst­kom­mu­ni­on, der Fir­mung der Kin­der oder Hoch­zei­ten auch die Nicht-Katho­li­ken die Hei­li­ge Eucha­ri­stie emp­fan­gen kön­nen. Das aber, und ich wie­der­ho­le mich, ist gegen den Glau­ben, es wider­spricht direkt der Wahr­heit über die Eucharistie.

Statt über die­se The­men zu dis­ku­tie­ren, was soll­te das Syn­ode tun?

Die Syn­ode ist kei­ne demo­kra­ti­sche Ver­samm­lung, zu der die Bischö­fe zusam­men­kom­men, um die katho­li­sche Leh­re je nach Mehr­heits­la­ge zu ändern. Ich möch­te, daß sie eine Gele­gen­heit wird, um allen Fami­li­en, die die Absicht haben und sich bemü­hen, ihren Glau­ben und ihre Beru­fung so gut als mög­lich zu leben, die Unter­stüt­zung der Hir­ten erhal­ten; daß sie eine Gele­gen­heit wird, um jene Män­ner und Frau­en zu unter­stüt­zen, die trotz vie­ler Schwie­rig­kei­ten sich nicht von dem los­sa­gen wol­len, was das Evan­ge­li­um lehrt. Das soll­te die Syn­ode über die Fami­lie tun, statt sich in sinn­lo­sen Dis­kus­sio­nen über Argu­men­te zu ver­lie­ren, die mit der Absicht die Wahr­heit zu ändern, die nicht geän­dert wer­den kann, gar nicht dis­ku­tiert wer­den kön­nen. Mei­nes Erach­tens wäre es bes­ser gewe­sen, die­se The­men vom Tisch zu neh­men, weil sie nicht zur Dis­po­si­ti­on ste­hen. Man soll­te statt des­sen dar­über reden, wie man den Gläu­bi­gen hel­fen kann, die Wahr­heit der Ehe zu leben. Man soll­te über die Aus­bil­dung der Kin­der und Jugend­li­chen reden, die zur Ehe kom­men, ohne die ele­men­tar­sten Din­ge des Glau­bens zu ken­nen und dann bei den ersten Schwie­rig­kei­ten zu Fall kommen.

Die Refor­ma­to­ren den­ken nicht an jene Katho­li­ken, die ihre Fami­lie auch in dra­ma­ti­schen Situa­tio­nen und unter Opfern zusam­men­ge­hal­ten haben, anstatt sich ein „neu­es Leben“ zu machen?

Vie­le Men­schen, die die­se Mühe auf sich genom­men haben, fra­gen nun, ob sie etwas falsch ver­stan­den haben. Sie fra­gen sich, ob sie ihr Leben für sinn­lo­se Opfer weg­ge­wor­fen haben. Das alles ist nicht akzep­ta­bel, das ist Verrat!

Den­ken Sie nicht, daß die Kri­se der Moral mit der Kri­se der Lit­ur­gie zusammenhängt?

Kardinal BurkeNatür­lich. In der Nach­kon­zils­zeit hat sich ein Absturz des Glau­bens­le­bens und der kirch­li­chen Dis­zi­plin ereig­net, der beson­ders durch die Kri­se der Lit­ur­gie sicht­bar wur­de. Die Lit­ur­gie ist zur anthro­po­zen­tri­schen Akti­vi­tät gewor­den. Sie spie­gelt heu­te die Ideen des Men­schen wider anstatt das Recht Got­tes, ange­be­tet zu wer­den, wie Er es selbst ver­langt. Daher rührt auch, daß die Auf­merk­sam­keit im mora­li­schen Bereich fast aus­schließ­lich auf die Bedürf­nis­se und Wün­sche der Men­schen aus­ge­rich­tet ist, anstatt auf das, was der Schöp­fer in die Her­zen der Geschöp­fe ein­ge­schrie­ben hat. Die Lex oran­di ist immer an die Lex cre­den­di gebun­den. Wenn der Mensch nicht rich­tig betet, dann glaubt er auch nicht rich­tig und ver­hält sich daher auch nicht richtig.
Wenn ich zum Bei­spiel eine über­lie­fer­te Mes­se zele­brie­re, sehe ich vie­le schö­ne jun­ge Fami­li­en mit vie­len Kin­dern. Ich mei­ne nicht, daß die­se Fami­lie nicht auch Pro­ble­me haben, aber es ist offen­sicht­lich, daß sie mehr Kraft haben, ihnen zu begeg­nen. Das alles sagt doch etwas aus. Die Lit­ur­gie ist der voll­kom­men­ste Aus­druck, der voll­stän­dig­ste Aus­druck unse­res Lebens in Chri­stus und wenn das alles nach­läßt oder ver­ra­ten wird, wird jeder Aspekt im Leben der Gläu­bi­gen verletzt.

Was kann ein Hir­te einem Katho­li­ken sagen, der sich ange­sichts der Wen­de­win­de ver­lo­ren fühlt?

Die Gläu­bi­gen sol­len nur Mut haben, weil der Herr Sei­ne Kir­che nie im Stich las­sen wird. Den­ken wir dar­an, wie der Herr der stür­mi­schen See Ein­halt gebo­ten hat und an Sei­ne Wor­te an die Jün­ger: „War­um habt ihr sol­che Angst, ihr Klein­gläu­bi­gen?“ (Mt 8,26). Wenn die­se Zeit der Ver­wir­rung ihren Glau­ben zu gefähr­den scheint, müs­sen sie sich mit noch grö­ße­rer Anstren­gung um ein wirk­lich katho­li­sches Leben bemü­hen. Mir ist aber bewußt, daß in die­ser Zeit zu leben, gro­ßes Lei­den verursacht.

Es fällt schwer, nicht an eine Stra­fe zu denken.

Das den­ke ich vor allem für mich selbst. Wenn ich jetzt wegen der Lage der Kir­che lei­de, dann den­ke ich, daß der Herr mir sagt, daß ich einer Rei­ni­gung bedarf. Und ich den­ke auch: wenn das Lei­den so ver­brei­tet ist, dann bedeu­tet das, daß es eine Rei­ni­gung gibt, der die gan­ze Kir­che bedarf. Das aber hängt nicht von einem Gott ab, der nur dar­auf war­tet, uns zu stra­fen, son­dern von unse­ren Sün­den. Wenn wir auf irgend­ei­ne Wei­se die Leh­re, die Moral oder die Lit­ur­gie ver­ra­ten haben, folgt unwei­ger­lich ein Lei­den, das uns rei­nigt, um uns auf den schma­len Pfad zurückzuführen.

Erst­ver­öf­fent­li­chung: Il Foglio, 14. Okto­ber 2014
Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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