„Love is Love“ – Kardinal Schönborns Verneigung vor Homosexuellen und eine perverse Logik


Papst Franziskus, Kardinal Schönborn und eine perverse Logik
Papst Franziskus, Kardinal Schönborn und eine perverse Logik

(Rom) Erz­bi­schof Chri­stoph Kar­di­nal Schön­born von Wien stimm­te in der ita­lie­ni­schen Tages­zei­tung Cor­rie­re del­la Sera ein Lob auf homo­se­xu­el­le Bezie­hun­gen an. Am Ran­de der Bischofs­syn­ode über die Fami­lie gab der Vor­sit­zen­de der Öster­rei­chi­schen Bischofs­kon­fe­renz ein Interview.

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Der ohne­hin ziem­lich rea­li­täts­frem­de Zusatz, er bezie­he sei­ne Wür­di­gung auf sol­che Homo-Paa­re, deren Bezie­hung „lebens­lang“ hal­te, geht schon im Kon­text des Arti­kels unter. Wenn Homo­se­xu­el­le ihre Bezie­hung auf Dau­er­haf­tig­keit aus­le­gen, dann, so der Wie­ner Kar­di­nal, sei­en homo­se­xu­el­le Bezie­hun­gen „vor­bild­lich mensch­lich“. Die Hei­li­ge Schrift, was der Kar­di­nal tun­lichst ver­schwieg, spricht hin­ge­gen von einem „Gräu­el in den Augen Gottes“.

68er Parolen mit 50jähriger Verspätung  in der Kirche angekommen

Er selbst, so der Kar­di­nal, ken­ne in Wien ein (!) Homo-Paar, das in einer ein­ge­tra­ge­nen Lebens­part­ner­schaft lebe. Als einer der bei­den Schwu­len krank wur­de, sei der ande­re „nicht von sei­ner Sei­te gewi­chen“. Schön­born wört­lich: „Es war wun­der­bar, mensch­lich und christ­lich, wie der eine sich um den ande­ren geküm­mert hat“.

Die­ses „vor­bild­lich mensch­li­che Ver­hal­ten muß man aner­ken­nen“, empör­te sich der Kar­di­nal gegen jene, die grund­sätz­li­che Beden­ken gegen Homo­se­xua­li­tät und deren Hofie­ren anmel­den. Eine Veur­tei­lung von Homo­se­xu­el­len sei nicht mög­lich, so der Kar­di­nal. Und damit, was Schön­born nicht sag­te, auch kei­ne Ver­ur­tei­lung der Homo­se­xua­li­tät. „Love is Love“ lau­te­te einer der tum­ben 68er Sprü­che, die mit fast 50jähriger Ver­spä­tung auch in der Kir­che ange­kom­men scheinen.

Bischöfe und Priester sollten sich vor „vorbildlich menschlichem Verhalten“ Homosexueller verneigen

Schön­born lie­fer­te zudem eine selek­ti­ve Dar­stel­lung der Hei­li­gen Schrift, indem der Kar­di­nal Jesus gegen sich selbst und sei­ne Leh­re in Stel­lung brach­te. Wenn Bischö­fe und Prie­ster sie nicht seg­nen könn­ten, dann soll­ten sie sich zumin­dest vor dem „vor­bild­li­chen mensch­li­chen Ver­hal­ten Homo­se­xu­el­ler ver­nei­gen“, so der ÖBK-Vor­sit­zen­de. „Die­se Din­ge muss man aner­ken­nen“, füg­te er hin­zu und wand­te sich gegen eine Ver­ur­tei­lung Homo­se­xu­el­ler. Jesus habe den Men­schen gesagt, auch Zöll­ner und Pro­sti­tu­ier­te kämen ins Him­mel­reich, eine Bot­schaft, die auch Bischö­fe und Prie­ster nicht ver­ges­sen sollten.

„All is love“: Neben Homossex auch Polygamie, Pädophilie und Inzest?

Die Aus­sa­gen von Kar­dinl Schön­born wur­den in der Diens­tag-Aus­ga­be des Cor­rie­re del­la Sera ver­öf­fent­licht. Dar­in über­nimmt er die The­se von einer angeb­li­chen „Gra­dua­li­tät“ der Bezie­hun­gen, laut der es kei­ne schlech­ten oder sünd­haf­ten Bezie­hun­gen mehr gebe, son­dern nur mehr mehr oder weni­ger voll­kom­me­ne For­men („Voll­form“). Das gel­te für wil­de Ehen, vor­ehe­li­che Bezie­hun­gen, Homo-Bezie­hun­gen, poly­ga­me Bezie­hun­gen. Nur impli­zit ein­be­zo­gen schei­nen auch pädo­phi­le oder inze­stuö­se Bezie­hun­gen, wer­den aber nicht aus­ge­schlos­sen, weder vom Zwi­schen­be­richt der Syn­ode noch von Kar­di­nal Schönborn.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Erz­diö­ze­se Wien

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