Die Zettelchen von Papst Franziskus für Kardinal Baldisseri


Papst Franziskus mit Synodalen
Papst Fran­zis­kus mit Synodalen

(Rom) Was steht auf den Zet­tel­chen geschrie­ben, die Papst Fran­zis­kus in der Syn­ode­nau­la dem Sekre­tär der Syn­ode, Kar­di­nal Bal­dis­se­ri zukom­men läßt?

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Der Papst, der an den Gene­ral­kon­gre­ga­tio­nen teil­nimmt, aber nicht das Wort ergreift, greift dafür immer wie­der zur Füll­fe­der und schreibt etwas auf Zet­tel­chen, die er dann Kar­di­nal Loren­zo Bal­dis­se­ri über­brin­gen läßt. „Es ist lei­der ein nicht ver­wirk­lich­ba­rer Wunsch, aber ich wür­de nicht wenig zah­len, um zu wis­sen, was auf den Zet­tel­chen geschrie­ben steht, die Papst Fran­zis­kus geschrie­ben und dem Gene­ral­se­kre­tär der Syn­ode zuge­schickt hat“, so der Vati­ka­nist Mar­co Tosatti.

Erteilt Papst Franziskus Anweisungen, wie die Synode ablaufen soll?

Der Kar­di­nal las die ihm zuge­steck­ten Zet­tel­chen, schrieb etwas dar­un­ter und schick­te sie dem Papst zurück, der sie sich in die Tasche steck­te. So schil­dert Tosat­ti den Ablauf der Zet­tel­bot­schaf­ten, die sich seit Syn­oden­be­ginn mehr­fach jeden Tag wie­der­hol­ten. Der Vor­gang konn­te auf­merk­sa­men Syn­oda­len nicht ver­bor­gen blei­ben. Vor allem nicht jenem von Kar­di­nal Mül­ler und Kar­di­nal Bur­ke ange­führ­ten Teil, für den ein Angriff auf die Ehe­leh­re der Kir­che in der Luft liegt.

Die Zet­tel­bot­schaf­ten ver­mit­teln den Ein­druck, als wür­de der Papst dem Syn­oden­se­kre­tär Anwei­sun­gen ertei­len. Anwei­sun­gen wer wann das Wort ergrei­fen darf oder soll? Bekannt ist, daß Papst Fran­zis­kus an allen stra­te­gisch wich­ti­gen Posi­tio­nen der Bischofs­syo­de ihm treu erge­be­ne Leu­te plat­ziert hat. Dazu gehört Kar­di­nal Bal­dis­se­ri eben­so wie Erz­bi­schof For­te um nur zwei zu nennen.

Unter Synodalen macht sich Unmut breit – Zwischenbericht „inakzeptabel“

Seit Anfang die­ser Woche tagt die Syn­ode nicht mehr in Voll­ver­samm­lung, son­dern nach Sprach­grup­pen getrennt. Unter den Syn­oden­vä­tern macht sich ein immer grö­ße­rer Unmut breit. Zuerst muß­ten sie jeden Tag deut­li­cher fest­stel­len, daß das, was die Medi­en berich­ten, nicht dem ent­spricht, was tat­säch­lich in der Syn­ode geschieht und eine Rich­tung, jene von Kar­di­nal Kas­per, begün­stigt wird. Dann kam noch der Zwi­schen­be­richt von Kar­di­nal Peter Erdö hin­zu, in dem sich vie­le Syn­oda­len nicht wiedererkennen.

41 Syn­oda­len mel­de­ten sich nach Bekannt­ga­be des Zwi­schen­be­richts in der Syn­ode­nau­la zu Wort, dar­un­ter die Kar­di­nä­le Pell, Ouel­let, Mül­ler, Caf­farra, Sco­la, Dolan, Filoni, Vingt-Trois, Bur­ke, Ryl­ko und alle spra­chen sich gegen Kas­pers Vor­schlag aus, der auch das Wort ergriff. Kri­ti­siert wur­den die Zwei­deu­tig­kei­ten des gesam­ten Berichts und die homo­phi­len Aus­sa­gen, gefor­dert wur­den eine kla­re Dar­le­gung der Wahr­heit über die Ehe und die Fami­lie, ein kla­res Wort gegen die Abtrei­bung und gegen die künst­li­che Befruchtung.

Kardinal Erdö, selbst erstaunt, zeigt wegen „Homo“-Passage auf Erzbischof Forte

Der Zwi­schen­be­richt ist zwar von Erdö, dem Erz­bi­schof von Esz­t­er­gom-Buda­pest unter­zeich­net, wur­de aber von ande­ren geschrie­ben. Bei die­sen „Ande­ren“, han­delt es sich um von Papst Fran­zis­kus hand­ver­le­se­ne Beauf­trag­te. Erdö, offen­bar selbst erstaunt, erklär­te auf der Pres­se­kon­fe­renz, daß der Text zum Teil nicht von ihm stam­me und zeig­te auf Erz­bi­schof Bru­no For­te als Autor der umstrit­te­nen Pas­sa­ge über die Homosexualität.

In den Gesprä­chen der Syn­oden­vä­ter ist die Rede von zwei ver­schie­de­nen Syn­oden: Ein­mal der wirk­li­chen Syn­ode und dann einer gewünsch­te, mani­pu­lier­ten Syn­ode. Kar­di­nal Mül­ler deu­te­te bereits ver­gan­ge­ne Woche an, daß Mani­pu­la­ti­on im Spiel ist. Kar­di­nal Bur­ke sprach es inzwi­schen ganz offen aus. Erz­bi­schof Gadecki, der Vor­sit­zen­de der Pol­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz brach­te den Unmut unmiß­ver­ständ­lich zum Aus­druck. Dazu nütz­te er die Pol­ni­sche Sek­ti­on von Radio Vati­kan, die ein­zi­ge, die sich ihm, dem Vor­sit­zen­den der pol­ni­schen Bischö­fe, nicht ver­schlie­ßen konn­te, wie es hin­ge­gen die ande­ren Sek­tio­nen nach wie vor tun. Der Zwi­schen­be­richt sei „für vie­le Bischö­fe inak­zep­ta­bel“ brach­te er die Mei­nung auf den Punkt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: InfoVaticana

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