(Rom) So sieht es zumindest Kardinal Ravasi, den Papst Franziskus in das Redaktionskomitee für die Formulierung eines Abschlußberichtes über die Bischofssynode berufen hat. Die Ernennung zusätzlicher Redaktionsmitglieder durch den Papst kam überraschend und soll, wie es scheint, das „konservative“ Übergewicht kippen, das aus den Synodenwahlen hervorgegangen ist. Unterdessen haben sich Argentiniens Bischöfe hinter Kasper gestellt. Ebenso geht der gemeinsam getanzte Walzer der Kasperschen Synodenpartei mit den weltlichen Medien weiter. Neben der Kommunion für wiederverheiratet Geschiedene werden nun auch „positive Signale in Richtung Homosexuelle“ verkündet.
Die Synode bildete zur Halbzeit nach Sprachen getrennte Arbeitsgruppen. Sie sollen bei der Abfassung des genannten Schlußberichts, der Relatio Synodis helfen. Die Dinge beginnen konkreter zu werden. Wie Rorate Caeli berichtete, wurde Kardinal Burke mit großem Vorsprung von den Synodalen zum Moderator der englischen Arbeitsgruppe (Anglicus) gewählt. Überhaupt wurden vorwiegend Synodalen gewählt, die durch ihre Wortmeldungen zur Verteidigung der Ehelehre aufgefallen waren. Erzbischof Kardinal Leonard von Brüssel ist Moderator der französischen Arbeitsgruppe (Gallicus). Kardinal Robles Ortega der spanischen Arbeitsgruppe (Ibericus). Soweit die Entscheidung der Synode, die damit zu verstehen gab, daß der Abschlußbericht eine klare Handschrift zur Verteidigung der katholische Ehelehre tragen soll.
Prompte Reaktion von Papst Franziskus
Sie zog umgehend eine päpstliche Reaktion nach sich vergleichbar jener beim Kardinalskonsistorium im vergangenen Februar. Als Kardinal Kasper nach seiner Rede von den meisten Rednern kritisiert wurde, eilte ihm Papst Franziskus zu Hilfe und dankte dem deutschen Kardinal überschwenglich „Danke, Danke“ und bezeichnete Kaspers Vorschlag als „Theologie auf den Knien“. Das ungewöhnliche Engagement sollte den Kardinälen mit dem Gewicht päpstlicher Autorität signalisieren, welcher Seite Bergoglios Sympathien zukommen.
Mit der Ernennung zusätzlicher Redakteure griff der Papst erneut parteiisch in den Lauf der Dinge ein und nicht zur Verteidigung der katholischen Lehre. Dieses Mal tat er es in offenem Widerspruch zur Linie der Bischofssynode. Während die Synode mehrheitlich „Konservative“ wählte, ernannte der Papst ausschließlich „Plausibilisten“, was im konkreten Fall meint, solche Kirchenvertreter, die Kaspers „Öffnung“ freundlich gegenüberstehen und eine Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zur Kommunion argumentativ für „plausibel“ halten.
Was die Medien über Kardinal Burke berichten und was die Synode wirklich denkt
In den Medien war vergangene Wochen zu lesen, daß die Wortmeldung von Kardinal Burke, eine intelligente und wortgewandte Verteidigung des Ehesakraments in der Synodenaula reserviert aufgenommen worden sei und kaum Zuspruch gefunden habe. Die Moderatorenwahl zeigt ein ganzes anderes Bild und legt die Versuche offen, die öffentliche Meinung in diesen Tagen in eine gewünschte Richtung zu lenken.
Obwohl eine solche Ernennung gar nicht vorgesehen war, änderte Papst Franziskus im laufenden Verfahren die Spielregeln und ernannte sechs zusätzliche Redaktionsmitglieder, um den Abschlußbericht der Synode zu erstellen. Art und Zeitpunkt der Ernennung weisen darauf hin, daß es sich um eine improvisierte Aktion handelt, um das unerwünschte Ergebnis der von der Synode gewählten Redakteure zu kippen. Neben dem Generalrelator Kardinal Peter Erdö, Sondersekretär Erzbischof Bruno Forte und Generalsekretär Lorenzo Baldisseri, die bereits vor der Synode vom Papst in ihrer Funktion berufen worden waren, wurden nun auch die Kardinäle Gianfranco Ravasi und Donald Wuerl (Washington), sowie der Rektor der Päpstlichen Universität Buenos Aires Victor Manuel Fernandez, Carlos Aguiar Retes und Peter Kang U‑il und der Generalpropst des Jesuitenordens, Pater Adolfo Nicolas zu Redaktionsmitgliedern ernannt.
Die Haltung der neuen päpstlichen Redakteure
Kardinal Erdö zeichnete sich in seinen beiden bisherigen Berichten zu Beginn und zur Halbzeit durch Taktieren aus, indem er progressive Positionen ausspricht und doch nicht ausspricht.
Von Erzbischof Forte stammt die plausibilistische „Herangehensweise der Milde“.
Kardinal Baldisseri äußerte sich bereits im Vorfeld der Synode abfällig über die katholische Ehelehre als „Wahnsinn“ und sprach auf der Synode unter Verweis auf Papst Franziskus von „einer Tür, die bisher verschlossen war und von der er will, daß sie geöffnet wird“.
Kardinal Ravasi tat über die Wirtschaftszeitung Il Sole24ore kund, daß sich seine anfänglichen Vorbehalte gegen Kaspers These aufgelöst hätten.
Kardinal Wuerl verteidigte in der Synodenaula die katholische Lehre, kam dann jedoch bei der Pastoral ins Straucheln: „Eine Sache ist, das Offensichtliche doktrinell zu bekräftigen, eine andere seine Anwendung auf die Art, wie die Menschen es leben.“
Der von Papst Franziskus geförderte und beförderte Titularerzbischof Fernandez fiel durch die zahlreichen Parallelen auf, die er zwischen der Entwicklung der kirchlichen Lehre durch das Zweite Vaticanum mit dem Synodenthema zog, wobei er wörtlich einige Stellen aus dem Schreiben Evangelii Gaudium von Papst Franziskus zitierte, an dessen Ausarbeitung er maßgeblich mitgewirkt haben soll.
Peter Kang U‑Il, der Vorsitzende der sükoreanisschen Bischofskonferenz zeigte „Gesprächsbereitschaft“ in Richtung „Öffnung“, indem er starke Zweifel an der Vergleichbarkeit der „göttlichen Liebe der Dreifaltigkeit“ mit der menschlichen Liebe von Eheleuten bekundete. Letztere sei durch die Sünde „verletzt“ und könne daher auch nicht außerhalb der Lebensgeschichte aus Anstrengungen und Begrenztheiten betrachtet werden.
Bleibt schließlich noch der „Schwarze Papst“. Der Generalobere des Jesuitenordens, Pater Adolfo Nicolas sprach bereits „frank und frei“ davon, daß sich die Bischofssynode in Richtung „Änderung“ bewege, um sich der veränderten Wirklichkeit der heutigen Zeit anzupassen (siehe Der Schwarze Papst: Synode nicht da, „um abstrakte Ideen mit den Hieben der Doktrin zu bekräfigen“). Eine Einschätzung, die zwar auf ihn zutreffen mag, aber nicht auf die Synode. Kann er von der Synode etwas behaupten, was gar nicht zutrifft, weil er weiß, daß auf höherer Ebene die Entscheidung in eine bestimmte Richtung bereits gefallen ist und die Synode nur die äußere Staffage bilden soll?
Bei der Beantwortung dieser Frage kann ein Interview von Erzbischof Jose Maria Arancedo von Santa Fe, Vorsitzender der Argentinischen Bischofskonferenz und damit der Vertreter der argentinischen Bischöfe auf der Synode behilflich sein, das er der argentinischen Tageszeitung La Nacion gab. Erzbischof Arancedo sagte darin zwei bemerkenswerte Dinge. Erstens: „Eine Öffnung beim Thema der Geschiedenen ist möglich“. Und zweitens: Die argentinischen Bischöfe sind in dieser Frage „mit Franziskus“. Es bedürfe in der Frage der „Kühnheit der Barmherzigkeit“, so Erzbischof Arancedo. Die Aussagen festigen den Eindruck, daß die Kommunion für wiederverheiratet Geschiedene die Position von Papst Franziskus ist. Demnach wäre die ganze Bischofssynode von Anfang an nur zur Durchsetzung dieses Ziels geplant gewesen.
Kardinal Ruini, der ehemalige Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, betonte, daß eine „Änderung“ der katholischen Ehelehre wegen der Klarheit der Lehre Christi „unmöglich“ sei. Ganz anders sieht das Kardinal Walter Kasper, der bereits in seiner Rede beim Kardinalskonsistorium zum Schluß kam, daß für eine Ehenichtigkeitserklärung bereits die subjektive Gewissenserforschung der Eheleute genüge. Das „Gewissen“ als Türöffner für alles? Ließ Eugenio Scalfari nicht in einem der berühmt-berüchtigten Interviews ähnliche Worte Papst Franziskus sagen? Jedenfalls wurden die Worte vom Papst nie dementiert (siehe
Die Redaktion für das Schlußdokument befindet sich mit den Neuernennungen fest in der Hand der Plausibilisten. Sie sollen, alles deutet daraufhin, sicherstellen, daß der Papst jenes Dokument auf den Tisch bekommt, das er sich von der Synode auch erwartet.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: InfoVaticana