(Madrid) Spaniens christdemokratischer Justizminister Alberto Ruiz-Gallardon ist zurückgetreten, nachdem seine Partei, der regierende Partido Popular (PP) ihm die Unterstützung für eine Einschränkung des Abtreibungsgesetzes zugunsten des Lebensschutzes verweigerte.
Ruiz-Gallardon war seit dem Wahlsieg des PP Ende 2011 Justizminister der Regierung Mariano Rajoy. Zuvor war er von 2003–2011 Bürgermeister von Madrid. Gleich nach seiner Bestellung zum Justizminister hatte Ruiz Gallardon eine Einschränkung des Abtreibungsgesetzes angekündigt. Seit 2010, als die sozialistische Vorgängerregierung das Abtreibungsgesetz änderte, ist es in kaum einem anderen Land leichter, legal ein ungeborenes Kind zu töten, als in Spanien.
Der PP hatte 2011 die Wahlen unter anderem mit dem Versprechen gewonnen, das Lebensrecht ungeborener Kinder in Spanien zu stärken. Ruiz-Gallardon arbeitete einen Gesetzentwurf aus, der von der spanischen Regierung im Dezember 2013 beschlossen wurde. In diesem September sollte das Parlament mit der Diskussion des Entwurf beginnen.
Da 2015 Parlamentsneuwahlen anstehen, entschied Ministerpräsident Mariano Rajoy und der PP, den Gesetzesentwurf zurückzuziehen, da sich die Partei dadurch bessere Chancen für eine Wiederwahl erhofft. Die linke Opposition und radikale Abtreibunggruppen hatten bereits einen „harten Kampf“ gegen die Lebensrechtspläne angekündigt.
Partido Popular bricht Wahlversprechen und läßt Ungeborene allein
Damit brach Rajoy ein zentrales Wahlversprechen und stellte seinen Justizminister bloß, der noch im Sommer versprochen hatte, das Gesetz für einen stärkeren Schutz ungeborener Kinder, werde noch in diesem Jahr vom Parlament mit der PP-Mehrheit beschlossen.
Erst am vergangenen Sonntag demonstrierten Zehntausende Spanier in Madrid für den Lebensschutz und zur Unterstützung des Gesetzentwurfes des Justizministers.
Das neue Gesetz sollte die Tötung des ungeborenen Kindes nur mehr im Falle einer Vergewaltigung und bei einem nachgewiesenen, von zwei Ärzten bestätigten schwerwiegenden und anhaltenden Gesundheitsrisiko für die Mutter sowie bei schweren Mißbildungen, die eine lebensfähig bezweifeln lassen, erlauben. Seit 2010 können in Spanien alle ungeborenen Kinder auf Wunsch der Mutter bis zur 22. Schwangerschaftswoche bedingungslos getötet werden.
Das Einknicken seiner Partei und seines Ministerpräsidenten quittierte Justizminister Ruiz-Gallardon mit dem sofortigen Rücktritt.
Ministerpräsident Rajoy gab bekannt, daß vom Entwurf seines bisherigen Ministers bei einer Abtreibung nur eine Zustimmungspflicht der Eltern für minderjährige Schwangere umgesetzt werden soll. Derzeit können auch minderjährige Mädchen ohne Wissen ihrer Eltern ihr ungeborenes Kind ohne Einschränkungen töten lassen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Religion y Libertad