
(Rom) Immer häufiger wegen Gotteshäuser profaniert und verkauft. Für gläubige Menschen ein schmerzlicher Vorgang, der in einigen westlichen Ländern wie den Niederlanden, Belgien und Frankreich zum Alltag von zuständigen Ordinariatsstellen geworden ist. In welcher Reihenfolge sind die Gründe dafür zu benennen? Priestermangel? Gläubigenmangel? Mangel an Glauben an das sakramentale Priestertum? An die Realpräsenz Jesu Christi?
Vom Glaubensverfall zum Priestermangel zur Kirchenschließung
Im deutschen Sprachraum gibt es eine Diözese, in der die einzige Gemeinde der Petrusbruderschaft gleich viel Seminaristen hat wie die ganze Diözese, in der sie sich befindet. Vielleicht kein Einzelfall, der zu denken geben sollte.
Wer jedoch zuviel Berufungen und Priesternachwuchs hat, scheint heute in der Kirche gefährlich zu leben, wie der Kampf gegen die Franziskaner der Immakulata, inzwischen auch gegen die Franziskanerinnen der Immakulata oder gegen den Bischof von Ciudad del Este zeigt.
Was geschieht aber mit den verkauften Kirchen? In die ehemalige Kirche zum heiligen Josef in Asti (Piemont) ist ein Freizeitverein eingezogen „samt Billiardtischen“, wie der Vatikanist Giacomo Galeazzi mit Bild belegt.
Streptease auf ehemaligem Altar

Der Verkauf der Kirchen erfolgt manchmal in direkten Verhandlungen mit öffentlichen Stellen. Nicht selten wird jedoch ein Immobilienmaklerbüro damit beauftragt. Der Meistbietende bekommt den Zuschlag. Von religiös sensiblen Menschen wird es mit großem inneren Schmerz erlebt, wenn über Nacht aus alten Pfarrkirchen, Klöstern, Wallfahrtskirchen Mehrzwecksäle, Bankfilialen, Geschäfte, Luxuswohnungen, Diskotheken oder ein Lokale des Rotlichtmilieus werden. Einmal verkauft, mehrfach verkauft. Der Verkauf mag noch einigermaßen kontrolliert werden können. Ein Weiterverkauf entzieht sich aber jeder kirchlichen Einflußnahme.
Kardinal Gianfranco Ravasi, Vorsitzender des Päpstlichen Kulturrats beklagte die Profanierung einer Basilika in Ungarn als Beispiel für eine „unangemessene Nutzung“ eines Gotteshauses. Aus der Basilika wurde ein Nachtklub. Auf dem profanierten Altar treten jeden Abend Stripteasetänzerinnen auf.
Makler sprechen vom „Boom“ umgewidmeter Kirchenimmobilien
Die Liste der Beispiele ist lang. In der 1694 in Mailand geweihten Kirche zur heiligen Teresa von Avila wird nicht mehr im Ambrosianischen Ritus zelebriert. Heute befindet sich dort eine öffentliche Bibliothek mit vielen Schreibtischen, Computern und Monitoren. Die Höhleneremitage von Cupramontana wurde durch fünf Jahrhunderte von den „Weißen Brüdern“ bewohnt, wie die Kamaldulensermönche wegen ihres Ordenskleides von der Bevölkerung genannt wurden. Der Orden war Geburtshelfer für bedeutende weitere katholische Orden und zählte in seinen Reihen eine große Schar heiliger Männer und Frauen. Heute kann die Klosterkirche, angeräumt mit Getränke- und Snackautomaten, als Saal für Weinverkostungen und Abendessen gemietet werden.
Unweit davon wurde der Kapitelsaal der ehemaligen, aus dem 10. Jahrhundert stammenden Benediktinerabtei Badia di Sant’Emiliano in Congiuntoli in einen Stall umgewandelt. Ähnlich erging es der Katharinenkirche von Brüssel, die wegen „zu hoher Erhaltungskosten“ ausgemustert und zu einem Obst- und Gemüsemarkt wurde (siehe eigenen Bericht Brüsseler Stadtverwaltung will Kirche zu Markthalle machen – Kapituliert Diözese kampflos?). Denkt man sich die zunehmend moslemische Bevölkerung der EU-Hauptstadt hinzu, versteht man, wenn Galeazzi von einen „Basar“ schreibt.
Kirche „als Luxusrestaurant oder repräsentativer Firmensitz“

Im Anbaugebiet des Chianti in der Toskana kann man ein kleines, aber renoviertes Kloster um 2,3 Millionen Euro kaufen. In Kampanien bekommt man ein renovierungsbedürftiges Kloster aus dem 14. Jahrhundert bereits um 90.000 Euro.
In Neapels Altstadt wird eine 840 Quadratmeter große Kirche für fünf Millionen Euro angeboten. Eine Immobilie, die sich – laut Makleranzeige – als “Luxusrestaurant oder repräsentativer Firmensitz“ eignen würde. In Jesi kann man heute in der ältesten Kirche der Stadt eine Schokoladeausstellung bestaunen. Aus der Georgskirche von Salerno ist eine Kunstgalerie geworden. Aus der Kirche des Heiligen Philipp Neri in L’Aquila ein Theater.
Das Montreal Museum of Fine Arts baute die nahe presbyterianische Erskine and American Church für 30 Millionen Dollar in das Claire and Marc Bourgie Pavilion of Quebec and Canadian Art um und wurde dafür ausgezeichnet. Das Phänomen trifft mehr oder weniger den gesamten Westen und die Katholische Kirche ist nicht davon ausgenommen. Die Niederlande gelten als „Spitzenreiter“ bei der Säkularisierung von Kirchengebäuden (siehe den Bericht Sie nennen sie die „toten Kirchen“ – Christentum in den Niederlanden). In Großbritannien sollen bereits mehr als 50.000 Kirchen und Kapellen, meist der anglikanischen oder presbyterianischen Gemeinschaften in Geschäfte, Restaurants und Büros umgewandelt worden sein.
Keine Verkaufsrichtlinien – Spuren vergangener Religiosität
In Rom wird auf die „religiöse Sensibilität“ verwiesen, auf die beim Verkauf geachtet werden müsse. Entsprechende Richtlinien gibt es aber nicht. Ist eine Kirche entweiht, ist sie keine Kirche mehr. Ihre Bedeutung liegt dann „nur“ mehr auf kultureller, kunsthistorischer, emotionaler Ebene. Auch die entweihten Kirchen bleben jedoch Spuren vergangener Religiosität und Teil der Geschichte der Kirche und des Christentums. Vor allem sind sie eine Mahnung, daß das Christentum der Gegend einmal lebendiger war.

Zudem gibt es Kaufinteressenten, die ausdrücklich am Erwerb einer profanierten Kirche interessiert sind. Zu ihnen gehört Peter Gatien, der King der New Yorker Night Clubs. Für seine Limelight-Diskotheken kaufte er in New York und in London ehemalige Kirchen.
„In England habe ich eine ehemalige Kirche gesehen, die in ein Schwimmbad umgewandelt worden war“, erzählt der Salesianer Manlio Sodi. Wegen des knapper werdenden Geldes werde vor allem von französischen Bischöfen profaniert und verkauft, so der Liturgiewissenschaftler. „Vor dem Verkauf sollten sie zumindest prüfen, welche Zweckwidmung die Kaufinteressenten beabsichtigen.“
Auch profanierte Kirchen kein Ort für Billiardtische und „Nachtschwärmer“
In Wirklichkeit sei der zunehmende Verkauf von Kirchen Ausdruck eines „kulturellen Notstandes“, so Pater Sodi, Ordinarius für Liturgiewissenschaften an der Päpstlichen Universität der Salesianer in Rom und seit 2000 Chefredakteur der in Padua erscheinenden liturgischen Fachzeitschrift Quaderni di Rivista Liturgica. Wenn ein Verkauf nicht verhinderbar sei, müsse mit den öffentlichen Behörden darüber gesprochen werden, wie zumindest eine Verunstaltung des „kulturellen Erbes“ durch unangemessene Nutzung verhindert werden könne. „Wo sich das Allerheiligste befand, kann es keine ‚Sakraltänze‘ geben. Billiardtische und stroboskopische Lichter haben in Apsiden und Kirchenschiffen nichts zu suchen. Die Taufkapelle und Sakralräume sind keine ‚Location‘ für Nachtschwärmer“, so Pater Sodi.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Immobiliare/Lussuosissima/Wikicommons
Dagegen gibt es in islamischen Ländern keine einzige profanierte Moschee…
Obige Schändungen an Hl. Kirchen hat man auch in Russland einst betrieben.
Dort hat man u.a. nach „Räumung“ von Kirchen an die Stelle der Tabernakel, WCs installiert…
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Noch braucht die Welt keinen Jesus…(hiermit meine ich die, die nichts auf Glauben usw. geben).
Aber sie werden noch nach ihm schreien, wenn sich das Tier erst erhoben hat.
Evtl. für manche die letzte Chance, doch noch gerettet zu werden.
Pater Pio sagte einmal: „Das schönst Credo kommt von deinen Lippen, wenn es Nacht wird“.
Und weiterhin: „Eher könnte die Welt ohne Sonne existieren, als ohne Hl. Messe“!
Der Schritt dorthin ist nicht mehr weit.…
Oh, was für schöne Früchte das 2. Vatikanum doch hervorbringt!!!
Und Gott lässt seiner nicht spotten – das Ende ist nahe!!!
Ich war vor Jahren einmal in Rotterdam beruflich tätig. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Projektes wurde zu einer Go Live Party in eine ehemalige Kirche (gotisch niederländisch-flämischer Stil) eingeladen. Ich habe mich nicht lange darin aufgehalten (zumal dann auch noch Diskomusik intoniert wurde) und bin rausgegangen und habe gewartet, bis es zur nächsten Lokation, einer Kneippe, ging. Es ist so traurig .…
Wir waren vor einigen Jahren in Verona und wollten abends essen gehen. Nachdem wir einige Stufen hochgestiegen waren und durch eine Glastüre schauten, erkannten wir, dass es eine ehemalige Kirche sein musste. Sofort machten wir kehrt. Ich würde noch nicht mal einen Fuß in ein Restaurant setzen, für das eine Kirche geschändet wurde. Unvorstellbar! Greuel an heiliger Stätte – Eine Sünde!