(London) 500 Jahre nach ihrer Vertreibung sind die Greyfriars, die grauen Brüder wieder in Oxford zurück. Im deutschen Sprachraum sind die Franziskaner-Konventualen besser als Minoritenorden oder Franziskaner-Minoriten bekannt. Das Grab des heiligen Antonius von Padua wird von ihnen betreut.
Oxford war historisch die Wiege für den Orden des heiligen Franz von Assisi auf den britischen Inseln. Noch zu Lebzeiten des großen Heiligen schlossen sich ihm die ersten Brüder aus England an. Der heilige Agnello da Pisa (Agnellus Pisanus), der sich 1212 dem heiligen Franziskus angeschlossen hatte, war von diesem 1217 zunächst nach Paris an die berühmte Universität geschickt worden, wo er die erste Niederlassung der Minderen Brüder gründete. Der heilige Franz von Assisi schickte ihn dann weiter nach Norden, um auch in England die kirchliche Erneuerung im franziskanischen Geist zu verbreiten.
Vor 790 Jahren kamen erste Franziskaner nach England
Vor 790 Jahren, am 10. September 1224 gingen die ersten acht Brüder in England an Land. Ihr erstes Ziel war Canterbury, damals noch Sitz des Primas der Katholischen Kirche. Dann zogen sie weiter nach London, wo sie Gastfreundschaft bei den Dominikanern erhielten. Ihr eigentliches Ziel war jedoch die Universitätsstadt Oxford. Dort war der heilige Agnello da Pisa sicher, wie in Paris und anderen Städten junge Menschen zu treffen, die für das Ordensleben begeisterungsfähig waren und damit auch kulturelle, theologische und biblische Lebendigkeit und wissenschaftliches Rüstzeug mitbrachten. Tatsächlich entfaltete sich in Oxford die franziskanische Bewegung innerhalb kurzer Zeit auf wunderbare Weise unter den Studenten. Der Gründer der England-Mission, Bruder Agnello, der von schwacher Gesundheit war, kehrte kurz nach Italien zurück, um zu berichten und Fragen zu klären. Wieder nach Oxford zurückgekehrt, starb er am 13. März 1235 im Alter von 41 Jahren.
Von Oxford in die Moslem-Mission
In den folgenden Jahrhunderten gingen zahlreiche hochrangige Brüder aus dem Franziskanerkloster in Oxford hervor, darunter Roger Bacon, Johannes Duns Scotus und Wilhelm von Ockham. Einer der ersten Absolventen von Oxford, der das Gewand des heiligen Franz von Assisi anlegte, war Adam von Oxford, den Papst Gregor IX. 1233 zur Missionierung der Moslems aussandte. Die nicht verwesenden sterblichen Überreste von Agnellus Pisanus wurden in Oxford von Brüdern und Volk hochverehrt aufbewahrt bis König Heinrich VIII.
Bei der Trennung des Ordens 1517 in Franziskaner (Observanten) und Minoriten (Konventualen) schloß sich Oxford dem Zweig der Franziskaner-Minoriten an. Während der englischen „Reformation“ im 16. Jahrhundert wurden die Greyfriars verfolgt. Wie alle katholischen Orden wurden sie durch die antikatholische Raserei Heinrichs VIII. aufgehoben und verjagt. Erst 1906 konnten sich die Kapuziner, ein jüngerer, 1520 entstandener Zweig der franziskanischen Ordensfamilie, in Oxford niederlassen. Sie gründeten dort ein Universitätskolleg, das 2008 auf umstrittene Weise geschlossen wurde. Die Kapuziner betreuen heute noch die Pfarrkirche der Universitätsstadt. 1910 konnten auch die Minoriten wieder englischen Boden betreten.
Rückkehr nach fast 500 Jahren
Fast 500 Jahre nach ihrer Vertreibung entsteht wieder ein Minoritenkloster in Oxford. Ab kommenden 26. September bilden zwölf Brüder des Ordens wieder einen Konvent. Das Kloster zu allen Heiligen befindet sich nahe der Altstadt. Die Minoriten übernehmen das Kloster eines anglikanischen Frauenordens. Die Schwestern der Armen mußten die Niederlassung aus Nachwuchsmangel aufgeben. Die Ordensbrüder können damit wieder im Konvent leben, an der renommierten Universität studieren und die Theologenschule der Dominikaner besuchen. Die alten vorreformatorischen Bande können neu geknüpft werden.
Am vergangenen 22. August legten zwei englische Brüder am Fest Maria Königin bereits in Oxford in die Hand des Generalvikars des Ordens, Bruder Jerzy Norel, die ewigen Gelübde ab.
Bruder James Mary McInerney und Bruder Gerard Mary Toman legten die feierliche Profeß im Rahmen einer Zelebration in der Dominikanerkirche von Oxford an. Zum Unterschied zu den Dominikanern, die Blackfriars (Schwarze Brüder) genannt werden, wurden die Franziskaner-Minoriten im Volksmund wegen ihres Ordenskleides als Greyfriars (Graue Brüder) bezeichnet.
Bei den englischen Greyfriars zeichnet sich derzeit nach einem langen Winter eine vielversprechende Blüte ab. Neben den beiden Brüdern, die ihre ewigen Gelübde ablegten, sprachen am vergangenen 25. Juli sechs junge Brüder ihre zeitlichen Gelübde, ein Novize trat soeben in den Orden ein und zwei weitere Brüder wurden zu Priestern geweiht.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Cantuale Antonianum
Wenn Tolkien und Chesterton dies noch erlebt hätten!!!!
Hoffentlich zeigen sie katholisches Profil!