Dietfurter Franziskaner: Zen(-Buddhismus) statt Franz von Assisi


Franziskanerkloster Dietfurt "ältestes christliches Zen-Kloster im deutschsprachigen Raum"
Fran­zis­ka­ner­klo­ster Diet­furt „älte­stes christ­li­ches Zen-Klo­ster im deutsch­spra­chi­gen Raum“

(Mün­chen) Der hei­li­ge Franz von Assi­si? Schnee von gestern! Heu­te ist fern­öst­li­cher Zen in. So sehen es jeden­falls die Fran­zis­ka­ner des Klo­sters Diet­furt. Und das nicht erst seit heu­te. Seit 1977 haben sie das Klo­ster zum Zen-Zen­trum aus­ge­baut und sind stolz dar­auf, „sozu­sa­gen das älte­ste christ­li­che Zen-Klo­ster im deutsch­spra­chi­gen Raum“ zu sein, wie sie auf ihrer Inter­net­sei­te schreiben.

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Katho​li​sches​.info berich­te­te von der am 1. Sep­tem­ber erfolg­ten Auf­las­sung des Fran­zis­ka­ner­klo­sters Reut­te in Tirol. Das Fran­zis­ka­ner­klo­ster Diet­furt in Bay­ern gehört zwar zu einer ande­ren Ordens­pro­vinz, doch zwi­schen dem einen und dem ande­ren Ereig­nis scheint ein direk­ter Zusam­men­hang zu bestehen.

Inkulturation andersrum

Fünf Fran­zis­ka­ner bewoh­nen der­zeit das Klo­ster in Diet­furt. Bekannt ist die fran­zis­ka­ni­sche Nie­der­las­sung in der baye­ri­schen Ober­pfalz als Medi­ta­ti­ons­haus St. Fran­zis­kus. Eigent­lich zur Sache geht es jedoch im Wer­be­zu­satz „Zen im Fran­zis­ka­ner­klo­ster“. Das Haus bie­tet „von Zen über Ike­ba­na bis T’ai Chi Ch’u­an“ alles an öst­li­cher Spi­ri­tua­li­tät, was bud­dhi­sti­schen, hin­du­isti­schen, shin­toisti­schen oder tao­isti­schen Ursprungs ist, wie die Inter­net­sei­te ver­spricht. Inkul­tu­ra­ti­on andersrum.

„In der Zen-Pra­xis fol­gen wir hier vor­wie­gend der Tra­di­ti­on von Sanbà´-Kyà´dan, so wie sie in unse­rem Haus von P. Lass­alle grund­ge­legt und von P. Vic­tor Löw wei­ter geführt wur­de.“ Ent­schei­den­den Wert legen die Diet­fur­ter Zen-Fran­zis­ka­ner auf die Fest­stel­lung: „Die­se Tra­di­ti­on gewährt uns voll­kom­me­ne Frei­heit in Bezug auf die Kon­fes­si­ons- und Reli­gi­ons­zu­ge­hö­rig­keit.“ Heu­ti­ger Lei­ter ist der 49jährige Samu­el Heimler.

Guardian Heimler: Tag mit „Harmonisierung des Qi“ beginnen

Zen-Meditationshaus St. Franziskus
Zen-Medi­ta­ti­ons­haus St. Franziskus

Bru­der Heim­ler ist katho­li­scher Prie­ster. Aus dem von ihm im Inter­net ver­öf­fent­lich­ten Lebens­lauf läßt sich das besten­falls rück­schlie­ßen. Obwohl die Prie­ster­wei­he die wich­tig­ste Etap­pe sei­nes Lebens sein soll­te, fin­det sie kei­ne Erwäh­nung. Erwäh­nung fin­det, daß er eine Berufs­aus­bil­dung zum Stahl­be­ton­bau­er besitzt und nach sei­nem Ordens­ein­tritt 1988 ein Theo­lo­gie­stu­di­um, eine Aus­bil­dung in Gesprächs­füh­rung, zum Gestalt­päd­ago­gen, zum Fami­li­en­be­ra­ter und zum Neu­ro-Lin­gu­isti­schem Pro­gram­mie­rer (NLP) absol­vier­te. Im Diet­fur­ter Zen-Klo­ster der Fran­zis­ka­ner gel­ten eben „ande­re“ Gewichtungen.

Heim­ler ist Guar­di­an des Klo­sters und Lei­ter des Medi­ta­ti­ons­hau­ses, Mit­ar­bei­ter der Jugend­pa­sto­ral „Ori­en­tie­rung an Fran­zis­kus“ und (mut­maß­lich geist­li­cher) Assi­stent der Fran­zis­ka­ni­schen Gemein­schaft (FG).

Sei­nen Tag beginnt Samu­el Heim­ler mit Qigong, einer Form von chi­ne­si­schen Bewegungs‑, Kon­zen­tra­ti­ons- und Medi­ta­ti­ons­übun­gen, um das Qi in sei­nem Kör­per „zu har­mo­ni­sie­ren und zu regu­lie­ren“. Qi steht im Chi­ne­si­schen für Ener­gie, Flui­dum oder Atem und ist zen­tra­ler Bestand­teil der fern­öst­li­chen Reli­gi­on des Tao­is­mus. Im Som­mer schläft Heim­ler nicht in sei­ner Kloster­zel­le, son­dern in einer Hüt­te im Klo­ster­gar­ten, weil er dort den Kon­takt mit der Natur stär­ker emp­fin­den kann.

Fernöstliche Praktiken buddhistischer, shintoistischer, taoistischer Herkunft

Heim­ler blickt seit 34 Jah­ren Rich­tung Osten, aller­dings nicht im christ­li­chen und fran­zis­ka­ni­schen Sinn des Ex ori­en­te Lux. Heim­ler blickt wei­ter in den geo­gra­phi­schen Osten und meint bei den fern­öst­li­chen Reli­gio­nen zu fin­den, was ihm am Chri­sten­tum offen­bar zu feh­len scheint. Als Guar­di­an und Lei­ter des Medi­ta­ti­ons­hau­ses ist er das „Vor­bild“ sei­ner Mit­brü­der. Sein Leben wird geprägt von Qigong, der eben­falls aus dem Tao­is­mus stam­men­den, der „Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung“ die­nen­den Kampf­sport­tech­nik Tai­ji­qu­an, der japa­ni­schen, aus dem Bud­dhis­mus und Shin­to­is­mus her­rüh­ren­den Kunst­form Ike­ba­na, dem Sakral­tanz und vor allem dem bud­dhi­sti­schen Zen.

Fast 2.000 Teil­neh­mer zie­hen die 48 Kur­se an, die im Lau­fe eines Jah­res im Diet­fur­ter Zen-Zen­trum ange­bo­ten wer­den. Es han­delt sich um Lai­en und Ordens­leu­te, Gläu­bi­ge und Ungläu­bi­ge. Die Kon­fes­si­ons- oder Reli­gi­ons­zu­ge­hö­rig­keit spielt für die Kur­se kei­ne Rol­le. Ein spe­zi­fisch christ­li­ches, oder als christ­lich erkenn­ba­res Kurs-Ange­bot gibt es nicht. Der Andrang sei so groß, daß die Zen-Fran­zis­ka­ner nicht mehr aus­rei­chen, um die Nach­fra­ge zu befrie­di­gen. Um zudem das Pre­sti­ge als Zen-Zen­trum zu stei­gern, wer­den des­halb auch bekann­te Zen-Mei­ster von aus­wärts ein­ge­la­den, um in dem bud­dhi­stisch anmu­ten­den Zen­trum Kur­se zu leiten.

Vom Franziskanerkloster zum Zen-Kloster

Der Jesuit und Zen-Meister Hugo Lassalle
Der Jesu­it und Zen-Mei­ster Hugo Lassalle

Seit 1665 besteht die Diet­fur­ter Nie­der­las­sung der Min­de­ren Brü­der des Hei­li­gen Franz von Assi­si. Die Umwand­lung von einem Fran­zis­ka­ner­klo­ster in ein Zen-Klo­ster erfolg­te aller­digs nicht in erster Linie durch einen Fran­zis­ka­ner, son­dern durch den Jesui­ten Pater Hugo Lass­alle. Der 1898 in Nie­heim in West­fa­len gebo­re­ne Lass­alle stamm­te aus einer ursprüng­lich huge­not­ti­schen Fami­lie. 1919 trat er nach den Erfah­run­gen des Ersten Welt­krie­ges, in dem er als Sol­dat gedient hat­te, in den Jesui­ten­or­den ein. 1927 zum Prie­ster geweiht, wur­de er 1929 von sei­nem Orden in die Japan-Mis­si­on ent­sandt. Auf der Suche nach Wegen durch Akko­mo­da­ti­on das Evan­ge­li­um in Japan ein­zu­pf­an­zen, stu­diert er dort den Zen-Bud­dhis­mus. Mit sei­ner Hil­fe hoff­te er, die Grund­la­gen der für das Chri­sten­tum so schwer zugäng­li­chen japa­ni­schen Gesell­schaft zu ver­ste­hen. Eine Beschäf­ti­gung, die ihm nicht son­der­lich bekom­men sollte.

Statt einen Zugang für die Evan­ge­li­sie­rung Japans zu fin­den, wur­de er vom Zen-Bud­dhis­mus ergrif­fen. 1943 nahm er am ersten Sess­hin teil, einer Form der kon­zen­trier­ten Zen-Medi­ta­ti­on. Unter dem Namen Maki­bi Eno­mi­ya wur­de er japa­ni­scher Staats­bür­ger und 1948 Gene­ral­vi­kar der Diö­ze­se Hiro­shi­ma. Der von ihm gewähl­te Namen hat sowohl einen Bezug zum Shin­to-Schrein von Hiro­shi­ma als auch zum Buddhismus.

Lass­alle mein­te nach dem Zwei­ten Welt­krieg, die besieg­ten Japa­ner „durch Bud­dha zu Chri­stus“ füh­ren zu kön­nen. „Die Stär­kung der reli­giö­sen Basis in Form des Bud­dhis­mus soll­te – nach Umin­ter­pre­ta­ti­on der bud­dhi­sti­schen Riten – für die christ­li­chen Leh­ren und Zere­mo­nien als Anknüp­fungs­punkt die­nen“, schreibt Micha­el Ihsen im Bio­gra­phisch-Biblio­gra­phi­schen Kir­chen­le­xi­kon über den deut­schen Jesui­ten. „Die Ein­übung der Ich­lo­sig­keit erschien ihm auch für das Chri­sten­tum erstre­bens­wert“, so Ihsen. Lass­alle war von der Idee ergrif­fen, den Bud­dhis­mus zu för­dern, zu „chri­stia­ni­sie­ren“ und damit Japan zu evangelisieren.

Mit den bud­dhi­sti­schen Zen-Mön­chen sah er nach dem ver­lo­re­nen Krieg Gemein­sam­kei­ten und ging mit ihnen auf Vor­trags­rei­sen, um auf der Grund­la­ge einer gemein­sa­men Ethik Japan wie­der auf­zu­rich­ten. Sowohl der Jesu­it als auch die bis zum Kriegs­en­de in Japan aus­ge­grenz­ten Bud­dhi­sten schrie­ben dem Shin­to­is­mus und Kon­fu­zia­nis­mus Krieg und Nie­der­la­ge des Insel­staa­tes zu und sahen die Gele­gen­heit, nun deren Stel­lung in der japa­ni­schen Gesell­schaft einzunehmen.

Lass­al­les Weg führ­te schließ­lich aber nicht dazu, Japan zu evan­ge­li­sie­ren, son­dern dem Bud­dhis­mus einen Zugang zu den Chri­sten in Euro­pa zu öff­nen. Den Weg dazu ebne­te vor allem Lass­al­les „Best­sel­ler“: „Zen-Weg zur Erleuch­tung“, der 1959 mit der Erlaub­nis von Pater Pedro Arru­pe in Buch­form erschien. Arru­pe, der 1968 Jesui­ten­ge­ne­ral wer­den soll­te, war damals erster Pro­vin­zi­al der soeben neu­errich­te­ten Ordens­pro­vinz Japan. Er för­der­te Lass­al­les Zen-Stu­di­en und erlaub­te, auf dem Gelän­de der Jesui­ten-Nie­der­las­sung eine Zen-Stät­te zu errich­ten. Dort schuf Lass­alle unter ande­rem eine „Grot­te des gött­li­chen Dun­kels“. Arru­pe unter­stütz­te sei­nen deut­schen Mit­bru­der auch dann, als 1960 der dama­li­ge Gene­ral­obe­re des Jesui­ten­or­dens, Pater Jean Bap­ti­ste Jans­sens, sowohl Lass­al­les Buch als auch jede wei­te­re Beschäf­ti­gung mit dem Zen-Bud­dhis­mus durch Ordens­an­ge­hö­ri­ge verbot.

Der Jesuit Hugo Lassalle und das Zweite Vatikanische Konzil

Jesus-Buddha, die Quintessenz des christlichen Zen-Buddhismus oder buddhistischen Zen-Christentums
Der Jesus-Bud­dha, die Quint­essenz des christ­li­chen Zen-Bud­dhis­mus oder bud­dhi­sti­schen Zen-Christentums

Doch die Zei­ten soll­ten sich schnell ändern. In Beglei­tung des 1959 von Papst Johan­nes XXIII. ernann­ten ersten Bischofs von Hiro­shi­ma, Domi­nic Yoshi­matsu Noguchi, nahm Pater Eno­mi­ya-Lass­alle am Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil teil, wo er Gesprä­che zur lit­ur­gi­schen Inkul­tu­ra­ti­on führ­te. Die Neu­auf­la­ge sei­nes Buches erhielt den­noch zunächst kei­ne Druck­erlaub­nis, weil selbst Karl Rah­ner Zen als moni­stisch iden­ti­fi­zier­te und mit dem Chri­sten­tum für nicht ver­ein­bar erklärte.

Lass­alle hol­te sich dar­auf Anlei­hen bei Pierre Teil­hard de Char­din, um Defi­zi­te in sei­nem Lehr­ge­bäu­de zu behe­ben. Die im Kon­zils­kli­ma ange­sto­ße­ne „Ver­stän­di­gung“ mit den öst­li­chen Reli­gio­nen mach­te ihn jedoch mit Hil­fe des zum Ordens­ge­ne­ral auf­ge­stie­ge­nen Pedro Arru­pe bald zu einem der bedeu­tend­sten Ver­tre­ter des „christ­lich-bud­dhi­sti­schen Dia­logs“. Aller­dings droh­te Lass­alle mehr­fach mit Exklau­stra­ti­on, falls ihm der Orden bei sei­nem Zen-Pro­jekt zuvie­le Schwie­rig­kei­ten  in den Weg lege.

Pater Eno­mi­ya-Lass­alle inten­si­vier­te sei­ne Zen-Übun­gen, doch die Kens­ho-Erfah­rung, ein bud­dhi­sti­sches „Erweckungs­er­leb­nis“ blieb aus. Wor­auf­hin er beschloß, sein Zen-Pro­jekt auch ohne Kens­ho vor­an­zu­trei­ben. Sei­ne För­de­rung die­ser bud­dhi­sti­schen Inkul­tu­ra­ti­on des Chri­sten­tums begrün­de­te er gegen­über Kri­ti­kern immer wie­der damit, daß Zen „zwar reli­giö­sen Ursprungs sei, aber Leh­ren umfaßt, die außer­halb der bud­dhi­sti­schen Leh­re ste­hen“. Genau dar­an bestan­den immer neue Zweifel.

Pater Eno­mi­ya-Lass­alle war über­zeugt, daß durch Zen „die See­le Gott ent­ge­gen­geht bis zur äußer­sten Gren­ze des Mög­li­chen“. 1973 war es soweit: Lass­alle wur­de end­lich als Zen-Mei­ster aner­kannt. Die Aner­ken­nung sei­nes Kens­ho erfolg­te durch Yama­da Koun Zens­hin, einem füh­ren­den Ver­tre­ter des Zen-Bud­dhis­mus und Grün­der einer der zahl­rei­chen bud­dhi­sti­schen Sek­ten. Yama­da Koun (1907–1989) war jedoch im Gegen­satz zu ande­ren bud­dhi­sti­schen Zen-Mei­stern füh­rend dar­an betei­ligt, vie­le Chri­sten für den Zen-Bud­dhis­mus zu gewin­nen. Einer von ihnen war der Jesu­it Hugo Lassalle.

Lassalles „Zen-Eucharistie“ und der (ausbleibende) Bewußtseinsquantensprung

Lass­alle zog in Euro­pa ande­re Ordens­leu­te wie den Bene­dik­ti­ner Wil­li­gis Jäger, den Jesui­ten Niklaus Brant­schen, den Pal­lot­ti­ner Johan­nes Kopp in sei­nen Bann, die er mit Yama­da Koun in Kon­takt brach­te und von die­sem aus­bil­den ließ. Selbst der spä­te­re Nie­der­al­t­ei­cher Abt Ema­nu­el Jung­cl­au­ssen ließ sich in den 70er Jah­ren von Lass­alle beein­flus­sen. Der bud­dhi­sti­sche Sek­ten­füh­rer Yama­da Koun „weih­te“ 1980 zusam­men mit dem Mün­ster­schwarz­a­cher Bene­dik­ti­ner­abt Boni­faz Vogel das Zen-Zen­trum von Wil­li­gis Jäger ein. Sie allen glaub­ten, durch die fern­öst­li­che Spi­ri­tua­li­tät einen Bewußt­seins­quan­ten­sprung zu voll­füh­ren. Die Erst­ge­nann­ten began­nen unmit­tel­bar nach dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil und dem revo­lu­tio­nä­ren kul­tu­rel­len Umbruch von 1968 mit ihrer Zen-Mis­si­on im deut­schen Sprach­raum. Kopp im Bis­tum Essen, Jäger in der Abtei Mün­ster­schwarz­ach im Bis­tum Würz­burg, Brant­schen im Bis­tum Basel. Lass­alle war, wie erwähnt, unter ande­rem 1977 maß­geb­lich an der Schaf­fung des „Zen-Klo­sters“ von Diet­furt im Bis­tum Eich­stätt betei­ligt. Die Ein­wei­hung des Medi­ta­ti­ons­hau­ses St. Fran­zis­kus erfolg­te in sei­ner Anwe­sen­heit durch den dama­li­gen Eich­stät­ter Bischof, Alo­is Brems.

Laut­wer­den­de Kri­tik, etwa von Hen­ri de Lubac oder Hans Urs von Bal­tha­sar, die unter ande­rem dar­auf ver­wie­sen, daß zen-prak­ti­zie­ren­de Prie­ster ihr Prie­ster­tum auf­ga­ben, ihre Orden ver­lie­ßen und sogar den christ­li­chen Glau­ben ver­lo­ren, blieb in Diet­furt, eben­so wie in Mün­ster­schwarz­ach und anders­wo unge­hört. Ihens schrieb dazu: „Aus reli­gi­ons­ge­schicht­li­cher Per­spek­ti­ve ist es eine her­aus­ra­gen­de Lei­stung der Zusam­men­ar­beit Lass­al­les und Yama­das, daß christ­li­chen Amts­trä­gern die Lehr­erlaub­nis einer bud­dhi­sti­schen Sek­te über­tra­gen wur­de.“ In der Tat! Cui bono?

Pater Hugo Maki­bi Eno­mi­ya-Lass­alle starb 1990, ein Jahr nach Yama­da, auf den der gesam­te „christ­li­che“ Zen-Bud­dhis­mus im Westen zurück­geht. Auf sei­nen Wunsch hin wur­de Lass­al­les Lei­che ver­brannt und die Asche nach Japan überführt.

Die Schwäche des Dietfurter Franziskaners Victor Löw für östliche Spiritualität

Es war der Diet­fur­ter Fran­zis­ka­ner Pater Vic­tor Löw, der sich an Pater Lass­alle gewandt hat­te, und damit den Stein zum Diet­fur­ter Zen-Klo­ster ins Rol­len brach­te. Löw, ein gebür­ti­ger Buda­pe­ster, war 1949 von den neu­en kom­mu­ni­sti­schen Macht­ha­bern ein­ge­sperrt wor­den. Im Gefäng­nis lern­te er einen Schü­ler des indi­schen Gurus Rama­na Mahar­shi ken­nen, der ihm hin­du­isti­sche Prak­ti­ken bei­brach­te. Nach dem anti-kom­mu­ni­sti­schen Auf­stand von 1956 flüch­te­te Löw in den Westen. 1967 trat er in Bay­ern in den Fran­zis­ka­ner­or­den ein und wur­de 1972 zum Prie­ster geweiht. 1974 erfolg­te die Kon­takt­auf­nah­me zu Lass­alle, weil Löw – so die erklär­te Absicht – die fern­öst­li­che Wel­le, die damals den Westen über­roll­te, für das Chri­sten­tum nutz­bar machen woll­te. Tat­säch­lich war er, wie sein Lebens­lauf zeigt, selbst früh­zei­tig von öst­li­cher Spi­ri­tua­li­tät in den Bann gezo­gen wor­den. Der 1994 ver­stor­be­ne Löw wur­de über Lass­alle schließ­lich auch Zen-Mei­ster und rei­ste wie die­ser „von Klo­ster zu Klo­ster, um Medi­ta­ti­ons­kur­se abzu­hal­ten“, wie die Diet­fur­ter Fran­zis­ka­ner schrei­ben. Die von Lass­alle beklag­te „geist­li­che Armut“ der katho­li­schen Ordens­leu­te im Westen wur­de dadurch nicht beho­ben, die Klö­ster haben sich seit­her aller­dings „ent­leert“.

Die Diet­fur­ter Zen-Fran­zis­ka­ner sehen hin­ge­gen alles sehr posi­tiv und beto­nen auf ihrer Inter­net­sei­te mit einem selbst­recht­fer­ti­gen­den Ton: „Täg­lich wird in der klei­nen Kapel­le im Medi­ta­ti­ons­be­reich eine Eucha­ri­stie­fei­er [Zen-Eucha­ri­stie] auf frei­wil­li­ger Basis ange­bo­ten, die stets gro­ßen Zuspruch fin­det. Nicht weni­ge Kurs­teil­neh­mer haben durch die Wir­kung der Zen-Medi­ta­ti­on die Eucha­ri­stie­fei­er neu erlebt und ihren Glau­ben ver­tie­fen kön­nen oder wie­der Zugang zum christ­li­chen Glau­ben gefun­den, den sie ver­lo­ren glaub­ten. Vie­le Men­schen fin­den hier ihre gei­sti­ge Hei­mat. Hier­hin keh­ren sie zurück, um zur Besin­nung zu kom­men und neue Kraft für ihr Leben im All­tag zu schöpfen.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Fran­zis­ka­ner­klo­ster Dietfurt/​Wikicommons

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