von Hilary White
Alle aufzeigen bitte, die „Der Herr der Welt“, den klassischen apokalyptischen Roman von Robert Hugh Benson, gelesen haben. Waren Sie alle so fasziniert wie ich, als ich alles über die Globalisierung der sozialistischen, marxistischen Ideologie las, die Zunahme internationaler antichristlicher politikgestaltender Einrichtungen? Die Voraussagen über die Mechanisierung und Dehumanisierung unserer Gesellschaften? Die Institutionalisierung dessen, was wir heute die Kultur des Todes nennen?
Robert Hugh Benson war ein Konvertit aus der anglikanischen Kirche, in jener Gruppe englischer katholischer intellektueller Lichtgestalten des frühen 20. Jahrhunderts, die damals als die Anführer eines neuen „Frühlings“ für die Kirche in der englischsprachigen Welt angesehen wurden. Es ist mehr als nur schade, dass diese Bewegung so ungehobelt unterbrochen wurde von … gewissen Ereignissen in der Kirche und in der Welt in den Sechzigern. Wer weiß, was hätte passieren können.
„Der Herr der Welt“ – obwohl vollständig vergessen von der säkularen Welt – ist ein berühmtes und wichtiges Buch in anderen Kreisen. Es ist die Geschichte einer Gesellschaft, die mit dem Kopf voran ins Unglück schlittert. Eine globale Version jener Art von Katastrophe, die regelmäßig den unklugen Helden der antiken griechischen Mythen zustieß – jenen, die von den Göttern als der Selbstüberhebung schuldig befunden wurden, diesem alten und tödlichen menschlichen Versagen.
Wir wollen uns so davon überzeugen – nicht war? –, dass wir gebrechlichen und beschränkten Menschen alles wissen, um der Chef zu sein, um unseren eigenen Laden zu schmeißen – in den Worten der neuen Atheisten, um „unsere eigene Wirklichkeit zu schaffen“. Wir schauen unser wunderbares Selbst an und sagen diese fatalen Worte: „Wer braucht Gott?“
Robert Hugh Benson, Sohn eines anglikanischen Erzbischofs, ausgebildet gemäß der Art der altmodischen englischen „upper class“ an den richtigen staatlichen Schulen sowie Eton und Cambridge, dachte sich eine hoch technologische, globalisierte Gesellschaft aus, mit Massenkommunikation, Massenimmigration und schnellen Massenverkehrsmitteln. Er schrieb über Flugreisen, über unmittelbare Kommunikation von Kontinent zu Kontinent, und, am bedeutsamsten, über die weltweite Annahme der Prinzipien der Aufklärung, der französischen Revolution – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, mit dem Menschen als Autor seines eigenen Schicksals – und leitete daraus ab, wohin sie letztlich führen würden. Und er veröffentlichte dieses sein berühmtestes Buch 1907. Eine scharfsinnige Lektion für jene wenigen von uns, die noch glauben, unsere gegenwärtige kulturelle Malaise kam 1965 aus heiterem Himmel.
Das Buch handelt vom Ende der Welt, dem Aufkommen des Antichristen und, sogar noch wichtiger, vom Anwachsen der Kultur, die es dem charismatischen „Mann der Sünde“, Julius Felsenburgh, erlaubte, zur Berühmtheit zu gelangen. Eine Dunkelheit des Intellekts, eine Hingabe an Ablenkung und Maßlosigkeit in einem bislang beispiellosen Umfang, nun aber möglich dank unserer Technologien.
Ich erwähne dies heute nur, weil mir zufällig eine Nachricht ins Auge fiel. Die Niederländer haben ihre mobilen Euthanasie-Einheiten eingeführt, um einzuspringen, wo einige Ärzte, die noch ihre rudimentäre christliche Medizinethik bewahren, sich weigerten, ihre Patienten zu töten. Die Story brachte auf schockierende Weise eine einzelne denkwürdige Szene des Romans in Erinnerung.
Zu Beginn des Buches stürzte eine Luftschiff („volor“) der Regierung im Zentrum Londons ab, und der Protagonist, der junge katholische Priester Father Percy Franklin, war zufällig zugegen, obwohl er Mabel noch nicht bekannt war, einer hübschen jungen Ehefrau und Verehrerin des behördlich zugelassenen staatlichen sozialistischen Atheismus:
Mabel wusste kaum, was darauf geschah, aber sie fand sich einen Moment später durch einen heftigen Druck von hinten vorwärts gedrängt, bis sie da stand, von Kopf bis Fuß zitternd, mit einer Art von zerschlagenem Körper eines Mannes stöhned und sich streckend vor ihren Füßen. Es kam so etwas wie eine artikulierte Sprache von ihm; sie hörte deutlich die Namen Jesus und Maria; dann zischte plötzlich eine Stimme in ihren Ohren: „Lassen Sie mich durch. Ich bin ein Priester.“
Sie stand noch einen Moment da, benommen von der Plötzlichkeit der ganzen Angelegenheit, und beobachtete beinahe geistlos den grauhaarigen jungen Priester auf seinen Knien, mit seinem aufgerissenen Mantel, und einem hervorgeholten Kruzifix; sie sah ihn, wie er sich hinbeugte, seine Hand zu einem raschen Zeichen bewegte, und hörte ein Murmeln in einer Sprache, die sie nicht kannte. Dann stand er wieder auf, das Kruzifix vor sich haltend, und sie sah ihn, wie er begann, sich vorwärts in die Mitte des rot gefluteten Pflasters zu bewegen, nach hier und dort ausschauend wie nach einem Signal.
Die Treppen des großen Krankenhauses zu ihrer Rechten hinunter kamen nun Personen gerannt, ohne Hüte, jede etwas tragend, das wie eine altmodische Kamera aussah. Sie wusste, was diese Männer waren, und ihr Herz hüpfte vor Erleichterung. Sie waren die Spender der Euthanasie.
Irgendwie prognostizierte dieser klassisch ausgebildete junge Mann, bevor die meisten Menschen Elektrizität in ihren Häusern hatten, unsere heutige Welt, bis hin zu einigen erstaunlich vorausschauenden Details. Benson starb 1914 im Alter von 42 Jahren. Ich frage mich irgendwie, ob Gott vielleicht entschied, dass er seinen Teil geleistet hatte, und ihn in Sicherheit brachte vor dem „Krieg, der alles beendete“.
Ich weiß, ich bin nicht allein, wenn ich dieses Buch wieder aufgreife, und ich frage mich, ob wir diese albtraumhafte Zukunft nicht einfach erzeugen, Schritt für Schritt.
Übersetzung: M. Benedikt Buerger
Bild: Verlag