„Operation am lebenden Objekt“


Operation-am-lebenden-Objekt-Roms-Liturgiereformen-von-Trient-bis-zum-Vaticanum-IIDie Gör­res-Gesell­schaft ver­an­stal­te­te Ende 2012 im Vati­kan eine Tagung zum The­ma der römi­schen Lit­ur­gie­re­for­men „von Tri­ent bis zum Vati­ca­num II“. Inzwi­schen wur­de der fast 400 Sei­ten star­ke Tagungs­band mit dem Titel „Ope­ra­ti­on am leben­den Objekt“ von Ste­fan Heid im „be.bra wis­sen­schaft ver­lag“ her­aus­ge­ge­ben. Ziel des Buches sei es, schreibt Heid, Direk­tor des Römi­schen Insti­tuts der Gör­res-Gesell­schaft in sei­nem Vor­wort, „Selbst­ver­klä­run­gen zu hin­ter­fra­gen und das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil nicht als vom Him­mel gefal­le­nen Mete­or und über­haupt als erste Lit­ur­gie­re­form, die den Namen ver­dient, zu sehen. Viel­mehr soll das Vati­ka­ni­sche Kon­zil in sei­nem Bezug zum Tri­en­ter Kon­zil betrach­tet wer­den, an des­sen Lit­ur­gie­re­form es anknüpft und ohne das es nicht zu ver­ste­hen ist.“ Nach dem Kon­zil von Tri­ent habe es eine „Säu­be­rung bis­he­ri­ger lit­ur­gi­scher Gewohn­hei­ten“ gege­ben, wäh­rend das Zwei­te Vati­ka­num „eine bei­spiel­lo­se, tief ein­schnei­den­de Lit­ur­gie­re­form“ her­vor­ge­ru­fen habe.

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Ins­ge­samt für Bei­trä­ge sind in „Ope­ra­ti­on am leben­den Objekt“ auf­ge­nom­men wor­den, die in vier Haupt­tei­le unter­glie­dert sind. Zunächst geht es unter dem Stich­wort „Quel­le & Höhe­punkt“ um „die theo­lo­gi­sche Her­aus­for­de­rung einer jeden Reform“, ange­fan­gen mit einem Auf­satz von Kurt Kar­di­nal Koch, Prä­si­dent des Päpst­li­ches Rates zur För­de­rung der Ein­heit der Chri­sten, mit einer Dis­kus­si­on der Lit­ur­gie­re­for­men aus öku­me­ni­scher Sicht. Es sei deut­lich, so Koch, daß „die Lit­ur­gie­re­form des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils noch kei­nes­wegs abge­schlos­sen ist, daß es viel­mehr auch heu­te einer lit­ur­gi­schen Erneue­rung bedarf, die heu­te erst recht in einer öku­me­ni­schen Per­spek­ti­ve zu ver­wirk­li­chen“ sei. Die Lit­ur­gie müs­se ortho­do­xer wer­den, wobei er damit den ursprüng­li­chen Wort­sinn mei­ne, wonach „‚doxa‘ in erster Linie nicht ‚Mei­nung‘, son­dern ‚Herr­lich­keit‘ bedeu­tet, so daß unter ‚Ortho­do­xie‘ die rech­te Wei­se, Gott zu ver­herr­li­chen, zu ver­ste­hen ist.“ Mit jenem „Ler­nen der rech­ten Wei­se der Anbe­tung“ ste­he und fal­le jede Liturgie.

Im zwei­ten Abschnitt, „Barock & Anti­ba­rock“, geht es im Prin­zip um künst­le­ri­sche Gesichts­punk­te der Lit­ur­gie­re­for­men. Hier ist beson­ders der Bei­trag von Chri­sti­an Hecht zu erwäh­nen, der wohl von allen Autoren zu dem ver­nich­tend­sten Urteil kommt. Denn nach einer Dis­kus­si­on der nach­triden­ti­ni­schen Ent­wick­lung stellt er fest: „Hier könn­te man enden. Jedoch sei noch ein klei­ner Aus­blick gewagt, denn es drängt sich auf, die nach­triden­ti­ni­schen Ver­hält­nis­se mit den Ver­hält­nis­sen nach dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil zu ver­glei­chen. […] An die­ser Stel­le soll nur ver­sucht wer­den, über den – unüber­seh­ba­ren – Bruch nach­zu­den­ken, den es nach dem Kon­zil in der katho­li­schen Bild- und Kunst­pra­xis gab. Die­ser Bruch kam nicht uner­war­tet, er hat­te sich spä­te­stens seit der Zeit der Auf­klä­rung vor­be­rei­tet.“ Zwar hät­ten die Kon­zils­vä­ter den nach­kon­zi­lia­ren „Bil­der­sturm“ nicht expli­zit gefor­dert: „Sie haben ihn aber dadurch begün­stigt, daß die Lit­ur­gie­kon­sti­tu­ti­on kein kla­res Bekennt­nis zur Bewah­rung der Tra­di­ti­on der Bil­der ent­hält.“ Es bestehe jedoch Hoff­nung, daß der Bruch noch heil­bar sei. Rück­blickend schließt Hecht, „daß die sakra­le Kunst seit den 1960er Jah­ren ver­geb­lich den jeweils aktu­el­len Trends nach­folg­te, die immer schon vor­über waren, bevor man sich ihnen anpas­sen konnte“.

Teil drei von „Ope­ra­ti­on am leben­den Objekt“ steht unter dem Mot­to „Rubri­ken & höhe­re Prin­zi­pi­en“ und beschäf­tigt sich mit der „Reform­dy­na­mik“ im Umfeld des Zwei­ten Vati­ka­nums. Dort fin­det sich auch ein Bei­trag des legen­dä­ren Alcuin Reid, der in tra­di­tio­na­li­sti­schen Krei­sen sehr geschätzt ist und die Rubri­ken kennt wie kaum jemand sonst. Reid schreibt über zwei zen­tra­le Punk­te in der Lit­ur­gie­kon­sti­tu­ti­on „Sacro­sanc­tum Con­ci­li­um“, jenen näm­lich der Teil­nah­me und jenen der Bil­dung: „Wenn wir nun 50 Jah­re nach dem Kon­zil zu den Wur­zeln der lit­ur­gi­schen Reform zurück­keh­ren, tun wir gut dar­an, wei­ter die Geschich­te der lit­ur­gi­schen Teil­nah­me zu erfor­schen und zu unter­su­chen, wie die zur akti­ven Teil­nah­me not­wen­di­ge Bil­dung im Lauf der Geschich­te gewähr­lei­stet wur­de. Dar­aus könn­ten sich hilf­rei­che Hin­wei­se auf Wege erge­ben, die sich für die Kir­che des begin­nen­den 21. Jahr­hun­derts zu beschrei­ten lohn­ten; oder auch Hin­wei­se auf Wege, die man bes­ser nicht gegan­gen wäre und die man in Zukunft ver­mei­den sollte.“

Schließ­lich wird inner­halb des Abschnitts „Erneue­rung & Ent­sor­gung“ ein kri­ti­scher Blick auf exem­pla­ri­sche Bau­stel­len von Lit­ur­gie­re­for­men gewor­fen, sei es auf die Ent­wick­lung der Oster­vi­gil oder auf das Offer­to­ri­um. Der letz­te Bei­trag stammt vom Her­aus­ge­ber des Buches, Ste­fan Heid, und beschäf­tigt sich mit der Fra­ge, ob die hei­li­ge Mes­se in der Früh­kir­che auf einem Tisch oder einem Altar zele­briert wur­de und wel­che Aus­wir­kun­gen dies auf die heu­ti­ge Lit­ur­gie hat oder haben soll­te. Soge­nann­ten moder­nen Theo­lo­gen müs­se man häu­fig eine „Mini­ma­li­sie­rung des kul­ti­schen Cha­rak­ters des Chri­sten­tums“ vor­wer­fen: „Das Chri­sten­tum sei ursprüng­lich eine reli­giö­se Bewe­gung ohne Kult gewe­sen. Ent­spre­chend habe der eucha­ri­sti­sche Tisch genau­so wenig wie der Abend­mahls­tisch einen sakra­len Cha­rak­ter beses­sen. Erst als man einen bestimm­ten Tisch dau­ernd für die Eucha­ri­stie benutz­te, sei er sakra­li­siert wor­den.“ Dem­ge­gen­über ist Heid in der Lage, sogar mit der Hei­li­gen Schrift auf eine Sakra­li­tät des „eucha­ri­sti­schen Tischs“ hin­zu­deu­ten. Auch die vor eini­gen Jahr­zehn­ten als wis­sen­schaft­lich ange­se­he­ne Behaup­tung, die frü­hen Chri­sten hät­ten einen Volks­al­ter ver­wen­det, kann Heid mit neue­sten archäo­lo­gi­schen Erkennt­nis­sen wider­le­gen. Ent­spre­chend urteilt er: „Man hät­te zuwei­len mehr auf die gesun­de Tra­di­ti­on […] als auf den letz­ten Schrei der Wis­sen­schaft hören sollen.“

Ande­re bekann­te Autoren, die zu „Ope­ra­ti­on am leben­den Objekt“ bei­getra­gen haben, sind etwa Man­fred Hau­ke, Hel­mut Hoping, Harm Klue­ting und Uwe Micha­el Lang. Es bleibt zu erwäh­nen, daß eini­ge Bei­trä­ge nicht so leicht zu lesen sind wie etwa jener von Ste­fan Heid. Nichts­de­sto­trotz sind sie alle­samt lesens­wert, auch wenn nicht jeder, der sich als Tra­di­tio­na­list betrach­tet, allen The­sen und Schluss­fol­ge­rung zustim­men wird.

Heid, Ste­fan: Ope­ra­ti­on am leben­den Objekt. Roms Lit­ur­gie­re­for­men von Tri­ent bis zum Vati­ca­num II, 392 Sei­ten, 32,- â‚¬

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19 Kommentare

  1. Prof. Chri­sti­an Hecht legt den Fin­ger in die offe­ne Wun­de: die Kir­che, die für Jahr­hun­der­te den Zeit­geist präg­te, ist zu einer Insti­tu­ti­on ver­kom­men, die nur­mehr dem Zeit­geist hin­ter­her­he­chelt und sich der Welt andient. Furchtbar!

  2. Als Laie glau­be ich zu die­ser The­ma­tik immer­hin fol­gen­des bei­tra­gen zu kön­nen: Die Lit­ur­gie­re­form nach dem 2. Vati­ka­num war in die­sem selbst eben nicht so ange­legt. Ich habe die Kon­sti­tu­ti­on über die Lit­ur­gie „Sacro­sanc­tum Con­ci­li­um“ gele­sen. Ihr gro­ßer Feh­ler bestand dar­in kei­ne kon­kre­ten inhalt­li­chen Vor­ga­ben für die Reform gemacht zu haben, inso­fern vage geblie­ben zu sein. Dies erklärt, wes­halb sie rela­tiv schnell ange­nom­men wur­de. M. W. hat selbst Bischof Lefevb­re ihr zuge­stimmt. Das hät­te er nie­mals getan, wenn er auch nur geahnt hät­te, was sich aus der Kon­sti­tu­ti­on hin­ter­her ent­wickeln wür­de. Die so häu­fig zu hören­de Redens­art von der Lit­ur­gie­re­form des Kon­zils ist des­halb ein­fach nicht rich­tig. Es han­del­te sich um eine Lit­ur­gie­re­form Pauls VI. ! Im Unter­schied zu ver­mut­lich vie­len Forums­teil­neh­mern hier bei Katho​li​sches​.info bin ich aller­dings der Ansicht, dass der Novus Ordo kein Desa­ster dar­stellt, inso­fern er wür­dig gefei­ert wird. Zugleich liegt genau hier das Pro­blem. Er lädt ‑wie wir heu­te viel­fach sehen und hören müs­sen- zu Miss­bräu­chen ein, wie es der alte Mess­ri­tus eben nicht getan hat.

    • Wer gründ­lich die Lit­ur­gie­kon­sti­tu­ti­on Sacro­sanc­tum Con­ci­li­um liest, muss fest­stel­len, dass die­ses Kon­zils­do­ku­ment die Grund­la­ge bil­det für die Mes­se Paul VI. Auch wenn Paul VI. mit „sei­ner Mes­se“ dar­über hinausging.
      Ein neu­es Grund­prin­zip wur­de ein­ge­führt: Das „Pascha-Myste­ri­um“, das bis dahin als Grund­prin­zip der hl. Mes­se unbe­kannt war. Die­ses „Pascha-Myste­ri­um“ ver­drängt gera­de­zu den Süh­ne­cha­rak­ter, die unblu­ti­ge Erneue­rung des Kreu­zes­op­fers von Kal­va­ria. Sie wird noch erwähnt in der Kon­sti­tu­ti­on, aber wie es typisch ist für Kon­zils­do­ku­men­te, nur noch am Ran­de. Die­ser typi­sche Syn­kre­tis­mus wird deut­lich gera­de in Sacro­sanc­tum Con­ci­li­um. Zwei unver­ein­ba­re Grund­prin­zi­pi­en ste­hen neben­ein­an­der, jeder kann sich „bedie­nen.“ Nur wird das Pascha-Myste­ri­um ein­deu­tig bevorzugt.
      Wie es der Name sagt: Die­ses Grund­prin­zip ori­en­tiert sich fast aus­schließ­lich am jüdi­schen Paschafest.
      Hier­zu gibt es eine klei­ne, her­vor­ra­gen­de Stu­die der Prie­ster­bru­der­schaft S. Pius X:
      Das Pro­blem der Lit­ur­gie­re­form.“ Bischof Fel­lay hat sie an Johan­nes Paul II. gerich­tet. Die Stu­die bezieht sich zwar auf die Mes­se Paul VI., aber sie erklärt her­vor­ra­gend das Grund­prin­zip „Pascha-Myste­ri­um“, das bereits in der Lit­ur­gie­kon­sti­tu­ti­on zu fin­den ist. 

      Ein Wech­seln der Prin­zi­pi­en bedeu­tet unwei­ger­lich eine tief­grei­fen­de Ver­än­de­rung. Auch wenn sie nicht sofort sicht­bar ist.
      Ich sehe dar­in ein nicht zu unter­schät­zen­des Pro­blem der Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten, weil sie die Doku­men­te des 2. Vati­ka­ni­schen Kon­zils nicht kri­ti­sie­ren dür­fen. Die Treue zum katho­li­schen Prie­ster­tum ist bei ihnen unbe­strit­ten, aber die­ses „Pascha-Myste­ri­um“ ist ein gefähr­li­cher Keim. Wenn er wächst und sich aus­brei­tet, zer­stört er das katho­li­sche Prie­ster­tum. „Vom Opfer zum Gedächt­nis­mahl“, lau­tet die Über­schrift des ersten Kapi­tels des genann­ten Buches. Auch wenn sie sich auf die Lit­ur­gie­re­form von 1969 bezieht, grund­ge­legt ist die­ses Gedächt­nis­mahl bereits in der Lit­ur­gie­kon­sti­tu­ti­on. Die übri­gens begei­stert auch von den Pro­gres­si­sten über­nom­men wurde.
      Zu Erz­bi­schof Lefeb­v­re: Er hat alle Kon­zils­do­ku­men­te unter­schrie­ben, behaup­tet sein Bio­graph Tis­sier de Mal­ler­ais. Auch die­je­ni­gen, die er am hef­tig­sten bekämpf­te. Weil er abso­lut papst­treu war. Unter­schrieb der Papst, ver­wei­ger­te er auch nicht sei­ne Unter­schrift. Auch wenn sie ihm Schmer­zen bereitete.
      Die papst­treu­en Kon­zils­vä­ter stan­den unter einem unglaub­li­chen Druck: Der Gehor­sam dem Papst gegen­über war für alle prak­ti­zie­ren­den Katho­li­ken selbst­ver­ständ­lich, beson­ders jedoch für die sehr glau­bens­treu­en Bischö­fe und Kardinäle.

      Ich kann allen, für die die triden­ti­ni­sche Mes­se „das Herz des Glau­bens“ ist und die sich für theo­lo­gi­sche Hin­ter­grün­de inter­es­sie­ren, nur sehr emp­feh­len: Bit­te, lesen Sie die Lit­ur­gie­kon­sti­tu­ti­on „Sacro­sanc­tum Con­ci­li­um.“ kri­tisch. Man erkennt zwar nur die Wur­zeln, den Baum erst ab 1969, die Mes­se Paul VI.

      Auf A. Bug­nini geht vor allem das Kon­zils­do­ku­ment zurück. Er war der Archi­tekt der Mes­se Paul VI.

    • .….„Ihr gro­ßer Feh­ler bestand dar­in kei­ne kon­kre­ten inhalt­li­chen Vor­ga­ben für die Reform gemacht zu haben, inso­fern vage geblie­ben zu sein“.

      Ihr gro­ßer „Feh­ler“ – Lie­ber Aven­tin, Sie ver­ste­hen nicht – das war geplant!

      Noch nicht gelesen?
      Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil von Rober­to de Mattei;
      Der Rhein fließt in den Tiber von P. M. Ralph Wiltgen.

    • Trotz eini­ger Unklar­hei­ten dürf­ten in der Unbe­stimmt­heit gera­de eben die Aus­wach­sun­gen zu sehen sein. Da hat man nicht auf­ge­paßt oder den Miß­brauch gewollt oder was auch immer. Die Reform ging gründ­lich in die Hosen, weil es auch hier kei­ne Reform geben kann. die Lit­ur­gie kann näm­lich nicht belie­big beschlos­sen wer­den oder gar von einem Papst im Allein­gang kon­stru­iert werden.

    • Ich den­ke, wenn man den Novus Ordo katho­lisch fei­ert, ist er total okay.
      Nur hat­te man nach dem Kon­zil die Idee, dass man all das lästi­ge sich mühen, all die­se Selbst­di­zi­plin, all das rin­gen um und mit Gott, und den Skan­da­lon des Kreu­zes nicht mehr bräuchte.
      Weil. war­um auch immer, dar­auf ver­zich­tet wur­de, das katho­li­sche ein­zu­schär­fen, weil man davon aus­ging, das sei eh selbst­ver­ständ­lich, also der Ansicht war, das Was­ser blie­be brav auf sei­ner Sei­te, wenn man in den Deich ein Loch mache, des­halb haben wir den Unter­gang nach dem Konzil.
      Die­se merk­wür­di­gen Event­mes­sen sind m.E eher Sym­p­ton denn Ursache.
      Ob die betei­lig­ten Bischö­fe ein­fach sträf­lich naiv, ein­fach zu bequen sel­ber zu den­ken, oder die­sen Unter­gang aus böser Absicht for­ciert haben, das weiß Gott allein.

      • Dem schlie­ße ich mich an, auch wenn ich hier damit in der Min­der­heit bin. Novus Ordo streng am Meß­buch, nix weg­las­sen, kei­ne pri­va­ten lyri­schen Ergüs­se hin­zu­fü­gen, dann kann ich mich nicht beschwe­ren, auch wenn’s an die „alte“ Mes­se nicht rankommt.

        Das Pro­blem ist. dass die Exzes­se und Aus­wüch­se in Novus Ordo Mes­sen, die auch klar gegen Instruk­tio­nen ver­sto­ssen, ein­fach gedul­det wer­den. Hier wird mit zwei­er­lei Maß gemes­sen: Anhän­ger der „alten“ Mes­se wer­den von der Vatikan-„Polizei“ kri­tisch beäugt, manch­mal gar unter Admi­ni­stra­ti­on gestellt, aber mit dem Novus Ordo kann man machen, was man will und die Poli­zei schaut weg…

  3. „Ope­ra­ti­on am leben­den Objekt“ -
    Ope­ra­ti­on gelun­gen, Pati­ent tot?

  4. Die sog. „Neue­run­gen“ in der Lit­ur­gie basie­ren auf pro­gres­si­vi­stich libe­ra­le Krei­se, die Papst Paul „vor voll­ende­te Tat­sa­chen“ gestellt haben ( sprich die Ver­un­stal­tung der hl. Messe ! ) .
    Papst Paul VI. soll ange­sichts der ver­pro­te­stan­ti­sier­ten Form der hl. Mes­se geweint haben….dennoch ist es lei­der er gewe­sen, der die sog. „Neue Mes­se“ zur „ordent­li­chen Form“ aus­ge­ru­fen hat und damit mit zur an den völ­li­gen Rand­drän­gung ( ja bis zur Äch­tung ) der Alten Mes­se bei­getra­gen hat.
    Aus­zug aus der Lit­ur­gie­kon­sti­tu­ti­on „Sacro­sanc­tum con­ci­li­um“ vom 4. Dezem­ber 1963:
    -
    § 1. Der Gebrauch der latei­ni­schen Spra­che soll in den latei­ni­schen Riten erhal­ten blei­ben, soweit nicht Son­der­recht entgegensteht.
    4. Der Mut­ter­spra­che darf im Sin­ne von Art. 36 die­ser Kon­sti­tu­ti­on in den mit dem Volk gefei­er­ten Mes­sen ein gebüh­ren­der Raum zuge­teilt wer­den, beson­ders in den Lesun­gen und im „All­ge­mei­nen Gebet“ sowie je nach den ört­li­chen Ver­hält­nis­sen in den Tei­len, die dem Volk zukommen.
    Es soll jedoch Vor­sor­ge getrof­fen wer­den, daß die Christ­gläu­bi­gen die ihnen zukom­men­den Tei­le des Meß-Ordi­na­ri­ums auch latei­nisch mit­ein­an­der spre­chen oder sin­gen kön­nen. Wenn indes dar­über hin­aus irgend­wo der Gebrauch der Mut­ter­spra­che bei der Mes­se in wei­te­rem Umfang ange­bracht zu sein scheint, so ist die Vor­schrift des Arti­kels 40 die­ser Kon­sti­tu­ti­on einzuhalten.
    -
    Das Vati­ca­num II. hat denn auch in der­sel­ben Lit­ur­gie­kon­sti­tu­ti­on Sacro­sanc­tum con­ci­li­um vom 4. Dezem­ber 1963 weder von einer Zele­bra­ti­on „ver­sus popu­lum“ noch von der Errich­tung „neu­er Volks­al­tä­re“ gesprochen.
    In Nr. 128 der Lit­ur­gie­kon­sti­tu­ti­on steht lediglich:
    -
    [….]
    „Die Cano­nes und kirch­li­chen Statuten,
    die sich auf die Gestal­tung der äuße­ren zur Lit­ur­gie gehö­ri­gen Din­ge beziehen,
    sind zugleich mit den lit­ur­gi­schen Büchern im Sin­ne von Art. 25 unver­züg­lich zu revi­die­ren. Das gilt beson­ders von den Bestim­mun­gen über wür­di­gen und zweck­ent­spre­chen­den Bau der Got­tes­häu­ser, Gestalt und Errich­tung der Altä­re, edle Form des eucha­ri­sti­schen Taber­na­kels, sei­nen Ort und sei­ne Sicherheit….
    [….]
    -
    Erst mit den nach­kon­zi­liä­ren Will­kür­ak­ten hat der sog. „Volks­al­tar“ mit dem ihn beglei­ten­den lit­ur­gi­schen Wild­wuchs Ein­zug gehalten !
    Als Grund­la­ge dien­te die „Instruk­ti­on „Inter oecu­me­ni­ci“ vom Sep­tem­ber 1964, in der die eigent­li­che Absicht der Lit­ur­gie­kon­sti­ti­uti­on durch „freie Inter­pre­ta­ti­on“ völ­lig ent­stellt wor­den ist !
    Vor dem Vati­ca­num II.galt die Wei­sung des Dekre­tes “ Sanc­tis­si­mam eucha­ri­sti­am maxi­mo“ der Riten­kon­gre­ga­ti­on vom 1. Juni 1957:
    -
    „In Kir­chen, wo sich nur ein ein­zi­ger Altar befin­det, darf er NICHT so ange­ord­net wer­den, dass der Prie­ster zum Volk hin zelebriert.“
    -
    In der bereits oben erwähn­ten „Instruk­ti­on Inter oecu­me­ni­ci“ vom Sep­tem­ber 1964 liegt nun die Wur­zel der begin­nen­den „frei­en Inter­pre­ta­ti­on“ der eigent­li­chen Konzilskonstitution….gleichsam eine schlei­chen­de Verdrehung:
    -
    „Es ist wün­schens­wert /​ es ist bes­ser , dass der Hoch­al­tar von der Rück­wand getrennt errich­tet wird, so dass man leicht um ihn her­um­ge­hen und an ihm zum Volk hin zele­brie­ren kann.
    Er soll in den hei­li­gen Raum hin­ein­ge­stellt sein, dass er wirk­lich die Mit­te ist,
    der sich von selbst die Auf­merk­sam­keit der gan­zen ver­sam­mel­ten Gemein­de zuwendet.
    Bei der Aus­wahl des Mate­ri­als für den Auf­bau und die Aus­stat­tung des Altars müs­sen die Rechts­vor­schrif­ten ein­ge­hal­ten werden.
    Auch sei das Pres­by­te­ri­um um den Altar her­um so weiträumig,
    dass die hei­li­gen Hand­lun­gen bequem voll­zo­gen wer­den können.“
    [….]
    Es ist erlaubt, die Mes­se zum Volk hin zu feiern,
    auch dann, wenn ein klei­ner, pas­sen­der Taber­na­kel auf dem Altar steht“
    -
    In einer nun nach­kon­zi­liä­ren wei­te­ren Instruk­ti­on „Eucha­ri­sti­cum myste­ri­um“ 1967 steht erneut zu lesen:
    -
    „Es ist erlaubt, die Mes­se zum Volk hin zu fei­ern, auch dann, wenn ein klei­ner, pas­sen­der Taber­na­kel auf dem Altar steht“
    -
    In der dar­auf­fol­gen­den Ein­füh­rung in das neue Römi­sche Mess­buch von 1969 wird dann wei­ter der Ein­druck erweckt, als wäre der „Volks­al­tar mit Aus­rich­tung ver­sus popu­lum“ die „Norm“:
    -
    „Der Haupt­al­tar soll von der Wand getrennt gebaut wer­den, so dass er leicht umschrit­ten wer­den und auf ihm die Zele­bra­ti­on ver­sus popu­lum (zum Volk hin) aus­ge­führt wer­den kann â€¦
    -
    In der Neu­auf­la­ge des Mis­sa­les im Jah­re 2002 schliess­lich fin­det sich der fol­gen­schwe­re Zusatz:
    -
    „Dies soll­te der Fall sein, wo immer es mög­lich ist.“
    -
    Dies war denn auch für Man­che ein „Frei­brief“, den „Volks­al­tar“ und die Aus­rich­tung „ver­sus popu­lum“ nun gar als „ver­pflich­ten­de For­de­rung“ aufzutischen.
    Schließ­lich noch zwei Zitate.
    Zunächst eines vom dama­li­gen Kar­di­nal Ratz­in­ger aus „Der Geist der Liturgie“
    -
    [….]
    Die Ver­dre­hung der Gebets­rich­tung erfolgt auf Grund einer moder­nen Anthro­po­zen­trik, statt der Theo­zen­trik in der Lit­ur­gie und der akti­ve­ren Teil­nah­me an ihr.
    Dies zeigt nicht nur die lit­ur­gi­sche Gebets­rich­tung, son­dern auch die Erset­zung des Taber­na­kels in der Mit­te des Pres­by­te­ri­ums, durch den Sitz des Priesters. “
    … die Zele­bra­ti­ons­rich­tung ver­sus popu­lum erscheint heu­te gera­de­zu als die eigent­li­che Frucht der lit­ur­gi­schen Erneue­rung durch das II. Vaticanum.
    In der Tat ist sie die sicht­bar­ste Fol­ge der Neu­ge­stal­tung, die nicht nur eine äuße­re Anord­nung lit­ur­gi­scher Orte bedeu­tet, son­dern auch eine neue Idee vom Wesen der Lit­ur­gie als gemein­schaft­li­chem Mahl ein­schließt. (…) und „Immer weni­ger steht Gott im Blickfeld,
    immer wich­ti­ger wird alles, was die Men­schen tun, die sich hier tref­fen und schon gar nicht sich einem „vor­ge­ge­be­nen Schema“unterwerfen wollen.
    Die Wen­dung des Prie­sters zum Volk formt nun die Gemein­de zu einem in sich geschlos­se­nen Kreis. Sie ist – von der Gestalt her – nicht mehr nach vor­ne und oben auf­ge­bro­chen, son­dern schließt sich in sich selber.“
    -
    Und noch ein Zitat des Lit­ur­gi­kers Pater Josef Andre­as Jung­mann, der sel­ber an der Aus­ar­bei­tung der ursprüng­li­chen Lit­ur­gie­kon­sti­tu­ti­on des Vati­ca­num II. mit­be­tei­ligt war:
    -
    „Wenn sich der Lit­ur­ge zusam­men mit den Gläu­bi­gen beim Gebet dem Altar zukehrt, so ist er der sicht­ba­re Anfüh­rer des pil­gern­den Got­tes­vol­kes im gemein­sa­men Auf­bruch zum wie­der­kom­men­den Herrn.
    Die gemein­sa­me Gebets­rich­tung ist ein Aus­schau­en nach dem Ort des Herrn und hält den escha­to­lo­gi­schen Cha­rak­ter der Eucha­ri­stie­fei­er leben­dig, die aus­ge­rich­tet ist auf eine künf­ti­ge Voll­endung in der Gegen­wart des leben­di­gen Gottes.
    So ist die lit­ur­gi­sche Ver­samm­lung als Eccle­sia pere­gr­in­ans offen auf die Ver­samm­lung der Hei­li­gen in der himm­li­schen Stadt, wie der Hebrä­er­brief in Erin­ne­rung ruft:
    „Ihr seid viel­mehr zum Berg Zion hin­ge­tre­ten, zur Stadt des leben­di­gen Got­tes, dem himm­li­schen Jeru­sa­lem, zu Tau­sen­den von Engeln, zu einer fest­li­chen Ver­samm­lung und zur Gemein­schaft der Erst­ge­bo­re­nen, die im Him­mel ver­zeich­net sind; zu Gott, dem Rich­ter aller, zu den Gei­stern der schon voll­ende­ten Gerech­ten, zum Mitt­ler eines neu­en Bundes,
    Jesus, und zum Blut der Bespren­gung, das mäch­ti­ger ruft als das Blut Abels“ (Hebr 12,22–24 EU).
    [….]
    Bei der Zele­bra­ti­ons­rich­tung ver­sus popu­lum kann die Gemein­de, gleich­sam in sich gekehrt, dazu nei­gen, dass sie die tran­szen­den­te Dimen­si­on der Eucha­ri­stie­fei­er nicht mehr wahrnimmt.
    Die Über­be­to­nung des kom­mu­ni­tä­ren Aspekts führt sozu­sa­gen zu einer geschlos­se­nen Gesellschaft,die nicht offen ist auf die unsicht­ba­re Ver­samm­lung der Hei­li­gen im Himmel
    und auf die ande­ren irdi­schen Ver­samm­lun­gen der Christen.
    Gewis­ser­ma­ßen dia­lo­gi­siert die Gemein­de mit sich selbst.
    Gar­ri­ga sieht eine weit­ge­hen­de Desa­kra­li­sie­rung und Säku­la­ri­sie­rung der Lit­ur­gie, die mit einer nahe­zu aus­schließ­lich hori­zon­ta­len Visi­on des christ­li­chen Lebens ein­her­geht und letzt­lich ihren Grund in einer defi­zi­en­ten Chri­sto­lo­gie hat.
    Bouy­er fordert:
    «Die sakra­men­ta­le Welt darf nie zu einer von der rea­len Welt getrenn­ten Welt werden».
    Zum Herrn hin zele­brie­ren, ist die wirk­li­che, der Lit­ur­gie ange­mes­sen Zelebrationsrichtung.“

  5. Die­ser Buch­tipp klingt inter­es­sant! Beim Lesen des Arti­kels dach­te ich an die scheuß­li­chen Beton­klotz­kir­chen, an denen gemes­sen die Ent­lüf­tungs­schäch­te am Gott­hard­tun­nel roman­tisch wir­ken, an die grob­schläch­ti­ge und glei­cher­ma­ßen kit­schi­ge „kirch­li­che Kunst“, die Radau­mes­sen und die kahl-spie­ßi­gen Reform­kir­chen­in­nen­räu­me. Ich dach­te an die musi­ka­lisch und kom­po­si­to­risch so pein­li­chen „Neu­en Kir­chen­lie­der“, an die Men­schen, die allei­ne schon auf der Ebe­ne des blo­ßen Infor­miert­seins total igno­rant sind und auch nicht wis­sen, war­um man über­haupt zur Hl. Kom­mu­ni­on geht, außer dass hier alle das glei­che sozi­al­ge­rech­te Stück Brot bekommen…

    Wie soll man das – nach inzwi­schen einem hal­ben Jahr­hun­dert – wie­der hei­len können?

    Für mich ist der zen­tra­le Punkt, dass es ohne Lehr­amt, ohne recht­gläu­bi­ge Bischö­fe und ohne einen recht­gläu­bi­gen Papst kei­ne Tra­di­ti­on, die prak­ti­ka­bel wäre, geben kann, jeden­falls nicht auf Dau­er. Wir haben aber seit 50 Jah­ren ein „Lehr­amt“, das nicht das tra­di­tio­nel­le Lehr­amt dar­stellt oder aus­fül­len will, son­dern das kras­se Gegen­teil zum alten Papst­amt ein­ge­führt hat. Das objek­ti­ve Papst­amt, das ursprüng­lich die größt­mög­li­che Skla­ve­rei zum depo­si­tum fidei und kei­nes­wegs die­ses selbst­herr­lich-cha­ris­ma­ti­sche Amt war, zu dem es die Her­ren in Weiß seit­her umfunk­tio­niert haben – vor allem ande­ren müss­te das Hir­ten­amt wie­der instand­ge­setzt wer­den. Es ist irr­gläu­big, von den Lai­en oder Prie­stern hier etwas zu erwar­ten – auch hier hat sich die „Tra­di­ti­on“ an den irr­glau­ben der Pro­gres­si­sten ange­nä­hert. Der Fels ist Petrus. Dass Gott im Fal­le unzu­rei­chend ver­wal­te­ter ordent­li­cher Gna­den außer­or­dent­li­che Gna­den an Hei­li­ge ver­schenkt, ist zwar wahr, aber eben ein Gna­den­ge­schenk, auf das man nicht ein­fach bau­en kann.

    Es erscheint mir wesent­lich, dass man die regu­la fidei remo­ta, die ja eigent­lich unter­ge­ord­net ist, nicht über Jahr­zehn­te inmit­ten der Apo­sta­sie unbe­scha­det erhal­ten kann. Das moder­ni­sti­sche „Lehr­amt“ hat die Tra­di­ti­on ja nicht ein­fach fah­ren­las­sen, son­dern schlei­chend trans­for­miert. Das viel­fa­che irr­gläu­bi­ge Ver­ständ­nis der ein­zel­nen Aspek­te der Tra­di­ti­on hat sich daher auch bei denen, die an der Tra­di­ti­on fest­hal­ten wol­len, mas­siv breitgemacht.
    Nicht dass ich das als Vor­wurf for­mu­lie­ren woll­te, son­dern das ist der nor­ma­le psy­cho­lo­gi­sche Pro­zess bei sol­chen Dingen. 

    Die Ent­fal­tung der wah­ren Tra­di­ton gehört jedoch akzi­denzi­ell zur Tra­di­ti­on und kann nicht ein­fach durch Schock­fro­sten des „Bestan­des“ für einen spä­te­ren Tag „auf­ge­ho­ben“ wer­den, an dem es dann wie­der „wahr­haft tra­di­tio­nell“ weitergeht.

    Was bleibt uns? Auf die regu­la fidei remo­ta zurück­grei­fen, aller­dings im vol­len Bewusst­sein, dass wir kei­ne Auto­ri­tät haben ohne ech­ten Papst und im stei­gen Gebet um Ret­tung aus die­ser gro­ßen Not.
    Denn wir selbst sind aus rein logi­schen Grün­den nicht in der Lage, das Desa­ster zu lösen.

  6. Das wäre der Alb­traum schlecht­hin: Nicht mehr Theo­lo­gen unter­schied­lich­ster Cou­leur fin­den sich zusam­men, son­dern auf päpst­li­che Anord­nung bil­det die Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on eine Kom­mis­si­on zur Reform des über­lie­fer­ten Ritus. Die Lit­ur­gie­kon­sti­tu­ti­on for­dert kate­go­risch eine Reform. Alle, denen der über­lie­fer­te römi­sche Ritus unent­behr­lich ist, sind näm­lich vor­kon­zi­li­ar. Auch die Mit­glie­der der Sum­morum-Pon­ti­fi­kum-Grup­pen, die über­haupt nicht vor­kon­zi­li­ar sein wol­len, sind es. Die letz­te Aus­ga­be unse­res Schotts ist von 1962, natür­lich erst recht das Missale.
    Wir sind beim Jahr 1962 ste­hen geblie­ben, dar­an ist nichts zu ändern.

    Und das ist gut so. In fast 2000 Jah­ren hat sich der über­lie­fer­te römi­sche Ritus orga­nisch ent­fal­tet, so wie ein Baum wächst. Er wächst, und er wird auch hier und da beschnitten.
    Aber nicht büro­kra­tisch, nicht durch eine Kom­mis­si­on weder unter Herrn Berg­o­glio noch unter einem ande­ren Papst. Das gab es nie in der Kir­chen- oder Lit­ur­gie­ge­schich­te, und das darf es auch nie geben. Wie gesagt, das wäre der Alb­traum schlechthin.
    Und er könn­te Rea­li­tät wer­den. Eine grau­en­haf­te Rea­li­tät. Ich will nicht den Teu­fel an die Wand malen. Aber nie­mand möge sich ein­bil­den, der über­lie­fer­te römi­sche Ritus, die Mes­se aller Zei­ten, sei gerettet.

    • Bis zur Mes­se Paul VI. gab es kei­ne Kom­mis­sio­nen, die in die hl. Mes­se ein­grif­fen, sie defor­mier­ten. Hof­fent­lich nimmt sich kein Papst an ihm ein Beispiel.

      • Das war noch nicht mal eine Kom­mis­si­on oder nur aufm Papier eine sol­che. Das war Paul VI pri­vat im Arbeits­zim­mer von Herrn Bunigni

  7. „Die Lit­ur­gie müs­se ortho­do­xer wer­den, wobei er damit den ursprüng­li­chen Wort­sinn mei­ne, wonach „‚doxa‘ in erster Linie nicht ‚Mei­nung‘, son­dern ‚Herr­lich­keit‘ bedeu­tet, so daß unter ‚Ortho­do­xie‘ die rech­te Wei­se, Gott zu ver­herr­li­chen, zu ver­ste­hen ist.“ Mit jenem „Ler­nen der rech­ten Wei­se der Anbe­tung“ ste­he und fal­le jede Liturgie.“

    Das hat die Kir­che durch die Jahr­hun­der­te ja gelernt. Aber die Revo­luz­zer des 20. Jahr­hun­derts muß­ten ja alles nach ihrem Gusto „gestal­ten“. Wel­che kon­struk­ti­vi­sti­sche Anma­ßung, die auch im hier bespro­che­nem „Pro­jekt“ noch nach­klingt, auch wenn sich die Rich­tung all­mäh­lich rech­tens zu dre­hen beginnt.
    Anbe­tung und Ehre gebührt dem Drei­ei­ni­gem Gott. Für die gräß­li­che Volks­ver­herr­li­chung gibt es in der Kir­che kei­nen Platz. Aber wem die Welt und deren moder­ner Demo­s­kult das Maß ist, der ver­sam­melt eben sich und sei­nes­glei­chen um einen Volks­al­tar und betet sich selbst an, nein, viel­mehr das „Gro­ße Gan­ze“, des­sen blo­ßer Teil man ist: Wahl­wei­se Volk oder Mensch­heit bil­den – in gno­sti­scher Manier – den ent­schei­den­den Bezug.
    Doch es gibt einen Gott und Ihm allein gebührt die Ehre. Wird sie Ihm gege­ben, ist es gut. Und der Prie­ster gehe sei­ner Gemein­de vor­an, Ihn zu ver­herr­li­chen. Er kann unmög­lich ange­sichts da ste­hen, wo der Herr steht. Dort wo einst der Blick auf den Altar zu Ihm hin­ging erscheint das Ange­sicht des Prie­sters. Er ist nicht Gott, er ist nicht all­mäch­tig und nicht unfehl­bar. Auch das konn­te nicht gut­ge­hen. Eben, weil es kei­ne Theo-Logie der Got­tes­ver­herr­li­chung ist, son­dern Demos-Logie der Volksverherrlichung.
    Zwei Welt­krie­ge haben nicht gereicht, dem Demo­s­wahn und der Kra­tie­an­ma­ßung zu ent­sa­gen. Selbst die Kir­che ist tief gefal­len. Hei­li­ger Erz­engel Micha­el, bit­te für uns! Möge Sei­ne Kir­che die Kraft fin­den, der ver­kom­me­nen Welt wie­der den Weg zu wei­sen. Gott zur Ehre und den Men­schen zum Heil.

  8. Der sog. Novus Ordo ist m.Er. (aber ich zäh­le nicht) das Ergeb­nis von rela­ti­vi­sti­schem Den­ken, das sich ins­be­son­de­re im alten christ­li­chen Abend­land breit gemacht hat­te. Die Fei­er der hl. Mes­se war fol­ge­rich­tig ein Stück weit nur noch wie Ideo­lo­gie und nicht mehr Aus­druck leben­di­gen Glau­bens und Lie­be. Vie­les hat­te schon nicht mehr gestimmt.
    Es ist logisch, daß der ver­wäs­ser­te Glau­be dann auch Axt an die Triden­ti­ni­sche Mes­se gelegt hat.
    Aber mit dem Neu­en Ritus hat sich an der Situa­ti­on der weit­ge­hen­den Glau­bens­fer­ne, die wie gesagt schon vor­han­den war, ja nichts geän­dert; ganz im gegen­teil. Das Volk und die ein­fa­chen Prie­ster und Ordens­leu­te muß­ten sich aber fügen.
    Der NO ver­langt ja immer­zu Neu­es- das wohnt ihm inne. Er über­for­dert glei­cher­ma­ßen die Prie­ster wie das Volk. Bei­de müs­sen sein wer sie nicht sind: so eine Art Über­mensch, aber nicht mehr Kin­der Got­tes. Nicht wohnt dem „NO“ inne eine Hin­wen­dung zu den Glaubensinhalten. 

    Daß Papst Fran­zis­kus die über­lie­fer­te Mes­se nun­mehr suk­zes­si­ve ver­bie­tet, ist ein (unge­woll­tes) Ein­ge­ständ­nis des Schei­terns der durch­ge­drück­ten Ver­än­de­run­gen seit 45 Jah­ren und länger.

    • ja das stimmt wohl so.
      Der NOM setzt vor­aus, dass alle Betei­lig­ten fest,. super­fest im Glau­ben ver­wur­zelt sind.
      Er erzieht nicht zum sich ver­wur­zeln in Chri­stus, und stärkt auch den Glau­ben nicht, weil er wie eine Art Prä­sen­ta­ti­on in der Schu­le ist, wo die Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Stoff eben vor­her stattfand.
      Man ist ein­fach wäh­rend des Kon­zils und wohl auch davor und erst­recht hin­ter­her, still­schwei­gend davon aus­ge­gan­gen, das Katho­li­ken ein­fach die bes­se­ren Men­schen sei­ne und alle ande­ren die guten.
      Sprich man hat so getan, als sei­en alle Men­schen schon erlöst und die Pro­phe­zei­ung aus Jesa­ja “ Man tut nichts Böses mehr /
      und begeht kein Ver­bre­chen /​ auf mei­nem gan­zen hei­li­gen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkennt­nis des Herrn, /​ so wie das Meer mit Was­ser gefüllt ist.….….……“ schon Rea­li­tät geworden.

      Lei­der erfor­dert es mehr wie Demut in so einem gei­sti­gen Kli­ma fest­zu­stel­len „der Mensch, ich sel­ber bin ein ver­lo­re­ner Sün­der!“ sprich die Not­wen­dig­keit des Süh­ne­op­fers Chri­sti anzunehmen.

  9. Ein ganz inter­es­san­tes Phä­no­men fiel mir auf die wich­tig­sten bücher­an­ti­qua­ri­schen Inter­net­sei­ten auf:
    Das Gra­dua­le Roma­num (Gra­dua­le …Eccle­siae Roma­nae) in den vor­kon­zi­liä­ren Aus­ga­ben ist fast immer 2‑, wenn nicht 3- bis 7‑fach teu­rer als die post­kon­zi­liä­re Aus­ga­ben v. 1972 und ff.
    Die Gläu­bi­gen stim­men mit den Füßen (bzw. über dem Bücher­ka­ta­log) ab.

    Ähn­li­ches auch beim „Liber usua­lis“, das (dar­über hin­aus auch noch von Wiki­pe­dia aus­drück­lich bemerkt) wohl durch die Kon­zils­re­for­men etc. nicht mehr mit dem neu­en Hei­li­gen­ka­len­der kor­re­spon­diert und wovon die Tex­ten nicht immer dem „Geist des Kon­zils“ ent­spre­chen, ander­seits- und das scheint mir wohl sehr wich­tig- beson­ders begehrt ist und des­halb nicht sel­ten sehr teu­er im Ver­kauf steht.
    Das liber usua­lis wur­de übri­gens vor weni­gen Jah­ren neu auf­ge­legt in den USA, und wohl ganz genau von de Canons of St. John Can­ti­us in Chi­ca­go (eine de eccle­sia-Gesell­schaft mit star­ker Beto­nung und Didak­tik der Liturgie.
    Das gre­go­ria­ni­sche Renou­veau ist kein „moda“, kei­ne vor­über­ge­hen­de Mode, son­dern ein brei­te und zugleich sehr tief­ge­hen­de Bewe­gung, die gewal­ti­ge Aus­wir­kun­gen auf die Fröm­mig­keit und die lit­ur­gi­sche Sen­si­bi­li­tät von vie­len hat.

    Auf sehr vie­len Auf­nah­men von gre­go­ria­ni­schem Gesang, beson­ders in monasti­schen Gesell­schaf­ten, sieht man übri­gens deut­lich daß aus dem liber usua­lis gesun­gen wird.
    Dies hät­te dem Hl. Papst Pius X sehr gefallen.
    Zuglei­cher­zeit läßt es einem erschau­dern, wie­viel Geld und Ver­mö­gens­wer­te damals mit den bil­der­sturm­ähn­li­chen Akti­vi­tä­ten am Ende des Kon­zils ver­nich­tet wor­den sind oder als ver­al­tet und ungül­tig bil­ligst ent­fernt wurden.
    Zusam­men mit den rie­si­gen Sum­men die durch die Pädo-und ande­ren Miß­brauchs­skan­da­len gezahlt wer­den müs­sen, dürf­ten meh­re­re Mil­li­ar­den zusammenkommen.
    Eine Schan­de, eine tief­ste Belei­di­gung der Armen und für das gan­ze Gottesvolk.
    Die­se tief­ro­te Zif­fern bil­den zusam­men mit dem gewal­ti­gen Glau­bens­chwund in der Kir­che im Westen die säu­er­lich­sten Früch­ten des Konzils.
    Omnia instaura­re in Christo!

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