Arme Kirche – Reiche Kirche – Verweltlichung – Entweltlichung?


Heiliger Pfarrer von Ars, den Papst Benedikt XVI. zum Vorbild und Patron der Priester erheben wollte
Hei­li­ger Pfar­rer von Ars, den Papst Bene­dikt XVI. zum Vor­bild und Patron der Prie­ster erhe­ben wollte

(Madrid/​Berlin) Papst Fran­zis­kus betont eine arme Kir­che. Kir­chen­fer­ne, manch­mal auch Katho­li­ken ver­wech­seln die oft präch­ti­ge Aus­ge­stal­tung der Kir­chen mit dem „Reich­tum“ der Kirche.Wie steht es aber wirk­lich um den per­sön­li­chen „Reich­tum“, sprich den Lebens­un­ter­halt der katho­li­schen Priester?

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Das gläu­bi­ge Volk war durch die Jahr­hun­der­te bestrebt, oft unter größ­ten per­sön­li­chen Opfern, Gott die Ehre zu erwei­sen. Nichts soll­te Ihm vor­ent­hal­ten, alles zu Sei­ner Ver­herr­li­chung geschenkt wer­den. Die Armut der Kir­che ist eine Auf­for­de­rung an den Lebens­stil der Men­schen. Sie rich­tet sich an den Men­schen nicht an Gott. Frü­her konn­te es auch in unse­ren Brei­ten beob­ach­tet wer­den: In ärme­ren katho­li­schen Gegen­den begeg­ne­te man Prie­stern, die in gro­ßer Armut leb­ten, doch die Kir­chen, in der Gott selbst im Taber­na­kel gegen­wär­tig ist, waren bei aller Beschei­den­heit doch im Ver­gleich präch­tig aus­ge­stal­tet. In vie­len Tei­len der Erde ist es noch heu­te so. Zumin­dest dort, wo nicht eine euro­pä­isch-anthro­po­zen­tri­sche „Nüch­tern­heit“ die theo­zen­tri­sche Sakra­li­tät ver­drängt hat. Der hei­li­ge Pfar­rer von Ars, Johan­nes Maria Vian­ney, leb­te in gro­ßer Armut. Ihn woll­te Papst Bene­dikt XVI. zum Vor­bild und Patron der Prie­ster erhe­ben, was jedoch an hef­ti­gen inner­kirch­li­chen Wider­stän­den schei­ter­te. Ein­fluß­rei­che Kar­di­nä­le und Bischö­fe wehr­ten sich gegen eine Rück­kop­pe­lung des Prie­ster­bil­des an ein vor­kon­zi­lia­res Modell.

Unter Kir­chen­geg­nern ist den­noch das Vor­ur­teil einer „rei­chen“ Kir­che ver­brei­tet, die mit einem „Reich­tum“ des Kle­rus gleich­ge­setzt wird. Das gilt auch und nicht zuletzt für Spa­ni­en, wo welt­an­schau­li­che Grä­ben des vori­gen Jahr­hun­derts bis heu­te akzen­tu­ier­te Front­bil­dun­gen nach­wir­ken lassen.

Spaniens Priester „verdienen“ monatlich 800 Euro Brutto

Der „rei­che“ Kle­rus ist nach­weis­lich ein ideo­lo­gi­sches Vor­ur­teil. Spa­ni­ens Prie­ster erhal­ten eine Monats­ent­loh­nung von höch­stens 900 Euro. Bischö­fe von höch­stens 1.200 Euro. Brut­to wohl­ge­merkt. Der Durch­schnitts­lohn eines spa­ni­schen Prie­sters beträgt 800 Euro brut­to bei leich­ten Schwan­kun­gen zwi­schen den ein­zel­nen Diö­ze­sen. Am mei­sten bekommt ein Prie­ster der bas­ki­schen Diö­ze­se Bil­bao mit 900 Euro brut­to im Monat. Am wenig­sten ein Prie­ster der Erz­diö­ze­se Sevil­la mit ledig­lich 700 Euro brut­to. Von die­sen sind dann noch Sozi­al­ver­si­che­rung und Ein­kom­mens­steu­er zu bestrei­ten. Lai­en wer­den deut­lich bes­ser bezahlt.

Zum Ver­gleich dazu die Besol­dungs­si­tua­ti­on in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und damit in jener Kir­che, die Papst Bene­dikt zur „Ent­welt­li­chung“ auf­ge­for­dert hat­te. In der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land wer­den die Prie­ster nach dem Beam­ten­recht gemäß Bun­des­be­sol­dungs­ord­nung ent­lohnt und gehö­ren zum Höhe­ren Dienst. Das Grund­ge­halt eines Pfar­rers ent­spricht der Besol­dungs­grup­pe A13: Regie­rungs­rat, Stu­di­en­rat oder Aka­de­mi­scher Rat, mit fort­ge­schrit­te­nen Dienst­jah­ren der Besol­dungs­grup­pe A14: Ober­re­gie­rungs­rat oder Ober­stu­di­en­rat. Nach aktu­el­lem Stand bezieht ein Pfar­rer daher durch­schnitt­lich etwa 5.000 Euro brut­to im Monat. Im direk­ten Ver­gleich sind höhe­re Lebens­hal­tungs­ko­sten in der Bun­des­re­pu­blik in Rech­nung zu stel­len. Laut dem Bun­des­amt für Sta­ti­stik lag das Preis­ni­veau 2013 in Spa­ni­en um etwa 6,5 Pro­zent unter jenem Deutschlands.

Spaniens Erzbischöfe erhalten 1.200 Euro im Monat, Münchens Erzbischof fast 12.000 Euro

Ein Bischof wird von der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land nach der­sel­ben Besol­dungs­stu­fe eines Prä­si­den­ten mitt­le­rer Bun­des­äm­ter, eines Mini­ste­ri­al­di­ri­gen­ten oder Bri­ga­de­ge­ne­rals bezahlt (B6) und erhält etwa 8.000 Euro brut­to. Ein Erz­bi­schof fällt in die Besol­dungs­grup­pe eines Direk­tors des Bun­des­tags und des Bun­des­rats, eines Gene­rals oder Admi­rals (B10) und bezieht rund 11.000 Euro brut­to im Monat, der Erz­bi­schof von Mün­chen-Frei­sing fällt in die höch­ste Besol­dungs­stu­fe B11 eines Staats­se­kre­tärs auf Bun­des­ebe­ne und erhält monat­lich fast 12.000 Euro brut­to. Hin­zu kommt für alle ein 13. Monats­ge­halt. Wei­te­re Auf­schlä­ge und Zuschüs­se sind in die­ser Auf­stel­lung nicht berücksichtigt.

Ein Pasto­ral­re­fe­rent kostet, wie das Erz­bis­tum Bam­berg 2004 bekannt­gab , in den ersten bei­den Jah­ren 2.900 Euro brut­to im Monat (die Anga­ben sind auf das Jahr 2014 hoch­ge­rech­net). Nach der zwei­ten Dienst­prü­fung 5.600 Euro. Nach drei­zehn Dienst­jah­ren 6.900 Euro.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Ars

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