Papst Pius X. ein Heiliger zweiter Klasse?


Heiliger Pius X.
Hei­li­ger Pius X., kein Hei­li­ger zwei­ter Klasse

(Vati­kan) Die Inter­net­sei­te Rora­te Cae­li fragt, ob Papst Pius X. (1903–1914) im Vati­kan nur als Hei­li­ger „zwei­ter Klas­se“ gilt.

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Die seit 1995 exi­stie­ren­de Inter­net­prä­senz des Hei­li­gen Stuhls www​.vati​can​.va ent­schied von Anfang an, nur die Päp­ste des 20. Jahr­hun­derts und deren Lehr­amt zu ver­öf­fent­li­chen. Die Rei­he, der auf die­se Wei­se zugäng­lich gemach­ten Päp­ste, beginnt mit Leo XIII. (1878–1903), dem letz­ten Papst des 19. und ersten Papst des 20. Jahr­hun­derts. Der Zugang zu den Vor­gän­gern des amtie­ren­den Pap­stes fin­det sich auf der Home­page in der Mit­te unten als Rubrik „Die Römi­schen Päp­ste“.

Die Vati­kan­sei­te erwähnt mit kei­nem Wort, daß der 1835 im damals öster­rei­chi­schen Lom­bar­do-Vene­ti­en gebo­re­ne Papst von der Kir­che als Hei­li­ger ver­ehrt wird. Dabei war er bis zum ver­gan­ge­nen 27. April der ein­zi­ge hei­lig­ge­spro­che­ne Papst des 20. Jahr­hun­derts. Nach dem genann­ten Datum wur­den die Sei­ten für Johan­nes XXIII. (1958–1963) und Johan­nes Paul II. (1978–2005) sofort geän­dert. Mit genau­en Anga­ben wird auf die Hei­lig­spre­chung hingewiesen.

Es mag sich um eine Unacht­sam­keit han­deln, die aller­dings seit bald 20 Jah­ren andau­ert. Eine Unacht­sam­keit, die auch nicht kor­ri­giert wur­de, als man die nun von Papst Fran­zis­kus vor­ge­nom­me­nen Hei­lig­spre­chun­gen der bei­den genann­ten Päp­ste ver­zeich­ne­te. Darf eine Kor­rek­tur der Sei­te des Hei­li­gen Pius X. erwar­tet werden?

Wün­schens­wert wären zudem offi­zi­el­le deut­sche Über­set­zun­gen der ver­öf­fent­lich­ten Apo­sto­li­schen Kon­sti­tu­tio­nen, Schrei­ben, Brie­fe und Enzy­kli­ken von Pius X. und der ande­ren „vor­kon­zi­lia­ren“ Päp­ste. Der­zeit sind die lehr­amt­li­chen Doku­men­te von Pius X. meist in latei­ni­scher, häu­fig auch in ita­lie­ni­scher, gele­gent­lich auch oder nur in fran­zö­si­scher und eng­li­scher, Aus­nah­men auch in spa­ni­scher und por­tu­gie­si­scher Spra­che ver­öf­fent­licht, nichts aber in deut­scher Sprache.

Grund­sätz­lich wäre eine grö­ße­re Syste­ma­tik bei den Ein­trä­ge zu den „Römi­schen Päp­sten“ wün­schens­wert: Von Leo XIII. und dem Hei­li­gen Pius X. fehlt die Bio­gra­phie. Sol­che sind erst ab Papst Bene­dikt XV. (1914–1922) zugäng­lich. Für Bene­dikt XV., Pius XI. (1922–1939) und Pius XII. (1939–1958) ist der Lebens­lauf aller­dings nur in ita­lie­ni­scher Spra­che publi­ziert, für Johan­nes XXIII. in Ita­lie­nisch, Eng­lisch, Fran­zö­sisch und Spa­nisch, für Paul VI. nur Eng­lisch, für Johan­nes Paul I. Ita­lie­nisch und Eng­lisch. Am aus­führ­lich­sten dar­ge­stellt ist das Leben Johan­nes Pauls II. mit „Kurz­bio­gra­phie“ und aus­führ­li­chem Lebens­lauf „Vor dem Pon­ti­fi­kat“ und „Pon­ti­fi­kat“. Letz­te­rer zumin­dest ist auch in deut­scher Spra­che ver­öf­fent­licht. Für Bene­dikt XVI. gibt es eine ein­heit­li­che Bio­gra­phie in sechs Spra­chen, dar­un­ter auch Deutsch. Für Papst Fran­zis­kus fin­det sich der Lebens­lauf in fünf Spra­chen. Deutsch ist nicht dabei.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Pfar­rei St. Pius X. Catanzaro

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24 Kommentare

  1. In der Kon­zils­kir­che wird der hl. Pius X. genau­so­we­nig ver­ehrt, wie wah­re Katho­li­ken die schein­hei­li­gen Päp­ste des XXI. Jahr­hun­derts ver­eh­ren. Bei­des paßt nun ein­mal nicht zusam­men, ist doch logisch, oder?
    Die Wunsch­lü­ge Ratz­in­gers einer fried­li­chen Koexi­stenz von Moder­nis­mus und Katho­li­zis­mus im Sin­ne einer ver­wa­sche­nen Her­me­neu­tik der Kon­ti­nui­tät wird von Tag zu Tag durch sei­nen genia­len Nach­fol­ger als Hirn­ge­spinst ent­larvt. Die­se Offen­ba­rung des Bösen muß­te kom­men, ehe die Über­win­de­rin aller Häre­si­en sie­gen wird!

    • @ catho­li­cus: Ich wünsch­te, es wäre anders. Auch ich habe begei­stert die Her­me­neu­tik der Kon­ti­nui­tät beson­ders dann auch nach dem motu pro­prio auf­ge­nom­men und ver­tre­ten. Mitt­ler­wei­le bin ich sehr ver­le­gen, weil ich befürch­te, dass in Bäl­de ein neu­er­li­cher Schlag aus Rom die theol­gi­sche Argu­men­ta­ti­on Papst Bene­dikts ad absur­dum führt. Ihr Kom­men­tar ist für einen Her­me­neu­ti­ker schwer zu ver­dau­en- ent­behrt aber lei­der nicht der rea­len Grund­la­ge. Leider.

  2. Von den Ver­tre­tern der Nou­vel­le Théologie, die in der heu­ti­gen „offi­zi­el­len“ Kir­che das Sagen haben, wird Papst Pius X. als der ganz gro­ße Böse­wicht zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts wahr­ge­nom­men. Laut deren Aus­sa­gen soll Pius X. jeg­li­che wis­sen­schaft­li­che Wei­ter­ent­wick­lung der Theo­lo­gie aus­ge­bremst haben. In der ersten Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts habe es in der Theo­lo­gie fast nur noch Quel­len­edi­tio­nen gege­ben, aber kei­ne her­aus­ra­gen­den dog­ma­tisch-phi­lo­so­phi­schen Werke.

  3. Ich habe einen Hin­weis dazu soeben auf direk­tem Weg wei­ter­ge­lei­tet an einen ver­ant­wort­li­chen Mit­ar­bei­ter der Sei­te. Mal sehen, ob das die­se Woche noch was wird mit der Ver­bes­se­rung 😉 Ganz ehr­lich, ich bewe­ge mich auch seit Jah­ren fast täg­lich auf der Sei­te und mir ist das nie aufgefallen 🙁

  4. Es ist logisch, dass der Hei­li­ge Pius X in der Kon­zils­kir­che kei­ne beson­de­re Aner­ken­nung genießt. Johan­nes XXIII, dem ein zwei­tes Wun­der fehlt, wird dage­gen als ein Über­hei­li­ger ver­ehrt, fast schon wie ein zwei­ter Mes­si­as. Viel­leicht ist es aber wirk­lich nur ein Feh­ler. Jemand soll­te die Ver­ant­wort­li­chen dar­auf auf­merk­sam machen. Eines ist jedoch klar. Wenn der näch­ste Papst eben­so von Vati­kan II schwärmt, als wäre es ein zwei­tes Pfing­sten, wird Berg­o­glio mit Sicher­heit in noch kür­ze­rer Zeit als Johan­nes Paul II hei­lig­ge­spro­chen wer­den. Viel­leicht wird dann bei ihm ganz auf die nöti­gen Wun­der verzichtet.
    Per Mari­am ad Christum.

    • Das Über­na­tür­li­che, das in der Tra­di­ti­on der Kir­che die wich­tig­ste Rol­le spielt, wird seit dem Zwei­ten Vati­ka­num immer mehr an den Rand gedrängt. Bei den här­te­sten Moder­ni­sten geht es gar soweit, das Über­na­tür­li­che auf Gott als eine Art lie­ben Mann im Him­mel zu beschrän­ken, doch anson­sten nur in den Dimen­sio­nen des Natür­li­chen tätig zu sein, was dann in end­lo­ses Sozi-Pala­ver ausartet.

    • @Markus:..Wenn der näch­ste Papst.……Die gro­sse Bot­schaft von La Salet­te vekün­det und warnt,dass Rom den Glau­ben ver­liert und Sitz des Anti­christ sein wird.Dann folgt das ENDE DES PAPSTUMS.……Vorher kommt der drit­te Weltkrieg.

      • Das Ende des Papst­tums ist nicht dann erreicht, wenn Rom Sitz des Anti­chri­sten wer­den wird, son­der, wenn Chri­stus wie­der­kehrt, er die Kir­che selbst führt und sein Stell­ver­tre­ter in der Per­son des Pap­stes nicht mehr nötig ist. Es wird davor bestimmt eine Art Unter­grund­papst­tum geben, in dem der Papst die Kir­che wie in den ersten Jahr­hun­der­ten führt, ein Kata­komb­nen­papst. Der wah­re Papst wird im Ver­bor­ge­nen wal­ten, wäh­rend der Anti­christ den Thron Petri und die Hei­li­gen Stät­ten beset­zen wird. Viel­leicht wird es dann zum Kampf zwi­schen Papst und Anti­christ kom­men, in den Chri­stus dann unter­stüt­zend ein­grei­fen wird. Wenn es aber alles so ist, ist es ja gera­de­zu die Pflicht, das gesam­te oder gro­ße Tei­le des Kar­di­nals­ko­le­gi­ums zu ent­las­sen und dem Ver­dacht des Hoch­ver­ra­tes an Chri­stus anzu­kla­gen. Wer aber außer dem Papst könn­te das tun? Muti­ge Katho­li­ken, ange­führt von wah­ren Bischö­fen, soll­ten gegen die fal­schen Bischö­fe, ein­schließ­lich dem fal­schen Papst, dem Anti­chri­sten, in den Kampf zie­hen, die­sen stür­zen und den Thron Petri mit einem wah­ren Papst beset­zen. Wir hof­fen zwar auf die Wie­der­kunft Chri­sti, kampf­los soll­te man aber trotz­dem nicht dem Anti­chri­sten die Kir­che über­las­sen und allein auf Chri­stus warten.
        Bit­ten wir die Hei­li­ge Jung­frau Maria um einen wah­ren und recht­gläu­bi­gen Papst nach Bergoglio.
        Per Mari­am ad Christum.

  5. Von einem hei­li­gen Papst sind zwei grund­le­gen­de Eigen­schaf­ten zu erwar­ten: per­sön­li­che Hei­lig­keit und eine gro­ße Klar­heit in der Leh­re, in der Dar­le­gung des Glau­bens und in sei­ner Ver­tei­di­gung. Papst Pius X. hat bei­den Eigen­schaf­ten vor­bild­lich verkörpert..
    Über die per­sön­li­che Hei­lig­keit von Johan­nes XXIII. und Johan­nes Paul II. kann ich mir kein Urteil erlauben.
    Sicher ist, dass sowohl in der Ver­kün­di­gung des Glau­bens als auch in sei­ner Ver­tei­di­gung zwi­schen Pius X. einer­seits und Johan­nes XXIII. und Johan­nes Paul II. so gro­ße Gegen­sät­ze bestehen, dass sie nicht zu über­brücken sind.
    All die Irr­leh­ren, die sich mit dem 2. Vati­ka­ni­schen Kon­zil ent­fal­ten durf­ten und in der Nach­kon­zils­kir­che den Glau­ben über­wu­chern, hat­te Pius X. in sei­nem Pon­ti­fi­kat bekämpft. Dass sie ihn bei­sei­te schiebt, ist für die „Kon­zils­kir­che“ not­wen­dig. Sie wür­de sich auf­ge­ben, wür­de sie ihn als Hei­li­gen verehren.

  6. Es hängt alles am Begriff „Reform“.
    Pius X. woll­te „Refor­men“. Alle nach ihm woll­ten „Refor­men“. Jeder soll­te und woll­te ein „Reform­papst“ sein – eini­gen kamen die Kriegs­wir­ren dazwischen…
    Bloß wel­che „Refor­men“?
    Wer von „Reform“ spricht, glaubt, er müs­se etwas Zer­stör­tes wie­der­her­stel­len und gleich­zei­tig erneuern.
    War auch zur Zeit Pius X. bereits viel zerstört?
    Die Moder­ni­sten sahen in ihm jedoch einen „restau­ra­ti­ven“ Refor­mer. Das sahen sie aber auch in Leo XIII. schon.
    Ab Johan­nes XXIII. woll­ten die Her­ren auf dem Stuhl Petri nicht mehr bloß „Refor­men“, son­dern nichts weni­ger als ein per­ma­nen­tes „Neu­es Pfingsten“.
    Und Bene­dikt XVI. sprach von einer „Her­me­neu­tik der Reform“ (nicht Kontinuität).
    Das alles kann kein Mensch ver­ste­hen. Es sind Schlag­wor­te mit varia­blem oder sogar feh­len­dem prä­zi­sem Inhalt.

    In der poli­tisch erwünsch­ten und kor­rek­ten Les­art ist die „Reform“ das „Gute“ – aber nur, wenn sie das, was ein­mal war, ver­formt oder zerstört.
    Das ist der Mythos des 20. und 21. Jh.
    Wenn einer dage­gen etwas „wie­der­her­stel­len“ will, also refor­me­risch im eigent­li­chen Sin­ne ist, dann ist er min­de­stens „restau­ra­tiv“, um nicht in Deckung zu gehen vor dem Tot­schlä­ger „reak­tio­när“ (also: Rück­gän­gig­ma­chung einer pro­gres­si­ven „Reform“, die jedoch nichts wie­der­her­ge­stellt, son­dern eher ver­formt oder zer­stört hat).

    Heu­te nun leben wir in einer poli­ti­schen Rea­li­tät, in der „Reform“ heißt: es ver­schlech­tern sich unse­re Bedin­gun­gen oder eine mora­li­sche Sta­bi­li­tät wird „libe­ra­li­siert“. Vie­le Leu­te haben Angst vor „Refor­men“, v.a. weil sie stets eine öko­no­mi­sche Ver­schlech­te­rung bedeu­ten. Man­che fürch­ten auch die sitt­li­chen Verschlechterungen.

    Nun war aber Pius X., wie immer man sei­ne ein­zel­nen Akte ein­schät­zen mag, immer sehr kon­kret, aber den­noch offen für Neu­es. Wenn fol­gen­de Epi­so­de stimmt, fin­de ich sie an sich sehr schön, weil sie einen Men­schen zeigt, der auch kei­ne Scheu davor hat­te, ein Vor­ur­teil ein­zu­ge­ste­hen und ent­spre­chen­de Urtei­le zurückzunehmen:
    „Papst Pius X. hat­te ein­ge­grif­fen und den Tan­go als sünd­haft bezeich­net und den Gläu­bi­gen ver­bo­ten. Casi­mi­ro Aín rei­ste nach Euro­pa und schaff­te es, mit einer Bot­schafts­se­kre­tä­rin vor dem Hei­li­gen Stuhl zu tan­zen und den Papst zur Rück­nah­me des Dekrets zu bewe­gen.“ http://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​T​a​n​g​o​_​A​r​g​e​n​t​ino
    Das ist beson­ders des­halb ganz schön, weil es – naja, Sie wis­sen schon, was ich meine… 

    Dass eine Welt­kir­chen-Web­site aller­dings wich­ti­ge Enzy­kli­ken und ande­re apo­sto­li­sche Tex­te (das stört mich am mei­sten) nicht schafft in die Welt­spra­chen zu über­set­zen bzw. damit eine auto­ri­sier­te Über­set­zung zu lie­fern, wo sie doch nun ach so volks­sprach­lich gewor­den ist, stört mich auch mas­siv. Aber die gan­ze Web­site hinkt ziem­lich, va.a auch die Acta, die zum Teil Datei­en mit 1000 Sei­ten ohne Syste­ma­tik sind und man muss sich durch den gan­zen Wust durch­rol­len, um etwas Bestimm­tes zu fin­den, aber immer­hin: es ist so all­ge­mein zugäng­lich, naja, der Rest wird sicher noch…

    • Pius X. woll­te nicht Refor­men um der Refor­men wil­len. Er hat eine Kir­che vor­ge­fun­den, in der das geist­li­che Leben in wei­ten Berei­chen am Boden lag.
      1. Die Gläu­bi­gen hat­ten kaum noch eine Ahnung von der hl. Mes­se. Sie bete­ten pri­vat alles Mög­li­che, mei­stens den Rosen­kranz. Die Glocken der Mini­stran­ten zur Wand­lung signa­li­sier­ten: Jetzt ist der Höhe­punkt der hl. Mes­se gekom­men. Sie unter­bra­chen ihre Gebe­te für die­sen Augenblick.
      Pius X. for­der­te: Wir haben nicht in der Mes­se zu beten, son­dern die hl. Mes­se! Das betraf die Gläu­bi­gen, die Prie­ster bete­ten sie ja. Sei­ne For­de­rung, dass die Gläu­bi­gen inner­lich an der Lit­ur­gie aktiv teil­nah­men, wur­de von der Lit­ur­gie­re­form spä­ter ver­zerrt miss­ver­stan­den und ende­te im äuße­ren Akti­vis­mus der Gläubigen.
      2. Pius X. rei­nig­te das Bre­vier. Über­mä­ßig vie­le Psal­men wur­den redu­ziert. Die vie­len Hei­li­gen über­wu­cher­ten die Her­ren­fe­ste, Pius X. redu­zier­te die Hei­li­gen zugun­sten der Her­ren­fe­ste, zugun­sten des Sonn­tags als Her­ren­fest. Eben­so war es mit dem Kir­chen­jahr. Popu­lä­re Hei­li­ge ver­dräng­ten den Sonn­tag, lie­ßen damit auch das Kir­chen­jahr in sei­ner Struk­tur ver­schwim­men. Damit räum­te der Hl. Papst auf, der Sonn­tag als Her­ren­fest bekam wie­der sei­ne ursprüng­li­che Stel­lung, das Kir­chen­jahr wie­der eine Struktur.
      3. Pius X. ließ das Kir­chen­recht ord­nen, das sich in tota­ler Unord­nung befand.
      4. Er ver­bes­ser­te die Semi­nar­aus­bil­dung der Priester.
      5. Er erneu­er­te die Kurie, mach­te sie zu einem wir­kungs­vol­len Instru­ment für die Arbeit des Papstes.
      6. Er errich­te­te die Bibel­kom­mis­si­on und eine Hoch­schu­le für bibli­sche Stu­di­en; was drin­gend erfor­der­lich war.
      Ich belas­se es hier­bei, die Auf­zäh­lung ist nicht voll­stän­dig. Hof­fent­lich wird deut­lich: Es ging dem hei­li­gen Papst nicht um „Neu­es“, nicht um Refor­men an sich.
      „ALLES IN CHRISTUS ERNEUERN“, war sein Wahl­spruch, und die­se Erneue­rung war drin­gend not­wen­dig. Was heißt war, sie IST ES, auch INNERHALB DER TRADITION.

      Über­haupt kein vor­kon­zi­lia­rer Papst woll­te ein „Reform­papst sein, weder Bene­dikt XV., noch Pius XI. oder Pius XII. Sie reagier­ten auf die Her­aus­for­de­run­gen ihrer Zeit, wie das die Päp­ste zu allen Jahr­hun­der­ten taten oder tun sollten.

      Mit Johan­nes XXIII. begann die Anpas­sung an den säku­la­ri­sier­ten Zeit­geist, fälsch­lich wird das als Reform bezeichnet.

      Bene­dikt XVI. hat aus­drück­lich und immer wie­der von der Her­me­neu­tik der Kon­ti­nui­tät gespro­chen. Er glaub­te ehr­lich dar­an, die vor- und die nach­kon­zi­lia­re Kir­che bruch­los mit­ein­an­der ver­bin­den zu kön­nen. Er hat sich getäuscht, doch der gute Wil­le ist ihm nicht abzu­spre­chen. Die „Her­me­neu­tik der Reform in der Kon­ti­nui­tät“ war sein gro­ßes Lebens­the­ma. Das zur Klarstellung.

      • Klar­stel­lung? Klar­stel­lung von was?
        Was hat das mit mei­nem Posting zu tun?

        Von Pius X. wird übri­gens gesagt, er habe es an sich gehabt, nie­mals ande­re stän­dig zu beleh­ren. Sehr sympatisch.

  7. Wor­auf ich anspie­len woll­te in mei­nem obi­gen Posting ist die Pro­ble­ma­tik der „Ver­ein­nah­mung“ des Begrif­fes „Reform“ von allen Seiten.
    Pius X. wird daher teil­wei­se von Pro­gres­si­ven ver­ein­nahmt als ein Reform­papst, der mit dem Schlag­wort von der „actuo­sa par­ti­ci­pa­tio“ (der „täti­gen Teil­nah­me“) ja angeb­lich die spä­te­ren lit­ur­gi­schen Refor­men „begon­nen“ hätte.

    Als Musi­ke­rin fin­de ich natür­lich sein erstes Motu pro­prio „Tra le soll­e­ci­tu­di­ni“ http://www.kathpedia.com/index.php?title=Tra_le_sollecitudini_%28Wortlaut%29
    sehr aufschlussreich.
    Wie ich oben schon ange­deu­tet habe, gefällt es mir, dass Pius X. durch­aus für moder­ne Kunst auf­ge­schlos­sen war, also kei­nes­wegs einen kon­ser­va­ti­ven Geschmack gehabt hat. Ihm ging es drum, dass in der Kir­che eine bestimm­te tra­di­tio­nel­le Ästhe­tik, die nicht los­ge­löst vom lit­ur­gi­schen Sinn betrach­tet wer­den soll­te, gepflegt wer­den soll.
    Er ver­warf nicht, dass Leu­te in der Mes­se Rosen­krän­ze benutz­ten, son­dern, dass Leu­te mit inne­rer Distanz in der Mes­se sit­zen und sich bedie­nen oder unter­hal­ten las­sen, zum Bei­spiel auch von pom­pö­ser Kir­chen­mu­sik. Er kri­ti­siert dabei beson­ders die Ita­lie­ner, die den welt­li­chen Opern­stil (gegen den er „drau­ßen“ natür­lich gar nichts ein­zu­wen­den hat), in die Kir­che ein­ge­schleppt hät­ten und das Hei­li­ge damit pro­fa­niert hät­ten. Einen pau­scha­len Vor­wurf gegen­über dem dar­nie­der­lie­gen­den geist­li­chen Leben hat er an sich nicht vor­ge­tra­gen. Ihm ging es dar­um, dass der hei­li­ge Raum der hei­li­ge Raum und der pro­fa­ne raum der pro­fa­ne Raum sein soll. Das mahn­te er an. Das und nur das.
    Wenn er also anmahn­te, man sol­le „die Hl. Mes­se“ beten und nicht „IN ihr“ beten, bezog sich das nicht dar­auf, dass Men­schen die Hl. Mes­se bete­ten, indem sie den Rosen­kranz oder Andachts­büch­lein zur Vor­be­rei­tung und Ein­füh­rung in die Hl. Geheim­nis­se wäh­rend der Hl. Mes­se bete­ten. Denn die­se Men­schen bete­ten ja auf ihre Wei­se die Hl. Mes­se mit, zumal Leo XIII. das beten­de Teil­neh­men mit­hil­fe des Rosen­kran­zes förm­lich vor­ge­schrie­ben hat­te für die­je­ni­gen, die auf die­se Wei­se, des Latei­ni­schen sonst nicht mäch­tig, opti­mal teil­neh­men konnten.
    Pius X. nahm Anstoß an der inne­ren Distanz zum Mess­ge­sche­hen durch thea­tra­li­sche Musikaufführungen.
    Bereits Leo XIII. hat­te 1902 eine histo­risch-lit­ur­gi­sche Kom­mis­si­on ins Leben geru­fen, die Pius X. dann wei­ter­führ­te. Es han­delt sich dabei aber nicht um das heroi­sche Werk eines ein­zel­nen Pap­stes, son­dern es ging dabei, wie bei der CIC-Reform um die Umset­zung der Refor­men, die das Vat. I gefor­dert hatte.
    Bei all­dem griff Pius X. zurück auf umfang­rei­che Reform­wer­ke, die lan­ge vor ihm schon bear­bei­tet wor­den waren. Ich möch­te nur das Bei­spiel des Dom Guéranger von Solem­nes (+ 1875) nen­nen, der bereits lan­ge zuvor den gre­go­ria­ni­schen Cho­ral wie­der „resti­tu­iert“ hat­te und auch ent­spre­chen­de Wer­ke vor­ge­legt hat. Bekannt ist von die­sem Autor das erklä­ren­de Werk „Die Hei­li­ge Mes­se“. Er war ver­bun­den mit Beu­ron, des­sen Kuns­stil wie­der­um Pius X. hoch­schätz­te als Sakral­stil – SAKRALstil.

  8. Mei­ne Klar­stel­lung bezog sich auf Ihren Kom­men­tar vom 24. Juni um 7.28 Uhr. Sie schrie­ben dort :„Und Bene­dikt XVI. sprach von einer Her­me­neu­tik der Reform (nicht Kon­ti­nui­tät). Das ist falsch, das woll­te ich in mei­nem letz­ten Absatz klären.
    Im übri­gen habe ich das Recht zu kom­men­tie­ren wie Sie. Mir ging es um Papst Pius X. Dazu darf ich mich äußern, ohne von Ihnen per­sön­lich ange­grif­fen zu werden.
    Soll­te Papst Leo XIII. wirk­lich die Gläu­bi­gen auf­ge­for­dert haben, wäh­rend der hl. Mes­se den Rosen­kranz zu beten, dann wäre dies ein schwer­wie­gen­der, ganz schlim­mer Fehler.
    Pius X. hat ein­deu­tig dar­auf bestan­den: Die Gläu­bi­gen sol­len aktiv an der hl. Mes­se teil­neh­men. Er mein­te jedoch, die inne­re, akti­ve Teil­nah­me. Er hat sich auch ein­deu­tig zum Rosen­kranz­ge­bet wäh­rend der hl. Mes­se geäu­ßert, wobei fest­zu­hal­ten ist: Leo XIII. war sein unmit­tel­ba­rer Vor­gän­ger. Er hat ihn geehrt, geach­tet. Auf die Kate­chis­mus­fra­ge, ob es erlaubt sei, wäh­rend der hl. Mes­se den Rosen­kranz zu beten, ant­wor­te er: Ja, aber nur dann, wenn er die inne­re Teil­nah­me an der hl. Mes­se nicht stört.
    Wenn Leo XIII. sich wirk­lich so geäu­ßert hat, was ich nicht weiß und des­halb nicht bestrei­te, dann trägt er die Mit­ver­ant­wor­tung für die spä­te­re Lit­ur­gie­re­form, die die Mes­se Paul VI. her­vor­brach­te. Der „Triden­ti­ni­schen Mes­se“ wur­de von den Neue­rern immer wie­der der Vor­wurf gemacht, sie sei eine „Kle­ri­ker-Mes­se,“ das gläu­bi­ge Volk sei prak­tisch ausgeschlossen.
    Dann ist ver­ständ­lich, war­um es sogar noch bis vor dem Kon­zil erlaubt war, wäh­rend der hl. Mes­se zu beich­ten. Nicht in Not­fäl­len, in Aus­nah­me­si­tua­tio­nen, son­dern grund­sätz­lich. Bedin­gung war nur, der Beich­ten­de muss­te selbst an einer hl. Mes­se teil­ge­nom­men haben, sei­ne Sonn­tags­pflicht erfüllt haben.
    Die einen beich­ten, die ande­ren beten den Rosen­kranz oder zum hl. Anto­ni­us, oder zum Lieb­lings­hei­li­gen, und vor­ne am Altar zele­briert der Prie­ster die hl. Mes­se. Die Glocken der Mini­stran­ten mah­nen: Jetzt die die Wandlung. 

    Ich gehe nicht davon aus, dass das am Vor­abend des 2. Vati­ka­ni­schen Kon­zils noch all­ge­mein üblich war. Aber es wird immer ver­ständ­li­cher, war­um die vor­kon­zi­lia­re Kir­che Opfer der Neo­mo­der­ni­sten wur­de. War­um es zur Mes­se Paul VI. kam. Eine hl. Mes­se, die nur auf den Prie­ster bezo­gen ist, die für die Gläu­bi­gen durch alle mög­li­chen Andachts­for­men ersetzt wer­den kann, wenn sie bloß kör­per­lich anwe­send sind, ist auf Dau­er unfruchtbar.

    Hier­zu der hl. Pius X: „Der Got­tes­dienst nutzt nichts, wenn er nicht ver­stan­den wird, wenn die See­len die Grund­la­gen des Glau­bens nicht ken­nen und folg­lich nicht ins Leben umzu­set­zen ver­su­chen.“ „Dann wird die Fröm­mig­keit zur Sen­ti­men­ta­li­tät und die Reli­gi­on ist nicht mehr Norm und Richt­schnur für die Lebens­füh­rung.“ (Hl. Pius X., Kom­pen­di­um der christ­li­chen Leh­re, Sei­te IX).

    • Hin­weis: Wur­de (wird) wäh­rend der Hei­li­gen Mes­se Beich­te gehört so nicht wäh­rend der Wand­lung. Spä­te­stens ab dem Canon wur­de (wird) das Beicht­hö­ren beendet.

    • Ihre Klar­stel­lung ist aber nicht kor­rekt. Bene­dikt sprach von einer „Her­me­neu­tik der Reform“:

      Zitat und Quelle:
      http://​www​.kath​.net/​n​e​w​s​/​2​4​068: „Papst Bene­dikt stell­te in der erwähn­ten Anspra­che der ver­fehl­ten Her­me­neu­tik der Dis­kon­ti­nui­tät kei­nes­falls eine „Her­me­neu­tik der Kon­ti­nui­tät“ ent­ge­gen. Viel­mehr erklär­te er: „Der Her­me­neu­tik der Dis­kon­ti­nui­tät steht die Her­me­neu­tik der Reform gegen­über â€¦“.“

      Das ist auch voll­kom­men logisch. Bene­dikt ist ein wirk­lich prä­zi­ser und intel­li­gen­ter Kopf. Eine „Her­me­neu­tik der Kon­ti­nui­tät“ kann es nicht geben. Das wäre ein rein tau­to­lo­gi­scher, also nichts­sa­gen­der Aus­druck. Er ent­larvt ja damit auch den inhalts­lee­ren Begriff der „Her­me­neu­tik der Dis­kon­ti­nui­tät“. Her­me­neu­tik ist die Metho­de der Deu­tung, nicht die Deu­tung selbst.

      Die Metho­de der Deu­tung des Glau­bens­gu­tes aber ist nach Bene­dikt eine refor­me­ri­sche: so wird auch ein sach­lich-logi­scher Schuh draus.

      Aller­dings erhellt dies mit einem Schlag, wo er steht. Ich hab das frü­her auch nicht erkannt. Und des­halb woll­te er auch nicht der Alten Mes­se wie­der ihr vol­les Recht geben! Er woll­te, und das sag­te er ja in dem MP auch fol­ge­rich­tig, dass die Alte Mes­se in eine refor­me­ri­sche Her­me­neu­tik des Glau­bens­gu­tes noch mal ein­be­zo­gen und mit­be­rück­sich­tigt wer­den muss. Sprich: die bei­den „Tra­di­tio­nen“ sich gegen­sei­tig befruch­ten kön­nen sol­len – ob sie es tun oder tun kön­nen, dür­fen, steht auf einem ande­ren Blatt.

      So gese­hen war es von ihm ein raf­fi­nier­ter Schach­zug, um die Tra­di­tio­nel­len zu blen­den und damit lahm­zu­le­gen, was ihm auch gelun­gen ist.

      Ich weiß, dass vie­le lie­be Leu­te das anders sehen, fürch­te aber, sie wer­den bit­ter ent­täuscht werden.
      Wis­sen wir, ob im Vati­kan nicht längst eine Wolfs­kom­mis­si­on an einer sol­chen Amal­gam­mes­se arbei­tet und in Kür­ze die Alte Mes­se samt dem Novus Ordo ganz abge­schafft und für immer ver­bo­ten wer­den und das neue Mon­strum allen auf­ge­zwun­gen wird?
      Das mag aben­teu­er­lich klin­gen, aber ich den­ke, Rom wird bald vor gar nichts mehr zurückschrecken.

      „Her­me­neu­tik der Reform“ heißt, dass die reform zum Pro­gramm erho­ben wird, zum Dau­er­pro­gramm im Sin­ne der eccle­sia sem­per refor­man­da, hoch­ideo­lo­gisch und gna­den­los, unter Zurück­las­sung der alten Kir­che, von der man hofft, dass das Feu­er sie ver­zeh­ren wird. Dar­um gehts.

      • Bene­dikt XVI. in sei­nem Begleit­brief zum MP Sum­morum Pon­ti­fi­cum an die Bischöfe: 

        „Was frü­he­ren Gene­ra­tio­nen hei­lig war, bleibt auch uns hei­lig und groß; es kann nicht plötz­lich rund­um ver­bo­ten oder gar schäd­lich sein.“

        Nicht „plötz­lich“, aber.… gra­du­al­ly, incrementally?

      • @ Car­lo – Ja!
        Es ist der­sel­be Rela­ti­vis­mus, den er beklagt hat: das Alte ist nicht schlecht, aber es ist auch nicht das ober­ste Gebot. Es gilt das Sowohl-als-auch im Hin­blick auf einen evo­lu­tio­nä­ren und offe­nen „Befruch­tungs­pro­zess“.
        So hat er längst vie­les hin­ter sich gelas­sen, hat den Alten Ritus ja auch nie wie­der zele­briert. Hät­te die „Tra­di­ti­on“ ihn recht ver­stan­den, hät­te er das aber oft und gern tun müssen…Wenn ich nicht gele­sen hät­te, dass er von der tra­di­tio­nel­len Sakra­men­ten­leh­re früh­zei­tig und unkor­ri­giert Abschied genom­men hät­te, wür­de ich es nicht glau­ben, aber es ist so.
        Er ist wirk­lich „un ser­pent“, wie EB Lefeb­v­re sag­te, „eine Schlan­ge“, dop­pel­zün­gig und irgend­wie unfassbar.
        Gera­de weil er so intel­li­gent ist, ist das beson­ders gru­se­lig, wie ich finde.

  9. Was das Rosen­kranz­be­ten wäh­rend der Hl. Mes­se betrifft, hier ein Zitat von Leo XIII., “Supre­mi apo­sto­la­tus“ von 1883 – das reicht ja schon, um die Rich­tung anzu­zei­gen und zu bele­gen, dass er es gebo­ten hat:
    http://www.kathpedia.com/index.php?title=Supremi_apostolatus_%28Wortlaut%29

    „Wir wün­schen auch, dass, wenn die­se Andacht (also die Rosen­kranz­an­dacht – Anm. zeit­schnur) statt­fin­det, zu glei­cher Zeit ent­we­der das hl. Mess­op­fer gefei­ert oder das aller­hei­lig­ste Sakra­ment zur Anbe­tung aus­ge­setzt und zum Schlus­se der from­men Ver­samm­lung der Segen mit dem Aller­hei­lig­sten in übli­cher Wei­se gege­ben wird. –

    Es war kei­nes­wegs Pius X., der gegen die­se Pra­xis vehe­ment vor­ging, son­dern Paul VI. Da er die Volks­spra­che in der Mes­se ein­ge­führt hat, gibt es ihm zufol­ge auch kei­nen Grund mehr, wäh­rend der Hl. Mes­se den Rosen­kranz zu beten. Hier nur eine Kost­pro­be zum The­ma aus „Maria­lis cul­tus“ von 1974, einem ele­fan­tö­sen Schrei­ben an die Bischö­fe, hier zu ver­fol­gen: http://​www​.vati​can​.va/​h​o​l​y​_​f​a​t​h​e​r​/​p​a​u​l​_​v​i​/​a​p​o​s​t​_​e​x​h​o​r​t​a​t​i​o​n​s​/​d​o​c​u​m​e​n​t​s​/​h​f​_​p​-​v​i​_​e​x​h​_​1​9​7​4​0​2​0​2​_​m​a​r​i​a​l​i​s​-​c​u​l​t​u​s​_​g​e​.​h​tml

    „Wie die Lit­ur­gie, hat näm­lich auch der Rosen­kranz einen gemein­schaft­li­chen Cha­rak­ter, nährt sich von der Hei­li­gen Schrift und ist auf das Geheim­nis Chri­sti hin­ge­ord­net. Wenn die­ses auch auf den Ebe­nen von zwei wesent­lich ver­schie­de­nen Wirk­lich­kei­ten geschieht, haben die Ana­mne­se in der Lit­ur­gie und die betrach­ten­de Erin­ne­rung beim Rosen­kranz die­sel­ben von Chri­stus voll­brach­ten Heils­ta­ten zum Gegen­stand. Die erste setzt unter dem Schlei­er des Zei­chens die größ­ten Geheim­nis­se unse­rer Erlö­sung gegen­wär­tig und macht sie auf erha­be­ne Wei­se wirk­sam; die zwei­te ruft mit der andäch­ti­gen Hin­wen­dung der Betrach­tung jene Geheim­nis­se dem Beten­den in Erin­ne­rung und spornt sei­nen Wil­len an, aus ihnen Richt­li­ni­en für sein Leben zu ent­neh­men. Nach­dem man die­sen wesent­li­chen Unter­schied fest­ge­stellt hat, sieht jeder, wie der Rosen­kranz eine Andachts­übung dar­stellt, die von der Lit­ur­gie her inspi­riert ist und, wenn er der ursprüng­li­chen Idee gemäß gebe­tet wird, natür­li­cher­wei­se zu ihr hin­führt, ohne jedoch ihre Schwel­le zu über­schrei­ten. In der Tat kann die Betrach­tung der Geheim­nis­se des Rosen­kran­zes, indem er die Geheim­nis­se Chri­sti dem Geist und dem Her­zen der Gläu­bi­gen ver­traut macht, eine sehr gute Vor­be­rei­tung auf deren Fei­er in der Lit­ur­gie dar­stel­len und nach­her ihr anhal­ten­der Wider­hall wer­den. Es ist jedoch ein Irr­tum, der lei­der immer noch man­cher­or­ten fort­be­steht, den Rosen­kranz wäh­rend der lit­ur­gi­schen Hand­lung zu beten.“

    Unver­schämt, einen Brauch, der seit lan­gem bestand und von Leo XIII. im Kir­chen­volk mit gro­ßer Akzep­tanz noch beför­dert und gebo­ten wur­de, in die­ser Wei­se nie­der­zu­ma­chen. Und dann die ideo­lo­gi­sche Aus­sa­ge: die Hl. Mes­se habe „gemein­schaft­li­chen Charakter“!
    Das Vor­ur­teil, die Fröm­mig­keits­pra­xis sei zur Zeit Leo XIII. „total dar­nie­der­ge­le­gen“, stammt auch von Paul VI..

    • Sie schrei­ben: „Soll­te Papst Leo XIII. wirk­lich die Gläu­bi­gen auf­ge­for­dert haben, wäh­rend der hl. Mes­se den Rosen­kranz zu beten, dann wäre dies ein schwer­wie­gen­der, ganz schlim­mer Fehler.“

      Ich mei­ne, dass sich in Ihren Argu­men­ta­tio­nen refor­me­ri­sche Absich­ten Pius X. mit den nach­kon­zi­lia­ren Vor­ur­tei­len über die Zeit vor dem Kon­zil, v.a. des 19. Jh ver­mischt haben. Wenn Sie das Schrei­ben Pauls VI. lesen, das ich oben ange­be, was zuge­ge­be­ner­ma­ßen einen lan­gen Atem for­dert, wer­den Sie alles wie­der­fin­den, was Sie selbst so oft vor­tra­gen – nur dürf­te ihnen der ideo­lo­gi­sche Kon­text nicht passen.

      Es ist mit Sicher­heit auch ein Pro­blem, dass sich um Pius X. eine Art „Hel­den­le­gen­de“ gebil­det hat, die jeden ande­ren Papst leicht­hin rich­tet, nur ihn nicht – das ist auch sen­ti­men­tal und unsach­lich. Es ist doch nicht Leo Schuld, wenn Pius X. viel­leicht zu unbe­dacht und zu radi­kal refor­mie­ren wollte!
      Eine sach­li­che For­schung wäre hier nötig, zumal auch die Arbeit sei­ner histo­risch-lit­ur­gi­schen Kom­mis­si­on auf hef­ti­gen Wider­stand stieß – mit der Begrün­dung übri­gens, dass er gute und alt­ehr­wür­di­ge Tra­di­ti­on zer­stö­ren würde.
      Hier liegt eine wesent­lich kom­pli­zier­te­re Gemenge­la­ge vor, als die ein­fa­che Pius X. ‑Hel­den­ver­eh­rung sie nahe­legt. Er war ein Hei­li­ger, ohne jeden Zwei­fel, aber war des­we­gen alles gut, was er anfing? Es muss zu den­ken geben, dass ihm sein Reform­werk nicht gelin­gen durf­te, weil er zuvor starb. Wie gesagt: man müss­te das alles erst ein­mal sach­lich, ohne Ver­klä­rungs­in­ten­tio­nen auf­ar­bei­ten. Es gibt lei­der kei­ne sau­be­re und nüch­ter­ne aktu­el­le Lite­ra­tur über Pius X., soweit ich gese­hen habe, nicht mal eine ordent­li­che und nüch­ter­ne Bio­gra­fie. Man möge mich kor­ri­gie­ren – ich mei­ne wirk­lich eine Bio­gra­fie, die auch eine fun­dier­te Mono­gra­fie über sein Werk dar­stellt. Vie­les, was er äußer­te, stimmt nicht zusam­men: wenn er einer­seits welt­li­chen und sakra­len Raum strikt tren­nen will, eine Tren­nung von Kir­che und Staat aber für „unna­tür­lich“ hält, dann ist das ein logi­scher Widerspruch.
      So kann man auf eini­ge Unklar­hei­ten und Uneben­hei­ten, ja viel­leicht sogar den­ke­ri­sche Fall­gru­ben stoßen.
      Tat­sa­che ist, dass das Fröm­mig­keits­le­ben sich durch ihn kaum heben konn­te und der Abwärts­trend nicht auf­ge­hal­ten wur­de. Die Fröm­mig­keits­pra­xis unter Leo XIII. war in den katho­li­schen Kern­län­dern dem­ge­gen­über rela­tiv sta­bil. Wenn ich nicht die leben­di­gen Zeug­nis­se mei­ner Ver­wandt­schaft hier auf dem Tisch aus dem 19. Jh vor mir lie­gen hät­te, wür­de ich es nicht sagen. Es war all­ge­mein üblich, Mess­an­dach­ten auf Deutsch, um an der Hl. Mes­se teil­zu­neh­men, zu beten wäh­rend der Lit­ur­gie. Das fin­den Sie in jedem Andachts­büch­lein der dama­li­gen Zeit. Alter­na­tiv dazu konn­te man das mit dem Rosen­kranz erfül­len – natür­lich bei vol­ler Kon­zen­tra­ti­on! Dass der Mensch an jedem Gebot abglei­tet bzw. abglei­ten kann, spricht nicht dagegen.

  10. Es ist Unsinn, auf die­ser Ebe­ne wei­ter zu debat­tie­ren. Um Pius X. hat sich kei­ne „Hel­den­le­gen­de“ gebil­det, er wur­de von Pius XII. hei­lig­ge­spro­chen. Kein ande­rer Papst wird gerich­tet, das ist mal wie­der eine der übli­chen „Zeit­schnur-Unter­stel­lun­gen.“
    Ich habe ledig­lich geschrie­ben: Soll­te Leo XIII. wirk­lich das Rosen­kranz­ge­bet der Gläu­bi­gen wäh­rend der Hl. Mes­se gefor­dert haben, dann war das ein schwe­rer Fehler.“
    Das ist noch lan­ge kein Urteil über ein Pon­ti­fi­kat i n s g e s a m t, das sehr lan­ge dau­er­te. Doch wer der Mei­nung ist, die aller­se­lig­ste Jung­frau Maria sei die Mitt­le­rin, ohne die man nicht zu Jesus Chri­stus kom­me, kann mög­li­cher­wei­se nicht begrei­fen, dass weder der Rosen­kranz noch ande­re Gebe­te zu Hei­li­gen wäh­rend der hl. Mes­se nicht ange­bracht sind.

    Zum Glück hat sich Pius X. inner­halb der Tra­di­ti­on hier auf der gan­zen Linie durch­ge­setzt. Ich habe die Triden­ti­ni­sche Mes­se besucht bei biri­tu­el­len Prie­stern, Prie­stern der Petrus­bru­der­schaft und FSSPX-Prie­stern: Nir­gend­wo beten die Gläu­bi­gen den Rosen­kranz wäh­rend der hl. Mes­se, er wird vor­her teil­wei­se gemein­sam gebe­tet. Aber nie wäh­rend der hl. Mes­se. Auch wird sonn­tags über­all der Gre­go­ria­ni­sche Cho­ral gesun­gen, der von Pius X. aus der Ver­sen­kung geholt wur­de für die nor­ma­le hl. Mes­se der Gemein­de. Die Gläu­bi­gen sind es gewöhnt, häu­fig, so gut wie immer, am Kom­mu­nion­emp­fang teil­zu­neh­men, nach vor­he­ri­ger Beich­te. Dank Pius X., er trägt direkt dafür die Ver­ant­wor­tung, die­se Ent­wick­lung geht direkt auf ihn zurück.

    Das ist kei­ne Hel­den­ver­eh­rung, das sind ein­fach nur Tat­sa­chen, Fakten.

    Kön­nen Sie nicht auf­hö­ren, zu unter­stel­len? In elf Jah­ren Pon­ti­fi­kat kann kein Papst, über­haupt kein Mensch, eine Ent­wick­lung rück­gän­gig machen, die Jahr­hun­der­te vor ihm begann. Im übri­gen ist die histo­ri­sche For­schung über Pius X. ist sehr gut belegt.

    Dass wir kei­ne ordent­li­che Bio­gra­fie über Pius X. haben, ist sehr bedau­er­lich. Lei­der ist die­ser Papst in Ver­ges­sen­heit gera­ten. Mit allen Fol­gen, die das für die katho­li­sche Kir­che hat­te, bis hin zu dem grau­en­vol­len Nie­der­gang, den wir jetzt erle­ben müssen.

    Doch er leb­te nicht in grau­er Vor­zeit. Sein Werk kann in die Gegen­wart geho­ben wer­den. Das ist der­zeit nicht mög­lich. Doch in der Zukunft.

    Natür­lich gab es Wider­stand gegen die Bemü­hun­gen Pius X. nach einem ver­tief­ten Ver­ständ­nis der Lit­ur­gie. Sowohl einen kon­ser­va­ti­ven, behar­ren­den als auch den der lit­ur­gi­schen Bewe­gung, die spä­ter jedes Maß ver­lo­ren hatte.

    Dafür ist Pius X. nicht ver­ant­wort­lich zu machen. In einem elf­jäh­ri­gen Pon­ti­fi­kat kann kein Papst eine Fehl-Ent­wick­lung rück­gän­gig machen, die Jahr­hun­der­te vor ihm begann. Er kann Zei­chen set­zen, Maß­stä­be wie­der ins rech­te Licht rücken, eine Reform in Angriff neh­men. Bis sie auf allen Ebe­nen in der Welt­kir­che ankommt, dürf­te dauern.

    Sie irren sich sehr.

    • Noch­mals, zusam­men­fas­send: Inner­halb der Tra­di­ti­on hat sich Pius X. lit­ur­gisch voll durch­ge­setzt: Sei­ne Refor­men wer­den ganz selbst­ver­ständ­lich praktiziert.
      Ein schwe­rer Man­gel besteht: Die Tra­di­ti­on hat ein sehr gestör­tes Ver­hält­nis zur Hei­li­gen Schrift. Pius X. hat auch hier ange­setzt, er hat die päpst­li­che Bibel­kom­mis­si­on errich­tet und eine Hoch­schu­le für bibli­sche Studien.

      Dass um 1930 her­um der Jesu­it Augu­stin Bea als Lei­ter beru­fen wur­de, dafür ist der 1914 ver­stor­be­ne Pius X. wohl wirk­lich nicht ver­ant­wort­lich zu machen. Dass Bea eine Ent­wick­lung durch­mach­te, deren Ende Pius XI. nicht vor­aus­se­hen konn­te, kann man auch ihm nicht vorwerfen.

      Die katho­li­sche Exege­se hat sich blind der libe­ra­len pro­te­stan­ti­schen Exege­se ange­schlos­sen. Die Tra­di­ti­on, klein an Zahl gegen­über der „Kon­zils­kir­che“, lehnt berech­tigt die­se Exege­se ab. Dass sie selbst kei­ne aus­ge­wo­ge­ne Exege­se hin­be­kommt, die sowohl dem histo­ri­schen Wis­sen ange­mes­sen ist als auch der Dog­ma­tik, kann man ihr nicht zum Vor­wurf machen. Sie müss­te über ent­spre­chen­de Hoch­schu­len ver­fü­gen, nicht nur über Priesterseminare.

      Der Man­gel besteht: Solan­ge die Hei­li­ge Schrift ein Schat­ten­da­sein füh­ren muss inner­halb der Tra­di­ti­on, tre­ten Sehe­rin­nen und ihr Gefol­ge teil­wei­se an ihre Stel­le. Leider.

  11. Pro­blem gelöst. Wie ich bereits wei­ter oben schrieb, habe ich mich an den zustän­di­gen „Mit­ar­bei­ter“ der vatican.va-Seite gewandt und es hat nur ein paar Tage gedau­ert, bis die gewünsch­te Ände­rung vor­ge­nom­men wur­de. Geht doch – man muss nur die rich­ti­gen Leu­te anspre­chen und ent­spre­chend freund­lich sein! 😉 http://​www​.vati​can​.va/​h​o​l​y​_​f​a​t​h​e​r​/​p​i​u​s​_​x​/​i​n​d​e​x​_​g​e​.​htm

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