Die junge katholische Lebensschützerin Mary Wagner aus Kanada ist nach fast zwei Jahren am vergangenen Donnerstag, 12. Juni 2014, aus dem Gefängnis entlassen worden. Laut einem Artikel von LifeSiteNews.com wurde Wagner in einer Gerichtsverhandlung am selben Tag zu insgesamt neun Monaten Gefängnis verurteilt. Da sie allerdings bereits 22 Monate als, so muß man es sagen, politische Gefangene hinter Gittern verbracht hatte, war Wagner am Donnerstag offiziell frei. Nichstdestotrotz wurde ihr als Bewährung auferlegt, sich in den nächsten zwei Jahren von jedem Abtreibungszentrum mindestens 100 Meter fernzuhalten. Mary Wagner war am 12. August 2012 verhaftet worden, nachdem sie die „Women’s Care Clinic“ in Toronto betreten hatte, um mit Frauen zu reden, die kurz vor einer Abtreibung standen. Wie LifeSiteNews.com weiter berichtet, war Wagner während der 22 Monate im Gefängnis aus Gewissensgründen nicht bereit, Bedingungen zuzustimmen, die sie gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt hätten, da sie sich so während der Dauer des Gerichtsverfahrens keinem Abtreibungszentrum mehr hätte nähern dürfen.
Eine der Befreiung der Lebensschützerin gewidmete Internetseite schrieb im letzten Jahr, also weit vor der Entlassung, Mary Wagner habe „als eine von Kanadas herausragendsten politischen Gefangenen“ insgesamt nunmehr fast drei Jahre in Gefängnissen in British Columbia und Ontario verbracht, da sie gemäß ihrer pro-life-Überzeugungen gehandelt habe. „Ihr Verbrechen: liebevoll und friedlich junge Müttern zu ersuchen, ihre praktische Unterstützung anzunehmen, um ihre kostbaren Kinder auszutragen und sich selbst eine Welt des Kummers zu ersparen – junge Mütter, die oft von Partnern, Familienangehörigen oder Freunden gezwungen werden, ihre Kinder zu zerstören. Gott allein weiß, wie viele Kinder wegen ihres Opfers leben. Traurigerweise ist Mary, wie die Kinder, die sie zu verteidigen sucht, weitgehend vergessen nicht nur von einer gleichgültigen Welt, sondern sogar von der Kirche und der Lebensschutzbewegung.“
Der zuständige Richter, Fergus O’Donnell, habe, so LifeSiteNews.com, Wagner am Donnerstag ermutigt, darüber nachzudenken, ob die vergangenen Monate im Gefängnis nicht besser hätten genutzt werden können, um ihre Sache voranzubringen. Wie effektiv andere Methoden sind, um mehr Kinder vor dem Tod durch Abtreibung zu schützen und andere, damit in engem Zusammenhang stehende Positionen zu fördern, sieht man immer wieder, und zwar auf der ganzen Welt. Erst kürzlich war beispielsweise von der Europäischen Kommission eine Petition mit 1,9 Millionen Unterschriften abgelehnt worden, die sich dafür einsetzte, etwa die Forschung mit embryonalen Stammzellen sowie Abtreibung als Mittel der Bevölkerungskontrolle und der Familienplanung nicht länger mit der Europäischen Union zur Verfügung stehenden Steuergeldern zu finanzieren. In der US-Hauptstadt Washington gehen Jahr für Jahr Hunderttausende auf die Straße, um gegen Abtreibung zu demonstrieren. Nichtsdestotrotz herrscht seit 2009 ein Präsident mit eiserner Hand, der wie kein anderer vor ihm die Agenda von „Planned Parenthood“ und vergleichbaren Organisationen unterstützt.
Gegenüber LifeSiteNews.com bekannte Mary Wagner am Donnerstag, ihr Gefängnisaufenthalt sei trotz mancher Schwierigkeiten „in vielfältiger Weise fruchtbar“ gewesen, da „eine Menge Leute hier nach Gott hungern und versuchen, zu ihm die Hände auszustrecken. Ich habe fortwährend Frauen getroffen, die duch Abtreibung verletzt waren, und ermutigte sie, die Barmherzigkeit Gottes zu suchen.“ Die Zeit im Gefängnis sei ihrer Meinung nach „eine Gelegenheit für den Heiligen Geist gewesen“, in den Herzen, die gebrochen, suchend und offen für Gott sind, zu wirken. Die Leute hätten gefragt, warum Wagner im Gefängnis sei: „Sofort hatte ich die Möglichkeit, die Wahrheit weiterzugeben über die Wunde der Abtreibung.“ Schätzungen von Wagner zufolge hätten etwa 80 Prozent der Frauen in ihrem Gefängnis Abtreibungen vornehmen lassen, und davon bereuten wiederum 90 Prozent ihre Tat. Natürlich sind die Frauen nicht wegen ihrer Abtreibungen hinter Gittern. „Ich würde gerne eine bessere Beziehung zwischen der Welt draußen und der Welt drinnen sehen für Frauen, die verletzt sind. Vielleicht nur durch Brieffreundschaft oder Besuche und so etwas, weil viele von ihnen keine Beziehungen mit jemandem in ihrem Leben mehr haben.“ Nachdem Wagner nach ihrer Freilassung von etwa dreißig Unterstützern vor dem Gerichtsgebäude empfangen worden war, kündigte sie an, zunächst zur heiligen Messe gehen zu wollen, um dann an die kanadische Westküste zu ihrer Familie zu reisen.
Text: M. Benedikt Buerger
Bild: www.free-mary.net