Das geheime Konzil – Zweites Vatikanum und Freimaurerei


Einladung des Großorients zum geheimen Konzil(Rom) Im 50-Jahr-Kon­zils­ge­den­ken befas­sen sich auch die Frei­mau­rer mit dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil. In Rom ver­an­stal­te­te kein gerin­ge­rer als der Groß­ori­ent von Ita­li­en am 12. Juni eine Buch­vor­stel­lung zum The­ma „Das gehei­me Kon­zil“. Vor­ge­stellt wur­de das gleich­na­mi­ge Buch des Jour­na­li­sten Igna­zio Ingrao, Mit­ar­bei­ter des ita­lie­ni­schen Staats­fern­se­hens RAI und Vati­ka­nist des Wochen­ma­ga­zins Pan­ora­ma. Der Unter­ti­tel des Buches lau­tet: „Geheim­nis­se, Intri­gen und Macht­spie­le des Ereig­nis­ses, das das Gesicht der Kir­che ver­än­dert hat“. Erschie­nen ist das Buch im katho­li­schen Ver­lag Piem­me der Paulusschwestern.

Illustre progressiv-masonische Runde

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Der Groß­ori­ent, hell­hö­rig beim The­ma Zwei­tes Vati­ka­num, ver­sam­mel­te eine illu­stre pro­gres­si­ve Run­de. Das „gehei­me Kon­zil“ ist der ein­fluß­reich­sten ita­lie­ni­schen Obö­di­enz so wich­tig, daß der Groß­mei­ster per­sön­lich in Akti­on trat. Ein eige­nes Kapi­tel („Frei­mau­rer beim Kon­zil“) ist den beschürz­ten Brü­dern gewid­met. Weder Buch noch Kapi­tel sind eine Ankla­ge, son­dern mehr ein „Heim­spiel“ wie der Groß­mei­ster mein­te. Neben dem Autor, Igna­zio Ingrao, saß Ste­fa­no Bisi der neue Groß­mei­ster des Groß­ori­ents von Ita­li­en, Alber­to Mel­lo­ni, der Lei­ter der pro­gres­si­ven „Schu­le von Bolo­gna“, die nicht zuletzt mit Hil­fe der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz noch ein Fast-Mono­pol in der offi­zi­el­len Kon­zil­s­in­ter­pre­ta­ti­on hält und die The­se eines posi­ti­ven Bruchs mit der Vor­kon­zils­zeit pro­pa­giert. Affi­ni­tät zu die­sem Lager hat auch die Gen­der-Theo­lo­gin Mari­nella Per­ro­ni, Neu­te­sta­ment­le­rin an der päpst­li­chen Bene­dik­ti­ner­uni­ve­ri­tät Sant’Anselmo in Rom. Die Mode­ra­ti­on lag in den Hän­den des links­ka­tho­li­schen Jour­na­li­sten Mar­co Poli­ti. Eine bemer­kens­wer­te dia­lo­gi­sche Ver­net­zung zwi­schen pro­gres­si­ven Tei­len der Katho­li­schen Kir­chen und der Freimaurerei.

Kirche von morgen „vorwegnehmen“

Der Groß­ori­ent von Ita­li­en schreibt auf sei­ner Inter­net­sei­te zum Buch: „Ein so inno­va­ti­ves und para­dig­ma­ti­sches Ereig­nis zu ver­ste­hen, wie es das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil war, und das nicht durch eine offi­zi­el­le Les­art zu tun, son­dern durch Zeug­nis­se und bis­her unver­öf­fent­lich­te Doku­men­te, bie­tet die Mög­lich­keit, zu den Wur­zeln des­sen zu gehen, was heu­te in der katho­li­schen Kir­che geschieht. Das Kon­zil von gestern zu stu­die­ren, hilft uns, die Kir­che von mor­gen vor­weg­zu­neh­men. Papst Fran­zis­kus hat das Zeug­nis sei­ner Vor­gän­ger [Johan­nes XXIII. und Paul VI.] auf­ge­grif­fen und die star­ke und ent­schlos­se­ne Ver­pflich­tung ange­nom­men, das Kon­zil umzu­set­zen. Die Kir­che im Dia­log, die auf die Rän­der aus­ge­rich­tet ist, wie es der argen­ti­ni­sche Papst will, ist das Modell, das die Kon­zils­vä­ter ver­wirk­li­chen wollten.“

Das geheime Konzil von Ignazio IngraoKonzil fast ein „Heimspiel“ für Freimaurer?

Zum Abschluß der Buch­prä­sen­ta­ti­on sag­te Groß­mei­ster Bisi: „Es wür­de mich wirk­lich freu­en, zu wis­sen, was Papst Fran­zis­kus von der Frei­mau­re­rei denkt“. In sei­ner Rede zeig­te sich der Groß­mei­ster erfreut, über die „offe­ne Dia­log­be­reit­schaft“ von Tei­len der Kir­che zu The­men wie den „Men­schen­rech­ten“. „Das Kon­zil“ habe hier „Außer­ge­wöhn­li­ches gelei­stet“. Der Dia­log über das Kon­zil erschei­ne ihm manch­mal wie ein „Heim­spiel“: „Ich bin zutiefst über­zeugt, daß es auf dem Gebiet der Men­schen­rech­te und der Frei­heit frucht­ba­re Kon­tak­te zwi­schen der katho­li­schen Kir­che und den Anders­gläu­bi­gen geben kann. Ich den­ke, es ist Zeit, mehr zu einen, als zu tren­nen und ich bin über­zeugt, daß ein wert­vol­ler Punkt der Begeg­nung und des Dia­logs gefun­den wer­den kann.“ In Anspie­lung auf den 20. Sep­tem­ber, an dem die Frei­mau­re­rei all­jähr­lich den Sieg über den Kir­chen­staat fei­ert, sag­te der Groß­mei­ster: „Der näch­ste 20. Sep­tem­ber soll­te wegen einer ande­ren Bre­sche began­gen wer­den, einer Bre­sche, die dazu dient, Mau­ern ein­zu­rei­ßen, die ver­schie­de­ne Wel­ten tren­nen, die sich begeg­nen möch­ten. Es besteht eine gro­ße Not­wen­dig­keit nach Ver­bin­dun­gen. Das war auch die Bot­schaft des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils, das vor 50 Jah­ren eine neue Ära inner­halb der katho­li­schen Welt geöff­net hat. Eine Bot­schaft, die heu­te mit dem Pon­ti­fi­kat von Berg­o­glio mit einem neu­en und sehr star­ken inno­va­ti­ven Schub auf­ge­la­den wird, die aus dem Wil­len erwächst, die Kir­che in ihrer Phy­sio­gno­mie neu zu model­lie­ren, einer Über­prü­fung der Seel­sor­ge der zwi­schen­mensch­li­chen Bezie­hun­gen, einer Auf­wer­tung der Metho­den, die durch jene außer­ge­wöhn­li­che Ver­samm­lung ein­ge­lei­tet wur­de, die von 1962 bis 1965 unter den Päp­sten Johan­nes XXIII. und Paul VI. statt­fand: offe­ne und demo­kra­ti­sche Debat­te und inten­si­ves Anhö­ren der Gesellschaft.“

Der Jour­na­list Ste­fa­no Bisi ist seit dem 6. April 2014 Groß­mei­ster des Groß­ori­ents von Ita­li­en und trat damit die Nach­fol­ge von Gustavo Raf­fi an. Bisi kommt aus dem sozia­li­stisch-maso­ni­schen Milieu der Tos­ka­na und Umbri­ens. Der 1805 in Mai­land gegrün­de­te Groß­ori­ent von Ita­li­en geht auf Napo­le­ons Stief­sohn Euge­ne Beau­har­nais zurück, der als Vize-König Ita­li­ens, das ein Vasal­len­staat Frank­reichs war, erster Groß­mei­ster war.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Gran­de Ori­en­te d’Italia

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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9 Kommentare

  1. Ich den­ke, die Frei­mau­rer ins­ge­samt haben guten Grund, das 2. Vati­ka­ni­sche Kon­zil so zu inter­pre­tie­ren, aber das reicht natür­lich nicht für uns. Doch zunächst bin ich dank­bar: Viel­leicht gehen ja noch eini­gen Katho­li­ken, die aus gan­zem Her­zen am katho­li­schen Glau­ben fest­hal­ten wol­len und am 2. Vati­ka­ni­schen Kon­zil, die Augen auf, dass das nicht geht. Dass sie sich ent­schei­den müs­sen zwi­schen dem vor­kon­zi­lia­ren Lehr­amt der Päp­ste und den nach­kon­zi­lia­ren Päp­sten, die sich die Umset­zung des 2. Vati­ka­ni­schen Kon­zils in der pro­ges­si­sti­schen Form auf die Fah­ne geschrie­ben haben. Auch Bene­dikt XVI. gehört in die Rei­he, obgleich er red­lich bemüht war, eine zurecht­ge­stutz­te, hal­bier­te Tra­di­ti­on mit ins Boot zu neh­men. Auch das hat ihm erbit­ter­te Feind­schaft von allen Sei­ten eingebracht.
    Ja, Johan­nes Paul II. hat nicht rüt­teln las­sen an der kirch­li­chen Ehe-und Sexu­al­mo­ral, zudem war er ein inni­ger, gro­ßer Mari­en­ver­eh­rer. Das hat ihm eben­falls den Zorn vie­ler Neu­ka­tho­li­ken und Medi­en verschafft.
    Doch für die Zer­rüt­tung des Glau­bens und des Erschei­nungs­bil­des der nach­kon­zi­lia­ren Kir­che tra­gen sie alle Verantwortung.

    Ich fürch­te, eine wich­ti­ge Fra­ge wird von glau­bens­treu­en Prie­stern, Theo­lo­gen und Lai­en, nicht genug in den Blick genom­men: Der Zustand der vor­kon­zi­lia­ren Kir­che. Dass es unter ihren Päp­sten nicht mög­lich war, dass Bischö­fe öffent­lich den Glau­ben ver­zerr­ten, dürf­te als gesi­chert gelten.
    Aber war die­se Kir­che im not­wen­di­gen Sin­ne reform­be­reit? Der letz­te wirk­lich hei­li­ge Papst, Pius X. hat eine Kir­che über­nom­men, die auf jedem Gebiet äußerst reform­be­dürf­tig war: Die reli­giö­se Unwis­sen­heit der Gläu­bi­gen in Bezug auf die Glau­bens­wahr­hei­ten und die hl. Mes­se, die her­un­ter­ge­kom­me­ne Kir­chen­mu­sik als wich­ti­ges Gestal­tungs­ele­ment der Lit­ur­gie, die Män­gel der Prie­ster­aus­bil­dung, die Ver­nach­läs­si­gung der Hei­li­gen Schrift bis zur Unkennt­nis, ein Kir­chen­recht, das dank sei­ner Unge­ord­net­heit von Pfar­rern fast nicht mehr anwend­bar war, fast auf allen Gebie­ten muss­te die­ser Papst mit drin­gend not­wen­di­gen Refor­men anset­zen. 11 Jah­re Pon­ti­fi­kat sind defi­ni­tiv zu wenig, um eine durch­grei­fen­de Reform auf allen wesent­li­chen Gebie­ten zu erreichen.
    Hin­zu­kommt, dass er auch auf Wider­stand stieß: Es gibt eine schwe­re tra­di­tio­na­li­sti­sche Grund­ver­su­chung: „Wir wol­len alles so behal­ten, wie es war. Nur nicht unse­re Gewohn­hei­ten ändern.“ Wobei die „Gewohn­hei­ten“ dann mit den geof­fen­bar­ten Glau­bens­wahr­hei­ten ver­wech­selt wer­den, die­se sind tat­säch­lich unveränderbar.
    Eine behä­bi­ge, reform­un­wil­li­ge Kir­che, was die Ver­tie­fung des Glau­bens anbe­trifft, wird leich­te Beu­te von häre­ti­schen Theo­lo­gen, die mühe­los die Bischö­fe und schließ­lich die Päp­ste anstecken mit ihren Zeitgeist-Häresien.
    Eine wirk­li­che Theo­lo­gie und Spi­ri­tua­li­tät, die auf die hei­lig­ste Drei­fal­tig­keit hin­ge­ord­net ist, es gab sie kaum und es gibt sie auch nicht wahr­nehm­bar in tra­di­tio­nel­len Krei­sen. Die hl. Mes­se wird dort andäch­tig gefei­ert, aber nicht aus­rei­chend erklärt. Fortsetzung:

    • „Die hl. Mes­se wird dort andäch­tig gefei­ert, aber nicht aus­rei­chend erklärt.“

      Bewei­se die­se Behauptung.

      Sonst ist es nur eine halt­lo­se Anschuldigung.

  2. Fort­set­zung:
    Vor allem nicht, wie ihre Spi­ri­tua­li­tät ins Leben der Gläu­bi­gen umge­setzt wird. Gera­de lei­der in Krei­sen der FSSPX, obwohl ihr Grün­der stän­dig gera­de­zu dräng­te es zu tun, sei­ne Prie­ster immer wie­der dar­auf fest­leg­te, den Gläu­bi­gen die Ver­eh­rung der hl. Mes­se auch im Gebets­le­ben nahezubringen.
    Ich weiß es, ich zie­he mir immer wie­der den Vor­wurf zu, anti­ma­ria­nisch zu sein, wenn ich bekla­ge, dass die aller­se­lig­ste Jung­frau Maria nicht dog­ma­tisch, aber im Gebets­le­ben sowohl vor unse­rem Herrn als auch vor der aller­hei­lig­sten Drei­fal­tig­keit rangiert.
    Doch man möge sich vor­ur­teils­frei alle Got­tes­dienst­ord­nun­gen der Prio­ra­te in Deutsch­land anschau­en, um das unschwer fest­stel­len zu müssen.
    Ich beto­ne: Das wird nicht gelehrt, dog­ma­tisch ist gegen die FSSPX nichts ein­zu­wen­den. Doch „in der Reli­gi­on ent­schei­det die Pra­xis“ hat nicht nur Mar­tin Mose­bach fest­ge­stellt, wir wis­sen das seit dem 2. Vati­ka­ni­schen Konzil.
    Es nutzt nichts, vor dem 2. Vati­ka­ni­schen Kon­zil ste­hen zu blei­ben, als sei die­se Kir­che das Maß aller Din­ge gewesen.
    Das Kon­zil von Tri­ent ist ver­blasst, wir sind wei­ter von ihm ent­fernt denn je. Es wäre in die Gegen­wart zu heben, drin­gend zu aktua­li­sie­ren. Von den Theo­lo­gen und Prie­stern der Tra­di­ti­on natür­lich. Doch die sind weit davon ent­fernt. Es reicht nicht nur, mit Ehr­furcht die hl. Mes­se zu zele­brie­ren, so wich­tig das auch ist. Gera­de für ihre Zukunft.
    Und der Glau­be an die aller­hei­lig­ste Drei­fal­tig­keit wäre zu pre­di­gen, zu erklä­ren, den Gläu­bi­gen nahe­zu­brin­gen. Immer wie­der, nicht nur ein Mal im Jahr am Drei­fal­tig­keits­sonn­tag Und wer der ein­zi­ge Mitt­ler ist zum drei­fal­ti­gen Gott: Unser Herr Jesus Chri­stus, der mensch­ge­wor­de­ne Sohn Gottes.
    Eine Kir­che, die in die­sem Glau­ben nicht nur theo­rie­tisch-dog­ma­tisch, son­dern geist­lich-spi­ri­tu­ell fest­ste­hen wür­de, müss­te vor ihren Geg­nern nicht schwäch­lich zurück­wei­chen oder sich in klei­ne Get­to-Nischen verkriechen.

    • Wodurch füh­len Sie sich ermäch­tigt, über das Glau­bens­le­ben gan­zer Gene­ra­tio­nen zu urtei­len? Sie ste­hen auf den Schul­tern von Men­schen, die für ihren Glau­ben das Mar­ty­ri­um auf sich genom­men haben, die ihr Kreuz getra­gen haben, in Freud und Leid treu waren und ver­traut haben in Ewig­keit. Die­se Men­schen haben wirk­lich gelebt und geliebt, sind nicht nur in Hirn­ge­spin­sten hän­gen­ge­blie­ben. Offen­sicht­lich ken­nen Sie sich auch aus­führ­lich mit dem Gebets­le­ben heu­ti­ger Men­schen aus und wis­sen dabei auch noch, was bei denen alles falsch läuft. Da kann man Ihnen nur wün­schen, dass Sie die­se nicht aus den Augen ver­lie­ren, damit Sie immer wis­sen, wie toll Sie sel­ber sind.

  3. Ein ehe­ma­li­ger Frei­mau­rer – Bur­ck­hardt Goris­sen – schil­dert in seinem.Buch
    “Ich war Frei­mau­rer”. auch eine Rede von Hw Vor­grim­ler vor Frei­mau­rern, gleich­sam ein „geist­li­cher Amok­lauf“ des Hw Vor­grim­lers, der zusam­men mit Hw Rah­ner auch das „Klei­ne Kon­zils­kom­pen­di­um“ verfasste: 

    „[.…]
    In der Ver­ach­tung die­ser Tat­sa­chen waren sich 
    Hans Küng, Pater Alo­is Kehl und Vor­grim­ler offen­bar einig. 
    Über­haupt wäre gut, fuhr er mit gestärk­ter Stim­me fort, 
    wenn die Vor­stel­lung von „Gott im Him­mel“ einer neu­en Vor­stel­lung Platz machen wür­de. Auf­grund der Aufklärung 
    – und deren Errun­gen­schaf­ten wol­le wohl kei­ner ernst­haft bestreiten – 
    wis­se man, dass Gut und Böse 
    bloß zwei ewig wider­strei­ten­de Natu­ren inner­halb des Men­schen seien*. 
    Goe­the sage das sehr schön im „Faust“: 
    „Zwei Her­zen schla­gen, ach, in mei­ner Brust“. 
    Um so wich­ti­ger sei, dass in der Frei­mau­re­rei alle Got­tes­vor­stel­lun­gen gleich seien, 
    dass sich jeder sei­nen Gott frei wäh­len könne, 
    denn schließlich 
    kom­me es nicht so sehr dar­auf an, wor­an wir glau­ben, son­dern dass wir glauben. 

    Chri­stus selbst kön­ne man, wie es Küng bei­spiels­wei­se tue, 
    nicht als Gott sehen, son­dern als vor­bild­haf­te huma­ni­sti­sche Figur. 
    Man müs­se ver­su­chen, den Men­schen hin­zu­füh­ren auf das Pro­blem sei­ner sitt­li­chen Eigenpersönlichkeit. 
    Anstö­ßig erschien Vor­grim­ler hin­ge­gen die Auffassung, 
    dass Men­schen in Sün­der und Gerech­te ein­ge­teilt werden. 
    Wer die bibli­sche Sicht Jesu und nicht die huma­ni­sti­sche Sicht ver­tre­te, den­ke zu kurz. 
    Man müs­se sagen, dass der kirch­li­che Volks­glau­be in sei­ner Gottesvorstellung
    inhu­ma­ne Züge enthält. 
    Der Nazarener 
    – der Naza­re­ner, sag­te der eme­ri­tier­te Dog­ma­tik­pro­fes­sor, wie man­che Mit­glie­der dunk­ler Sek­ten es tun – for­mu­lie­re kei­ne abstrak­ten Begriffe, 
    son­dern ver­su­che, sei­ne gei­sti­ge Welt in Bil­dern zu übermitteln. 

    Die Frei­mau­re­rei gehe den glei­chen Weg, indem sie grund­sätz­lich auf jede begriff­li­che For­mu­lie­rung der eigent­li­chen Lebens­ge­heim­nis­se ver­zich­te und die Bil­der­spra­che für geeig­ne­ter hielte. 
    Die­ser Aus­sa­ge folg­te eine lan­ge Pause. 
    Der Pro­fes­sor setz­te über­haupt pro­fes­sio­nel­le Pau­sen und brach­te hier sei­ne gan­ze Vor­le­sungs­er­fah­rung ein. 
    Er bot bist jetzt, so banal es klingt, eine gute Show. 
    Doch dies­mal war es kei­ne Pause. 
    Der Gesprächs­lei­ter hat­te als erster ver­stan­den. „Ich dan­ke für Ihre Aufmerksamkeit.“

    Lang­an­hal­ten­des Klop­fen auf den Tischen. 
    Auch an Bra­vo­ru­fen fehl­te es nicht. 
    Der Refe­rent nipp­te zufrie­den am Glas und sah in die Schar der Jünger. 
    War Was­ser im Glas oder Wein? 
    Der Mei­ster vom Stuhl erhob sich. 
    „Lie­ber Herr Pro­fes­sor Vor­grim­ler, ganz, ganz herz­li­chen Dank. 
    Ich glau­be, Sie hören es an der Reak­ti­on, wir alle sind von Ihrem Vor­trag begeistert. 
    Was sage ich, hell­auf begei­stert, zutiefst inner­lich bewegt. 
    Wenn Sie gestat­ten, wür­de ich jetzt gern zu einer Fra­ge­stun­de überleiten
    [.…]

    Vor­grim­lers Erzählungen

    Der Pro­fes­sor zog mit einer an Ver­ach­tung gren­zen­den Bewegung 
    ein paar zusam­men­ge­leg­te Papie­re aus dem Jackett und ent­fal­te­te sie geräuschvoll. 
    Im Plau­der­ton begann er sei­nen Vortrag. 
    Nichts über­trie­ben Theatralisches. 
    Er schau­te immer wie­der in die Run­de, in sei­nen was­ser­blau­en Augen lag lei­ser Spott. 
    Der grund­le­gen­de Unter­schied zwi­schen Frei­mau­re­rei und Katholizismus 
    sei die Fra­ge nach der All­macht Got­tes, sag­te er,
    und merk­te nicht ohne Süf­fi­sanz an, 
    die Kir­che sei nicht von Chri­stus eingesetzt (????!!!!) , 
    son­dern eben­falls ein Pro­dukt der Evolution (????!!!!) . 
    Dies­be­züg­lich ver­wen­de­te er den Begriff „Kir­chen­wer­dung“. 
    Dar­auf­hin unter­nahm er einen kur­zen Exkurs in die Geschich­te der Freimaurerei, 
    der für die Anwe­sen­den auf­grund ihres Wis­sens­stan­des eher über­flüs­sig war, 
    doch von allen gou­tiert wur­de, weil, wie Peter zuraunte, 
    der katho­li­sche Pro­fes­sor „eine gan­ze Men­ge über uns weiß“. 
    Das galt als Auf­wer­tung des eige­nen Vereins, 
    der durch die Frei­mau­rer­wer­dung der Welt als etwas zu gel­ten hatte.“

  4. dan­ke Defen­sor wie­der­mal gera­de für die­sen sehr auf­schluss­rei­chen und des­halb wert­vol­len Artikel.Abscheulich wie sich Pro­fes­so­ren der hl. Theo­lo­gie pervertieren.Dass das lei­der auch heu­te kei­ne Aus­nah­me ist wis­sen wir​.Am besten wäre tota­le Tren­nung Kir­che Staat-weg mit den Kir­chen­steu­ern wel­che sol­che Judas­se hoch bezahlt. Gott gebe uns allen Ein­sicht und Umkehr!

    • Falsch! Damit gin­ge man den Libe­ra­li­sten und Kir­chen­fein­den auf den Leim. Die beste Lösung ist eine katho­li­sche Staats­re­li­gi­on. Jedoch soll­te zugleich der staat­li­che Ein­zug der Kir­chen­steu­er abge­schafft wer­den. Ja zum guten Zusam­men­wir­ken von Kir­che und Staat, aber nein zur Ver­staat­li­chung der Kirche.

      • Katho­li­sche Staats­re­li­gi­on-da wür­de ich mich sehr freu­en-aber wie die Sache heu­te aus­schaut ist das eine tota­le Illusion.Freilich darf man davon träu­men-solan­ge wir die­se Invek­ti­ven der Freimauerei,mititantem Athe­is­mus, Hass gegen die hl.Kirche im cre­scen­do haben-da ist das in wei­ter wei­ter Ferne.Wenn jedoch auch nach Ihrem Rezept der staat­li­che Ein­zug weg wäre-könn­te das ein erster Schritt sein,dass sol­che sata­ni­sche Pro­fes­so­ren nach und nach veschwän­den-weil sie nie­mand mehr bezahl­te, min­de­stens nicht so fürstlich!.Voraussetzung:der gan­ze Epi­sko­pat mit weni­gen Aus­nah­men wür­de substituiert.Deren Feig­heit und Untä­tig­keit in Sachen der gesun­den Leh­re ist lei­der offenbar.Wenn näm­lich der Geld­hahn ver­siegt-dann lau­fen alle Miet­lin­ge davon.Das beste reme­di­um ad sanitatem!Aber auch nur ein Traum wohl-sicher aber kein beson­ders from­mer Wunsch.tamen: fiat pax in tur­ri­bus tuis Jerusalem!

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