(Vatikan) Die Leiter der religionswissenschaftlichen Übersetzergruppe an der Universität Qom im Iran tragen alle Bärte, wie es sich für gläubige Schiiten gehört. Und dennoch haben sie den ganzen Katechismus der Katholischen Kirche ins Persische übersetzt. Mit dieser bemerkenswerten Schlagzeile wartete heute die katholische Nachrichtenagentur Asianews auf. Der Weltkatechismus wird damit erstmals in persischer Sprache zugänglich sein. Das Vorwort steuert Jean-Louis Kardinal Tauran bei, der Vorsitzende des Päpstlichen Rats für den interreligiösen Dialog.
Die Übersetzung wurde vom Heiligen Stuhl bereits approbiert. Die Veröffentlichung des mehr als 1.000 Seiten umfassenden Werks erfolgt demnächst im Verlag der iranischen Universität Qom „aber mit dem Imprimatur des Vatikans“, so Meftah.
„Wir suchten eine authentische Quelle der Katholiken“
Der Religionswissenschaftler Ahmad Reza Meftah ist der Leiter der schiitischen Übersetzergruppe an der genannten Universität. Er sieht in der Mammutübersetzung einen „wichtigen Schritt für den Dialog zwischen Schiiten und Katholiken“. Alles habe damit begonnen, beim Studium der anderen Religionen authentische Quellen zur Verfügung zu haben. Der amerikanische Religionsphilosoph Muhammad Legenhausen, der an der Universität Qom unterrichtet, nannte den Katechismus als „zentrale Quelle“ für Katholiken, da mit ihm Taufbewerber vorbereitet werden. „So haben wir uns dafür entschieden, den Katechismus zu übersetzen“. Für ihn und seine Studenten gehe es darum, das Christentum besser kennenzulernen. „Und zwar von dem ausgehend, was die Christen selbst über sich sagen, nicht von dem, was andere über sie sagen“, so Meftah. Legenhausen wurde 1953 in New York als Katholik geboren. Kurz nach Beginn seines Universitätsstudiums verlor er seinen Glauben. Ende 70er Jahre erhielt er Kontakt zum Islam, begeisterte sich an der Islamischen Revolution im Iran und konvertierte 1983 in der Moschee von Houston in Texas zum Islam. Seit 1989 lehrt Legenhausen an universitären Einrichtungen des Iran.
Grundlage der Übersetzung waren die englische und die arabische Ausgabe des Katechismus. Vor einem Jahr wollte man an die Veröffentlichung schreiten. Um sich der Authentizität zu vergewissern, wurde die Übersetzung der Apostolischen Nuntiatur in Teheran übermittelt. Danach sei die Übersetzung in neunmonatiger Arbeit von katholischen Experten anhand der für die Katholische Kirche verbindlichen lateinischen Ausgabe überprüft worden. Nach entsprechender positiver Bewertung erteilte der Heilige Stuhl seine Zustimmung.
Persisch ist Christen im Iran bisher verboten
Die Übersetzung des Katechismus ins Persische ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil den Christen im Iran die persische Sprache verboten ist, um eine direkte Missionstätigkeit unter Moslems zu unterbinden. „Wir haben der Redefreiheit der Christen geholfen. Das war nicht unser eigentliches Ziel, aber ein Ergebnis unserer Arbeit“, so Meftah.
Der Religionswissenschafter hat schon weitere Pläne. Die persische Ausgabe des Katechismus würde er gerne auch in Rom vorstellen. Ebenso möchte er ein Buch über die Schia übersetzen, und da eine Übersetzung ins Lateinische vielleicht weniger Beachtung fände, ist er der Meinung, daß eine Übersetzung ins Italienische geeigneter sei, „denn der Papst residiert in Rom“. Eines ist sich Meftah ziemlich sicher: „Das ist vielleicht wirklich das erste Mal, daß ein so umfangreiches und bedeutendes katholisches Buch von einer Gruppe moslemischer Wissenschaftler übersetzt wurde“.
Die Situation der Christen im Iran sieht Meftah zwar geschönt, zumindest gebe es keinen Terrorismus gegen die Christen, wie er ergänzt, was seine Übersetzungsleistung allerdings nicht schmälert.
Der 1992 von Papst Johannes Paul II. approbierte Katechismus der Katholischen Kirche hat seither mit einigen Korrekturen in den volkssprachlichen Ausgaben offizielle Gültigkeit.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews
Habe ich da etwas nicht mitbekommen?
Ein zum Islam konvertierter Katholik, der zusammen mit offiziell Christen und Judenhassenden Schiiten den katholischen Katechismus übersetzt, noch dazu in einer Zeit, in der Gottesdienste auf Persisch (Farsi) im Iran verboten wurden?
Was geht davor, wer bezweckt was damit?
Persiche Gelehrsamkeit wird weitgehend unterschätzt. Der Islam wurde durch die Araber importiert. Und das was wir im Iran seit der Revolution haben ist im Großen eine Unterdrückung dieses persischen Geistes. Die Mullahs haben das Sagen nicht das persische Volk.
Merkwürdig – eigentlich darf ja ein Msulim sich weder mit der Bibel noch sonst mit christlichen Schriften beschäftigen, weil das Verfälschung des wahren Eingottglaubens ist – wie sie glauben.
Einerseits sehen sie den Katechismus als das Buch an, das Taufbewerber benutzen. Andererseits ist ja ein Abfall vom Islam ein todeswürdiges Vergehen – nach dem islamischen Recht.
Die Frage ist, wer alles das Recht haben wird, diesen Katechismus auf Persisch zu rezipieren. Vielleicht er ja im Giftschrank der theoligischen Institute dort und ist sonst nirgend einsehbar?
Oder geht es um das Unterjubeln islamischer Texte im Gegenzug ins Lateinische?
Oder sind das einfach nur von ihrem Fach besessene Wissenschaftler, die sich um Rahmenbedingungen nicht weiter kümmern?
Wirklich merkwürdig. Hat da irgendeiner Ideen, wie man das einordnen kann?
@zeitschnur
Zu Ihrer letzten Frage kann ich nur soviel sagen: Die schiitischen Gelehrten in Qom scheinen allgemein eher aufgeschlossen für christliche Literatur zu sein. Bei einer kleinen philosophischen Tagung, die vor einigen Jahren an der Kath.-theol. Fakultät Innsbruck stattgefunden hat, hat Muhammad Legenhausen gesagt, dass am „Imam Khomeini Education and Research Institute“ in Qom auch die Werke von Thomas von Aquin eifrig studiert werden. Also warum nicht auch der Katechismus?
Was genau meinen Sie mit Ihrer Frage „Oder geht es um das Unterjubeln islamischer Texte im Gegenzug ins Lateinische?“
Was würde dagegen sprechen, literarische Produkte heutiger islamischer Philosophen und/oder Theologen ins Lateinische zu übersetzen? Ab dem 12. Jhdt. wurden schließlich auch Werke von Muslimen (Alkindi, Alfarabi, Alghazali, Ibn Sina, Ibn Rushd etc.) ins Lateinische übersetzt und dann von praktisch allen katholischen Gelehrten kritisch rezipiert. Was damals kein Problem war, sollte m.E. auch heute keines sein!
Danke für die Antwort. Was Ihren letzten Abschnitt betrifft: ich bezog mich auf einen Satz aus dem Artikel: „Ebenso möchte er ein Buch über die Schia übersetzen, und da eine Übersetzung ins Lateinische vielleicht weniger Beachtung fände, ist er der Meinung, daß eine Übersetzung ins Italienische geeigneter sei, „denn der Papst residiert in Rom““
Es geht hier nicht drum, ob etwas grundsätzlich möglich sein könnte, sondern darum, was man damit bezweckt. Männer wie Averröes oder Alkini waren ja Philosophen, Naturwissenschaftler und Ärzte, auch Musiker – es geht also um allgemeine Werke der natürlichen Vernunft.
Bei einem Buch über die Schia aber geht es um übernatürliche Erkenntnisse und Setzungen. Und da man sie möglichst dem Papst bekannt machen will, wird auch die Zielsetzung deutlicher.
Ein undifferenziertes Irgendwie-Sich-gegenseitig-Lesen reicht m.E. hier folglich nicht aus, um das Phänomen zu deuten.