Nuntius schreitet gegen Messfarce in Erzdiözese Wien ein


Krawattenpfarrer und Priesterrebell Walter Reichel(Wien) Weil der zustän­di­ge Erz­bi­schof Chri­stoph Kar­di­nal Schön­born in sei­ner Diö­ze­se nicht für Ord­nung sorgt, ist der Apo­sto­li­sche Nun­ti­us, Erz­bi­schof Peter Ste­phan Zur­brig­gen ein­ge­schrit­ten. Grund ist ein Meß­skan­dal in der Erz­diö­ze­se Wien. Im nie­der­öster­rei­chi­schen Kot­ting­brunn wur­de am Sonn­tag, dem 2. Juni 2013 statt der Heil­gen Mes­se eine Mess­far­ce simuliert.

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Mit Zustim­mung des abwe­sen­den Pfar­rers Wal­ter Rei­chel simu­lier­ten ein Mann und eine Frau in lit­ur­gi­schen Gewän­dern die Hei­li­ge Mes­se. Die Frau sprach sogar das Hoch­ge­bet. Einem Gläu­bi­gen wur­de es spä­te­stens an die­ser Stel­le zu bunt. Er pro­te­stier­te laut­stark in der Kir­che gegen den Skan­dal und ver­ließ die Far­ce-Mes­se. Sei­ne Anzei­ge bei den zustän­di­gen Stel­len fruch­te­ten jedoch nichts. Erz­bi­schof Kar­di­nal Schön­born betä­tig­te sich als „Vogel­strauß“ (Ari­el Levi di Gual­do, sie­he eige­nen Bericht Kir­che stöhnt nicht unter zuviel, son­dern zuwe­nig Auto­ri­tät – Der Fall Mar­tha Hei­zer) und blieb untä­tig. Schließ­lich griff nun der Apo­sto­li­sche Nun­ti­us in Öster­reich, Erz­bi­schof Zur­brig­gen ein und ver­lang­te von Kar­di­nal Schön­born die nöti­gen Maß­nah­men zu ergrei­fen, um das fre­vel­haf­te Spek­ta­kel abzustellen.

Wie sich her­aus­stell­te, ist es in dem knapp 40 Kilo­me­ter vor Wien gele­ge­nen Kot­ting­brunn „üblich“, daß Lai­en das Evan­ge­li­um vor­tra­gen und auch pre­di­gen. Begrün­det wird der Meß­skan­dal abwech­selnd mit „Prie­ster­man­gel“ und „Auf­wer­tung der Laien“.

Pfarrer gehört zu den „ungehorsamen“ Priestern

Pfar­rer Wal­ter Rei­chel gehört zu den Unter­zeich­nern des „Auf­rufs zum Unge­hor­sam“ der Prie­ster­re­bel­len um den ehe­ma­li­gen Wie­ner Gene­ral­vi­kar Hel­mut Schül­ler. Rei­chel, 1982 noch von Kar­di­nal Franz König zum Pfar­rer von Kot­ting­brunn ernannt, meint es mit sei­nem Rebel­len­tum ernst. In jedem „Got­tes­dienst“ läßt er in einer Für­bit­te um „Kir­chen­re­for­men“ beten. Was damit gemeint ist, kann man bei der Pfar­rer-Initia­ti­ve nachlesen.

Nach der Exkom­mu­ni­ka­ti­on von Mar­tha Hei­zer, der Vor­sit­zen­den des radi­kal­pro­gres­si­ven Ver­eins Wir sind Kir­che, die mit ihrem Ehe­mann zu Hau­se im Wohn­zim­mer (Diö­ze­se Inns­bruck) eine Mess-Far­ce fei­er­te, wird mit Kot­ting­brunn ein wei­te­rer Mes­skan­dal sicht­bar. Signal dafür, daß die Bischö­fe Öster­reichs teil­wei­se die Kon­trol­le über ihre Prie­ster ver­lo­ren haben und ihrer Visi­ta­ti­ons­pflicht nicht nach­ge­kom­men sind. Als der Nun­ti­us von Erz­bi­schof Schön­born eine Erklä­rung zum skan­da­lö­sen Vor­fall ver­lang­te, muß­te auch er zuge­ben, daß in Kot­ting­brunn eine „uner­laub­te und irre­füh­ren­de Form des Wort­got­tes­dien­stes“ statt­ge­fun­den hat­te, wenn­gleich er sich bei der Benen­nung des Skan­dals schwer tat. So schrieb der Kar­di­nal, bei dem „Got­tes­dienst“ sei in „sehr miss­ver­ständ­li­cher Wei­se eine Art Hoch­ge­bet“ gespro­chen worden.

Nach Fall Heizer und Kottingbrunn: Wieviel Mißstände gibt es in den Diözesen?

Die Simu­la­ti­on einer Mes­se zieht auto­ma­tisch die Exkom­mu­ni­ka­ti­on nach sich, wie der Fall Hei­zer zeig­te. Vor allem wer­den durch Far­ce-Mes­sen die Gläu­bi­gen um die Gna­den der Hei­li­gen Mes­se und des Kom­mu­nion­emp­fangs betro­gen, da es sich nur um eine Simu­la­ti­on han­delt, die in der Sub­stanz völ­lig wert­los ist.

Pfar­rer Rei­chel wur­de schließ­lich auf Drän­gen des Nun­ti­us von Kar­di­nal Schön­born nach Wien zitiert. Wie für Pro­gres­si­ve üblich kennt er kein Ein­se­hen. Er mini­miert und beharrt dar­auf, es habe sich um einen „Wort­got­tes­dienst mit Kom­mu­ni­on­fei­er“ gehan­delt. „Es sind ein­deu­tig kei­ne Wand­lungs­wor­te gespro­chen wor­den“, zitiert ihn die Tages­zei­tung Die Pres­se.

Betrug mit Meß-Simulation – Versagen der Bischöfe

Daß auch Wort­got­tes­dien­ste ein Betrug sind, wird auch von den Bischö­fen unter­schla­gen. Gegen­über den Gläu­bi­gen wird der Ein­druck der Gleich­wer­tig­keit mit einer Hei­li­gen Mes­se erweckt. Das beginnt bereits bei der Wort­wahl. In man­chen Pfar­rei­en ist nur mehr von „Got­tes­dienst“ die Rede, womit jeder Unter­schied zwi­schen Eucha­ri­stie­fei­er und Wort­got­tes­dienst ein­ge­eb­net wird. Regel­rech­ter Betrug herrscht vor, wenn Meß­sti­pen­di­en im Geden­ken an Ver­stor­be­ne für Wort­got­tes­dien­ste ange­nom­men wer­den, wie in den Pfar­rei­en mit zuneh­men­der Pra­xis fest­stell­bar ist. Die ver­schie­de­nen Stu­fen der Simu­la­ti­on füh­ren zur Vor­täu­schung eines Gna­den­flus­ses und stif­ten unter den Gläu­bi­gen Ver­wir­rung. Daß im Fall Kot­ting­brunn der Apo­sto­li­sche Nun­ti­us ein­grei­fen muß­te, damit sich etwas rührt, wirft ein bezeich­nen­des Licht auf den Zustand des öster­rei­chi­schen Episkopats.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Kottingbrunn

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