„Ich mag Bischöfe, die beten!“ – Eindrücke eines englischen Priesters von Bischof Athanasius Schneider


450px-Athanasius_schneider_20091210Die Leser von Katho­li­sches sind durch­aus ver­traut mit Weih­bi­schof Atha­na­si­us Schnei­der von Ast­a­na (Kasach­stan). Jüngst ver­öf­fent­lich­te ein Prie­ster aus Eng­land sei­ne Ein­drücke von Bischof Schnei­der, die wir im Fol­gen­den in deut­scher Über­set­zung wie­der­ge­ben. Der Autor des Arti­kels ist Father Ray Bla­ke von St. Mary Mag­da­len in Brigh­ton. In jener Pfar­rei wird neben dem neu­en Ritus sonn­tags und frei­tags auch die über­lie­fer­te Lit­ur­gie zele­briert. Der nun fol­gen­de Bei­trag erschien am letz­ten Don­ners­tag auf dem Blog von Father Ray.

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Ich ris­kie­re, ein Bischof Schnei­der-Grou­pie zu wer­den. Zum ersten Mal habe ich ihn in Down­si­de Abbey getrof­fen, aller­dings haben wir nicht mit­ein­an­der gespro­chen. Er knie­te vor dem aller­hei­lig­sten Sakra­ment in der Kir­che, als ich ankam, um mei­ne Betrach­tung zu ver­rich­ten, mein Bre­vier zu beten, mei­ne Mes­se zu lesen, mei­ne Dank­sa­gung zu machen; er knie­te immer noch, gütig lächelnd, als ich fer­tig war; tat­säch­lich war er immer noch da, als ich einen wei­te­ren Teil mei­nes Bre­viers nach dem Früh­stück bete­te. Da sein Bre­vier zuge­klappt war, neh­me ich an, dass er bereits lan­ge vor mir [in die Kir­che] gekom­men war – und er war immer noch dort, als ich schließ­lich ging. Ich mag Bischö­fe, die beten!

Ich mag Bischö­fe mit Feu­er im Leib, und viel­leicht weil er aus Kasach­stan stammt, in einer Zeit der Ver­fol­gung auf­wuchs und wohl von vie­len Leu­ten umge­ben war, die für den Glau­ben lit­ten, sagt er Din­ge, die aus dem Mund eines sei­ner mehr ver­west­lich­ten Brü­der schockie­rend klin­gen mögen. Offen gesagt ist er ein Hauch fri­scher Luft. Er mag sogar als empö­rend ange­se­hen wer­den: Er for­dert das Ende der Hand­kom­mu­ni­on, er schlägt vor, daß ein­zel­ne Bischö­fe oder gar Prie­ster einen eige­nen „Syl­labus Errorum“ ent­wer­fen, er for­dert uns auf, zu leben und zu prak­ti­zie­ren, was wir glau­ben, und zwar nicht nur in der Fei­er der Eucha­ri­stie. Wie Papst Bene­dikt ver­ur­teilt er den Rela­ti­vis­mus. Er geht sogar so weit, zu sug­ge­rie­ren, daß­die Bewe­gung zum äuße­ren Rand, in Rich­tung eines sozia­len Evan­ge­li­ums, das Öko­lo­gie umfaßt und Wirt­schaft – all jene Din­ge, über die wir in letz­ter Zeit so viel hören –, in Wirk­lich­keit eine Flucht vor Chri­stus ist, oder zumin­dest ein Weg, auf dem Chri­stus selbst nicht im Zen­trum sei­ner Kir­che ist.

[Bischof Schnei­der] sprach am Mitt­woch [21. Mai 2014] in Lon­don vor der „Con­fra­ter­ni­ty of Catho­lic Cler­gy“. Ich den­ke, er könn­te mich für etwas grob gehal­ten haben, als ich ihm gegen­über vor dem Essen andeu­te­te, daß vie­le von uns von ande­ren Kle­ri­kern und sogar von Bischö­fen bereits für etwas ver­rückt gehal­ten wer­den, da wir der vor­herr­schen­den Agen­da von Orga­ni­sa­tio­nen wir „A Call To Action“ ent­ge­gen­tre­ten. Ich sag­te, daß ich nicht wüß­te, was deren Reak­ti­on wäre, wenn wir all das umset­zen wür­den, was er vor­ge­schla­gen habe. Er lächel­te nur und ging, um sich mit jemand ande­rem zu unter­hal­ten. Tat­sa­che ist, daß ich den­ke, er hat Recht, und unter­stüt­ze, was er sagt. Glei­ches gilt, den­ke ich, für den Groß­teil des Kle­rus, der bei dem Tref­fen zuge­gen war.

Ich stim­me auch mit dem über­ein, was er sag­te, als er am Sonn­tag in West Grin­stead von eini­gen Lai­en zu der Mög­lich­keit befragt wur­de, daß die Bischofs­syn­ode die Leh­re der Kir­che ändert hin­sicht­lich des Emp­fangs der hei­li­gen Kom­mu­ni­on von geschie­de­nen Wie­der­ver­hei­ra­te­ten. Er sag­te: „Das ist unmög­lich.“ Eine Dame setz­te ihm zu und frag­te: „Aber was, wenn die Syn­ode und der Papst tat­säch­lich die Posi­ti­on der Kir­che ändern wür­den?“ Wenn ich mich recht erin­ne­re, sag­te er, daß dies ein Abwei­chen von der Leh­re des Herrn wäre, und sie [Syn­ode und Papst] falsch lägen. Eine Syn­ode sei nicht unfehl­bar, und kein Papst kön­ne etwas leh­ren, das ein­deu­tig dem Herrn wider­spre­che. Wenn er es doch täte, wäre er in die­ser Sache im Irr­tum und wir könn­ten ihm in die­ser Sache nicht fol­gen. Mit all den Albern­hei­ten, die der­zeit umher­schwir­ren, hal­te ich es für ange­mes­sen, daß die­ser Bischof den Namen Atha­na­si­us trägt. Gott seg­ne ihn!

Text: Father Ray/​ Über­set­zung: M. Bene­dikt Buerger
Bild: Mar­ko Tervaportti

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