(Innsbruck) Die Nachricht von der Exkommunikation der Österreicherin Martha Heizer machte in der katholischen Welt schnell die Runde. Vor allem glaubenstreue Katholiken zeigen offene Genugtuung über den Schritt Roms. „Eine Nachricht von größter Wichtigkeit“, so Corrispondenza Romana. Die Exkommuniation helfe „etwas mehr Klarheit in die Kirche zu bringen“. Gleichzeitig mache der Fall Heizer das „Schisma sichtbar, das schon seit langem die Kirche untergrabe“.
Es sei ein schleichendes Schisma „mit dem stillen Wohlwollen auch von Prälaten und Bischöfen“ so die Nachrichtenseite von Roberto de Mattei. Ein Schisma, das man in der Kirchenführung zu lange verdrängt habe, „obwohl Leute wie Heizer die Kirche ständig provozierten und unter Katholiken große Verwirrung stifteten“.
„Man muß es wirklich bunt treiben, bis die Kirche reagiert“
Heizer ist Mitbegründerin von Wir sind Kirche und war seit kurzem Vorsitzende des ultraprogressiven Vereins. Mit Martha Heizer wurde gleichzeitig auch ihr Ehemann Gert Heizer exkommuniziert. „Man muß es leider wirklich bunt treiben, damit im frühen 21. Jahrhundert die Katholische Kirche sich aufraffen kann, offiziell die Exkommunikation festzustellen“, so John Wheeler vom Catholic Observer.
„Die Vereinigung Wir sind Kirche nahm demonstrativ mit der Bezeichnung ‚katholisch‘ in Italien am Gay Pride teil und konnte immer auf die Unterstützung der progressiven Schule von Bologna zählen“, so Corrispondenza Romana. Die Schule von Bologna, die ihren Kampf zur progressiven Auslegung des Zweiten Vatikanischen Konzils führt, wurde wiederum nicht nur von der Deutschen Bischofskonferenz gefördert, sondern noch heute in viele Diözesen eingeladen, um ein progressives Kirchenverständnis zu verbreiten.
Bereits der Name der Vereinigung Wir sind Kirche sei eine „arrogante Anmaßung“. Zum Forderungskatalog des Heizer-Vereins gehören Frauenpriestertum, Abschaffung des Priesterzölibats, Aufhebung der Unterscheidung zwischen Priestern und Laien, demokratische Wahl von Bischöfen, Anpassung der Sexualmoral an moderne Sitten, „kurzum, die Verweltlichung der Kirche und damit deren Auflösung in einer moralisierenden Zivilgesellschaft“, so Corrispondenza Romana.
Heilige Messe als Farce Marke Heizer
Martha und Gert Heizer „‘zelebrieren‘ mit blasphemischer Anmaßung und einer beispiellosen Arroganz“ seit drei Jahren zu Hause in Absam bei Innsbruck eine „Messe“. Diese Farce-Messe wird vor anderen Katholiken, aber ohne Priester gefeiert. Die eigens zum Fall eingesetzte Kommission der Glaubenskongregation kam zum Schluß, daß wegen der besonderen Schwere der Vergehen offiziell die Exkommunikation auszusprechen ist.
Daß Heizer sich selbst außerhalb der kirchlichen Gemeinschaft gestellt hat, war in ihrem Fall offensichtlich. Dennoch dauerte es Jahre, bis die Kirche tätig wurde. Daß es dazu einer Kommission der Glaubenskongregation bedurfte, unterstreicht die Scheu vieler Bischöfe, die ihnen anvertrauten Aufgaben zu erfüllen und ihre Neigung, sie auf eine höhere Ebene abzuwälzen.
Bischof Manfred Scheuer von Innsbruck machte sich die Mühe, das Exkommunikationsdekret persönlich dem Ehepaar zu überbringen. Zumindest darin zeigte er, seine Hirtenpflicht wahrzunehmen, indem er sich bemüht, seinen Schafen nachzugehen, um sie zur Umkehr zu führen. Im Fall Heizer blieb das Bemühen ergebnislos. Das Ehepaar scheint sich in einer Scheinwelt verrannt zu haben. In den Medien „empörten“ sie sich uneinsichtig über das Dekret. „Wir akzeptieren die Exkommunikation nicht und werden auf unserem Weg weitergehen“, sagte Martha Heizer im Österreichischen Rundfunk verstockt.
Reaktion Roms: Lieber spät als nie
„Exkommunikation stellt keinen Willkürakt da“, so Roberto Deotto von Riscossa Cristiana. „Exkommunikation bedeutet, daß der betreffende getaufte Katholik sich durch seine Handlungen selbst aus der Gemeinschaft der Kirche ausgeschlossen hat. Er hat sich außerhalb der Gemeinschaft gestellt.“ Im Fall der Modernistin Heizer wurde die Exkommunikation ausdrücklich festgestellt. „Die Exkommunikation hat eigentlich nichts mit einem offiziellen Akt der Kirche zu tun. Sie gilt automatisch durch die falsche Tat, die ein Getaufter setzt. Bei genauem Hinsehen würde man feststellen, daß die Zahl der Exkommunizierten relativ hoch ist. Dazu gehören, um nur ein Beispiel zu nennen, alle Getauften, die Abtreibung befürworten, nicht nur Politiker.“
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil rede man aber nicht mehr gerne über die Exkommunikation, wie man auch nicht mehr gerne über Dogmen spreche. „Die antiautoritäre Welle hat die Katholische Kirche in den 70er Jahren erfaßt. Seither scheint es nur mehr die ‚positive‘ Variante zu geben, durch Taufe in die Kirche eintreten zu können. Die ‚negative‘ Variante aus Kirche ausgeschlossen zu sein, darf es gar nicht geben, denn das sei ein Skandal. Ein Skandal ist hingegen das, was ein Getaufter tut und mit dem er sich ipso facto aus der Gemeinschaft ausschließt, wenn er es bewußt tut und darauf beharrt“, so Deotto. Das entspreche dem „weichen Denken unserer Zeit“. Jeder wolle alle nur denkbaren Rechte haben, doch von Pflichten will man nichts hören. „Man versucht den Menschen zum Konsumenten zu reduzieren. Auch Kirche wird vom Konsumenten nur ‚konsumiert‘“. Es täte der Kirche „gut“, wenn öfter „offiziell und öffentlich die Exkommunikation von Getauften festgestellt wird“, so Deotto. Martha Heizer scheine „leider unbelehrbar zu sein“, so Deotto.
Vereine wie „Wir sind Kirche“ müssen nun Laden in der Kirche dichtmachen
Fest stehe mit der Exkommunikation von Heizer, „daß Vereine wie Wir sind Kirche und angeschlossene Basisgemeinschaften ihren Laden in der Kirche dichtmachen müssen. Wenn sie eine andere Kirche wollen, sollen sie eine gründen. Als Getaufte haben sie in der Katholischen Kirche aber der Glaubenslehre und der kirchlichen Ordnung zu folgen, weil die Offenbarung Gottes nicht dem beliebigen Ermessen des Menschen unterliegt“, so Corrispondenza Romana.
Entweltlichung statt progressive Verweltlichung
Es sei zu hoffen, daß sich die ‚Entwirrung‘ auch auf die vielen kleinen und größeren Vereine ausweitet, die direkt oder ideell mit „Wir sind Kirche“ verbunden sind. Gegen diese von progressiven Gruppen geforderte schleichende Verweltlichung der Kirche hatte Papst Benedikt XVI. am 25. September 2011 im Freiburger Konzerthaus seine Stimme erhoben und stattdessen als Gegenprogramm eine „Entweltlichung“ gefordert. Seine Wortneuschöpfung faßt in einem Wort das Programm zur Gesundung der Kirche zusammen. Dazu gehört auch die Befreiung von einer um sich greifenden Verwirrung, die durch Personen wie das Ehepaar Heizer gestiftet wird.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana