Die Institution der Heiligsprechung verkommt zur weiteren Pseudo-Veranstaltung – getreu dem Motto „Brot und Spiele“


Papa-no-fracking-final-001-302x289Sind wir, mit der kürz­li­chen Hei­lig­spre­chung von Papst Johan­nes XXIII. und Papst Johan­nes Paul II. sowie der bevor­ste­hen­den Selig­spre­chung von Papst Paul VI. an jenem Punkt ange­langt, „an dem die Wahl zum Petrus­amt schlecht­hin ein Signal für Got­tes­furcht ist, die Garan­tie für eine spä­te­re Selig­spre­chung? Wird jeder Papst sei­nen Vor­gän­ger hei­lig­spre­chen – oder zwei oder drei – mit der unaus­ge­spro­che­nen Annah­me, daß sein eige­ner Nach­fol­ger das Kom­pli­ment erwi­dert? Ist die Wahl ein Schuld­schein, for­mu­liert in wei­ßem Rauch und bei Tod ein­zu­lö­sen für die öffent­li­che Erhe­bung in den Rang eines Hei­li­gen?“ So fragt Mau­re­en Mul­lar­key in einem Bei­trag, der am Mon­tag, 12. Mai 2014, auf der Inter­net­sei­te des monat­lich in gedruck­ter Form erschei­nen­den Maga­zins „First Things“ erschie­nen ist. „First Things“ steht dabei kei­nes­wegs im Ver­dacht, redak­tio­nell beson­ders kon­ser­va­tiv oder gar tra­di­tio­na­li­stisch aus­ge­rich­tet zu sein.

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Durch die Medi­en, schreibt Mul­lar­key, wer­de der Anschein oder die Aura von Hei­lig­keit ver­mit­telt, durch den nicht nur ein­fa­che Gläu­bi­ge, son­dern auch ihre Hir­ten leicht zu beein­drucken sei­en. Dies füh­re zu der Illu­si­on, daß schließ­lich jede päpst­li­che Mei­nung als Pro­phe­ten­wort ange­se­hen wer­de. Die Dop­pel-Hei­lig­spre­chung am Wei­ßen Sonn­tag auf dem Peters­platz sei eine ver­früh­te Ver­klä­rung der bei­den Päp­ste gewe­sen, „ein Schau­spiel syn­the­ti­scher Fröm­mig­keit, das insze­niert wur­de für den unmit­tel­ba­ren Medienkonsum.“

Es bestehe die Gefahr, daß die Insti­tu­ti­on der Hei­lig­spre­chung zu einer wei­te­ren Pseu­do-Ver­an­stal­tung ver­kom­me, wel­che – getreu dem Mot­to „Brot und Spie­le“ – einer durch vir­tu­el­le Rea­li­tät berausch­ten Kul­tur hin­ge­wor­fen wer­de. So sei in den letz­ten Jahr­zehn­ten das Papst­tum immer mehr zu einem Spek­ta­kel gewor­den, wäh­rend ande­rer­seits Kir­chen leer­ste­hen und die Mei­ster­wer­ke christ­li­cher Archi­tek­tur und Kunst nur mehr für Tou­ri­sten rele­vant sind.

Auf den Pro­mi-Sta­tus von Papst Fran­zis­kus bezo­gen schreibt Mul­lar­key: „Wie jeder poli­tisch auf­ge­weck­te Show­man bedient er sich der Kame­ra für sorg­fäl­tig geplan­te Foto­ter­mi­ne.“ Bei­spiels­wei­se habe sich der Hei­li­ge Vater im Novem­ber mit einem T‑Shirt ablich­ten las­sen, das Posi­ti­on bezie­he gegen Frack­ing, womit er „akti­vi­sti­schen Fil­me­ma­chern jene Art von Unter­stüt­zung zuer­kann­te, die wir von Yoko Ono und Matt Damon erwar­ten“. Doch nicht nur die Gebär­den des Pap­stes sehen sich der spit­zen Feder von Mau­re­en Mul­lar­key hilf­los aus­ge­setzt: „Medi­en­be­wuß­te sym­bo­li­sche Gesten spie­geln sich wider in einer dün­nen, unprä­zi­sen Rhe­to­rik, die ein Gefäß ist für wel­che Bedeu­tung auch immer die Öffent­lich­keit hin­ein­fal­len läßt.“

Die jüng­sten Äuße­run­gen des Pap­stes – er sprach von einer „Wirt­schaft der Aus­schlie­ßung“ – bei sei­nem Tref­fen mit dem Gene­ral­se­kre­tär der Ver­ein­ten Natio­nen, Ban Ki-moon, sei­en nur ein Bei­spiel unter vie­len. Dar­über hin­aus sei jedoch pro­ble­ma­tisch gewe­sen, daß Fran­zis­kus jene Bemer­kung mit einer sozia­li­stisch anmu­ten­den For­de­rung nach „legi­ti­mer Umver­tei­lung von Ver­mö­gens­wer­ten“ ver­knüpft habe. „Päpst­li­cher Mes­sia­nis­mus, unter­stützt durch einen Kom­pe­tenz­man­gel in wirt­schaft­li­chen Fra­gen, ist der Weg zu einer wohl­be­kann­ten Höl­le, wie fein er auch mit guten Absich­ten gepfla­stert sein mag.

Text: M. Bene­dikt Buerger
Bild: Sonia Goicoechea

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