Pro multis „für viele“ in Spanien – Wann folgt der deutsche Sprachraum?


Pro multis für viele neues spanisches Missale(Madrid/​Rom) Die Ein­füh­rung der über­ar­bei­te­ten Aus­ga­be der spa­ni­schen Über­set­zung des Mis­sa­le Roma­num steht unmit­tel­bar bevor. Das ver­bes­ser­te Mis­sa­le wur­de appro­biert. Damit wird auch die Kor­rek­tur der Wand­lungs­wor­te in Kraft tre­ten. Das pro mul­tis in der latei­ni­schen Kult­spra­che der Katho­li­schen Kir­che wird dann in der spa­nisch­spra­chi­gen Welt nicht mehr mit „für alle“, son­dern dem Ori­gi­nal ent­spre­chend kor­rekt mit „für vie­le“ über­setzt. Dies berich­te­te Info­va­ti­ca­na unter Beru­fung auf „zuver­läs­si­ge Quellen“.
Die Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on unter der Lei­tung des spa­ni­schen Prä­fek­ten Anto­nio Kar­di­nal Cañi­zares Llove­ra berei­tet zudem ein „wich­ti­ges“ Doku­ment über die „kor­rek­te und ange­mes­se­ne Teil­nah­me der Gläu­bi­gen an der Eucha­ri­stie“ und zum Frie­dens­gruß vor. 

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Kar­di­nal Cañi­zares Llove­ra könn­te, so die spa­ni­sche Inter­net­sei­te, unmit­tel­bar vor der Abbe­ru­fung als Prä­fekt ste­hen. Ent­spre­chen­de Gerüch­te hal­ten sich seit der Wahl von Papst Fran­zis­kus, dem kei­ne beson­de­re Sen­si­bi­li­tät für die Lit­ur­gie nach­ge­sagt wird. Unter­des­sen arbei­tet Kar­di­nal Cañi­zares wei­ter an der Umset­zung des nach­syn­oda­len Apo­sto­li­schen Schrei­bens Sacra­men­tum cari­ta­tis von 2007.

Mit der Lit­ur­gie­re­form, zunächst der Über­set­zung in die Volks­spra­chen, dann der Ver­än­de­rung der Lit­ur­gie selbst, war es in den spä­ten 60er und frü­hen 70er Jah­ren zu unge­nau­en Über­set­zun­gen gekom­men. Auf deren Kor­rek­tur hat­te bereits Johan­nes Paul II, beson­ders jedoch Papst Bene­dikt XVI. gedrängt, weil sie Anlaß zu Miß­ver­ständ­nis­sen boten und teils theo­lo­gisch defi­zi­tär waren. 2006 erteil­te der deut­sche Papst den Auf­trag an alle Bischofs­kon­fe­ren­zen, die Gläu­bi­gen auf die Ände­rung der Wand­lungs­wor­te durch Rück­kehr zum latei­ni­schen Ori­gi­nal vorzubereiten.

Aus zwei Jahren wurden acht Jahre

Im Dekret der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on von 2006 waren den Bischofs­kon­fe­ren­zen dafür zwei Jah­re ein­ge­räumt wor­den. Eini­ge volks­sprach­li­che Aus­ga­ben wur­den bereits der Revi­si­on unter­zo­gen. Als erstes trat 2011 das neue Mis­sa­le für den eng­lisch­spra­chi­gen Raum in Kraft. Es folg­ten wei­te­re Spra­chen. Zwei Jah­re sei­en eine völ­lig aus­rei­chend lan­ge Zeit, dach­te Papst Bene­dikt XVI. und hat­te damit den inner­kirch­li­chen Wider­wil­len falsch ein­ge­schätzt. Für die spa­nisch­spra­chi­ge Welt sind gan­ze acht Jah­re dar­aus gewor­den. Im deut­schen Sprach­raum ist noch immer kein Ende abzu­se­hen, weil die Bischofs­kon­fe­ren­zen kei­nen Schwung auf­brin­gen können.

Hin­ter der Fra­ge, ob pro mul­tis als „für vie­le“ oder wie bis­her als „für alle“ über­setzt wird, steckt mehr als „nur“ das eine behaup­te­te Wort. Es geht letzt­lich um den grund­sätz­li­chen Unter­schied zwi­schen dem authen­ti­schen katho­li­schen Glau­bens­ver­ständ­nis und einer neu­re­li­giö­sen Aller­lö­sungs­leh­re. Es gel­te einem „über­trie­be­nen Heils­op­ti­mis­mus“ ent­ge­gen­zu­wir­ken, wie Kar­di­nal Mal­colm Ran­jith beton­te, da die Ret­tung des Men­schen „kein Auto­ma­tis­mus ist“, so Kar­di­nal Fran­cis Arinze.

Am 14. April 2012 schick­te Bene­dikt XVI. den deut­schen Bischö­fe ein eige­nes Schrei­ben zur Fra­ge, um deren Wider­stand zu bre­chen. Dar­in leg­te er die Grün­de dar, wes­halb es eine ver­bes­ser­te Über­set­zung brau­che (sie­he auch Ein­griff Bene­dikts XVI. zu Wand­lungs­wor­ten been­det lan­ge Kon­tro­ver­se zwi­schen Bischö­fen). Allein mit den eng­li­schen und spa­ni­schen Neu­aus­ga­ben des Mis­sa­le wird die Kor­rek­tur für die Hälf­te aller Katho­li­ken voll­zo­gen sein.

Änderungen beim Friedensgruß

Das neue Doku­ment über die Hei­li­ge Eucha­ri­stie soll in den kom­men­den Mona­ten ver­öf­fent­licht wer­den. Papst Bene­dikt XVI. hat­te unter ande­rem die Vor­le­gung des Frie­dens­gru­ßes gewünscht, da vor dem Kom­mu­nion­emp­fang inne­re Samm­lung statt Unru­he not­wen­dig sei. Die Kor­rek­tur des Frie­dens­gru­ßes sol­le, laut Info­va­ti­ca­na, zudem Anlaß sein, die theo­lo­gi­sche Bedeu­tung des Frie­dens her­vor­zu­he­ben, statt der „häu­fi­gen sozio­lo­gi­schen Inter­pre­ta­tio­nen“, die ihm gege­ben wer­den. Wäh­rend des Frie­dens­gru­ßes sol­le zudem nicht mehr gesun­gen werden.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Catho­lic View

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