Ist Maria die Mutter Gottes? Ein sokratischer Dialog


mariaMatt Fradd, der Ver­fas­ser die­ses sokra­ti­schen Dia­logs, wirkt nach sei­ner Bekeh­rung im Zuge des Welt­ju­gend­tags 2000 in Rom als Apo­lo­get, wobei er sei­nen Blick beson­ders auf Jugend­li­che und jun­ge Erwach­se­ne rich­tet. Ein wei­te­rer Schwer­punkt sei­ner Arbeit bil­det das Apo­sto­lat, Män­ner – und zuneh­mend Frau­en – von einem Leben mit Por­no­gra­fie zu einem Leben in Rein­heit zu füh­ren. Selbst in Austra­li­en gebo­ren, lebt Fradd mit sei­ner Frau Came­ron und den drei gemein­sa­men Kin­dern in Süd­ka­li­for­ni­en. Wir dan­ken Matt Fradd für die Erlaub­nis zur Über­set­zung der näch­sten Zeilen!

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Der fol­gen­de Text ist ein fik­ti­ver Dia­log im sokra­ti­schen Stil zwi­schen John – einem Pro­te­stan­ten, der die Leh­re von Maria, der Mut­ter Got­tes („Theo­to­kos“), ablehnt – und Mark – einem Katho­li­ken, der dies (offen­kun­dig) nicht tut.

John: Hey Mark, war­um nen­nen Katho­li­ken Maria die „Mut­ter Gottes“?
Mark: Äh … Weil sie die Mut­ter Got­tes ist?
John: Ich bin da ande­rer Mei­nung. Maria ist ein Geschöpf, sie ver­ur­sach­te Gott nicht.
Mark: Es stimmt, dass sie nicht die Quel­le ist, von der Gott kam, und natür­lich stim­me ich dir zu, dass sie ein blo­ßes Geschöpf ist, aber Maria ist die Mut­ter Jesu, und Jesus ist Gott, also ist Maria die Mut­ter Gottes.
John: Tut mir Leid, das kau­fe ich dir nicht ab!
Mark: Was? Logik und Vernunft?
John: Mir scheint das nichts ande­res zu sein als ein katho­li­sches Wort­spiel, um Maria außer­ge­wöhn­li­cher zu machen als sie tat­säch­lich ist.
Mark: John, wen hat Maria geboren?
John: Jesus Chri­stus, natür­lich, und ande­re Kinder.
Mark: Wir kön­nen über die immer­wäh­ren­de Jung­fräu­lich­keit Mari­ens zu einem spä­te­ren Zeit­punkt dis­ku­tie­ren, einst­wei­len aber glaubst du, dass Maria Jesus Chri­stus gebo­ren hat.
John: Ver­zei­hung, ist das eine Fra­ge? Natür­lich glau­be ich das, ich habe das doch gera­de gesagt.
Mark: Und wer ist Jesus Christus?
John: Okay, ich spie­le mit. Er ist der Erlö­ser der Welt.
Mark: Gut, also gebar Maria den Erlö­ser der Welt. Aber wer ist die­ser Erlö­ser der Welt? Wer ist Jesus?
John: Gott!
Mark: Bingo!
John: Wer sagt denn bit­te­schön „bin­go“?
Mark: Was hät­te ich dei­ner Mei­nung nach sagen sollen?
John: Genau ins Schwarze?
Mark: Ich blei­be bei „bin­go“. Also stimmst du mir zu, dass Maria Gott gebar, und doch wei­gerst du dich, Maria die Mut­ter Got­tes zu nennen?
John: Viel­leicht gebar sie sei­ne mensch­li­che Natur, aber nicht sei­ne gött­li­che Natur.
Mark: Gebä­ren Müt­ter Natu­ren oder Per­so­nen, John?
John: Okay, viel­leicht gabar sie Jesu mensch­li­che Per­son, aber nicht sei­ne gött­li­che Person.
Mark: Du hast gera­de demon­striert, war­um das Dog­ma von der Mut­ter­schaft Mari­ens („Theo­to­kos“) uner­läss­lich ist, um zu ver­ste­hen, wer Chri­stus ist. Chri­stus ist nicht mehr als eine Per­son, und Chri­stus ist kei­ne mensch­li­che Per­son. Er ist eine gött­li­che Person.
John: Klar, okay, ich ver­ste­he dei­nen Blick­win­kel. Ich schät­ze, ich den­ke nur, dass es die Leu­te ver­wirrt. Schließ­lich den­ken die Leu­te viel­leicht noch, dass Maria Gott vor­aus­geht oder so.
Mark: Das mögen sie den­ken, aber sie lägen falsch. Wür­dest du zustim­men, dass, nur weil etwas ver­wir­red oder letzt­lich unbe­greif­lich ist, es nicht dar­aus folgt, dass es falsch ist?
John: Ich bin verwirrt.
Mark: Aber das heißt nicht, dass das, was ich sage, falsch ist, richtig?
John: Mein Kopf schmerzt.
Mark: Mei­ner auch! Aber lass uns wei­ter­ma­chen. Wür­dest du zustim­men, dass die Leh­re von der aller­hei­lig­sten Drei­fal­tig­keit für vie­le Leu­te eine ver­wir­ren­de Leh­re ist? Wür­dest du zustim­men, dass bei­spiels­wei­se vie­le Mus­li­me, wenn sie von der Drei­fal­tig­keit hören, den­ken, dass wir Poly­the­isten sei­en? Dass wir drei Göt­ter verehren?
John: Ja, da wür­de ich zustimmen.
Mark: Aber nur weil es ver­wir­red sein kann, die Leh­re von der Drei­fal­tig­keit zu erklä­ren, heißt das nicht, dass sie falsch ist, oder dass wir auf­hö­ren soll­ten, sie zu leh­ren, weil sie für Ver­wir­rung sor­gen kann. Das glei­che gilt für die­se Leh­re, eine Leh­re, an wel­cher die Kir­che bestän­dig für mehr als 2000 Jah­re fest­ge­hal­ten hat. Ver­nimm die Wor­te des Johan­nes Cas­sia­nus (geb. um 360, gest. um 435), der gegen einen Mann mit dem Namen Nesto­ri­us schrieb – ein Mann, der den glei­chen Feh­ler beging, den du begehst, indem du dich wei­gerst anzu­er­ken­nen, dass die aller­se­lig­ste Maria die Mut­ter Got­tes war und ist.

Und so sagst du, o Häre­ti­ker, wer immer du sein magst, der du leug­nest, dass Gott von der Jung­frau gebo­ren wur­de, [der du behaup­test,] dass Maria, die Mut­ter unse­res Herrn Jesus Chri­stus, nicht „Theo­to­kos“ genannt wer­den soll­te, also Mut­ter Got­tes, son­dern „Chri­sto­to­kos“, also nur die Mut­ter Chri­sti, nicht Gottes.

Denn nie­mand, so sagst du, bringt her­vor, was zeit­lich vor­an­ge­hend war. Und über die­ses völ­lig törich­te Argu­ment, wonach du denkst, dass die Geburt Got­tes von einem sinn­li­chen Ver­stand erfasst wer­den kann, und meinst, dass das Geheim­nis Sei­ner Maje­stät durch mensch­li­ches Den­ken erklärt wer­den kann, wer­den wir, so Gott erlaubt, spä­ter etwas sagen. In der Zwi­schen­zeit wer­den wir nun durch gött­li­che Zeug­nis­se bewei­sen, dass Chri­stus Gott ist, und dass Maria die Mut­ter Got­tes ist.

John: Wow, dei­ne Logik ist unan­fecht­bar. Ich habe mei­ne Mei­nung voll­stän­dig geändert.
Mark: Wirklich?
John: Nein.
Mark: Soso, ich verstehe …

Text: Matt Fradd/​ Über­set­zung: M. Bene­dikt Buerger
Bild: Mae­sta‚, Vor­der­sei­te, Pre­del­la: Die Ver­kün­dung 1308 – 1311

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