Messe für wiederverheiratet Geschiedene und Schwule mit Kommunion „für alle“


"Faschingsmesse" in Kirchberg von Pfarrer Bernhard Preiß (links) und Pfarrer i.R. Alois Kremser (rechts)
„Faschings­mes­se“ (2014) gibt es auch in Kirch­berg an der Raab mit Pfar­rer Bern­hard Preiß (links) und Pfar­rer i.R. Alo­is Krem­ser (rechts)

(Wien) Ein „unge­hor­sa­mer“ Pfar­rer und ein sus­pen­dier­ter Dia­kon „grei­fen dem Vati­kan vor“. Sie kün­di­gen an, daß sie ab dem Som­mer einen eige­nen „Got­tes­dienst für wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ne, Schwu­le, Les­ben und Allein­er­zie­he­rIn­nen“ anbie­ten wer­den, wie die Klei­ne Zei­tung von Graz berichtet.

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Das Gan­ze spielt in der Diö­ze­se Graz-Seckau im Pfarr­ver­band Kirch­berg an der Raab-St. Mar­ga­re­then im öster­rei­chi­schen Bun­des­land Stei­er­mark. Bern­hard Preiß, der Pfar­rer des Pfarr­ver­ban­des, ist einer der „unge­hor­sa­men“ Prie­ster der Pfar­rer-Initia­ti­ve des ehe­ma­li­gen Wie­ner Gene­ral­vi­kars und Cari­tas-Direk­tors Hel­mut Schüller.

„Ungehorsamer“ Pfarrer und suspendierter Diakon

Für Preiß und sei­nen Dia­kon ste­hen „die Zei­chen auf Ver­än­de­rung“. Ab dem Som­mer soll im Pfarr­ver­band ein „Got­tes­dienst“ für „wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ne, Homo­se­xu­el­le und Allein­er­zie­he­rIn­nen“ ange­bo­ten wer­den, bei dem „alle auch die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen kön­nen“. Initia­tor und Orga­ni­sa­tor ist Dia­kon Gott­fried Url, der sich dabei gemein­sam mit Pfar­rer Preiß auf Papst Fran­zis­kus beruft. Dia­kon Url ist eigent­lich gar nicht mehr Dia­kon, weil er vom Dienst sus­pen­diert wur­de. Er ist näm­lich selbst geschie­den und wie­der­ver­hei­ra­tet und han­delt damit in eige­ner Sache.

„Ich habe mitt­ler­wei­le vie­le Tex­te des Pap­stes gele­sen – und über­all schreibt Fran­zis­kus von Barm­her­zig­keit und Soli­da­ri­tät“, wird Url von der Klei­nen Zei­tung zitiert und zieht dar­aus eben­so eigen­mäch­ti­ge wie weit­rei­chen­de Schlüs­se. „Mein Amt ist ruhend gestellt, aber wenn ich gefragt wer­de, assi­stie­re ich immer“, schil­dert Url sein eigen­wil­li­ges Gehor­sams­ver­ständ­nis. Er „assi­stiert“ bei Begräb­nis­sen, Oster­spei­sen­seg­nun­gen oder, „wie in die­sem Jahr bei der Fei­er der Oster­nacht in Loipersdorf“.

Zweite Ehe „kein Widerspruch“, Hauptsache „erster Partner wird finanziell nicht hängen gelassen“

Daß eine zwei­te Ehe kein Wider­spruch zum Ide­al des lebens­lan­gen Bun­des sei, davon ist der Dia­kon aus ver­ständ­li­chen Grün­den „über­zeugt“. Die Leh­re Chri­sti zum Ehe­sa­kra­ment scheint für den „Dia­kon“ nicht wesent­lich. „Wich­tig“ ist für ihn nur, „den ersten Part­ner nicht vor den Kopf zu sto­ßen und ihn auch finan­zi­ell nicht hän­gen zu las­sen.“ Die Ehe­leh­re ist für ihn nur ein Pro­dukt der Kir­chen­ge­schich­te, wes­halb man sich auch nicht dar­an hal­ten müsse.

„Frühlingserwachen in der Kirche“ durch Papst Franziskus

Pfar­rer Preiß sieht unter Papst Fran­zis­kus ein „Früh­lings­er­wa­chen in der Kir­che“. Im neu­en Pfarr­blatt 2/​2014 des Pfarr­ver­ban­des schreibt er: „Früh­lings­er­wa­chen heißt, daß neue Impul­se, die Son­ne der Lie­be und der frucht­ba­re Regen des Ver­trau­ens auch in der Kir­che wirk­sam wer­den“. Das neue „Früh­lings­er­wa­chen“ stellt Preiß in direk­ten Zusam­men­hang mit dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil, das „eine 400 Jah­re dau­ern­de Zeit der Behar­rung und Weg­wei­sung“ über­wun­den habe. Die kirch­li­che Leh­re und ihre Ver­tei­di­gung redu­ziert der „unge­hor­sa­me“ Pfar­rer auf „Äng­ste, Besitz­stand­den­ken, Ideo­lo­gien, Beharr­lich­kei­ten, Gewohn­hei­ten und Macht­fra­gen“. Johan­nes XXIII. habe die Kir­che aber „refor­miert“ durch die „Volks­spra­che“, den „Volks­al­tar“, die „Auf­wer­tung der Lai­en gegen eine Kleriker-(Priester-)Kirche“ und das „all­ge­mei­ne Prie­ster­tum aller Men­schen“. Dann aber hät­ten sich „eher wie­der die bewah­ren­den Kräf­te durch­ge­setzt“. Jetzt aber, „erst mit Papst Fran­zis­kus, hört man wie­der ande­re Töne aus Rom.“

Die öster­rei­chi­schen Bischö­fe sei­en „begei­stert und vol­ler Lob“ aus Rom zurück­ge­kehrt. Kar­di­nal Schön­born habe ein­ge­stan­den, daß man bis­her zu „zag­haft“ in Rom für eine „orts­kirch­li­che Eigen­ver­ant­wor­tung“ und eine „Dezen­tra­li­sie­rung“ ein­ge­tre­ten sei. Preiß zitiert den Kar­di­nal mit den Wor­ten: „Da schla­ge ich an mei­ne Bischofs­brust: Wir haben uns sicher zu wenig getraut, auch zu sagen, was unse­re Situa­ti­on erfor­dert und wie wir die Din­ge sehen“. „Eine gute, wenn auch spä­te Erkennt­nis“, fühlt sich Kir­chen­re­bell Preiß dadurch bestä­tigt. Ent­spre­chend zitiert Preiß auch Wor­te des hon­du­ra­ni­schen Kar­di­nal Mara­dia­ga, mit denen die­ser Glau­bens­prä­fekt Mül­ler kri­ti­sier­te: „Die Welt mein Bru­der ist nicht so. Du soll­test ein wenig fle­xi­bel sein, wenn du ande­re Stim­men hörst“.

Von „Faschingsmesse“ bis „Homo-Gottesdienst“

Für Pfar­rer Preiß gibt es kei­ne Hei­li­ge Mes­se, son­dern nur „Got­tes­dien­ste“. Für den ver­gan­ge­nen 2. März for­der­te er alle „Got­tes­dienst­be­su­cher“ auf, „mas­kiert“ zur „Faschings­mes­se“ zu kom­men, denn „Gott liebt das Lachen“.

Url wen­det sich mit sei­nem „Got­tes­dienst“ an alle „Aus­ge­schlos­se­nen“, die er eigen­mäch­tig zurück­ruft. Die „Got­tes­dien­ste“ sol­len „abwech­selnd in Kirch­berg und St. Mar­ga­re­then“ statt­fin­den und zwar vier­mal im Jahr „jeweils am ersten Sonn­tag“ einer Jah­res­zeit. Erster Ter­min ist der 22. Juni in Kirchberg.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: mein​be​zirk​.at (Screen­shot)

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