(Brüssel) Im politischen Segment der Multikulturalisten gilt es als Standard, mit zweierlei Maß zu messen. Globalisierung betreiben sie, trotz anderslautender Verbalverpackung, als Anti-Haltung zur Zerschlagung gewachsener Ordnungen, gleichgültig ob sich diese Staat, Volk, Kultur, Sprache, Religion oder Familie nennen. Ein Blick in ein Nachbarland erleichtert vielleicht den Zugang zur Frage.
Italiens Innenminister Angelino Alfano (Neue rechte Mitte) schlug jüngst Alarm: „Laut vorliegenden Informationen warten in Nordafrika zwischen 300.000 und 600.000 Menschen, um das Mittelmeer zu überqueren. Europa muß seine Grenzen sichern.“ Die Zahl bleibe konstant, weil die Wirtschaftsmigration für kriminelle Schlepperbanden ein lukratives Milliardengeschäft ist und daher ständig neu entfacht wird.
Gleichzeitig schaffte das italienische Parlament das Delikt der Illegalität ab. Nach jahrelangem linkem Trommelfeuer („Kein Mensch ist illegal“) wurde von der Großen Koalition unter Führung der Linksdemokraten, ein zentrales Instrument gegen illegale Einwanderung gekippt. Nicht der Mensch ist illegal, aber seine Handlungen können illegal sein, etwa auch dann, wenn er unrechtmäßig und unter Mißachtung aller Gesetze in das Staatsgebiet eines anderen Landes eindringt. Doch nach linksradikaler Logik gibt es keine Straftäter, sondern nur „Opfer“ repressiver Herrschaftssysteme, zu dem auch der kapitalistische Westen gehört.
Der Erzbischof von Mailand, Angelo Kardinal Scola, sagte auf einer Tagung an der Katholischen Universität von Mailand: „Die Religionsfreiheit ist solange nicht erfüllt, solange es keine Kultorte gibt. Ich würde keine großen Probleme machen wegen der Minarette, so lange sie es nicht am Domplatz machen.“ Die Anspielung richtete sich an die Diskussion um den Bau von Moscheen mit Minaretten als demonstrativem Beiwerk und die illegale Besetzung des Domplatzes durch moslemische Einwanderer zum Freitagsgebet.
Minarette kein Problem?
Der Kardinal fügte hinzu: „Das Problem ist praktischer Natur, denn in erster Linie gilt es zu schauen, wer eine Moschee verlangt und zu welchen Bedingungen. Ob es sich um eine wirkliche Gemeinschaft handelt oder um eine Einflußnahme von außen durch andere Staaten. Eine Moschee muß im Respekt vor der Geschichte und der Tradition eines Landes errichtet werden, weil der Dialog zwischen den Religionen nicht bedeutet, sich an einen Tisch zu setzen, sondern eine Öffnung gegenüber den Moslems, die hier leben.“
Die Sprache des Kardinals ist aus dem Mund deutscher Politiker hinlänglich bekannt. Die „Willkommenskultur“ fördert das Fremde und erniedrigt im Umkehrschluß, wenn auch meist unausgesprochen das Eigene. Zumindest wird es bis zur Unkenntlichkeit versteckt.
Christenverfolgungindex: neun von zehn Staaten sind islamische Länder
So sagte der Kardinal auch kein Wort zum Schicksal der Christen in den mehrheitlich islamischen Ländern. In der World Watch List 2014 von Open Doors International, einer seit 55 Jahren tätigen Hilfsorganisation für verfolgte Christen, sind neun der zehn Staaten, in denen die Christen am schwersten verfolgt werden, islamische Staaten: Somalia, Syrien, Irak, Afghanistan, Saudi-Arabien, Malediven, Pakistan, Iran und Jemen.
Wie steht es also wirklich um den Dialog zwischen den Religionen? Unter welchen Bedingungen soll und kann er geführt werden? Oder soll es ein Dialog um des Dialoges willen sein, wie er westlichem Denken in einer Art Wolkenkuckucksheim so lieb ist? Mit welchem Islam soll der Dialog geführt werden: Gibt es verschiedene Islame? Gibt es einen Islam solange die Menschen in den islamischen Staaten leben und mit einem Schlag einen anderen, sobald sie in den Westen einwandern?
Wie kann die christliche Religion der moslemischen gleichgestellt werden, die in vielen Ländern die Verfolgung und Diskriminierung der Christen betreibt? Auf der Grundlage welcher menschlichen Logik beabsichtigt man eine „Öffnung gegenüber den Moslems, die hier leben“, ohne gleichzeitig mit den Instrumenten der Diplomatie und des Völkerrechts in den Herkunftsländern der Einwanderer die Einhaltung der elementarsten Menschenrechte einzufordern? Zu diesen gehört auch das Recht auf Religionsfreiheit, die keine Einbahnstraße sein kann. Und dazu gehört auch die Bekämpfung des Menschenhandels, den kriminelle Schlepperorganisationen in großem Stil betreiben und die Massenwanderung in den Westen immer neu anfachen.
Bild: Open Doors