(Madrid) Andere Zeiten, andere Positionen. In Spanien bietet ein Bischof derzeit ein besonders wenig rühmliches Bild. Nach öffentlicher Kritik an angeblichen kritischen Äußerungen zu Homosexualität, „Homo-Ehe“ und Adoptionsrecht für Homosexuelle, machte Bischof Jesús Catalá Ibáñez von Malaga einen Kniefall vor der politischen Korrektheit.
Eine spanische Tageszeitung berichtete vor wenigen Tagen, daß sich der Bischof beim Besuch eines Gymnasiums den Fragen der Schüler stellte. Dabei habe er Kritik an der Homo-Agenda geübt. Die Meldung wurde von anderen Medien aufgegriffen und sorgte für heftige Angriffe von Homosexuellen und Kirchengegnern gegen den Bischof. Mehrere Medien zogen ein Interview des Bischofs aus dem Jahr 2004 hervor, in dem er klare Worte gegen Homosexualität fand.
In den vergangenen zehn Jahren änderte sich jedoch einiges. In Spanien setzte die sozialistische Regierung eine Reihe von Sondergesetzen für Homosexuelle durch, darunter auch unter dem Stichwort „Antidiskriminierung“ ein Maulkorbgesetz, das Kritik an Homosexualität potentiell unter Strafe stellt. In Rom amtiert nicht mehr Johannes Paul II. und nicht mehr Benedikt XVI., sondern Papst Franziskus, und der wird von den Homosexualisten wie ein Idol gefeiert.
Nun ließ Bischof Catalá eine Erklärung veröffentlichen, in der es heißt. „Ich habe die Adoption durch homosexuelle Paare nicht negativ kritisiert“ und daß der Bischof „tiefen Respekt für Menschen mit homosexuellen Neigungen“ habe. In der Erklärung der Diözese versucht sich der Bischof durch einen „neutralen“ Rückzieher aus der Affäre zu ziehen. Bei der Begegnung mit den Jugendlichen habe er auf Fragen geantwortet und dabei die „klare Lehre der Kirche zur Ehe“ dargelegt. Er habe den Schülern die „Schönheit der Ehe erklärt“. Der Bischof könne nichts für die Berichterstattung der Medien. Er habe jedenfalls das Adoptionsrecht von Homosexuellen nicht kritisiert, weil Homosexualität kein Thema gewesen sei. Bischof Catalá widersprach nicht der Katholischen Lehre zur Homosexualität, er drückt sich jedoch davor, sie öffentlich darzulegen und zu verteidigen. Damit bestätigt er den Eindruck einer Kirche, die sich beim Thema Homosexualität auf breiter Front auf dem Rückzug befindet und die Segel einholt.
2004 verurteilte Bischof Català Homosexualität als „sexuelle Identitätsstörung“
2004 klang das noch anders. Damals was Catalá noch Bischof von Alcalá de Henares. In einem Interview mit der Tageszeitung von Alcalá verurteilte er Homo-Propaganda und das Adoptionsrecht für Homosexuelle und beklagte die Verführung Minderjähriger durch Homosexuelle. Gleichzeitig betonte der Bischof, daß homo-praktizierende als Staatsbürger nicht diskriminiert werden dürfen, sondern dieselben Rechte wie alle Bürger haben müßten. Ihnen dürften aber keine Sonderrechte als Homosexuelle zugestanden werden, weil Homosexualität lediglich eine sexuelle Identitätsstörung sei und daher kein Grund für Sondergesetze sein dürfe. Dies sei gegen die Interessen einer gesunden und stabilen Gesellschaft. Eine Änderung der Gesetze zugunsten der Homosexuellen führe mit „größter Wahrscheinlichkeit“ nur dazu, neue Homosexuelle zu produzieren. Denn Homosexualität habe ihre Ursachen in der Entwicklung des Kindes oder Jugendlichen durch eine Fehlerziehung oder eine Verletzung oder Mißhandlung in der Regel durch Erwachsene. Die Adoption habe immer auf das Wohl des Kindes zu achten und nicht auf irgendeine Wunschbefriedigung von Erwachsenen. Die Kirche habe sich jedem Gesetz zu widersetzen, das sich gegen den Menschen richtet. Sondergesetze für Homosexuelle aber würden sich gegen den Menschen richten.
Der Bischof: „Abnormes“ könne für den Staat nie Maßstab für Gesetze sein
Bischof Jesús Catalá betonte in dem Interview, nicht als Bischof und nicht als Hirte zu sprechen, sondern als Psychologe, denn bei Homosexualität gehe es um eine Störung der sexuellen Identität. Kinder, die von Homosexuellen adoptiert werden, würden ein falsches Identifikationsmodell erleben. Homosexuelle wären „verkehrte“ Väter und Mütter, weil sie ihre Sexualität fehlleiten, was einer psychologischen Abnormität entspreche. Eine Abnormität könne aber für den Gesetzgeber nie Maßstab sein. Es sei sehr wahrscheinlich, „zu 80 Prozent“, daß Kinder, die bei Homosexuellen aufwachsen, unter derselben Identitätsstörung leiden werden. Abnormes produziere eben Abnormes. Der Bischof forderte zudem dazu auf, daß man „endlich mit den falschen Mythen“ zur Homosexualität aufräumen solle. Homosexualität sei eine Abweichung, eine „erzieherische Inversion“, die weder eine genetische noch eine medizinischen Grundlage habe. Sie sei vom Menschen produziert. Wenn Kinder über Vater und Mutter verfügen, die ihnen auf selbstverständliche Weise die männliche und die weibliche Identität vermitteln, werde es zu keinen Formen von Homosexualität kommen. Homosexualität trete dort auf, wo diese Identitätsvermittlung des Geschlechts auf irgendeine Weise gestört sei: durch das Fehlen eines Elternteils, durch eine Überbetonung eines Elternteils, durch Verführung oder ein traumatisches Erlebnis. Das weitere Interview war seelsorglichen Aspekten zur Homosexualität gewidmet. Darin schilderte der Bischof die Menschenfreundlichkeit der Kirche, die Hilfe, die Homosexuellen durch Reue und Vergebung im Bußsakrament zur Verfügung stehe.
Die Zeiten ändern sich: Spanien hat neue Gesetze, die Kirche einen neuen Papst
Zehn Jahre später will sich derselbe Bischof auf keine Verteidigung der katholischen Lehre in Sachen Homosexualität mehr einlassen. Tempus mutantur, die Luft ist unter dem Druck politischer Korrektheit stickiger geworden. Zwischen öffentlichen Angriffen, gesetzlicher Verfolgung und vorauseilender Unterwerfung verliert die katholische Lehre zu einem der gesellschaftspolitischen Hauptthemen der Zeit an Kenntlichkeit.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Infovaticana