Eine verweltlichte Kirche entschuldigt sich dafür, den Weg zum Heil zu kennen


Heilige Messe(Rom) Der Jour­na­list Ales­san­dro Gnoc­chi und der Rechts­phi­lo­soph Mario Pal­ma­ro bil­de­ten eine genia­le publi­zi­sti­sche Gemein­schaft. Gemein­sam ver­öf­fent­lich­ten sie meh­re­re Bücher und zahl­rei­che Auf­sät­ze. Zu letz­te­ren gehört eine Rei­he in der Tages­zei­tung „Il Foglio“, mit der sie sich kri­tisch mit dem der­zei­ti­gen Pon­ti­fi­kat aus­ein­an­der­setz­ten und die inzwi­schen in Buch­form erschie­nen ist („Die­ser Papst gefällt zu sehr“). Mit dem zu frü­hen Tod von Mario Pal­ma­ro ist noch Ales­san­dro Gnoc­chi übrig, der das Erbe sei­nes intel­lek­tu­el­len Part­ners und Mit­au­tors fort­führt. Am 10. April ver­öf­fent­lich­te Gnoc­chi den ersten Auf­satz im „Il Foglio“ ohne Pal­ma­ro, für des­sen Wit­we in der Zwi­schen­zeit eine Stif­tung für den Lebens­un­ter­halt und die Aus­bil­dung der vier Kin­der ins Leben geru­fen wur­de, die für Zuwen­dun­gen dank­bar ist. Hier der Auf­satz von Ales­san­dro Gnoc­chi und der Hin­weis auf den letz­ten gemein­sam mit Mario Pal­ma­ro ver­faß­ten Arti­kel: Ohne Dok­trin gibt es kei­ne Chri­sten – ‚Erfah­rung‘ und Fas­zi­na­ti­on genü­gen nicht, um Jesus nach­zu­fol­gen.

Anzei­ge

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Das Hinterzimmer der Liturgie

von Ales­san­dro Gnocchi

Kein Mensch, wie Hegel sag­te, ent­geht dem Tadel des Kam­mer­die­ners, der die gehei­men Zim­mer regiert. Genau­so­we­nig kön­nen sich die Revo­lu­tio­nen und ihre refor­ma­to­ri­schen Trau­ma­ta dem Urteil des Alt­wa­ren­händ­lers ent­zie­hen, der im Hin­ter­zim­mer ver­kehrt, in dem die Über­re­ste der ver­flos­se­nen Epo­che und der gestürz­ten Ord­nung auf­be­wahrt werden.

So ver­steckt sie auch sein mögen, es gibt immer einen Ort, in dem das Aus­nah­me­we­sen und das epo­cha­le Ereig­nis gezwun­gen sind, ihre inner­ste Natur zu zei­gen, und sei es nur in einem Detail. Auch die in der Kir­che Ende der 60er Jah­re voll­zo­ge­ne Lit­ur­gie­re­form ent­geht nicht der Hegel­schen Guil­lo­ti­ne. Auch der gro­ße Sprung hin zur Welt, den man ange­sichts der Umkeh­rung der Gebets­rich­tung gegen­über frü­her als Revo­lu­ti­on bezeich­nen kann, hat sein ent­hül­len­des Hin­ter­zim­mer. Es genügt in den Pfarr­häu­sern, Kon­ven­ten und Sakri­stei­en nach den alten Meß­ge­wän­dern zu suchen, um einen Beweis dafür zu finden.

Der Manipulus ist kaum mehr auffindbar

Mit etwas Geduld und viel Bereit­schaft zur Demut fin­det man auf einer sol­chen lit­ur­gi­schen Erin­ne­rungs­rei­se immer irgend­wo einen Prie­ster, eine Ordens­frau oder noch wahr­schein­li­cher einen alten Mes­ner, der mit einem weh­mü­ti­gen Seuf­zer über die Zei­ten als die Mes­se noch wirk­lich eine Mes­se war, Kaseln, Orna­te, Tunicel­len, Dal­ma­ti­ken, Biret­te und Chor­hem­den her­vor­sucht. Aber selbst sie, mit weni­gen Aus­nah­men, sind nicht imstan­de den Mani­pel zu fin­den, jenes schma­le, sto­la­ähn­li­che Stoff­teil, das der Zele­brant am lin­ken Hand­ge­lenk trägt.

Wegen irgend­wel­cher obsku­rer Plä­ne, woll­te man offen­bar sogar die Erin­ne­rung an die­ses lit­ur­gi­sche Klei­dungs­stück aus­lö­schen, das aus der mappu­la her­vor­ge­gan­gen ist, einem klei­nen Lei­nen­tuch, das der römi­sche Adel am lin­ken Arm trug und dazu benütz­te, Trä­nen und Schweiß abzu­wi­schen und um das Zei­chen für den Beginn der Kämp­fe im Zir­kus zu geben. In den Ost­kir­chen ent­spricht der Mani­pu­lus dem Epi­ma­niki­on.

Merear, Domi­ne, port­are mani­pu­lum fle­tus et dolo­ris; ut cum exsul­ta­tio­ne reci­piam mer­ce­dem labo­ris“, betet der Prie­ster jedes Mal, wäh­rend er bei der Anklei­dung den Mani­pel küßt und anlegt. „Möge ich wür­dig sein, o Herr, den Mani­pel der Trä­nen und des Schmer­zes zu tra­gen, auf daß ich mit Jubel den Lohn mei­ner Arbeit emp­fan­ge.“ Und erneut beginnt der Kampf gegen die Welt und ihren Für­sten, indem der Prie­ster auf mysti­sche Wei­se als alter Chri­stus weint, schwitzt, blu­tet und kämpft bis hin­auf aufs Kreuz.

In anstrengungsloser „Rettung“ ist kein Platz für Zeichen des Kampfes

Die­se schmerz­haf­te und mann­haf­te Durch­drin­gung im Opfer ist aber not­wen­dig, und der schma­le Mani­pu­lus ist als Schweiß­tuch Zei­chen und Instru­ment dafür. Dort aber, wo man bereit­wil­lig die Erin­ne­rung dar­an ver­lo­ren hat, um sich dem Fest­mahl einer anstren­gungs­lo­sen „Ret­tung“ hin­zu­ge­ben, ist kein Platz für die Zei­chen des Kamp­fes, für den man den eige­nen Kör­per ein­set­zen und aus­lie­fern muß.

Die Pein eines hei­li­gen Pater Pio und sei­nes stig­ma­ti­sier­ten Flei­sches, die Eksta­sen eines hei­li­gen Phil­ipp Neri, die Visio­nen des hei­li­gen Johan­nes Chry­so­sto­mos, der dem Her­ab­kom­men des Blitz­strahls auf den Altar bei­wohn­te, und alle Hei­li­gen Mes­sen bis hin zu jenen des unwür­dig­sten Prie­sters, der auch nur ein biß­chen Glau­ben an das Wun­der der Trans­sub­stan­tia­ti­on hat, waren immer gleich­zei­tig Herz und Frucht die­ses Kamp­fes gegen den Für­sten die­ser Welt.

Impo­ne, Domi­ne, capi­ti meo gale­am salu­tis, ad expug­n­an­dos dia­bo­li­cos in cur­sus“, betet der Prie­ster zur Abwehr des Bösen, wäh­rend er bei der Vor­be­rei­tung auf die Hei­li­ge Mes­se das Schul­ter­tuch über sein Haupt legt. Ein wei­te­res lit­ur­gi­sches Gewand, das den Kampf und das Opfer in Erin­ne­rung ruft, das in der refor­mier­ten Mes­se abge­kom­men ist. „Set­ze, o Herr, auf mein Haupt den Helm des Hei­les, um alle teuf­li­schen Anfech­tun­gen zu bezwingen.“

Kleriker und Laien berauscht von der illusorischen Kraft des Geredes

Heu­te, in der nach­kon­zi­lia­ren Kir­che redet man um des Redens wil­len, dia­lo­gi­siert man des Dia­logs wegen und pflegt eine freund­li­che Kon­ver­sa­ti­on mit der Welt, berauscht von einer illu­so­ri­schen Über­zeu­gungs­kraft des Gere­des. Es braucht kein Gewand mehr wie das Schul­ter­tuch, das zum Helm des Got­tes­krie­gers auch die casti­ga­tio vocis sym­bo­li­siert und aus der lit­ur­gi­schen Hand­lung jedes Wort ver­bannt, das nicht zum Ritus gehört, als völ­lig über­flüs­sig, unpas­send und die hei­li­ge Hand­lung störend.

Man hat die Hal­tung zum Ritus ver­lo­ren und daher auch die Hal­tung zum Gebot und des­halb haben die Prie­ster auch auf ihre Prie­ster­klei­dung ver­zich­tet. Gil­bert Keith Che­ster­ton schrieb in „Was Unrecht ist an der Welt“, indem er Frau­en kri­ti­sier­te, die es vor­zie­hen, Hosen zu tra­gen, daß die Män­ner, wenn sie fei­er­lich und feh­ler­los auf­tre­ten wol­len, „wie im Fall der Rich­ter, Prie­ster und Köni­ge, den Rock, das lan­ge rau­schen­de Kleid der weib­li­chen Wür­de tra­gen. Die gesam­te Welt wird von den Sou­ta­nen auf­recht­erhal­ten, da sogar die Män­ner sie anzie­hen, wenn sie regie­ren wollen.“

Akedia, die Trägheit, das perverseste aller Hauptlaster

Die Vor­stel­lung vom Gebot und dem Kampf, der Waf­fen und der Waf­fen­rü­stung im Geist ist von den Chri­sten abge­legt wor­den, die es lie­ben, von der Träg­heit ein­ge­lullt zu wer­den, dem per­ver­se­sten aller Haupt­la­ster. Die­se töd­li­che Fal­le, die die Kir­chen­vä­ter Ake­dia oder Ace­dia nann­ten, brei­te­te sich von Gläu­bi­gem zu Gläu­bi­gem aus, bis sie das gan­ze kirch­li­che Cor­pus befal­len hat­te. Dar­aus ist eine Unru­he und ein Unwohl­be­fin­den gewor­den, eine Häre­sie, die ein Prä­lu­di­um für die unter­schied­lich­sten Irr­tü­mer ist, die als extre­me Frat­ze des mann­haf­ten und kämp­fe­ri­schen Grund­sat­zes des aus­ge­schlos­se­nen Wider­spruchs sogar im Wider­spruch zuein­an­der ste­hen können.

Entschuldigung dafür, Jahrhunderte dem Menschen den Heilsweg aufgezeigt zu haben

Krank an Ake­dia ist die Kir­che soweit gekom­men, sich selbst als Pro­blem zu sehen und zu prä­sen­tie­ren anstatt als Lösung des Pro­blems für das inti­me Übel des Men­schen. Selbst wenn sie von der Welt spricht, ver­mit­telt sie heu­te den Ein­druck, als wür­de sie sich selbst für unfä­hig hal­ten, einen Heils­weg auf­zu­zei­gen, ja so als woll­te sie sich dafür ent­schul­di­gen, genau das vie­le Jahr­hun­der­te lang ver­sucht zu haben. Sie zwei­felt in erster Linie an den eige­nen intel­lek­tu­el­len und aske­ti­schen Grund­sät­zen. Und absur­der­wei­se erklärt sie, gera­de indem sie pro­kla­miert, sich der Welt zu öff­nen, unfä­hig zu sein, die Welt zu ken­nen, zu defi­nie­ren und daher zu erzie­hen und zu bekeh­ren. Besten­falls bie­tet sie an, die Welt ohne Gewähr zu interpretieren.

„Die Ake­dia“, schreibt der hei­li­ge Johan­nes Kli­ma­kos in sei­ner „Trep­pe zum Para­dies“ und er scheint damit genau die Kir­che unse­rer Zeit zu beschrei­ben, „bringt die See­le zu Fall, sie ist Schwä­chung des Gei­stes, Nach­läs­sig­keit in der Aske­se, Haß gegen das Bekennt­nis, sie hält jene für glück­se­lig, die in der Welt leben, sie ist eine Ver­leum­de­rin Got­tes, es man­gelt ihr an Mit­leid und Lie­be für die Men­schen. Sie ist Erschlaf­fung in der Psal­mo­die und Schwach­heit im Gebet.“ Als wah­rer Mann Got­tes und daher Ken­ner der mensch­li­chen Natur, zeigt der hei­li­ge Mönch auf, den Bene­dikt XVI. zitier­te, wel­che flüch­ti­gen und ver­rä­te­ri­schen Fol­gen die Ake­dia als Krank­heit her­vor­bringt, die sich durch und durch hin­ter­li­stig sich selbst als illu­so­ri­sches Heil­mit­tel prä­sen­tiert. Des­halb sei sie immer eif­rig im Akti­vis­mus und bereit zur manu­el­len, statt zur gei­sti­gen Arbeit.

Tango y Corazon: Der Aktivismus der Trägheit

Auch die Ake­dia emp­fiehlt die Auf­nah­me der Gäste. Die List ist nicht gleich erkenn­bar. Sie ver­an­laßt manu­el­le Arbei­ten zu ver­rich­ten, Almo­sen zu sam­meln, Kran­ke zu besu­chen, indem sie an jenen erin­nert, der sag­te: Ich war krank und ihr seid zu mir gekom­men; sie for­dert dazu auf, die Ent­mu­tig­ten zu besu­chen, um ihnen Stär­kung zu brin­gen. In Wirk­lich­keit aber besu­chen dabei Mut­lo­se nur ande­re Mut­lo­se. Wäh­rend wir im Gebet ver­wei­len, läßt sie uns drin­gen­de Auf­ga­ben in den Sinn kom­men und setzt jede nur denk­ba­re Stra­te­gie ein, um uns aus irgend­ei­nem durch­aus ver­nünf­tig klin­gen­den Grund vom Gebet weg­zu­zie­hen. Genau sie, die so unver­nünf­tig ist.

Was der hei­li­ge Mönch im 7. Jahr­hun­dert als Mah­nung für ein­zel­ne Glie­der ver­faß­te, gilt heu­te für das gesam­te Cor­pus der Kir­che, das zur Beu­te die­ser Krank­heit namens Akti­vis­mus gewor­den ist: ein biß­chen Tan­go y Cora­zon (Tan­go und Herz), ganz nach dem Geschmack des media­len Bewe­gungs­drangs und des inti­men Mini­ma­lis­mus des der­zei­ti­gen Pon­ti­fi­kats. Die Welt über­zeugt man aber nicht, indem man sich ihr gleich macht und ihre Spra­che über­nimmt. Die­ses Jahr­hun­dert gewinnt man nicht, indem man die Gesten und Wor­te begei­stert nach­ahmt, die für den Ritus casti­ga­tio sind. Die Welt hat vor allem Abscheu vor sich selbst und der Christ gewinnt sie nicht, indem er sich verweltlicht.

Wenn wir Gott nicht auf die Altäre rufen, werden sie von Dämonen besetzt

„Geh in dei­ne Zel­le und setz dich hin“, sag­te ein ande­rer Wüsten­va­ter, der hei­li­ge Moses der Star­ke zum trä­gen Mönch, „und dei­ne Zel­le wird dich alles leh­ren“. In ihrem Auf­satz „Über­na­tür­li­che Sin­ne“ schreibt Cri­sti­na Cam­po: „Nicht unge­straft prak­ti­ziert man die schee­le Homöo­pa­thie, die emp­fiehlt, die hoff­nungs­los an Schmutz, Anony­mi­tät, Pro­fa­nem und Aus­ge­las­se­nem erkrank­te Welt mit Hil­fe von Schmutz, Anony­mi­tät, Pro­fa­nem und Aus­ge­las­se­nem zu hei­len.“ Und wei­ter: „Es ist kin­disch zu mei­nen, die Rege­ne­rie­rung des Pro­fa­nen, die „Wei­he der Welt“ könn­te sich auch anders­wo voll­zie­hen als auf den Gip­feln des Ber­ges Sinai. Gemein­sam mit Freun­den, wo und wie einem die Phan­ta­sie es ein­gibt, ein sym­bo­li­sches Mahl ein­zu­neh­men, im Geden­ken an einen Phil­an­thro­pen der alten Zeit, ist Ver­we­sung des Sakra­len und Ver­lust des Pro­fa­nen zugleich. […] wenn wir auf­hö­ren, Gott auf unse­re Altä­re her­un­ter­zu­ru­fen, wer­den unent­rinn­bar die Dämo­nen sie besetzen.“

Der Altar aber, die gro­ße Prü­fung vor die der Mensch im Akt der Reli­gi­on geru­fen ist, ist auf das Eng­ste mit dem Dog­ma ver­bun­den, der gro­ßen Prü­fung, vor die der Mensch im Akt der Intel­li­genz geru­fen ist. Wenn eine ver­sagt, fällt auch die ande­re und löst einen Teu­fels­kreis aus, der sich auf per­ver­se Wei­se immer wei­ter selbst antreibt.

Luthers Aggression gegen Liturgie und Dogma

Der Bene­dik­ti­ner Pro­sper Gué­ran­ger schrieb in sei­nen „Insti­tu­ti­ons lit­ur­gi­ques“: “Schließ­lich kam Luther, der nichts sag­te, was nicht bereits sei­ne Vor­gän­ger gesagt hat­ten, der aber den Anspruch erhob, den Men­schen gleich­zei­tig von der Skla­ve­rei des Den­kens gegen­über der leh­ren­den Macht zu befrei­en und von der Skla­ve­rei des Kör­pers gegen­über der lit­ur­gi­schen Macht.“

Das Laster der Ake­dia, die das Volk Got­tes krank­macht, indem sie es die Unter­schei­dung zwi­schen Ortho­do­xie und Häre­sie ver­lie­ren läßt, hat sei­ne Wur­zeln im reli­giö­sen Dra­ma des deut­schen Augu­sti­ners, das sich sowohl in Aggres­si­on gegen die Lit­ur­gie als auch gegen die Ver­nunft, sowohl gegen den Altar als auch gegen das Dog­ma, gegen die Lex oran­di und die Lex cre­den­di ent­lud. An sich nicht ver­wun­der­li­ches, wenn man bedenkt, daß der Mensch ein ratio­na­les Wesen ist, weil er ein lit­ur­gi­sches Wesen ist und im Letz­ten die Anbe­tung zum Ziel hat. So kann er auch nicht den Ritus aus sei­nem Den­ken und Sein eli­mi­nie­ren, son­dern muß sich dar­auf beschrän­ken, ihn zu per­ver­tie­ren. Glei­ches gilt für die Ver­nunft: Wenn der Mensch sie nicht hei­ligt, pro­sti­tu­iert er sie.

Die Angrif­fe auf den mysti­schen Leib Chri­sti erfol­gen immer über die Zer­stö­rung der Lit­ur­gie. Der häre­ti­sche Geni­us des Ari­us brei­te­te sich dank sei­ner reli­giö­sen Hym­nen aus. Der ortho­do­xe Geni­us des hei­li­gen Ambro­si­us besieg­te ihn dank ande­rer reli­giö­ser Hymnen.

Mensch will Verlust des Gnadenstatus nicht mehr akzeptieren

Altar und Dog­ma sind der Maß­stab für das Heil, sie ent­spre­chen der lit­ur­gi­schen und ratio­na­len Essenz des Men­schen, der sich als Geschöpf das Heil nicht selbst geben kann. Altar und Dog­ma ver­hül­len, was jeder Mensch sehen möch­te. Die­se Ver­hül­lung, die mit dem Sün­den­fall zusam­men­hängt, ist dem moder­nen Men­schen ver­haßt. Er, der alles sehen, tech­nisch beherr­schen, dienst­bar machen und mani­pu­lie­ren will, ist unfä­hig auf natür­li­che Wei­se das Essen­ti­el­le zu erfas­sen, weil er den Sta­tus der Gna­de ver­lo­ren hat.

Allein ist der Mensch nicht mehr imstan­de, den eigent­li­chen Sinn der Din­ge zu erfas­sen und daher auch nicht den Sinn der Lit­ur­gie. Des­halb behalf er sich dabei, bis er dem Glit­zer und Glim­mer der Welt erlag, indem er die Mate­rie zusätz­lich umklei­de­te. Durch das Sicht­ba­re die­ser Umklei­dung, an der Gren­ze zwi­schen End­li­chem und Unend­li­chem, führt die Anbe­tung die mensch­li­che Intel­li­genz dazu, die Schön­heit und Ver­nünf­tig­keit des Dog­mas zu erah­nen. Und plötz­lich ver­hüllt der Schlei­er nicht mehr, son­dern wird zum sicht­ba­ren Zei­chen der Gna­de und einer für die Augen des Men­schen unsicht­ba­ren Hei­lig­keit, die die inner­ste Essenz der Din­ge anzeigt.

Es braucht aber Glau­ben, wie der hei­li­ge Tho­mas in sei­nem eucha­ri­sti­schen Hym­nus sagt: “Ado­ro te devo­te“: Visus, tac­tus, gustus, in te fal­litur, /​ Sed audà­tu solo tuto creditur:/ Cre­do quid­quid dixit Dei Fà­lius; /​ Nil hoc ver­bo veri­ta­tis veri­us“.

„In Demut bet‘ ich dich, ver­bor­ge­ne Gott­heit, an, Die du den Schlei­er hier des Bro­tes umge­tan. Mein Herz, das ganz in dich anschau­end sich ver­senkt, Sei ganz dir unter­tan, sei ganz dir hin­ge­schenkt. Gesicht, Gefühl, Geschmack betrü­gen sich in dir, Doch das Gehör ver­leiht den siche­ren Glau­ben mir, Was Got­tes Sohn gesagt, das glaub‘ ich hier allein, Es ist der Wahr­heit Wort, und was kann wah­rer sein? Am Kreu­zes­stam­me war die Gott­heit nur ver­hüllt, Hier hüllt die Mensch­heit auch sich gnä­dig in ein Bild. Doch bei­de glaubt mein Herz, und sie bekennt mein Mund, Wie einst der Schä­cher tat in sei­ner Todes­stund‘. Die Wun­den seh‘ ich nicht, wie Tho­mas einst sie sah, Doch ruf‘ ich: Herr, mein Gott, du bist wahr­haf­tig da!“

Der Welt eine Torheit

Nur in die­sen so dün­nen Ebe­nen, die aber doch so kon­kret sind, daß sie berührt, geges­sen und getrun­ken wer­den kön­nen, ist es mög­lich, den archi­me­di­schen Punkt zu fin­den, in dem das Heil zu Hau­se ist, das Kreuz: Tor­heit für die Welt, die den Chri­sten für einen Ver­rück­ten hält, der dazu bestimmt ist, gewis­ser­ma­ßen gegen die Schwer­kraft mit dem Kopf nach unten zu leben. Und doch ist es genau so, wie der hei­li­ge Petrus im Augen­blick sei­ner Kreu­zi­gung mit dem Kopf nach unten, daß der Anhän­ger des Kreu­zes im Gegen­zug die wun­der­ba­re und kind­li­che Schau der Welt gewinnt, wie sie wirk­lich von Gott geschaf­fen wurde.

Zubaráns Gemälde des toten lebenden Franz von Assisi

Die­se Sicht­wei­se, der Blick des Gekreu­zig­ten ist es, der die Welt in einen sol­chen Abscheu über sich selbst stürzt, und die Men­schen gewin­nen läßt, ohne welt­li­ches Wort oder welt­li­che Geste. Es ist der Aus­druck, den Fran­cis­co de Zubarán in größ­ter Fröm­mig­keit in sei­nem Gemäl­de des hei­li­gen Franz von Assi­si in Ekt­sase dar­ge­stellt hat. Ein Bild, das von den bei­den ver­geist­lich­ten Augen des Hei­li­gen beherrscht wird, eines vom Licht durch­drun­gen, das ande­re in den Schat­ten ein­ge­taucht, die einer ande­ren Welt ange­hö­ren und nichts ande­res sehen. Und wenn sie auf mate­ri­el­le Din­ge fal­len, dann tun sie es nur, um pro­fa­ne Augen die ver­hüll­te und uner­reich­ba­re Schön­heit erah­nen zu lassen.

Die Dar­stel­lung des ste­hen­den Man­nes mit dem Kopf in der Kapu­ze ver­bor­gen, die Hän­de in den Ärmeln der Kut­te ver­steckt und dem zum Him­mel gerich­te­ten Blick, die der spa­ni­sche Maler geschaf­fen hat, stellt den Hei­li­gen nicht zu Leb­zei­ten dar, son­dern zeigt sei­nen unver­we­sten Kör­per nach dem Tod, wie er in der Kryp­ta von Assi­si vor­ge­fun­den wur­de. Das Bild der Auf­fin­dung des hei­li­gen Fran­zis­kus wird nor­ma­ler­wei­se erzählt. Zubarán aber zeigt den Hei­li­gen tat­säch­lich bild­lich und zwar auf­recht in einem ewi­gen lit­ur­gi­schen Moment, vom Licht und Schat­ten model­liert, von der Gna­de und vom Schlei­er. Nur das Gesicht, des­sen Hälf­te in den Schat­ten getaucht ist, ist von sei­nem ver­hüll­ten Kör­per sicht­bar. Das allein genügt, um hier jeman­dem Sicht­bar­keit zu ver­lei­hen, der aus der Welt der Toten zurück­kehrt in einer Epi­pha­nie frei von jeder erschrecken­den Note, die gemein­hin der Tod für die Leben­den hat, denn sei­ne See­le ist erfüllt von über­na­tür­li­cher Ruhe und Seligkeit.

Wo immer ein Priester an den Altar tritt, wird Herrlichkeit Gottes und der Schöpfung sichtbar

Auch in der letz­ten Kapel­le irgend­wo auf dem Land, wo sich der Geruch von bil­li­gem Weih­rauch mit dem von abge­stan­de­nem Wachs ver­mengt, hat der Ein­tritt des zur Zele­bra­ti­on des Hei­li­gen Meß­op­fers berei­ten Prie­sters den­sel­ben sakra­len Ursprung im Gött­li­chen, das in die Welt ein­tritt, wie es der spa­ni­sche Visio­när erahnte.

Introi­bo ad alta­re Dei. Ad Deum qui lae­ti­fi­cat juven­tu­tem meam.“ Und wäh­rend der Prie­ster an den Altar Got­tes tritt, der sei­ne Jugend erfreut, auch wenn er sich nicht direkt mit jener von Zubarán gemal­ten Herr­lich­keit schmücken kann, spricht er zu jedem Geschöpf des Uni­ver­sums, und ist  mit den sicht­ba­ren Zei­chen die­ser Herr­lich­keit umhüllt, ob er nun ein unwür­di­ger Sün­der ist, wie Gra­ham Green in „Die Kraft und die Herr­lich­keit“ erzählt, oder ein Mär­ty­rer, wie Robert Hugh Ben­son in „By What Aut­ho­ri­ty?“ (Mit wel­cher Voll­macht?). „Einer der Die­ner, der bemerk­te, daß er nicht die Kraft hat­te, allei­ne die prie­ster­li­chen Gewän­der anzu­le­gen“, wie Ben­son die Hei­li­ge Mes­se eines von angli­ka­ni­schen Häschern gefol­ter­ten Prie­sters schil­dert, „leg­te ihm das Schul­ter­tuch um den Hals; dann leg­te er ihm das Chor­hemd um und band es mit dem Zin­gu­lum fest; er gab ihm die Sto­la zum Kuß, band den Mani­pu­lus um den lin­ken Unter­arm und zuletzt leg­te er ihm die rote Kasel um und der Prie­ster stand wie­der, wie am Sonn­tag zuvor in sei­nen roten Gewän­dern; aber wie ver­än­dert war er doch! Dann knie­te der Die­ner neben ihm nie­der und der Prie­ster begann die Gebe­te zu spre­chen, die zur Vor­be­rei­tung zur größ­ten Hand­lung der Reli­gi­on not­wen­dig sind. Er trat dann an den Altar, ver­neig­te sich lang­sam, küß­te ihn und die Mes­se begann.“

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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23 Kommentare

  1. Oh was den See­len ver­lo­ren ging und noch ver­lo­ren gehen wird. Es schmerzt sehr.

  2. Dan­ke Ales­san­dro Gnoc­chi für die­sen groß­ar­ti­gen Arti­kel. Scha­de und trau­rig, dass dein glau­bens­treu­er Mit­strei­ter Mario Pal­ma­ro, dich und uns ver­las­sen hat, Gott möge sich sei­ner See­le erbar­men. Es ist lei­der so, dass die Kämp­fer für die Wahr­heit rarer, immer weni­ger werden.

  3. Was nun? fra­ge ich mich rat­los beim Lesen die­ses Bei­trags. Fast der gesam­te katho­li­sche Kle­rus, an der Spit­ze der Papst, weicht das Opfer auf, ändert den Glau­ben an sei­ner ent­schei­den­den Stel­le. Nicht mehr das Opfer steht im Mit­tel­punkt, son­dern das Pascha-Myste­ri­um, das sich voll­zieht im Gedächtnismahl.
    In einem mei­ner Zim­mer, mei­ner Medi­ta­ti­ons­ecke, hing das Pascha-Kreuz. Jesus Chri­stus am Kreuz, die Arme sou­ve­rän aus­ge­spannt, in wei­te, öster­li­che Gewän­der gehüllt. Wir sol­len nicht mehr das Erlö­ser­han­deln Jesu Chri­sti im Lei­den und Ster­ben am Kreuz sehen, son­dern untrenn­bar mit Ostern. Das war mein Pascha-Kreuz, nur noch die Kreu­zes­form erin­ner­te an den lei­den­den Herrn. Das Grund­prin­zip der Mes­se Paul VI. hing in mei­nem Zim­mer, und ich medi­tier­te davor.
    Sicher, wäre unser Ver­stand nicht durch die Erb­sün­de geschwächt, wäre die­se Zusam­men­schau rich­tig. Viel­leicht war sie dem über­ner­vö­sen, über­sen­si­blen Odo Casel mög­lich, dem „Erfin­der des Grund­prin­zips“ sowohl der Lit­ur­gie­kon­sti­tu­ti­on SC als auch der Neu­en Mes­se. Nor­mal­sterb­li­che müs­sen mit ihrem Ver­stand die ein­zel­nen Ele­men­te betrach­ten: Die Erlö­sung begann mit der Inkar­na­ti­on der zwei­ten gött­li­chen Per­son, mit sei­nem Leben und Wir­ken auf der Erde, sie voll­zog sich in sei­nem Lei­den und Ster­ben am Kreuz, wäh­rend Ostern die Voll­endung bedeu­te­te. Die­ser Voll­zug, das Opfer, wird in der Mes­se Paul VI. zurückgedrängt.
    Mein Pascha-Kreuz liegt inzwi­schen in einer Schub­la­de, am lieb­sten wür­de ich es ent­sor­gen, doch eine gewis­se Pie­tät ver­bie­tet es mir.
    In der Mes­se Paul VI. hät­te ich mei­nen Glau­ben ver­lo­ren, eine hoff­nungs­lo­se Agno­sti­ke­rin wäre ich gewor­den. Wie vie­len Katho­li­ken ist es so gegan­gen, die­se Mes­se sagt ihnen nichts mehr. Lei­der fin­den sie auch kei­nen Zugang mehr zum über­lie­fer­ten römi­schen Ritus, der Mes­se aller Zei­ten. Sie wird an zu weni­gen Orten zele­briert, sie wird von Bischö­fen bekämpft, und es gibt viel zu wenig Prie­ster für die­se ein­zig katho­li­sche Mes­se. Und das inne­re Gespür für wirk­li­che Lit­ur­gie wur­de durch die­se Mes­se zerstört.
    Doch was kön­nen katho­li­sche Lai­en dafür? Gott bedient sich für sein Heils­han­deln mensch­li­cher Werk­zeu­ge. Sowohl im Alten als auch im Neu­en Bund. Am Anfang war es das JA der aller­se­lig­sten Jung­frau Marie, es setz­te sich fort im Wir­ken der Apostel.
    Doch was geschieht, wenn sich die Prie­ster, die allein die Werk­zeu­ge sind, das Opfer von Kal­va­ria unblu­tig zu erneu­ern, gegen das Opfer empören?
    Ich bin es leid, immer wie­der all­ge­mei­ne Schuld­zu­wei­sun­gen zu hören und zu lesen. Papst Paul VI. ist mit sei­ner Neu­en Mes­se ver­ant­wort­lich und alle Kar­di­nä­le und Bischö­fe haben im fal­schen zer­stö­re­ri­schen Gehor­sam mitgemacht.
    Zwei Aus­nah­men gab es: Erz­bi­schof Lefeb­v­re und Bischof de Castro May­er. Bei­de sind exkom­mu­ni­ziert gestorben.
    Und wir haben inzwi­schen Berg­o­glio als Papst, den per­so­ni­fi­zier­ten Nie­der­gang der katho­li­schen Kir­che. Doch trifft ihn wirk­lich die Schuld? Das wäre zu bil­lig. Ohne die­se Kir­che im Nie­der­gang wäre er nie­mals Papst geworden.

    • sie spre­chen einen fun­da­men­ta­len Punkt sehr genau an-den punc­tum cru­cia­lem-der abrup­te gewalt­sa­me Ueber­gang vom über­lie­fer­ten Ritus zum NOM.das war kein Ueber­gang son­dern ein unsäg­li­ches tota­li­tä­res Diktat.Ich habe das als schäu­men­den Hass gegen die triden­tin­si­chen Mes­se erlebt.Wer sich als Prie­ster dage­gen zag­haft sträub­te-so habe ich das ver­nom­men- wur­de durch hoch­fah­ren­de Obrig­keit im Prä­la­ten­kit­tel abge­kan­zelt und diffamiert.Vorallem der Kle­rus war nicht vor­be­reit, noch weni­ger das treue, gute Kirchenvolk,das eigent­lich nur gut und getreu katho­lisch sein woll­te wur­de durch hün­di­sche und wol­fi­sche (die­se Wor­te sind tref­fend von Hein­rich Seu­se im Zusam­men­hang vom Inqui­si­ti­ons­pro­zess Mei­ster Ecke­hard über­lie­fert und hier mE sehr pas­send-maxi­me con­ve­nit!) Lit­ur­gie­pro­fes­so­ren hin­ters Licht geführt, in ihrem Kost­bar­sten-ihrem Glau­ben schwer erschüt­tert, verraten.Das war ein gro­sses schwe­res Unrecht für die ein­fa­chen guten Gläu­bi­gen-dafür ist bis jetzt noch nicht Bus­se getan wor​den​.fiat fiat!

  4. Spon­tan stieg in mir der Fluch auf, den Gott nach dem Sün­den­fall über dem Mann spricht: „Im Schweiß dei­nes Ange­sich­tes sollst du Brot essen, bis du wie­der zurück­kehrst zur Erde…“
    Ich dach­te beim Lesen, dass die Lit­ur­gie bei­na­he wie eine Über­win­dung die­ses Flu­ches wirkt, indem sie ihn bis zur Nei­ge im Opfer ausschöpft.
    Pro­te­stan­ti­sche Arbeits­ethik dage­gen weist sol­che lit­ur­gi­sche Über­win­dung ab und hat sich in welt­li­ches Wüh­len und Sich-Ver­fe­sti­gen in die­sem Fluch verloren.
    Auch die Erwäh­nung der prie­ster­li­chen Wür­de­klei­dung, die eigent­lich der Frau zuge­ord­net wird (weib­li­che Klei­dung ist Herr­schafts­klei­dung!) weist auf die Über­win­dung des Flu­ches der Herrsch­sucht zwi­schen den Geschlech­tern hin. Die Lit­ur­gie nimmt hier also in der ursprüng­li­chen Absicht mit dem männ­li­chen Prie­ster auch die Frau mit ins Gesche­hen hin­ein (@ zeit­los, falls Sie es lesen, wegen unse­res gest­ri­gen Aus­tau­sches: und inso­fern „Unter­ord­nung der Frau“ unter den sich ande­rer­seits mit dem Herrn für uns auf­op­fern­den Mann!). Und dane­ben kann in aller Grö­ße auch der Fluch der müh­sa­men, schmerz­haf­ten Mut­ter­schaft im Bild der Got­tes­mut­ter, die leben­dig dem Gesche­hen bei­wohnt, immer unterm Kreuz steht, auch in jedem Mess­op­fer, und mit ihr im Ide­al­fall alle Frau­en über­wun­den werden.
    Es ist wirk­lich wahr, dass eine sol­che him­mel­wei­sen­de Über­win­dung des Flu­ches über dem Men­schen­ge­schlecht durch die Sün­de hier voll­kom­men auf­ge­ho­ben wird, wenig­stens für den Moment der hei­li­gen Zeremonie.
    Und es ist wich­tig zu kon­sta­tie­ren, dass sich dies in kei­ner noch so über­la­de­nen und alt­ehr­wür­di­gen ande­ren Lit­ur­gie findet.
    Die Öde und Lan­ge­wei­le, die drö­ge Erstar­rung im Novus Ordo wird so noch ver­ständ­li­cher, auch die Tat­sa­che, dass die jün­ge­ren Leu­te da nicht mehr hin­ge­hen wollen.
    Die Fra­ge ist nur, ob ein zwang­haf­tes „Tra­di­ti­on­spie­len“, zu dem die Tra­di­ti­ons­ver­bun­de­heit ja sehr oft aus­ar­tet, weil die Ver­fech­ter sich auf fla­che Äußer­lich­keit vefe­sti­gen und kei­nes­wegs in die­se Tie­fen blicken wie Gnoc­chi, nicht einen hoh­len Manie­ris­mus oder Epi­go­nie erzeugt.
    Um dies alles leben­dig zu hal­ten, bedürf­te es eben einer ech­ten kirch­li­chen Tra­die­rung, die unter einem rech­ten Pon­ti­fi­kat atmet und nicht unter der Knu­te selbst­er­nann­ter Lehrmeister.
    Im Grun­de sind die Petrus­brü­der und die Motu-pro­prio-Prie­ster in der natür­lich­sten und nor­mal­sten Lage, wenn da nicht die Schis­zo­phre­nie wäre, sich von Päp­sten und Bischö­fen gesen­det wis­sen zu wol­len, die alles tun, um dies zu hintertreiben…

    • Was ist ein „zwang­haf­tes Tra­di­ti­ons­spie­len?“ Wer spielt zwang­haft Tra­di­ti­on? Ihre undif­fe­ren­zier­ten Rund­um­schlä­ge sind wenig hilfreich.
      Die Prie­ster­ge­wän­der haben rein gar nichts mit der Geschlech­ter­be­zie­hung Mann- Frau zu tun. Ein Lit­ur­gie­fach­mann kann die Gewän­der leicht erklä­ren, auch die histo­ri­schen Bezüge.

      Noch­mal: Wer spielt zwang­haft Tra­di­ti­on? Die Prie­ster der FSSPX und die Gläu­bi­gen in ihrem Umfeld? Ich ken­ne kei­nen, der „spielt.“ Eine gewis­se Enge ist mit­un­ter zu bekla­gen, aber gewiss kei­ne Spie­le­rei. Von allen Medi­en ver­ach­tet zu wer­den, von allen ande­ren Chri­sten eben­falls, zu einer Grup­pe zu gehö­ren, auf der alle rum­hacken, hat mit Spie­le­rei nichts zu tun. Wir neh­men wei­te Wege in Kauf, um in eine Kapel­le zu kom­men, die Prie­ster haben wei­te Anfangs­we­ge zurück­zu­le­gen, wenn sie nicht gera­de in der Prio­rats­ka­pel­le zelebrieren.
      Auch wenn die FSSPX es z. Zt. vor­zieht, zu den Miss­stän­den in der Kir­che zu schwei­gen, so bleibt doch bestehen: Wir haben es der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. zu ver­dan­ken, dass die Triden­ti­ni­sche Mes­se über­lebt hat und das II. Vati­ka­ni­sche Kon­zil grund­le­gend kri­ti­siert wur­de. Alle ande­ren haben sich im soge­nann­ten Gehor­sam ergeben.
      Das war kein Spiel. Der schmerz­haf­te Riss ging und geht durch Fami­li­en, wenn sich Prie­ster­söh­ne für die FSSPX ent­schei­den und sus­pen­diert sind, wenn Gläu­bi­ge zu sus­pen­dier­ten Prie­stern in die hl. Mes­se gehen und sich von ihnen die Sakra­men­te spen­den las­sen. Weil sie wis­sen, der katho­li­sche Glau­be wird in der Kon­zils­kir­che bis zum Glau­bens­ab­fall verändert.
      Trotz­dem höre ich kei­ne abwer­ten­den Urtei­le über Katho­li­ken, die in die Mes­se Paul VI. gehen. Das ist die Art der Sedis­va­kan­ti­sten im Inter­net, die über die „V 2‑Sekte“ lästern.

      Unse­re Prie­ster zele­brie­ren die hl. Mes­se sehr ehr­fürch­tig. Ein „zwang­haf­ter Tra­di­ti­ons­spie­ler“ ist mir nicht bekannt.

      Wir bekom­men genug Abfäl­li­ges zu hören. Die­se undif­fe­ren­zier­te Lieb­lo­sig­keit müs­sen wir uns nicht auch noch gefal­len las­sen, zeitschnur!

      • @zeitlos
        Sol­che Rund­um­schlä­ge gegen die Tra­di­ti­on kom­men meist von Leu­ten, die per­sön­lich wenig bis kei­ne Erfah­rung haben mit der alten Mes­se, die die neue Mes­se besu­chen und sich theo­re­ti­sches Wis­sen ange­le­sen haben.
        Wie das bei Frau Jüng­ling aus­sieht, weiß ich nicht, man­che ihrer Äuße­run­gen sind aller­dings in der Tat undif­fe­ren­ziert und mehr als lieblos.

        • Frau M.S. sei gera­ten, ein­fach mein Posting zu lesen. Und da steht wesent­lich ande­res als das, wor­über sich Frau Zeit­los tur­nus­mä­ßig wie­der mal aus­führ­lich anhand mei­ner Sät­ze erregt.
          Was hat die Zeit­schnur geschrie­ben? Ich emp­feh­le in die­sem Fall: Back to the Zeit­schnur-roots. Ad fon­tes, Kol­le­gen! Die Zeit­schnur-Rezep­ti­on ist nicht iden­tisch mit der fons lineae temporis.

          Tja, wer ist Zeit­schnur? Kennt sie den alten Ritus, geht sie da hin, oder ist sie ein ver­kapp­te Umstürz­le­rin? Eine Novus-ordo-Lieb­ha­be­rin? Viel­leicht ist sie Sedis­va­kan­ti­stin? Oder gar eine Jüdin? Hm hm hm.
          Attendite!

      • Ach zeit­los, Sie fas­sen alles als per­sön­li­chen Angriff auf, was soll man da noch sagen?
        Ich schrei­be weder für Sie noch Ihret­we­gen. Beru­hi­gen Sie sich doch und lesen Sie ein­fach noch mal in Ruhe nach. Es stört mich, dass Sie mei­ne Wor­te fast immer verdrehen.
        Mir geht es auch nicht dar­um – wie Ihr Hori­zont Ihnen das offen­bar nahe­legt – irgend­et­was nie­der­zu­ma­chen, son­dern ich lei­de unter der Situa­ti­on, dass man ein­fach kei­ne run­den Qua­dra­te zeich­nen kann.
        Ich habe aber auch kei­ne Lust, mich stän­dig für etwas recht­fer­ti­gen zu müs­sen, was sich allein in Ihrem Kopf abspielt.
        Wenn in der Kir­che durch die Spit­ze selbst seit Jahr­zehn­ten ein Trad­ti­ons­ab­bruch voll­zo­gen wur­de, dann ist jeder, der das, was vor­her war, trotz­dem auf­recht hal­ten will, je län­ger die Jahr­zehn­te ver­strei­chen, eben­falls abge­kop­pelt von der Tra­di­ti­on, ob er das nun wahr­ha­ben will oder nicht. Denn Tra­di­ti­on, sofern sie sich in der Kir­che gesund ent­wickelt (!), ist nichts Star­res und kann auch nicht stell­ver­tre­tend von einer Mini­grup­pe, die noch dazu heil­los zer­strit­ten ist (!), hel­den­haft erhal­ten wer­den. Unwei­ger­lich bege­ben sich sol­che Men­schen in eine Eng­füh­rung und maßen sich auch zuneh­mend allein schon auf der juris­dik­tio­nel­len Ebe­ne Kom­pe­ten­zen an, die sie nach dem seit alters her gel­ten­den Recht der Kir­che eben nun mal nicht haben. Allen­falls als Not­fall­prie­ster kön­nen sie ohne wei­te­re Kom­pe­ten­zen Sakra­men­te spen­den und Seel­sor­ge betrei­ben, haben aber kei­ner­lei pfarr­herr­li­che Rech­te. Alles ande­re führt ins Cha­os und wir sehen es ja auch: zig Prie­ster wur­den ein­fach auf die Stra­ße gesetzt aus Grün­den, die kaum noch nach­voll­zieh­bar sind. Wei­ten Sie doch mal Ihren Blick und sehen Sie auf fran­zö­si­sche Web­sites – es ist ein ein­zi­ges Tohu­wa­bo­hu von recht­gläu­bi­gen Pius­leu­ten, raus­ge­wor­fe­nen Vagan­tenrpei­stern, von denen man­che über­zeu­gend, man­che dage­gen offen­ba­re Spin­ner sind, und jeder zeiht einen Fan­club hin­ter sich her und spielt Tra­di­ti­on. Wenn Sie das nicht mit­be­kom­men heißt das noch lan­ge nicht, dass das nicht ttasäch­lich ein gro­ßes Pro­blem ist. Es ist so auf­fal­lend, dass hier die wah­re Auto­ri­tät fehlt. Hel­den­haft lei­stet man Rom „Wider­stand“, drischt aber jeden zusam­men, der einem selbst mit Grün­den Wider­stand lei­stet – wobei man selbst kei­ner­lei recht­li­che Befug­nis hat, Rom dage­gen schon: sofern man die­se Päp­ste nicht als Häre­ti­ker anse­hen will. Aber genau das will man dann auch wie­der nicht. Es gehört nicht viel Ver­stand dazu, das Dilem­ma zu begrei­fen. Wer logisch denkt, muss begrei­fen, dass, egal wie her­um man das gan­ze durch­denkt, an jeder Ver­si­on ein gewal­ti­ger Haken ist.
        Was ich da sage, sind nun mal nicht Erfin­dun­gen aus mei­nem Kopf, son­dern Realität.

      • Und was die Gewän­der betrifft habe ich mich auf einen Pas­sus in Gnoc­chis Auf­satz bezo­gen. Lesen Sie das doch im Arti­kel oben noch mal. Auch in der Deu­tung der natür­lich gel­ten­den und sehr guten lit­ur­gi­schen Regeln und Hin­ter­grün­de ist nie­mand zu die­ser Eng­füh­rung des Ver­ste­hens ver­pflich­tet, die Sie sich wün­schen. Wenn nie­mand mehr über die Para­gra­fen unse­rer Bücher hin­aus­den­ken darf, haben wir näm­lich genau das, was ich beob­ach­te: die Tra­di­ti­on rennt wie die Maus in Kaf­kas klei­ner Fabel immer mehr in auf­ein­an­der zulau­fen­de Mau­ern, und am Ende war­tet die Kat­ze und frisst sie.
        Auch wenn die „geöff­ne­ten Fen­ster zur Welt“ von denen J23 schwäm­te, ein Ver­häng­nis sind, zeich­ne­te sich die ech­te Tra­di­ti­on in der ech­ten Kir­che eben durch die sprich­wört­li­che katho­li­sche Wei­te aus, die auch Alle­go­rien zuließ, den Fluss der Gedan­ken, ja über­haupt mit dem Ein­bre­chen des Geist-Flie­ßens rech­ne­te und nicht alles sofort zerdepperte.
        Das ist vor­bei, es ist unüber­seh­bar. Und die, dafür noch steht, näm­lich die „sedes sapi­en­tiae“, die Got­tes­mut­ter, leh­nen Sie in die­ser wich­ti­gen Rol­le auch ab.
        Uns kann wirk­lich nur der Herr selbst aus die­ser schlim­men Lage retten.

  5. Sehr tref­fend. Danke. 

    Beson­ders auch das Zitat von R. H. Ben­sons „By What Aut­ho­ri­ty?“ freut mich. Ben­son wür­de viel mehr Ver­brei­tung verdienen.
    Gnoc­chi übri­gens auch. Ich hof­fe, hier noch viel von ihm zu lesen.

  6. Sie bil­den sich ein, Frau Jüng­ling, ich hät­te mich per­sön­lich ange­grif­fen gefühlt.
    Ver­mut­lich müs­sen Sie noch ler­nen, Gedan­ken zu äußern, ohne Grup­pen zu dif­fa­mie­ren. Mir fällt auch auf, dass Sie sich sehr undif­fe­ren­ziert zur byzan­ti­ni­schen Lit­ur­gie äußern, Sie bezich­tig­ten vor kur­zem „From­me des Ortho­do­xie­wahns.“ Ohne dass Sie die­se Lit­ur­gie auch nur im Ansatz verstehen.
    Um auf die Mes­se aller Zei­ten zurück­zu­kom­men: Pius X. hat­te recht: Wir müs­sen sie ver­ste­hen, um sie ins Leben umset­zen zu kön­nen. Er hat das klipp und klar gefordert.
    Den­noch bleibt sie geheim­nis­voll, in ihrer Tie­fe unaus­lot­bar. Ein gan­zes Leben reicht nicht, um zu ver­ste­hen, was auf dem Altar geschieht.
    Doch soli­de Grund­kennt­nis­se sind erfor­der­lich. Auch der begna­de­te Lyri­ker lernt die Regeln der Gram­ma­tik. Der krea­ti­ve Foto­graf, der bewusst die übli­chen Regeln der Bild­ge­stal­tung außer kraft setzt, beherrscht sie. Die Kon­zert­pia­ni­stin übt immer wie­der ein­fa­che Handgriffe.
    Wir kön­nen über die Lit­ur­gie nicht reden wie Dilettanten.
    Es gibt vie­le Gläu­bi­ge im Umfeld der FSSPX, die kön­nen nicht so tief blicken wie Herr Gnoc­chi. Doch sie kön­nen sich sehr tief mit unse­rem Herrn auf dem Altar ver­bin­den. Dar­um geht es. 

    Ich fühl­te mich nun wirk­lich nicht ange­spro­chen, doch ich fin­de es erstaun­lich, wie anma­ßend Sie urteilen.

    • Sie wer­den schon wie­der persönlich…und mer­ken das wohl gar nicht. Ich bit­te Sie hier­mit instän­dig, damit aufzuhören.
      Ich habe Fra­gen und unlös­ba­re Pro­ble­me im Kopf.
      Was wis­sen denn Sie, was ich zu ler­nen habe? Kri­tik ist im übri­gen kei­ne Dif­fa­mie­rung. Nur Ideo­lo­gen kön­nen das nicht unterscheiden.
      Fakt ist aber, dass Ihr Posting da oben, das mir frei irgend­wel­che Mei­nun­gen unter­legt, nicht ein ein­zi­ges sach­hal­ti­ges oder sau­be­res Argu­ment zu dem auf­weist, was ich tat­säch­lich gesagt habe.
      Rhe­to­rik, Ober­leh­rer­haf­tig­keit, ange­maß­tes Exper­ten­tum, Respektlosigkeit.
      Das ist nicht meins, tut mir leid.

  7. Für die Ver­än­de­run­gen in der Kir­che, der west­li­chen Chri­sten­heit spie­len m.Er. 2 Ereig­nis­se eine wesent­li­che Rol­le: 1187 der Fall von Jeru­sa­lem und 1453 der Fall von Konstantinopel.
    Kon­stan­ti­no­pel war auch ein Eck­pfei­ler für die röm.-lateinische Chri­sten­heit. Der Fall die­ser wich­ti­gen christ­li­chen Stadt brach­te Unru­he. Man fühl­te sich geo­gra­phisch von den Mos­lems immer mehr ein­ge­kreist und begann zuneh­mend, am Glau­ben und an der Kir­che zu zweifeln.
    Die geo­gra­phi­sche Ein­krei­sung wur­de kon­ter­ka­riert durch die Ent­deckung Ame­ri­kas und den See­weg um Afri­ka her­um nach Indi­en. Die bei man­chen oder vie­len gefühl­te gei­sti­ge Bedrän­gung fand ihren Aus­fluß in der sog. Refor­ma­ti­on. Sie soll­te ja aus der Kri­se her­aus­hel­fen. Man woll­te aut­ark wer­den vom Papst und von Rom, um mög­li­cher­wei­se einer Kata­stro­phe so wie in Kon­stan­ti­no­pel bes­ser gewapp­net zu sein. Denn vie­le klei­ne Ein­hei­ten kön­nen nicht so leicht auf ein­mal besiegt wer­den wie eine Groß­Kir­che, die zen­tral an eine ein­zi­ge Stadt gebun­den ist und mit ihr steht und fällt. Man könn­te das aus heu­ti­ger Sicht so sehen. 

    Und es gilt nach vor­ne zu schau­en. Man soll­te mei­nes Erach­tens nicht so sehr über Men­schen vor einem hal­ben Jahr­tau­send urtei­len auf wel­cher Sei­te sie auch immer stan­den. Der Blick muß sich nach vor­ne rich­ten auf eine wirk­li­che Neu-Evan­ge­li­sie­rung und die­se betrifft alle Chri­sten, auch „uns“ Katho­li­ken mit der hl. Mes­se und allen Sakra­men­ten und Glaubensdogmen.

    • Ein Vor­schlag: Vor­ne (und hin­ten) gibt es gar nicht. Und nun for­mu­lie­ren Sie Ihre Idee noch ein­mal substantiell.

  8. Wenn die Vertreter(innen) der Tra­di­ti­on sich gegen­sei­tig so nie­der­ma­chen, wie hier zwi­schen „Zeit­los“ und „Zeit­schnur“ der Fall, dann dür­fen wir uns über den schein­bar unauf­halt­sa­men Sie­ges­zug des häre­ti­schen Moder­nis­mus natür­lich nicht wun­dern. Zum Wei­nen, die­ses Schau­spiel. Hal­ten Sie inne!

  9. Von den Eccle­sia dei Grup­pie­run­gen und den Pius Brü­dern wird allein die letz­te­re Fas­sung des alten Ritus („1962er-Ritus“) gebraucht, die die Lit­ur­gie­re­form durch die Päp­ste Pius XII. und Johan­nes XXIII. einschließt.
    Das unter Papst Pius V. her­aus­ge­ge­be­ne Mis­sa­le Roma­num, das die­ser als ver­bind­li­ches Mess­buch für die gan­ze Kir­che des Römi­schen Ritus her­aus­ge­ge­ben hat, wur­de dem­nach im Lau­fe der Zeit verändert.

    Ich hät­te ger­ne erfah­ren wel­che Ände­run­gen der alte Ritus erfah­ren hat und in wie­weit die­se bedeut­sam sind. Wo kann dies nach­ge­le­sen werden?

    • Ein wenig dazu fin­det sich in Rober­to de Matt­eis Buch übers Vat. II, dort auf S. 62 ff (Kapi­tel: Die lit­ur­gi­sche Bewegung)

      Im Prin­zip ist der histo­ri­sche Ver­lauf wohl so:
      – Pro­te­stan­tis­mus hat mas­si­ve Unklar­heit und Unord­nung in die Grund­li­ni­en der Lit­ur­gie gebracht.=> Tri­ent, Bul­le „Quo pri­mum“ legt nach ein­ge­hen­den For­schungs-Arbei­ten von Theol­gen und Prie­stern fest, wie die Lit­ur­gie ab nun für immer (Pius V. schreibt „ewig“) und von „gar nie­man­dem mehr“ ver­än­dert wer­den dür­fe. (Text dürf­te auch auf pius​.info zu fin­den sein)
      – Kir­che (und selbst­ver­ständ­lich auch die Päp­ste!) hält sich dar­an jahrhundertelang
      – Pro­ble­me macht: Gal­li­ka­nis­mus und Jansenismus
      – im 19. Jh. restau­riert beson­ders Dom Guer­an­ger („Die Hl. Mes­se“ – gibt es auch bei Sar­to) die durch die genann­ten häre­ti­schen Bewe­gun­gen durch­ein­an­der gebrach­te Liturgie
      – Pius X. um die Jahr­hun­dert­wen­de will v.a eine Reform inso­fern, als die Gläu­bi­gen alle (!) die notwn­di­ge Bil­dung erhal­ten, um der Lit­ur­gie voll und ganz fol­gen zu kön­nen (Stich­wort „täti­ge Teil­nah­me“ – wur­de spä­ter ver­dreht von Modernisten!)
      – Lit­ur­gi­sche Bewe­gung ent­steht mit anti­rö­mi­scher Gesin­nung und der Idee, die über­kom­me­ne Lit­ur­gie habe zu wenig „Gemein­schafts­cha­rak­ter“.
      – Pius XII. beauf­tragt bereits Anni­ba­le Bug­nini mit Reform­ar­bei­ten, die die nun 400 Jah­re gül­ti­ge hei­li­ge Lit­ur­gie, die ja eigent­lich unver­än­der­lich galt, syste­ma­tisch durch­ein­an­der­bringt (Kar­wo­chen­re­form v.a. und Durch­ein­an­der­wer­fen der lit­ur­gi­schen Zei­ten). Zwar miss­bil­ligt er die For­de­run­gen der Lit­ur­gi­schen Bewe­gung, schießt aber sei­ner­seits übers Ziel hin­aus, v.a. mit sei­ner unkla­ren Fest­stel­lung in „Media­tor Dei“ (1947), der Papst habe das Recht, die mensch­li­chen Antei­le der Lit­ur­gie ver­än­dern, klärt aber nicht, was denn die­se mensch­li­chen Tei­le sei­en. Damit war jeder Damm gebro­chen… und er han­delt der Bul­le „Quo pri­mum“ zuwi­der, die auf jeden, der die Lit­ur­gie anrüh­ren wür­de, den Zorn Got­tes herabrief.

      Den Rest ken­nen wir: „Sacro­sanc­tum con­ci­li­um“ und dann Pauls VI. => tota­les Cha­os seither.

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