(Rom) Am 3. April gedenkt die Katholische Kirche des heiligen Papstes Sixtus I., der nur knapp ein halbes Jahrhundert nach dessen Martyrium dem Apostel Petrus auf den Bischofsstuhl von Rom folgte. Auf Sixtus I. werden wichtige liturgische Bestimmungen zurückgeführt. Darüber berichtet die Historikerin Cristina Siccardi in ihrem jüngsten Beitrag.
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Die liturgischen Regeln des heiligen Papstes Sixtus I.
von Cristina Siccardi
Das schon immer gültige Verbot für Laien, den heiligen Dingen zu nahe zu kommen und den Kelch und die heiligen Gefäße zu berühren, wurde vom heiligen Papst Sixtus I. (um 115–125) bereits in ältester frühchristlicher Zeit offiziell festgeschrieben. Der Gedenktag dieses Kirchenoberhauptes wird von der Kirche im alten wie im neuen liturgischen Kalender am 3. April begangen. Sein lateinischer Vorname spielt auf die Zahl Sechs an. Sixtus war der sechste Nachfolger des Apostels Petrus und der siebte Stellvertreter Christi auf Erden. Der Sohn römischer Hirten wurde Priester und 115 vom Klerus von Rom zum Bischof gewählt.
Die Notwendigkeit, das Verbot ausdrücklich festzuschreiben, ergab sich aus dem Versuch Unwürdiger, sich den heiligen Dingen zu nähern, die ausschließlich den Priestern Gottes vorbehalten sind. Die Sakralität des Heiligen Meßopfers führte in der lateinischen Kirche wie in den apostolischen Ostkirchen dazu, die heilige Handlung vor dem Anblick der Außenstehenden, aber auch der Gläubigen weitgehend zu verhüllen. Nicht Getaufte durften die Gotteshäuser während der Heiligen Messe nicht betreten. Das Meßopfer vollzog sich im Westen hinter einem Vorhang und vollzieht sich im Osten noch heute hinter der Ikonostase zum Schutz des Heiligen.
Eindringen der Laien in das Presbyterium
Erst die Revolution der Eiferer der Liturgiereform, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil kam und der darauf folgende liturgische Mißbrauch führten dazu, daß die Laien in den während der Heiligen Messe abgesperrten Bereich des Presbyteriums mit dem Sanctum Sanctorum eindrangen, der – wie der Name Presbyter = Priester – zum Ausdruck bringt, dem Zelebranten und den Altardienern vorbehalten ist. Vielerorts sind Laien damit beauftragt, die Heilige Kommunion auszuteilen, so daß sie nicht nur die Heiligen Gefäße, sondern auch die konsekrierten Hostien in die Hand nehmen.
Zur Zeit von Papst Sixtus I. regierte Kaiser Hadrian (117–138), ein origineller Philosoph auf dem Kaiserthron, ein Liebhaber der griechischen Kultur und Kunst. Obwohl Heide, lehnte er eine Verfolgung der Christen ab. Einem seiner Prokonsuln in Afrika schrieb er: „Wenn jemand Anklage erhebt und beweisen kann, daß die Christen sich Straftaten gegen die Gesetze zuschulde kommen haben lassen, dann bestrafe sie nach ihren Delikten. Bei Herkules aber, wenn jemand nur einen bloßen Vorwand sucht, um sie zu bestrafen, dann mußt Du je nach Schwere entscheiden und diesen strafen.“
Siegel der christlichen liturgischen Tradition
Papst Sixtus war besonders um die treue Bewahrung und Entfaltung des Kultes bemüht. Er faßte die geltende Praxis in Bestimmungen zusammen, die zu einem Siegel für die christliche liturgische Tradition wurden. Zudem war es ihm ein großes Anliegen, daß alle christlichen Gemeinschaften untereinander in Kontakt blieben, denn, wie es scheint, kam es bereits während seines Pontifikats wegen des genauen Datum der Osterfeierlichkeiten zu ersten Unstimmigkeiten zwischen Ost und West.
Auf Sixtus I. führt die christliche Überlieferung auch den Hymnus des Trishagion zurück, das der göttlichen Dreieinigkeit gewidmete dreifache Sanctus. Der Ausdruck Trishagion von griechisch hagios (heilig) und treis (drei) meint den dreimal heiligen Gott. Bereits im Alten Testament findet sich diese Definition der heiligsten Dreifaltigkeit. Das dreimal Heilig des Propheten Jesaja im Alten Testament entspricht der Nennung der drei göttlichen Personen im Neuen Bund als würde man sagen: Heilig ist Gott Vater, heilig ist Gott Sohn, heilig ist Gott Heiliger Geist. Um diese Kenntnisse eigenständig erwerben zu können, mußte man lesen können, die Heilige Schrift gut kennen und damit zum Kreis der Gebildeten gehören. Um dieses Lob der Dreifaltigkeit allen Gläubigen zugänglich zu machen, führte Papst Sixtus den dreifachen Lobpreis in die Heilige Messe ein gleich vor der Konsekration und der Transsubstantiation.
Trishagion, das dreimal Heilig des Alten und Neuen Testaments
Alle apostolischen Kirchen unabhängig vom Ritus kennen dieses Trishagion, den Engelsgesang, den Jesaja hörte, als er seine Himmelsvision hatte. Den ebenso nach ihm der heilige Johannes, der Apostel und Evangelist in der Offenbarung schildet (4,8).
Dom Prosper Guéranger (1805–1875), der berühmte Benediktinerabt von Solesmes sagte: „Was singen also die Engel? Sanctus, Sanctus, Sanctus, Dominus Deus Sabaoth. Sie feiern die Heiligkeit Gottes. Aber wie feiern sie sie? Auf perfekte Weise: sie gebrauchen den Superlativ, in dem sie dreimal hintereinander rufen, daß Gott wirklich heilig ist. (…) Warum aber wenden sie auf Gott die dreifache Feststellung der Heiligkeit an? Weil die Heiligkeit die Wichtigste der göttlichen Vollkommenheit ist: Gott ist in seinem Wesen heilig“.
„Gott ist ebenso stark wie heilig und ebenso heilig wie stark“
Das Trishagion finden wir auch im Te Deum: „Tibi Cherubim et Seraphim incessabili voce proclamant: Sanctus, Sanctus, Sanctus Dominus Deus Sabaoth“ (Heilig, heilig, heilig Herr Gott der Heerscharen). Die Heerscharen im Dienst des Allmächtigen haben nichts zu befürchten, da alle Kriege, Prüfungen und Hürden durch ihren Gott im Triumph enden. Dom Guéranger schrieb dazu: „Gott ist heilig und stark, ebenso stark wie heilig und ebenso heilig wie stark.“
Dieser römische Papst, der die katholische Christenheit bis zum heutigen Tag die Heiligkeit Gottes besingen läßt, starb nicht als Märtyrer, obwohl es dies gelegentlich heißt. Sein Grab in Erwartung der Auferstehung des Fleisches, befindet sich nicht beim Grab des Heiligen Petrus im Vatikan, sondern in der Kathedrale des Heiligen Paulus in Alatri bei Rom, wo er als Stadtpatron verehrt wird.
Text: Cristina Siccardi/Corrispondenza Romana
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Alatri/Lazio
Interessant, sehr interessant, Herr Nardi! Als Theologe würden mich die schriftlichen Bestimmungen von Papst Sixtus I. brennend interessieren. Bitte nennen Sie mir die Quellen zur wissenschaftlichen Überprüfung Ihrer Behauptungen. Oder sollte es so etwas gar nicht geben?
Wahrhaftigkeit tut not!
MfG, M. Kunzler
Vielleicht nicht festgeschrieben, aber im Liber Pontificalis soll zu lesen sein, dass er (Sixtus) diese Dinge bestimmt hat.
Sehr geehrter Msgr. Prof. Dr. M. Kunzler: Als Liturgiewissenschaftler der sie ja auch sein sollen, erlaube ich mir ihnen als Laie und nicht Liturgiewissenschaftler hier eine Quelle und das übersetzte Schreiben des Heiligen Papstes Sixtus I , eine bessere und zuverlässigere Quelle zum Heiligen Papst Sixtus I konnte ich in der schnelle nicht finden, http://www.unifr.ch/bkv/kapitel3835.htm vielleicht noch die Seite Kathpedia. Aber ich habe mich ja auch nicht so intensiv mit der Liturgischen Geschichte beschäftigt, wie sie als Gelehrter.
Gottes und Mariens Segen auf allen Wegen
Dieser Brief gehört (wie die Überschrift sagt) zum Werk des Pseudoisidor aus dem 9. Jahrhundert. Leider.
parum refert,tamen maximi momenti pro ratiocinio theologico sui temporis ut puto.
Abgesehen davon, dass der Artikel doch von Cristina Sicardi stammt, können Sie hier den besagten Brief finden, in dem Sixtus über die Hl. Geräte schreibt:
http://www.documentacatholicaomnia.eu/01_01_0115-0125-_Sixtus_I,_Sanctus.html
Sie finden dort zwei Links zu zwei erhaltenen Texten des Sixtus I. Einer lautet „Epistola II de reverentia vasorum sacri ministerii“. Der andere „Epistola prima de fide veritate“. Schauen Sie im ersten Text nach. da steht z.B.:
„(…) in hac sancta apostolica sede a nobis et reliquis episcopis ceterisque domini sacerdotibus statutum est, ut sacra vasa non ab aliis quam a sacratis dominoque dicatis contrectentur hominibus. Indignum9 enim valde est, ut sacra domini vasa, quaecumque sint, humanis usibus serviant, aut ab aliis quam a domino famulantibus eique dicatis tractentur viris, ne pro talibus praesumptionibus iratus dominus imponat populo suo, et hi, qui etiam non peccaverunt, mala patiantur aut pereant, quia perit iustus saepissime pro impio.(…)“
In „Reclams Lexikon der Päpste“ (von J.N.D.Kelly) in der Ausgabe 2005 heißt es zu Sixtus:
„Über seine Tätigkeit wissen wir nichts; Einzelheiten über disziplinarische und liturgische Neuerungen, die sich LP entnehemn lassen, sind offenkundig anachronistisch.“(S. 21)
Dieser Satz wird ohne sachliche Begründung einfach als Behauptung aufgestellt. LP ist das „Liber pontificalis“, das L. Duchesne im 19. Jh herausgegeben hat. Es handlt sich dabei um „eineerstmals Mitte des 6. Jh kompilierte und später von andern fortgesetzte Sammlung von Papstbiographien vom Hl. Petrus bis Pius II. (*1464). Ein Großteil des darin enthaltenen Materials, insbesondere im ersten Abschnitt, ist apokryph, doch beruht das Werk im allgemeinen auf zuverlässigen Quellen und ist trotz gewisser Voreingenommenheiten für die Geschichte des Papsttums unerläßlich.“ (S. 10)
Das klingt nach „was nicht sein kann, das nicht sein darf“, wie so oft in „historisch-kritischer“ Methodik, insbesonder eim Umgang mit missliebigen sehr alten Quellen, und ist für mich, solange da nicht handfeste Argumente vorliegen, unglaubhaft und wissenschaftlich unhaltbar. Denn die Wahrheit der im LP aufgeführten Fakten kann ja nur dann bestritten werden, wenn handfeste, andere sicher nachweisbare Fakten eindeutig dagegen sprechen. Nicht der Beklagte muss beweisen, dass er nicht lügt, sondern der ihm Lüge unterstellt, muss beweisen, dass hier eine Lüge vorliegt.
Zu Sixtus I. auch erheblich redlicherer (als Reclam) Lexikoneintrag Kathpedia: http://www.kathpedia.com/index.php?title=Sixtus_I.
das trishagion ist doch meines wissens nach folgendes welchem im westen zu krafreitag und in der Ostkirche mehrmals am tag während horen und Liturgie gesungen wird:heiliger Gott,heiliger starker,heiliger unsterblicher erbarme dich unser.
das hier erwähnte ist doch das sanctus der messe wie es auch in der Ostkirche vor dem abendmahlsworten gesungen wird.
Bis zum 2. Vatikanischen Konzil bzw. nur noch kurz danach war es selbstverständlich, dass die Laien im „sakralen Bereich“ in keiner Weise tätig sein durften. Sie wollten es gar nicht, es war selbstverständlich.
Laien sind NICHT EINGEDRUNGEN in den Bereich, der nur den Klerikern vorbehalten ist. Sie wurden ausdrücklich eingeladen, aufgefordert, geschult, den Lektoren- und den Kommunionhelferdienst auszuüben.
Herr Nardi, ich muss es betonen: Es gab keine Revolution von unten, sie kam über die Gläubigen und wurde verursacht durch die Bischöfe, die vom Papst nicht in die Schranken gewiesen wurden. Vor Ort, in den Gemeinden, waren es die Pfarrer.
Ich gehe nicht davon aus, dass es in Italien anders war, aber für den deutschen Sprachraum ist es eindeutig. Die „Revolution“ kam von oben.
Ich kann die Augen nicht davor verschließen: Wir haben mit dem II. Vatikanum eine veränderte Kirche. Auch wenn es das nach katholischem Selbstverständnis nicht geben darf.
Im übrigen darf ich sagen, dass ich mich freue, dass Sie wieder zurück sind. Weil ich Ihre Beiträge sehr lesenswert finde.
Sind wir doch nicht blauäugig. Die Päpste nach Pius X. haben niemals die sogenannten Neuerer in die Schranken gewiesen, denn insgeheim war alles so von höchster Stelle gewollt. Auch der Schüller, beispielsweise, ist nur eine Bauernfigur, die man vorschickt, um die Grenzen auszuloten und eine Bresche zu schlagen, dann folgen ihm die höheren Chargen und zuletzt auch der König.
In einem Caeremoniale für Priester, Leviten Ministranten und Sänger aus dem Jahre 1906 von Dr. Andreas Schmid ist folgende Bemerkung entnommen: „Kelche und andere heilige Gefäße dürfen nur von Klerikern und mit Erlaubnis des Bischofs von Mesner in Klöstern berührt werden, nicht aber von LAIEN.“ Als Quelle sind angegeben S. R. C. 24. Nov. 1635 und S. R. C. 24. April 1626. Damit dürfte jedenfalls ein noch älteres Recht in Bezug auf die Berührung der hl. Gefäße durch Laien bekräftigt worden sein. Laien durften nur in äußersten Notfällen diese Vorschrift verletzen.
Und die Kelchwäsche, sowie alles, was mit den eucharistischen Gestalten in Berührung gekommen sein konnte, musste vom Priester vorgewaschen und das Waschwasser ins Sacrarium geschüttet werden. Ja, so war das, als man in der Kirche noch katholisch war und an die Realpräsenz glaubte!
Diese Quellennachweise müßte ja wohl eher die Autorin des Textes leisten, nicht Herr Nardi, der ihn doch höchstens übersetzt hat, Herr Prof. Michael Kunzler!
Diese sic dicti Liturgiewissenschaftler haben in den Zeiten der Krise nach dem IIVat.z.T. nicht nur schmählich versagt,sondern grosse Verwirrung sprich Schaden unter den einfachen Gläubigen angestiftet, den sie zu verantworten haben.Denken wir nur an Bugnini,Virgilio Noe.unter ihnenAnton Hänggi.Dieser war einst zu Besuch bei Prof. Gamber,der hat ihm dessen verschwurbelte, verhängnisvollen Thesen zurechtgerückt,da sprach dieser: dann hätte ich die Liturgiereform nicht gemacht.(von einem Augen und Ohrenzeugen berichtet!)Hänggi hat anlässlich seiner Demission sich öffentlich entschuldigt und hat die abusi in seiner Diöcese getadelt und angemahnt.Seine Demut hat ihm einen Heimgang im Frieden erwirkt.
Schlimm an diesen Leuten ist nicht nur,dass sie jedes vermeintliche Kinkerlitzchen was jetzt ab sofort in liturgicis zu tun sei mit totalitärer Verbindlichkeit verkündet haben, sondern ‚sondern dass sie gleichsam ex cathedra ihre faulen Eier den jungen Alumnen verkauft haben.salvo honore.Bitten wir um Reue und Umkehr von und für uns alle-bevor es zu spät ist.
Wunderbar, danke das Kath.Info große Päpste und Kirchenlehrer in die heutige Zeit sprechen lässt.
Dies erschwert den weltlichen Neuerern den populistischen Umgang mit der Wahren Lehre und Tradition. Ja führt diese ins Absurde.
hicesthodie:
Es ist unbestritten: Papst Pius X. wollte die Liturgiereform. Der Wunsch, von der tätigen Teilnahme der Gläubigen an der Liturgie, ist ihm nicht „entfleucht“, irgendwie rausgerutscht, wie der sehr geschätzte Historiker Roberto de Mattei schreibt. Der heilige Papst beschreibt in seinem Kompendium der christlichen Lehre genau, was er meint: Die Gläubigen sollen sich während der hl. Messe im Gebet mit dem Priester am Altar vereinigen. Das kann in verschiedener Form geschehen, aber das ist die Bedingung des Papstes. Es geht ausschließlich um eine innere Anteilnahme, nicht um äußere Tätigkeiten, schon gar nicht im Altarraum.
Man muss sich die vorherige Praxis vor Augen halten. Der Priester am Altar zelebrierte die hl. Messe, das Volk betete still alles mögliche. Wenn die Ministranten zur Wandlung die Glocken läuteten, wusste das Volk: Jetzt ist der heiligste Augenblick, die privaten Gebete sind jetzt zu unterbrechen.
Das war eine absolute Fehlentwicklung, das Konzil von Trient hat diese „Trennung“ zwischen Priester und Volk in der Form nicht gewollt.
Die Liturgische Bewegung, die ganz klar durch eine Fehlentwicklung verursacht wurde, ist weit über das Ziel hinaus gegangen.
Besonders Pius XII. ist daran nicht unschuldig. Er hatte falsche Berater, Annibale Bugnini begann unter ihm mit seinem verhängnisvollen Wirken.
Doch dieser Papst war noch in seiner Lehre klar. Seine Liturgie-Enzyklika nimmt nicht die Messe Paul VI. vorweg. Seine Schwäche lag wohl eher darin, dass er glaubte, zu sehr auf die Lehre vertrauen zu können und auf disziplinarische Maßnahmen zu verzichten.
Das war die Größe vom hl. Pius X: Treue zu den Grundprinzipien bei den notwendigen Reformen, väterliche Güte verbunden mit konsequenter Strenge gegen häresiebegünstigende neue Lehren und ihre Vertreter.
Gott sei Dank ist Pius XII. nicht selig- oder heilgesprochen worden, trotz seiner Treue zum Glauben, trotz seines heiligmäßigen Lebenswandels.
Der letzte wirklich große Papst war Pius X. Er muss der Maßstab bleiben. Denn er wollte Erneuerung, Reform. Er kämpfte gegen die traditionalistische Auffassung: “ es war immer so, und es bleibt immer so“, eine traditionalistische Grundversuchung.
Doch Reform soll den Glauben vertiefen, von unnötigem Ballast befreien. Niemals die Grundprinzipien aufgeben, sondern sie zur Klarheit bringen, wenn sie um Lauf der Zeit überwuchert werden. Erneuern heißt vertiefen, nicht im Hergebrachten verharren. Und schon gar nicht, den Glauben zu verändern.
Den „Glauben verändert“ haben die Konzils- und Nachkonzilspäpste.
Die Tendenz von traditionalistischen Priestern, umso mehr auf Privatoffenbarungen zu vertrauen, finde ich auf Dauer auch verhängnisvoll. Es deformiert das Gebetsleben der Gläubigen. Und das ist schwerwiegend.
Mindestens Nr. 547 aus „Salve Regina“, dem Gebets- und Gesangbuch des Priorats München der FSSPX müsste dem Hl. Offizium zur Prüfung vorgelegt werden. Doch es gibt leider kein Hl. Offizium mehr.
Danke! Sehr wertvoll.
Die fortschreitende Profanierung des liturgischen Kultes, der wahren Lehre und Tradition führt u.a. die Entheiligung der *heiligen Räume* mit herbei. Viele Menschen haben keine Ehrfurcht mehr, ja begreifen dieses Wort gar nicht: nämlich, was es heisst, Ehrfurcht vor dem Herrn, vor dem Heiligen zu haben.
Kindertage – wo sind diese Zeiten geblieben?
In meinen Kindertagen bestand noch die Hl. Messe im alten Ritus, irgendwann während der Gymnasiumzeit kam dann der Volksaltar usw. Wir Kinder (6) besaßen eine natürliche, ehrliche, echte Ehrfurcht vor allem Heiligen – und hatten einen natürlich-festen Glauben an die Gegenwart des Herrn in der Eucharistie. Es war für uns normale Gewissheit, eine Frucht der religiösen Erziehung, Gewissensbildung und katholischen Praxis zu Hause, aber auch im Dorf (am Land). Unsere Dorfkirche wurde von den Kapuzinern betreut. Eine gesunde „Ehrfurcht“ bestand auch gegenüber den Patres. Es waren einfach gesunde Verhältnisse, wenn ich es so ausdrücken darf.
Meine Mutter und anderen Frauen aus dem Dorf sorgten für die Kirchenreinigung und den Blumenschmuck. Wir Kinder durften an Großputztagen (zB vor Ostern) mithelfen. Aber wir durften nur bestimmte Dinge tun, den Altarraum durften wir nicht betreten. Und wir hatten leise zu sein, nur das Notwendige wurde gesprochen. Im Tabernakel war doch Jesus da!
Die Kniebeuge und das bewusst gemachte Kreuzzeichen beim Betreten und Verlassen des Kirchleins gehörte dazu – für jeden.
Erst heute schätze ich so richtig, wir schön es war, dass wir damals alle eine Gemeinschaft der/von Gläubigen waren und darin sowas wie ein Band der Einheit für uns bestand.
Für die Grundlegung des Glaubens in meiner Kindheit kann ich nicht dankbar genug sein.
Wurzel und Anker. In der Wettersprache gesagt: die katholische Kirche wird seit Jahren von Orkanen durchschüttelt und gebeutelt. Wie auch immer. ER ist der HERR. Die Vorsehung Gottes waltet über alles. Das Wort Gottes wird sich in allem erfüllen, nach Seinem Heiligen Willen.
Grosses Danke!
„Kindertage – wo sind diese Zeiten geblieben?“, fragt „Eckstein.“
Immer wieder fällt mir die kleine, arme Diaspora-Kapelle meiner „vorkonziliaren Kindheit“ ein. In einer kleinen Wohnung über dieser Kapelle wohnte der Pfarrer, bescheiden, anspruchslos was seine Person anbetraf.
Doch an den Messgewändern wurde nicht gespart. Auch nicht an den Gewändern für die Ministranten.
Besonders erinnere ich mich an die 18.00 Uhr- Andacht sonntags zum Allerheiligsten Altarssakrament. Natürlich war die hl. Messe am Vormittag entscheidend. Doch klaglos, gern, beendeten wir am späten Nachmittag unsere Spiele, um mit unseren Eltern in diese Andacht zu gehen. Unsere Kapelle war brechend voll, wie beim Hochamt am Vormittag.
Nie werde ich das vergessen: Den überaus kostbaren Rauchmantel, in den der Priester eingehüllt war. Die Gebete, die Lieder, die spürbare Atmosphäre der Anbetung. Vor dem sakramentalen Segen gingen die Ministranten nicht, sie schritten geradezu in die Sakristei, um das prächtige, edle Schultervelum zu bringen, und den Priester erneut einzuhüllen. Er, der schon auf der Altarstufe kniete, erhob sich so andächtig, als würde er einen heiligen Berg besteigen. Seine tiefe Kniebeuge vor der Monstranz, sein geneigter Kopf, sie bleiben unvergesslich. Und dann der Segen. Die große, überaus kostbare Monstranz. Wir alle wussten es, die Kommunionkinder, die Putzfrau, die wenigen Akademiker, alle Gläubigen: DER HERR selbst segnet uns. Diese Schönheit, diese Pracht galt Ihm. Der Priester war Sein Werkzeug.
Wir waren glücklich, katholisch zu sein. Wir ahnten nicht, dass sich das Unheil längst anbahnte: An den theologischen Fakultäten, den Ordenshochschulen der Jesuiten und Dominikaner. Wir wussten nicht, auch nicht die Erwachsenen, dass der Tabernakel bald in eine Seitennische verbannt werden würde, dass der Altar verschwinden würde und einem Tisch, dem „Volksaltar“, dem „Montini-Tischchen“, der „Konzilskiste“ weichen musste.
Unser Pfarrer ist vor dem II. Vatikanischen Konzil gestorben. Das war gut so. Er war schwer herzkrank, und er hätte das II. Vatikanische Konzil nicht überlebt.
das Mysterium, fascinosum ac tremendum, das Sie so trefflich zu Worte gebracht-das hat den Gläubigen tief ergriffen und mit heiliger Wonne erfüllt, die Seelen dem Alltag enthoben, die Sehnsucht nach dem letzten und wichtigsten Ziel erhoben-das habe ich als kleines Kind schon so erlebt.Vermehrung des Glaubens, Stärkung und vorallem grosser Trost.Bei uns in CH waren es vorab die Schweizer Kapuziner,welche die Seelsorge ungemein mit ihren tiefen, volksnahen Predigten gestützt und bereichert haben-allerdings es waren dann Verteter des selben Ordens, welche in unflätiger Weise nach dem Konzil den Gläubigen mit progressistischen Tiraden den Garaus machten-doch waren und sind unter denen Glaubenstreue und nach Heiligkeit Strebende mitdabei geblieben-denen man ansah,dass sie es in ihren Gemeinschaften nicht eben leicht haben bezw. hatten.
Ich beneide Ihren Herrn Pfarrer, dem das alle erspart blieb-aber wir hoffen auf eine gute Zukunft, die Gottes und darum auch unser ist.Dazu helfen auch die biologischen Gesetze.Darüber jubeln und preisen wir den Allbarmherzigen und Allmächtigen Gott,in dessen weisen Händen alles ruht.