(Hamburg) „Das wird unseren Hamburger Diözesanadministrator heimlich gefreut haben.“ Gemeint ist damit der möglich erste Schritt zu einem Paradigmenwechsel bei der Bewertung homosexueller Beziehungen in der katholischen Kirche durch Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck. Für den Essener Bischof ging es auf einem Gesprächsabend in Mühlheim/Ruhr dabei ‑zumindest auf den ersten Blick- um das Wohl der Kinder, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften angeblich Diskriminierungen ausgesetzt seien.
In einer öffentlichen Diskussion hätte sich Thim allerdings wohl nicht soweit vorgewagt. Dafür sei er zu vorsichtig, heißt es in und außerhalb des bischöflichen Apparats. Schließlich sei er noch nicht oben angekommen, wenngleich Thim unter Erzbischof em. Dr. Werner Thissen bereits eine beachtliche Karriere hingelegt hat. Nach zehnjähriger Tätigkeit als Pfarrer ernannte ihn Thissen 2008 zum Personalreferenten des Erzbistums Hamburg. 2009 wurde Thim in das Domkapitel berufen. Und 2013 „beerbte“ er als Generalvikar Amtsvorgänger Franz-Josef Spiza.
Ob der jetzige Diözesanadministrator wirklich noch ganz oben im Bistum ankommen wird oder auch in einigen Jahren nur eine halbe episkopable Stufe niedriger, das wird trotz des Wahlmodus nach dem Preußischen Konkordat wesentlich in Rom entschieden, besser: über die Dreierliste vorentschieden. Den Aufstieg Thims in der Hambuger Bistumshierarchie haben zumindest ehemalige Seminaristen des Erfurter Priesterseminars erstaunt mitverfolgt. Nicht nur daß ihr damaliger Seminarsprecher „theologisch extrem links“ verortet war, Thim und der damalige Mitseminarist Bernd K. und heutige Dekan und Pfarrer galten im Erfurter Institut als „eine Art monogames Liebespaar“.
Eine immer noch heftige Feststellung in kirchlichen Kreisen. Aber was die Folgen betrifft längst nicht mehr so heftig, daß Sie automatisch einen drastischen Karriereknick zur Folge hätten. Es sei denn man outet sich zu derb und auffällig in einschlägigen Foren des weltweiten Netzes. Genau dies hatte einst und zu selbstsicher ein Lübecker Priester getan, dem neben seinen pfarrlichen Aufgaben noch die Studentenseelsorge an der Universität Lübeck aufgetragen worden war. Gewiß rein zufällig, daß diese Ernennung unter die Ägide des Personalreferenten Thim fiel. Eines ist aber auch wohl richtig: Der damalige Skandal wäre glatt vermeidbar gewesen, hätte man nur richtig hingeschaut und rechtzeitig hingehört.
Alte Freundschaft rostet nicht. „Pastorale Räume sind ein Fenster in die Zukunft unserer Gemeinden“ – so das Thema eines Vortrags, zu dem Thim kürzlich in die Berlin-Weißenseer Pfarrei von Bernd K. eingeladen worden war. Welche besonders erhellenden Erkenntnisse er bei der Einrichtung pastoraler Räume aus Hamburger Sicht beisteuern konnte, erschloß sich jedenfalls aus dem Inhalt seines Vortrags nicht. Wenn es um pastorale Räume geht, geht es um Reißbretter und Planskizzen, bei denen der gegenwärtige Mangel zur pastoralen Fülle in den neuen Strukturen hochgeschwätzt wird. Nichts wird automatisch besser, weil es anders wird. In Wirklichkeit stellt sich der pastorale Raum dar als alter Wein in neuen Schläuchen.
Mit anderen Worten: Die noch junge Geschichte hat es bislang personell und auch sonst mit dem wiederbegründeten Erzbistums Hamburg nicht zu gut gemeint. Auf dem Hamburger Fischmarkt würde man dazu sagen: Der Fisch beginnt stets am Kopf zu stinken.
Ansgar Theißen
Gerüchte, Seminaristengetuschel – das ist – pardon – Bildzeitungsniveau
Da bin ich gleicher Meinung
Falsch! Die Frage, welche Faktoren in der Kirche karrierefördernd sind, muss argwöhnisch ausgeleuchtet werden. Schauen Sie sich doch unsere Katastrophen-Hierarchie an!
Ich auch.
kann man sowas nicht an nuntiatur und Bischofskonferenz schreiben?
In einer Zeit, in der selbst auf viele Bischöfe kein Verlaß mehr ist, in der diese nicht mehr fragen, wie sie Diener und Verkünder der Wahrheit sein können, sondern wie sie am wenigsten anecken – Gemeinschaft um jeden Preis, also ohne Bezug zur Wahrheit (also zum HERRN selbst) -, muß wohl auch zu dieser Art von Berichterstattung gegriffen werden. Oder sollen wir stillhalten und zusehen, wie wieder einmal die deutschen Bischöfe den unrühmlichen Katalysator des kirchlichen Niedergangs bilden?? Wie nötig hätte Deutschland doch heilige Bischöfe, heiligmäßige, gottesfürchtige, tugendhafte und aufrichtige Männer – nec laudibus nec timore.
Eigentlich bin ich auch kein besonderer Freund von gerüchten. Das kann man in der Tat nun wirklich nicht sagen. Andrerseits kann man aber nicht immer alles hinterm Berg halten, bis der Knabe in den Brunnen gefallen ist. Im Gegensatz zum Limburger Intrigantenunwesen werden hier aber keine Tatsachen behauptet, sondern Meinungen als solche kenntlich gemacht.