(Bonn/Rom) Der deutsche Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff ist der neue Berater von Papst Franziskus zum Judentum. Am vergangenen 20. Februar erfolgte seine Ernennung zum Consultor der 1974 von Papst Paul VI. errichteten Päpstlichen Kommission für religiöse Beziehungen zum Judentum. Hoff ist Professor für Fundamentaltheologie und Ökumenische Theologie an der katholischen theologischen Fakultät der Paris-Lodron-Universität in Salzburg. Er gehört bereits der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum der Deutschen Bischofskonferenz an. Über diese erfolgte dann auch die Berufung nach Rom, wo er den Platz des Aachener Theologen für Ökumene, Hans Hermann Henrix einnimmt. Die Gespräche dazu, so Hoff in einem Interview mit der Deutschen Welle, hätten bereits Mitte 2013 bald nach der Wahl von Papst Franziskus begonnen.
Gregor Maria Hoff päpstlicher Consultor zum Judentum
Die Kommission, die im Gefolge der Konzilskonstitution Nostra aetate von 1965 entstand, ist unter anderem mit der Vorbereitung der Reise des Papstes ins Heilige Land befaßt. Ansonsten gehe es, so Hoff, in der Kommission vor allem um die Abfassung „bedeutender Dokumente“, die „die Positionen der Kirche, von Papst und Vatikan zum Judentum zum Ausdruck“ bringen.
Einer der Themenbereiche, mit denen sich Hoff als Fundamentaltheologe und nunmehr auch als Papst-Berater befaßt, ist die Frage, „ob die Missionierung der Juden für die Kirche ein Thema sein kann“. Denn, so Hoff apodiktisch: „Die katholische Kirche betreibt ja keine Judenmission“. Papst Franziskus habe, so Hoff, in seinem Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium „betont, daß Gott weiterhin im Volk des Alten Bundes, also dem von ihm zuerst erwählten, jüdischen Volk Israel wirkt“. Weitere Fragen, mit denen sich der Theologe und Ökumeniker befaßt, sind „Dreifaltigkeit und Monotheismus“.
2015: 50 Jahre Nostra atetate – Franziskus „überdenkt“ Karfreitagsbitte „hoffentlich“
Die römische Kommission werde sich mit dem „fünfzigjährigen Jubiläum“ von Nostra Aetate zu befassen haben, das 2015 begangen wird. Diese Konzilskonstitution habe einen „ganz großen Einschnitt bedeutet“. Denn „seitdem haben sich die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und dem Judentum massiv verändert“, so Hoff. Das gelte „gerade in Deutschland“, wo die Beziehungen „sehr gut und intensiv“ seien.
Während des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. habe es jedoch „auch Irritationen“ gegeben, so wegen der Neuformulierung der Karfreitags-Fürbitte für den überlieferten Ritus. Hoff hält die Neufassung für „problematisch“ und „erhofft“ sich „von Franziskus, daß er diese Formulierung noch einmal überdenkt“. Eine „wirkliche Belastung“ stelle das aber keine dar. Die Beziehungen seien „so gut“, daß man „auch solche Irritationen miteinander austragen kann“.
Die „Bedeutung des Staates Israel in seiner Existenz“, wegen der „theologischen Bedeutung des Landes“, der „Erwählung des jüdischen Volkes“ und der „Frage nach dem Existenzrecht des Staates Palästina sowie die Menschenrechtsfragen“ seien eine „ganz sensible Materie, die zum Teil theologische Fragestellungen“ berühren, so Hoff.
Papst besucht Israel, nicht das Heilige Land
Hoff sprach in seinem Interview mit der Deutschen Welle nie von einer Reise von Papst Franziskus ins „Heilige Land“, sondern ausschließlich von einer „Israel-Reise“. Bei dieser Reise „nach Israel“ werde sich zeigen, welche Akzente der Papst „setzen wird“. „Franziskus wird den katholisch-jüdischen Beziehungen sicher gut tun“, ist sich der deutsche Fundamentaltheologe und Papst-Berater jedoch sicher. Dies hätten bereits seine „sehr starken persönlichen Beziehungen zu der jüdischen Gemeinde in Buenos Aires“ gezeigt.
Hoff geht davon aus, daß der Papst in „Israel“ ein „bestimmtes Klima“ in die Gespräche bringen werde und eine „programmatische“ Aussage mit dem Inhalt machen werde: „Gott wirkt weiterhin im Volk des alten Bundes“.
Ansonsten werde der Papst in der Nahostfrage keine bestimmte Position ergreifen. Er würde sich, so Hoff, nur „in die Brennesseln setzen“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Straßburger Münster