Papst Franziskus an die Familien: Betet für Bischofsynode, für die Einheit von „Wahrheit und Liebe“


Kardinäle und Papst Franziskus: Schreiben wegen der Bischofssynode an die Familien(Vati­kan) Papst Fran­zis­kus hat mit Blick auf die bevor­ste­hen­de Bischofs­syn­ode im Okto­ber zum The­ma Fami­lie allen Fami­li­en der Erde einen Brief geschrie­ben (Brief von Papst Fran­zis­kus an die Fami­li­en). Das Schrei­ben trägt das Datum 2. Febru­ar 2014, wur­de aber erst am 25. Febru­ar ver­öf­fent­licht. Es ent­hält nichts von den The­men der Bischofs­syn­ode. Nicht ein­mal andeu­tungs­wei­se wird erwähnt, was anson­sten hef­tig dis­ku­tiert wird, etwa ver­gan­ge­ne Woche beim Kar­di­nals­kon­si­sto­ri­um. Der Papst betont in sei­nem Schrei­ben den „unver­zicht­ba­ren Bei­trag des Gebets“. War­um aber ein so drän­gen­der Brief des Pap­stes an die Fami­li­en welt­weit für die Syn­ode zu beten? Ein wei­te­rer Bau­stein einen Druck auf die Syn­ode auf­zu­bau­en? Wo die Leh­re klar ist und nur pasto­ra­le Fra­gen zu klä­ren sind, soll­ten die Din­ge wenig dramtisch sein. Das zum The­ma inhalts­lo­se Schrei­ben läßt aber erken­nen, daß der Druck die katho­li­sche Leh­re zu ändern, enorm scheint. Wo aber steht der Papst? Er hat die Bischofs­syn­ode ein­be­ru­fen, er hat das Kon­si­sto­ri­um dazu spre­chen las­sen, er hat das Sekre­ta­ri­at der Bischofs­syn­ode einen Fra­ge­bo­gen an alle Bischö­fe (oder an alle Katho­li­ken?) aus­schicken las­sen. Wer ist der Gebtrie­be­ne, wer der Treibende? 

Päpstliches Schreiben an die Familien

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„Lie­be Fami­li­en, ich kom­me an eure Haus­tür, um über ein Ereig­nis mit euch zu spre­chen, das bekannt­lich im kom­men­den Okto­ber im Vati­kan statt­fin­den wird. Es geht um die außer­or­dent­li­che Voll­ver­samm­lung der Bischofs­syn­ode, die ein­be­ru­fen wur­de, um über das The­ma ‚Die pasto­ra­len Her­aus­for­de­run­gen der Fami­lie im Kon­text der Evan­ge­li­sie­rung‘ zu dis­ku­tie­ren.“ Das Schrei­ben an die Fami­li­en ist vor allem eine Auf­for­de­rung, die Bischofs­syn­ode mit ihrem Gebet vor­zu­be­rei­ten. Vor allem soll­ten die Fami­li­en für den Papst beten, damit er sei­ne schwie­ri­ge Auf­ga­be, die ihn erwar­te, nach dem Wil­len Got­tes aus­übe: näm­lich „Wahr­heit und Lie­be“ zu verbinden.

Papst Fran­zis­kus skiz­ziert im Schrei­ben den Fahr­plan: im Okto­ber 2014 fin­det zum The­ma Fami­lie eine ordent­li­che Bischofs­syn­ode statt, 2015 im Sep­tem­ber das Welt­fa­mi­li­en­tref­fen, dies­mal in Phil­adel­phia in den USA und dann im Herbst eine außer­or­dent­li­che Bischofssynode.

Zum Thema Ehe und Familie sind nicht nur Gläubige, sondern auch einige Bischöfe vewirrt

„Heu­te ist die Kir­che näm­lich auf­ge­ru­fen, sich bei der Ver­kün­di­gung des Evan­ge­li­ums auch den neu­en pasto­ra­len Dring­lich­kei­ten zu stel­len, die die Fami­lie betref­fen“, schreibt der Papst. Unklar ist nach wie vor, ob Papst Fran­zis­kus mit dem Fra­ge­bo­gen des Sekre­ta­ri­ats der Bischofs­syn­ode an die Bischö­fe woll­te, daß auch die Lai­en „kon­kre­te Vor­schlä­ge“ unter­brei­ten. Bekannt­lich wur­de der Fra­ge­bo­gen teils von den Bischö­fen, teils eigen­mäch­tig von Lai­en­ver­bän­den, an „alle“ zur Beant­wor­tung wei­ter­ge­reicht. Die inzwi­schen in Rom ein­ge­gan­ge­nen Rück­mel­dun­gen von Lai­en zeich­nen ein ziem­lich ver­wirr­tes Bild. Vor allem offen­ba­ren sie, daß es um die Glau­bens­ver­kün­di­gung in den Diö­ze­sen eini­ger euro­päi­scher Län­der nicht beson­ders gut bestellt ist. Jeden­falls wenn man die Wis­sens­lücken der Gläu­bi­gen über die Glau­bens­leh­re zum Maß­stab nimmt. Im deut­schen Sprach­raum, „wo nicht nur eini­ge Gläu­bi­ge, son­dern auch eini­ge Bischö­fe ver­wirrt schei­nen“, so der Reli­gi­ons­so­zio­lo­ge und ehe­ma­li­ge OSZE-Reprä­sen­tant gegen die Dis­kri­mi­nie­rung und Ver­fol­gung der Chri­sten, Mas­si­mo Intro­vo­gne, fehlt es nicht an Indi­zi­en, daß die Ergeb­nis­se in eine bestimm­te, gewünsch­te Rich­tung „gedrängt“ wur­den. Von einer objek­ti­ven Bestands­auf­nah­me, so sehr selbst die Bischofs­kon­fe­ren­zen einen sol­chen Ein­druck erwecken wol­len, kann kei­ne Rede sein. Es ist offen­kun­dig, daß die Bischö­fe des deut­schen Sprach­raums, Aus­nah­men bestä­ti­gen die Regel, ihre Posi­ti­on und ihre Mit­tel aus­zu­nüt­zen ver­su­chen, um welt­weit Pro­pa­gan­da für eine Ände­rung der Pra­xis bei for­ma­ler Auf­recht­erhal­tung der Theo­rie zu betrei­ben. Eine ungu­te Art der kir­chen­in­ter­nen Par­tei­nah­me, die als nega­ti­ve Fuß­no­te in die Kir­chen­ge­schich­te ein­ge­hen wird.

Glaubenstreue Bischöfe können Stimme kaum hörbar machen

Die Bischö­fe des deut­schen Sprach­raums, die sich an die kirch­li­che Leh­ren hal­ten, sind dünn gesät und kön­nen sich der­zeit in den Bischofs­kon­fe­ren­zen nicht durch­set­zen. Mehr noch, sie kön­nen kaum ihre Stim­me hör­bar machen. Eini­ge schei­nen resi­gniert oder aus Feig­heit zu schweigen.

„Daher bit­te ich euch, instän­dig zum Hei­li­gen Geist zu beten, dass er die Syn­oden­vä­ter erleuch­te und sie in ihrer wich­ti­gen Auf­ga­be lei­te“, schreibt Papst Fran­zis­kus den Fami­li­en. „Beten wir also alle gemein­sam, dass die Kir­che durch die­se Ereig­nis­se einen wirk­li­chen Weg der Unter­schei­dung zurück­le­ge und geeig­ne­te pasto­ra­le Mit­tel ergrei­fe, um den Fami­li­en zu hel­fen, die heu­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen mit dem Licht und der Kraft zu bewäl­ti­gen, die aus dem Evan­ge­li­um kommen.“

Simeon und Hanna erkennen vom Heiligen Geist geführt in Jesus den Messias

„Ich schrei­be euch die­sen Brief an dem Tag, an dem das Fest der Dar­stel­lung Jesu im Tem­pel gefei­ert wird. Der Evan­ge­list Lukas erzählt, dass die Mut­ter­got­tes und der hei­li­ge Josef den Kna­ben gemäß dem Gesetz des Mose zum Tem­pel brach­ten, um ihn dem Herrn dar­zu­brin­gen, und dass zwei alte Men­schen, Sime­on und Han­na, vom Hei­li­gen Geist geführt, ihnen ent­ge­gen­gin­gen und in Jesus den Mes­si­as erkann­ten (vgl. Lk 2,22–38).“ Und wei­ter: „Das ist ein schö­nes Bild: zwei jun­ge Eltern und zwei alte Men­schen von Jesus zusam­men­ge­führt. Wirk­lich, Jesus lässt die Gene­ra­tio­nen ein­an­der begeg­nen und ver­eint sie! Er ist die uner­schöpf­li­che Quel­le jener Lie­be, die alle Ver­schlos­sen­heit, alle Ein­sam­keit, alle Trau­rig­keit über­win­det.“ Die Fami­li­en könn­ten vie­le Wege ver­su­chen, um in schwie­ri­gen Situa­tio­nen geeint zu blei­ben: „Doch wenn die Lie­be fehlt, fehlt die Freu­de, und die ech­te Lie­be wird uns von Jesus geschenkt: Er bie­tet uns sein Wort an, das unse­ren Weg erleuch­tet; er gibt uns das Brot des Lebens, das die täg­li­che Mühe unse­res Weges unterstützt.“

„Betet für mich, daß ich dem Volk Gottes in Wahrheit und in Liebe dienen kann“

Das Schrei­ben endet mit einer drän­gen­den Auf­for­de­run­gen an die Fami­li­en zu beten: „Lie­be Fami­li­en, euer Gebet für die Bischofs­syn­ode wird ein kost­ba­rer Schatz sein, der die Kir­che berei­chert. Ich dan­ke euch, und ich bit­te euch, auch für mich zu beten, dass ich dem Volk Got­tes in Wahr­heit und in Lie­be die­nen kann.“

Die Vor­be­rei­tung der Bischofs­syn­ode wird mit gro­ßer Auf­merk­sam­keit zu beob­ach­ten sein. Katho​li​sches​.info ver­pflich­tet sich, öffent­lich auf­zu­zei­gen, wo Kir­chen­ver­tre­ter The­sen und Theo­rien ein­zu­füh­ren ver­su­chen, die dem kirch­li­chen Lehr­amt und dem Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che wider­spre­chen. Dabei geht es auch dar­um, auf­zu­zei­gen, daß es nicht nur das „Alte Euro­pa“ gibt, wo die Men­schen des Chri­sten­tums über­drüs­sig schei­nen. Die Wirk­lich­keit sieht in ande­ren Erd­tei­len ganz anders aus, auch die Prio­ri­tä­ten und Pro­ble­me der Men­schen. Gera­de die Kir­che im deut­schen Sprach­raum soll­te, statt nur weil sie Geld hat, ihre Mei­nung in ande­re Län­der zu expor­tie­ren, viel­mehr auf die Rea­li­tät der Men­schen, der Chri­sten und vor allem der Katho­li­ken in den ande­ren Län­dern schauen.

Wer ist der Treibende, wer der Getriebene?

Papst Fran­zis­kus for­dert die Fami­li­en auf zu beten. Tat­säch­lich ist Gott nichts unmög­lich. Die Gläu­bi­gen haben Ihn zu bit­ten, dann wird auch der Glau­be bewahrt wer­den. So wenig der Papst in sei­nem Schrei­ben an die Fami­li­en auf die umstrit­te­nen Fra­gen der Bischofs­syn­ode ein­geht, so sehr steht fest, daß sei­ne Auf­ga­be, die des Kir­chen­ober­haup­tes, in die­ser Fra­ge zur gro­ßen Her­aus­for­de­rung wird. Wer ist der Trei­ben­de, wer der Getriebene?

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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