Schriftwechsel zwischen Pater Fanzaga (Radio Maria) und Roberto de Mattei zur Entlassung


Pater Livio Fanzaga, Programmdirektor von Radio Maria (links) und der Historiker Roberto de Mattei(Erba/​Rom) Radio Maria trenn­te sich vom Histo­ri­ker Rober­to de Mat­tei (sie­he eige­nen Bericht Radio Maria trennt sich auch von Robert de Mat­tei: „Kri­ti­sche Hal­tung“ gegen­über Papst Fran­zis­kus). Er ist nach dem Rechts­phi­lo­so­phen Mario Pal­ma­ro und dem Publi­zi­sten Ales­san­dro Gnoc­chi bereits der drit­te Mit­ar­bei­ter, der von Radio Maria ent­las­sen wur­de. Inner­halb weni­ger Mona­te stell­te der Sen­der damit drei Sen­dun­gen ein, die von den Genann­ten eigen­ver­ant­wort­lich gestal­tet wur­den. Gemein­sam ist den Ent­las­se­nen, daß sie tra­di­ti­ons­ver­bun­den sind, die katho­li­sche Kir­che und Leh­re ver­tei­di­gen und Kri­tik am Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus übten.
Rober­to de Mat­tei lehrt Zeit­ge­schich­te und Kir­chen­ge­schich­te an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom und ist eben­dort Dekan der Phi­lo­so­phi­schen Fakultät.
Grund der Ent­las­sung von Pro­fes­sor de Mat­tei ist des­sen jüng­ster Auf­satz Motu in fine velo­ci­or. Dar­aus ergab sich ein Schrift­wech­sel zwi­schen Pater Fanz­a­ga und Rober­to de Mat­tei, den Cor­ri­spon­den­za Roma­na ver­öf­fent­lich­te und den Katho​li​sches​.info dokumentiert. 

13. Februar 2014 – Pater Livio Fanzaga an Roberto de Mattei

Anzei­ge

Lie­ber Pro­fes­sor Rober­to de Mattei,
ich habe Ihren jüng­sten Arti­kel „Motus in fine velo­ci­or“ gele­sen und bemerkt, daß sich Ihre kri­ti­sche Hal­tung zum Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus immer mehr akzen­tu­iert. Das bedaue­re ich sehr und hät­te mir gewünscht, daß Sie Ihr gro­ßes kul­tu­rel­les Rüst­zeug in den Dienst des Nach­fol­gers Petri stel­len würden.
Sie ver­ste­hen, lie­ber Pro­fes­sor, daß Ihre Posi­ti­on mit Radio Maria unver­ein­bar ist, das in sei­nen Richt­li­ni­en nicht nur die Zustim­mung zum Lehr­amt der Kir­che, son­dern auch die Unter­stüt­zung des pasto­ra­len Wir­kens des Pap­stes vorsieht.
Mit Bedau­ern und aus Gewis­sens­pflicht muß ich Ihre monat­li­che Sen­dung ein­stel­len. Gleich­zei­tig dan­ke ich Ihnen, auch im Namen der Zuhö­rer, für Ihren ergie­bi­gen Ein­satz, den Sie ehren­amt­lich auf der Suche nach den christ­li­chen Wur­zeln Euro­pas gelei­stet haben.
Lie­ber Pro­fes­sor, soll­te sich Ihre Hal­tung gegen­über dem der­zei­ti­gen Papst ändern und posi­ti­ver wer­den, gäbe es kei­ne Schwie­rig­keit, daß Sie Ihre Sen­dung wie­der auf­neh­men könnten.

Herz­lichst
Pater Livio Fanz­a­ga (Pro­gramm­di­rek­tor)

13. Februar 2014 – Roberto de Mattei an Pater Livio Fanzaga

Lie­ber Pater Livio,
mit einer E‑Mail vom 13. Febru­ar tei­len Sie mir die Ent­schei­dung mit, die Sen­dung „Christ­li­che Wur­zeln“ auf Radio Maria ein­zu­stel­len, weil sich mei­ne „kri­ti­sche Hal­tung zum Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus immer mehr akzen­tu­iert“. „Ihre Posi­ti­on“, so schrei­ben Sie mir, „ist mit Radio Maria unver­ein­bar, das in sei­nen Richt­li­ni­en nicht nur die Zustim­mung zum Lehr­amt der Kir­che, son­dern auch die Unter­stüt­zung des pasto­ra­len Wir­kens des Pap­stes vorsieht.“
Zunächst möch­te ich Ihnen dan­ken für die Ein­la­dung, die Sie vor vier Jah­ren an mich rich­te­ten, die Sen­dung „Christ­li­che Wur­zeln“ auf Radio Maria zu gestal­ten. Seit damals bis zum ver­gan­ge­nen 15. Janu­ar habe ich an jedem drit­ten Mitt­woch im Monat ver­sucht, so gut als mög­lich die mir von Ihnen anver­trau­te Auf­ga­be zu erfül­len, indem ich histo­ri­sche, apo­lo­ge­ti­sche, spi­ri­tu­el­le und mora­li­sche The­men zur Ver­tei­di­gung der Kir­che und der christ­li­chen Kul­tur auf­be­rei­te­te. Ich dan­ke Ihnen auch dafür, daß Sie mich öffent­lich ver­tei­digt haben, als ich wegen eini­ger Sen­dun­gen von der lai­zi­sti­schen Pres­se scharf ange­grif­fen wur­de. Mein gan­zes Wir­ken und mein Apo­sto­lat stand und bleibt im Dienst der Kir­che und des römi­schen Pap­stes, dem ich mein jüng­stes Buch Der Stell­ver­tre­ter Chri­sti. Das Papst­tum zwi­schen Nor­ma­li­tät und Aus­nah­me gewid­met habe. Die Anhäng­lich­keit an das Papst­tum stellt einen grund­le­gen­den Teil mei­nes geist­li­chen Lebens dar.
Die katho­li­sche Dok­trin lehrt uns jedoch, daß der Papst nur unter bestimm­ten Vor­aus­set­zun­gen unfehl­bar ist und daß er Feh­ler bege­hen kann, bei­spiels­wei­se im Bereich der Kir­chen­po­li­tik, stra­te­gi­scher Ent­schei­dun­gen, des pasto­ra­len Wir­kens und sogar des ordent­li­chen Lehr­am­tes. In die­sem Fall ist es für einen Katho­li­ken kei­ne Sün­de, son­dern eine Gewis­sens­pflicht, ihn dar­auf hin­zu­wei­sen, vor­aus­ge­setzt, daß man es mit allem Respekt und mit Lie­be tut, die man einem Papst schul­det. So haben es die Hei­li­gen getan, die unser Lebens­mo­dell sein sollen.
Die Kir­che läßt ihren Kin­dern die­se Frei­heit der Kri­tik und es sün­digt nicht, wer mit der geschul­de­ten Ehr­erbie­tung die Ver­feh­lun­gen der kirch­li­chen Hier­ar­chie auf­zeigt. Es sün­digt hin­ge­gen, wer schweigt, ob aus Feig­heit oder Kon­for­mis­mus. Das Dra­ma der Kir­che von heu­te liegt genau in der Angst der Prie­ster und der Bischö­fe, die die pars elec­ta der Kir­che bil­den, die vor­herr­schen­de, schreck­li­che Kri­se beim Namen zu nen­nen, zu deren Grün­den und Ursa­chen vor­zu­sto­ßen und Abhil­fe zu schaffen.
Ich habe noch ein­mal den Arti­kel gele­sen, der den Grund mei­ner Ent­fer­nung bil­det und mir scheint, daß sich dar­in nichts Respekt­lo­ses gegen­über dem regie­ren­den Papst fin­det, son­dern nur eini­ge mehr histo­ri­sche als theo­lo­gi­sche Anmer­kun­gen, die aus rei­ner Lie­be zur Wahr­heit geäu­ßert wur­den. Zudem habe ich mei­ne Sor­ge um die aktu­el­le Lage der Kir­che nicht in mei­ner monat­li­chen Sen­dung auf Radio Maria dar­ge­legt, son­dern über die von mir gelei­te­te Nachrichtenagentur.
Lie­ber Pater Livio, es steht natür­lich in Ihrer völ­li­gen Frei­heit, mich aus Ihrem Sen­der zu ent­las­sen. Es wäre aber bes­ser gewe­sen, Sie hät­ten es ohne Anga­be von Grün­den getan, anstatt so schwa­che und, wenn Sie mir erlau­ben, so halt­lo­se vor­zu­brin­gen. Sie stei­gen aus die­ser Sache nicht gut aus und das tut mir ehr­lich leid. Die Bewe­gung der Ereig­nis­se beschleu­nigt sich immer mehr und frü­her oder spä­ter wird der Stru­del auch Sie und Radio Maria mit­rei­ßen und Sie zwin­gen, im einen oder ande­ren Sinn Posi­ti­on zu ergrei­fen, obwohl Sie sich noch der fal­schen Hoff­nung hin­ge­ben, dies ver­mei­den zu kön­nen. Es kom­men aber Momen­te, in denen man Par­tei ergrei­fen muß. Was mich betrifft, wer­de ich wei­ter­hin mei­ne Frei­heit eines Chri­sten aus­üben, um den Glau­ben, den ich durch mei­ne Tau­fe emp­fan­gen habe und der mein höch­stes Gut dar­stellt, zu ver­tei­di­gen. Möge der Hei­li­ge Geist mir hel­fen, daß ich nie irgend­ei­nem Druck oder Schmei­che­lei­chen nach­ge­be, nie auf­hö­re die Wahr­heit zu sagen und um so lau­ter zu sagen, je grö­ßer das Schwei­gen jener ist, die eigent­lich ihre Stim­me sein müßten.
Mit besten Grüßen

Rober­to de Mattei

14. Februar 2014 – Pater Livio Fanzaga an Roberto de Mattei

Lie­ber Professor,
ich dan­ke Ihnen für Ihre ruhi­ge Ant­wort. Auf Ihren Arti­kel wur­de ich mit Sor­ge von einem Ihrer Hörer hin­ge­wie­sen. Bestimm­te Ent­schei­dun­gen trifft man lei­dend. Es ist mei­ne feste Über­zeu­gung, daß die Kir­che aus den heu­ti­gen Pro­ble­men her­aus­kom­men wird, indem sie der Got­tes­mut­ter und dem Papst folgt. Wie uns Bene­dikt XVI. lehrt, ist mehr denn je die Stun­de des Gebets.

Mit Wert­schät­zung
Pater Livio

Ein­lei­tung und Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Radio Maria/​Corrispondenza Romana

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

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12 Kommentare

  1. Wenig­stens hat Pater Livio vor­bild­lich umwelt­freund­lich per e‑mail gekün­digt, und somit eine Sei­te Papier gespart, die Papa Berg­o­glio nun medi­en­wirk­sam an die Armen wei­ter­ge­ben kann.

  2. Nach c. 212 § 3 CIC/​1983 hat jeder Katho­lik das Recht und u.U. auch die Pflicht, sei­ne Mei­nung frei zu äußern. Dass die sog. „Nor­ma­li­sten“ kei­ner­lei Kri­tik an ihrem fra­gi­len Welt­bild ertra­gen, zeigt die Ent­las­sung von Prof. de Mattei.
    In der Zwi­schen­zeit wird die Kir­che an allen Fron­ten ange­grif­fen, fun­da­men­ta­le christ­li­che Grund­sät­ze (bspw. das Lebens­recht) wer­den abgeschafft.
    Exsur­ge Domine!

  3. (…)„Das Dra­ma der Kir­che von heu­te liegt genau in der Angst der Prie­ster und Bischö­fe, die die pars elec­ta der Kir­che bil­den, die vor­herr­schen­de, schreck­li­che Kri­se beim Namen zu nen­nen, zu deren Grün­den und Ursa­chen vor­zu­sto­ßen und Abhil­fe zu schaffen.“
    Rober­to de Mat­tei trifft mit sei­ner sou­ve­rä­nen Reak­ti­on den Nagel auf den Kopf.
    Wie lan­ge kön­nen sich die tra­di­tio­nel­len Prie­ster­bru­der­schaf­ten ihr Schwei­gen eigent­lich noch lei­sten? Pius​.info, die deutsch­spra­chi­ge Home­page der FSSPX, haucht ab und zu harm­lo­se Kri­tik am „Hei­li­gen Vater“, die FSSP sam­melt und ver­öf­fent­licht dann und wann „Fran­zis­kus-Per­len.“ Die Petrus­brü­der nen­nen es nicht so, die Urhe­ber­rech­te an den Per­len hat Kath​.net. „Gold­körn­chen“ wäre viel­leicht ein pas­sen­der Name, aber der FSSP-Redak­ti­on fällt sicher ein tref­fen­der Begriff ein für die Berg­o­glio-Zita­te, mit denen sie für die­sen Papst werben.

    Gera­de mal zwei Bischö­fe, Erz­bi­schof Lefeb­v­re und Bischof de Castro May­er haben sich der ver­häng­nis­vol­len nach­kon­zi­lia­ren Ent­wick­lung ent­ge­gen­ge­stemmt und sind exkom­mu­ni­ziert gestorben.
    Bis vor nicht all­zu lan­ger Zeit schien es mir das Schlimm­ste, was einem gläu­bi­gen Katho­li­ken pas­sie­ren kann.
    Ich wuss­te nicht, dass es Not­si­tua­tio­nen gibt, in denen eine Exkom­mu­ni­ka­ti­on eine Ehre ist. Es WAR außer­halb mei­ner Vorstellungskraft.

    • Die Exkom­mu­ni­ka­ti­on wur­de zwar aus­ge­spro­chen, sie war aber gegen­stands­los, sprich null und nich­tig! Ich fra­ge mich, wie­vie­le Kle­ri­ker sich durch Ableh­nung der voll­stän­di­gen kath. Glau­bens­leh­re fak­tisch selbst exkom­mu­ni­ziert haben.

  4. Das Schrei­ben von Mat­tei ist sehr tref­fend beson­ders der Hin­weis auf den Stru­del, den auch P. Livio und sein Radio mit­rei­ssen wird. Wer aus Men­schen­furcht sich von sei­nen besten Mit­ar­bei­tern trennt, sich ihrer ent­le­digt, bloss um sich ja kei­ne Schwie­rig­kei­ten ein­zu­han­deln, ist ein sehr bedau­erns­wer­ter Mensch. Schon die alten Hei­den sag­ten: prin­ci­pi­bus pla­cui­s­se viris non ulti­ma laus est. Wenn es aber um die Wahr­heit und um die Inte­gri­tät des Glau­bens in sei­ner Ver­kün­di­gung geht, dann darf es kei­ne diplo­ma­tisch aus­schau­en­den Gemein­hei­ten geben. Die Kir­che betet jeweils in der ersten Stun­de: absi­stat et vecor­dia. Ein ern­ste War­nung, den ewi­gen Weg nicht aus Men­schen­furcht und Bequem­lich­keit zu ver­las­sen. Denn die schlimm­ste Akti­on des Men­schen gegen sich selbst ist die Ver­leug­nung sei­ner selbst. Dan­ken wir Gott, dass Er uns den hei­li­gen Glau­ben geschenkt hat ‚bit­ten wir dar­um, dass Er in uns erhal­ten blei­be wie in so vie­len hei­li­gen Zeu­gen, die jetzt aus der Ewig­keit auf uns her­ab­schau­en. Erhal­te unse­re Treue bis zur letz­ten Stunde.

  5. „Es ist mei­ne feste Über­zeu­gung, daß die Kir­che aus den heu­ti­gen Pro­ble­men her­aus­kom­men wird, indem sie der Got­tes­mut­ter und dem Papst folgt. Wie uns Bene­dikt XVI. lehrt, ist mehr denn je die Stun­de des Gebets.“
    Das sagt Pater Livio.
    Was die Got­tes­mut­ter betrifft: ja.
    Was „den“ Papst betrifft – äh…welchen denn?
    Ach so, Bene­dikt XVI., das sagt er ja.
    Inwie­fern folgt man aber F.?
    Das müss­te P. Livio mal erklären!
    Und im übri­gen folgt der Katho­lik in erster Linie weder der Got­tes­mut­ter noch dem Papst, son­dern dem Herrn, mit dem die Got­tes­mut­ter im Gegen­satz zu den Päp­sten seit 1958 immer voll­kom­men übereinstimmt.
    Hat sie bloß gebe­tet und nicht gehandelt?
    Nein, einer ihrer Schlüs­sel­sät­ze lau­tet: „Was Er sagt, das tut!“
    Gut, und was hat Er getan?
    Nur gebetet?
    Nein, er hat tap­fer und gewalt­los gekämpft bis ans Kreuz.
    Wer hat also recht in der Debat­te, selbst wenn man der Vor­ga­be P. Livi­os fol­gen will?
    Ja, eben – nicht P. Livio!
    Rober­to de Mat­tei erfüllt mit sei­ner Hal­tung die Vor­ga­be P. Livi­os bes­ser als der es sel­ber tut.
    Die­ser fei­ge Mann knickt ein, weil ein (!!!) Hörer sich äußert. Er hat nicht mal den Mut, sei­nen fal­schen Schritt allei­ne zu verantworten…
    Das gibt ein bit­te­res Erwa­chen eines Tages, P. Livio!

  6. „Es ist mei­ne feste Über­zeu­gung, dass die Kir­che aus den heu­ti­gen Pro­ble­men her­aus­kom­men wird, indem sie der Got­tes­mut­ter und dem Papst folgt.“
    Man kann ohne wei­te­res dem Vor­gän­ger von Berg­o­glio fol­gen. Er hat ein reich­hal­ti­ges Werk hin­ter­las­sen, auch wenn man der Theo­lo­gie Bene­dikt XVI. in wich­ti­gen Punk­ten nicht fol­gen mag: Sei­ner Nähe zu sei­nen gro­ßen Vor­bil­dern Hen­ry de Lubac, Odo Casel, Hans Urs von Bal­tha­sar. Ich kann ihm nicht fol­gen, weil ich ins­be­son­de­re den Ein­fluss von de Lubac und Casel auf die Ent­wick­lung der Kir­che bis hin zum Kon­zil ver­hee­rend fin­de. Den­noch gibt es sehr tie­fe, reich­hal­ti­ge Tex­te von ihm, sei­ne per­sön­li­che Fröm­mig­keit, sei­ne Chri­stus­be­zo­gen­heit steht außer Frage.
    Aber er ist nicht mehr der Papst. Pater Livi­os Ant­wort ist schier unmög­lich. Er spricht die ver­wa­sche­ne Spra­che der Kon­zils­do­ku­men­te, ihrer Ver­schwom­men­heit und Wider­sprüch­lich­keit. Denn sei­ne For­de­rung dem Papst zu fol­gen und im Anschluß­satz Bene­dikt zu erwäh­nen, lässt den Ein­druck auf­kom­men, die Kir­che hät­te zwei Päp­ste. Was das Ende des Papst­tums wäre. Tritt auch Berg­o­glio zu Leb­zei­ten Bene­dikts zurück, hät­ten wir dann eine Papst­kol­le­gi­um. Ein Tri­um­vi­rat an der Spit­ze der katho­li­schen Kir­che. Wie im alten Rom.
    Mit Schrecken stel­le ich der­zeit fest, wie zusätz­lich die katho­li­sche Mari­en­ver­eh­rung, die für die katho­li­sche Kir­che, ihren Glau­ben an den Gott­men­schen Jesus Chri­stus unent­behr­lich ist, unter die Räder kommt.
    Die nach­kon­zi­lia­re, pro­te­stan­ti­sier­te Auf­fas­sung, die Maria als eine gewöhn­li­che Frau, als „unse­re Schwe­ster“ mini­ma­li­siert, ist bekannt, die muss ich nicht schildern.
    Ich wuss­te nicht, dass es in der katho­li­schen Kir­che eine wahr­schein­lich schma­le Strö­mung gab und noch gibt, die den Unter­schied zwi­schen unse­rem Herrn und sei­ner ver­eh­rungs­wür­di­gen Mut­ter ver­wischt, indem sie die demü­ti­ge Jung­frau zur MITERÖSERIN erklärt.
    1916 muss­te das Hl. Offi­zi­um ver­bie­ten, dass Maria in prie­ster­li­chen Gewän­dern dar­ge­stellt wird, was dem­nach geschah. 1917 ver­bot das Hl. Offi­zi­um die Andacht zur „Jung­frau Priesterin.“
    Wäre das nur Ver­gan­gen­heit, man könn­te es belä­cheln. Doch lei­der wird die­ser Kult inner­halb der FSSPX am Leben erhalten:
    „Bes­ser scheint die Erklä­rung Josef Dil­les­ber­gers zu sein, der in Anleh­nung an die Wor­te Pius‘ XII. in „Mysti­ci cor­por­oris“ Maria mit dem Israe­li­ten des Alten Bun­des ver­gleicht, der die Opfer­ga­be aus sei­nem Eigen­tum nimmt (z.B. das schön­ste Schaf sei­ner Her­de), sie zum Tem­pel trägt und – da er selbst nicht opfern darf – die Opfer­ga­be dem Prie­ster über­gibt, der sie dar­bringt. So hat Maria ihren Sohn, der aus ihrem Fleisch und Blut sei­ne mensch­li­che Natur ange­nom­men hat­te, auf Gol­go­tha dar­ge­bracht und ihn für die gesam­te Mensch­heit auf­ge­op­fert.“ M. Gau­dron, Die Gna­den­vol­le, S. 121.
    Nach der Auf­fas­sung des Dog­ma­ti­kers der FSSPX im deut­schen Sprach­raum ist unser Herr Jesus Chri­stus der pas­si­ve Erlö­ser, den Maria auf­op­fert. Gau­dron ver­mei­det das häre­ti­sche Wort „Prie­ste­rin“, indem er noch tie­fer geht.
    Fortsetzung:

  7. Maria steht für die Israe­li­ten, die ihr schön­stes Schaf aus­wäh­len, zum Tem­pel brin­gen und sie dem Prie­ster über­ge­ben zur Opferung.
    P. Gau­dron FSSPX vor das Hl. Offi­zi­um, möch­te ich for­dern. Doch Paul VI. hat es abge­schafft. Fest­zu­hal­ten ist: Das Schaf spielt in der Rol­le Israe­lit – Opfer­tier – Prie­ster die unbe­wuss­te, pas­si­ve, ohn­mäch­ti­ge Rol­le. Die weist nicht nur ein Prie­ster, son­dern ein Dog­ma­ti­ker der FSSPX, ein Prie­ster, der die „Alte Mes­se“ zele­briert, unse­rem Herrn Jesus Chri­stus zu, dem Erlö­ser, dem Ret­ter der Welt.
    Geheu­er ist es ihm selbst nicht. Denn er berich­tigt sich weni­ge Zei­len spä­ter: „Frei­lich darf man es nicht so ver­ste­hen, als sei die Initia­ti­ve zum Opfer von ihr aus­ge­gan­gen.“ (a.a.O. S. 121).
    Wie Rah­ner, wie die Kon­zils­do­ku­men­te, die sich inner­halb eines Tex­tes direkt wider­spre­chen. Doch das Bild ist ein­deu­tig. Das Opfer­tier wür­de flie­hen, wüss­te es, was ihm bevor­steht, hät­te es über­haupt noch die Mög­lich­keit, flie­hen zu kön­nen. Und die­ses Bild gebraucht ein FSSPX-Prie­ster für unse­ren Herrn Jesus Chri­stus und sei­ne hei­li­ge Mut­ter. Mich erin­nert das spon­tan an Abra­ham und Isaac.
    Dil­les­ber­ger war ein vor­kon­zi­lia­rer deut­scher Theo­lo­ge, Exeget. Gau­dron erfin­det die­ses Bild nicht, er über­nimmt es von der vor­kon­zi­lia­ren Theo­lo­gie. Nicht nur die Neo­mo­der­ni­sten, auch die „From­men“ haben die Kreu­zestheo­lo­gie lan­ge vor dem II. Vati­ka­ni­schen Kon­zil ver­lo­ren. Die­se Kir­che war reif für das II. Vati­ka­ni­sche Kon­zil. Für den Zusam­men­bruch. Für den Niedergang.
    Die aller­se­lig­ste Jung­frau hat unter dem Kreuz ihren Schmerz auf­ge­op­fert, nicht ihren Sohn. P. Gau­dron ist sehr bele­sen, er erwähnt Kar­di­nal Scheff­zyk, der fest­stellt, dass ihr Tun kein Heil ver­ur­sa­chen­des, son­dern ein emp­fan­gen­des sei. Die­sem Kar­di­nal ist zuzu­stim­men, Gau­dron wünscht sich – im Gegen­satz zu Scheff­zyk – das Mari­en­dog­ma „Maria Miterlöserin.“
    Was ist in die Prie­ster­ge­ne­ra­tio­nen gefah­ren? Die einen kre­ieren die „Neue Mes­se“ in der Jesus Chri­stus nicht mehr der Erlö­ser ist, son­dern der „Offen­ba­rer der über­schweng­li­chen Lie­be Gottes.“
    Ande­re müs­sen unse­rem Herrn eine mensch­li­che Mit­erlö­se­rin zur Sei­te stel­len, unser Erlö­ser allein reicht nicht mehr aus.
    Ich muss hin­zu­fü­gen: Ich habe noch nicht gehört, dass unser Pri­or auch nur ansatz­wei­se so gepre­digt oder in der GO sich schrift­lich so geäu­ßert hat.
    Den­noch habe ich mich damit abzu­fin­den: Die Kir­che liegt in Trüm­mern. Ich bin auf mich selbst gestellt, um mei­nen Glau­ben zu ret­ten. Doch ich habe Bücher: Lehr­bü­cher, Kate­chis­men, das vor­kon­zi­lia­re Lehr­amt, die Päp­ste, die gro­ßen Hei­li­gen. Und die Bücher, in denen das Erbe von Erz­bi­schof Lefeb­v­re doku­men­tiert ist.

    • Nach­trag: Ich habe natür­lich auch ein eige­nes geist­li­ches Leben. Das ich nicht im Inter­net aus­brei­ten wer­de. Aber sich allein dar­auf zu ver­las­sen, wür­de zum Sub­jek­ti­vis­mus der Pro­te­stan­ten führen.

      • Ich fin­de das gut beob­ach­tet, @zeitlos!
        Die einen hal­ten von Maria gar nix, die ande­ren ver­göt­tern sie.
        In der Tat fal­len die einen m.E nach links vom Pferd, die ande­ren rechts vom glei­chen Pferd, das daher rei­ter­los durch die Gegend rennt.

    • @zeitlos
      Seit dem Kon­zil wird die gesun­de Mari­en­ver­eh­rung unter­drückt, um dann eine Mit­erlö­ser­schaft zu kon­stru­ie­ren, – extre­me Hal­tun­gen, die in der kath. Kir­che nie üblich waren und die nichts brin­gen außer Verwirrung. 

      Es liegt heu­te lei­der der Femi­nis­mus in der Luft, der auch vor der Kir­che nicht Halt macht. Man den­ke nur an das Heer der Lek­to­rin­nen und der Kom­mu­ni­ons­pen­de­rin­nen. Und die vie­len Frau­en, die unbe­dingt in lei­ten­den Stel­len tätig sein sol­len! War­um eigentlich? 

      So wie der heu­ti­gen Frau das Macho­tum des Femi­nis­mus scha­det, wür­de auch der Mari­en­ver­eh­rung eine solch künst­li­che Kon­struk­ti­on kein Nut­zen bringen. 

      Die Mut­ter­got­tes hat so vie­le, wun­der­ba­re und erha­be­ne Attri­bu­te – sie braucht die­se Über­hö­hung wahr­lich nicht. 

      Man bete doch öfter mal die Lau­re­ta­ni­sche Litanei.

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